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Zweites Kapitel.

Kratzer/Messer, Beile, Lanzen- und Pfeilspitzen, die uns in weit
entfernten Zeiten und Gegenden entgegentritt, grossenteils der
Aehnlichkeit der natürlichen Vorbilder, des Materials und der An-
forderungen des wilden Lebens zuzuschreiben. Wir erkennen die
Geschichte des Steinalters deutlich als eine in der Entwicklung be-
griffene. Ausgehend von dem natürlichen scharfen Stein ist der
Uebergang zu den rohesten künstlich geformten Steinwerkzeugen
unmerklich langsam, und von dieser rohen Stufe ab kann man nach
verschiedenen Richtungen einen unabhängigen Fortschritt verfolgen,
bis schliesslich um die Zeit, wo das.Metall den Stein verdrängt, die
Fabrikation eine bewunderungswürdige künstlerische Vollendung
erreicht hat. Ebenso ist es mit andern Werkzeugen und Fabrikaten,
deren Stufen uns während des ganzen Verlaufes ihrer Entwicklung
von der reinsten Natur bis zur vollendetsten Kunst bekannt sind.
Die Keule können wir von dem rohesten natürlichen Knittel an
bis zur kunstvoll geformten und geschnitzten Waffe verfolgen. In
unsern Museen finden wir Kiesel, die in der Hand gehalten wurden,
um damit zu hämmern, und steinerne Schneideinstrumente, die an
dem einen Ende geglättet sind, um sie in der Hand halten zu
können, Dinge, die uns andeuten, dass die wichtige Kunst Instru-
mente in Handgriffe einzufügen das Resultat der Erfindung, nicht
des Instinktes war. Das Steinbeil dient einmal als Waffe und wird
so zur Kampfaxt. Die Lanze, ein zugespitzter Stock oder Pfahl,
bekommt eine im Feuer gehärtete Spitze, und eine weitere Ver-
besserung besteht darin, dass man eine scharfe Spitze aus Knochen,
Horn oder einem behauenen Stein darauf setzt. Steine wirft man
mit der Hand und dann mit der Schleuder, einer Erfindung, die
bei wilden Stämmen zwar weit, aber doch nicht allgemein bekannt
ist. Vom Anfang bis zum Ende der Kriegsgeschichte finden wir
als beliebte Stosswaffe die Lanze oder den Speer. Schon früh
scheint sie als Wurfgeschoss in Gebrauch gewesen zu sein, aber
dieser Gebrauch hat sich schwerlich lange unter civilisirten Ver-
hältnissen erhalten. Als Wurfgeschoss wird sie meistens nur mit
Hülfe des Armes geworfen, während manche wilde Stämme zu
diesem Zwecke eine Schlinge benutzen. Die kurze Schnur mit
einer Oese, die auf den Neu-Hebriden gebraucht wird und die
Capitain Cook „becket“ nannte, und ein peitschenartiges Instrument,
das sich auf Neuseeland findet, wird zum Speerwerfen benutzt.
Aber das gebräuchlichere Instrument ist ein hölzerner Griff, einen
oder zwei Fuss lang. Dieses Wurfbrett findet sich in den
 
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