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Das 500jährige Jubiläum der Heidelberger Universität im Spiegel der Presse: Berliner Börsenzeitung — 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.17433#0001

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Abend- J\$ 356. Ausgabe.

Berlin, Dienstag, den 3. August 1886.

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die Tiergespaltene Zeile 40 pf Die einzelne Nummer kostet 10 pf.

Expedition der Berliner Börsen-Zeitung: Berlin W., Kronenstrasse No. 37. — Annahme der Inserate: in der Expedition.

Te!egraphisch8 Depeschen.

Bayreuth, 2. August, Abends. (C. T. C.)
Se. ?£. und K. Hoheit der Kronprinz ist mit
Ihrer K. Hoheit der Prinzessin Victoria heute
Abend sofort nach Beendigung der Parsifal-Auf-
führung wieder abgereist. Der Weg vom Theater
bis zum Bahnhof war elektrisch beleuchtet und
von einer zahlreichen Menschenmenge besetzt,
welche dem Kronprinzen enthusiastische Ovatio-
nen darbrachte. Beim Abschiede sprach der
Kronprinz dem Bürgermeister Muncker gegenüber
seine grosse Zufriedenheit über den ihm bereite-
ten Empfang, sowie über die vollendete Auf-
führung des .,Parsifal" aus.

Heidelberg, 3. August, früh. (C. T. C.)
Der Prorector Bekker empfing gestern die von
dem Papste und den auswärtigen Universitäten
und Akademien hierher entsendeten Delegirten.
Hierbei ist zum Generalredner für sämmtliche
Deutsche Universitäten und Akademien bei Ge-
legenheit des heutigen Festactes in der Aula
Professor Eduard Zeller (Berlin), zum General-
redner der ausländischen Universitäten und Aka-
demien Jules Zeller (Paris), Präsident des Insti-
tuts von Frankreich, gewählt worden.

Heidelberg, 3. August. (C.T.C.) Heute Vor-
mittag fand in der Ueiligegeistkirche zur Einlei-
tung der Jubiläumsfeier ein feierlicher Festgottes-
dienst statt. Daran schloss sich um 11 Uhr der
Festact in der Aula der Universität, bei welchem
Se. K. Hoheit der Grossherzog und Se. K. u. K.
Hoheit der Kronprinz Ansprachen hielten. Die
Rede Sr. K. u. K. Hoheit des Kronprinzen lautet:

„Se. Majestät der Deutsche Kaiser hat mir
den Auftrag zu ertheilen geruht, Ew. K. Hoheit
nnd den hier versammelten Vertretern und
Gästen der Universität Heidelberg Ileilgruss und
Glückwunsch zur Jubiläumsfeier zu entbieten. Es
erfüllt mich mit Stolz und Freude, Zeuge zu
sein von der Begeisterung, mit welcher in diesen
festlichen Tagen alte und junge Söhne der Ru-
perto-Carolina sich um ihren Fürstlichen Rector
schaaren, um mit ihm zuriiekzuschauen auf die
ruhmreiche Geschichte dieser Hochschule und mit
Dank zu Gott inne zu werden, dass sie in dem
halben Jahrtausend ihres Bestandes nie glück-
lichere Zeiten geschaut hat, als die, in denen wir
leben. Begründet in der ersten Frühe unseres
Culturlebens hat die Heidelberger Universität
alle die Schickungen an sich erfahren, welche
dem Deutschen Wesen im Ringen nach selbst-
stäadiger Ausprägung verhängt gewesen sind.
Sie hat abwechselnd geblüht und gewelkt, ge-
duldet und gestritten um Glaubens- und For-
schungsrecht, hat Trübsal und Exil ertragen, um
endlich, gehoben von der starken und milden
Hand ihrer erlauchten Beschützer, die ehren-
vollen Wunden mit dem Festkleide des Sieges
zu decken.

Wie dem Deutschen Volke, um dessen höchste
Güter sie sich redlich verdient gemacht, so ist
auch ihr erfüllt, was Jahrhunderte ersehnten:
Ihr Ehrenschild strahlt glänzender in der Sonne
des einigen Vaterlandes! Mit tiefer Bewegung
gedenke ich heute der grossen Stunde, da Ew.
K. Hoheit als der Erste dem Führer unseres
sieghaften Volkes mit dem ehrwürdigen Namen
des Kaisers gehuldigt. Diese Erinnerung ist mir
bedeutsam für die Feier, die wir jetzt begehen.
Denn voranzuschreiten mit grossem und gutem
Entschluss ist ein Anrocht des erlauchten Zäh-
ringer Hauses und diessr ruhmvollen Univer-
sität.

Es ist die schönste Pflicht meiner Sendung,
rühmend zu bekennen, wie treu dies Heidelberg
beflissen war, die geistigen und sittlichen Be-
dingungen der Wiedergeburt unseres Volksthums
zu pflegen. Lehrenden und Lernenden war von
jeher hier die gastliche _ Stätte bereitet. Aus
allen Gauen strömten sie herzu und in den
liebenden Armen der Alma mater erkannten sie
sich als Söhne der grösseren Mutter wieder.

So hat sich hier in der Stille des Studienlebens
vorbereitet, was uns Deutschen nach langen
Irrungen die Geschichte offenbart. Im Südwesten
des Reiches, nahe der ehemaligen Grenze und
nahe der Gefahr lernte der Sohn des Nordens
den Solin des Südens als Bruder lieben, um
heimgekehrt, den schönen Glauben der Volks-

gemeinschaft auszubreiten, der unser Hort und
unsere Stärke ist.

Nun wir es wieder besitzen, das Glück der
Vereinigung, strömt aus dem Ganzen ein
kräftigender Odem zurück in die alte traute
Heimath unserer Bildung. Grösser geworden
sind die Zwecke des Forschens und Strebens,
dankbarer und folgenreicher der Beruf, sie
lehrend zu verkündigen und lernend zu ver-
stehen. Vaterland und akademisches Bürger-
thum werden aber nur dann wahrhaft segens-
reich auf einander wirken, wenn sie in ihrer
Lebensthätigkeit die gleichen Tugenden bewahren.

Je höhere Gipfel in Wissenschaft und im ge-
schichtlichen Leben erstiegen sind, je stolzere
Ziele winken, desto grösserer Besonnenheit und
Selbstverleugnung bedarf es. »

Die Wünsche und, die Zuversicht, die ich heute
der Ruperto-Carolina entgegenbringe, umschliesst
der Zuruf an Lehrer und Schüler, eingedenk zu
bleiben der Aufgaben, die uns gerade im Hoch-
gefühle des Erfolges am eindringlichsten die
Seele erfüllen sollen: in Wissenschaft und Leben
festzuhalten an der Wahrhaftigkeit und Strenge
geistiger Zucht, an der Förderung des Bruder-
sinnes unter den Genossen, auf dass aus dem
Geiste des Freim uth es und der Friedfertigkeit
die Kraft zu der heilsamen Arbeit wachsen
möge, die Lebensformen unseres Volksthums ge-
deihlieh auszubilden. So möge dieser Universität,
einer der ältesten Pflanzstätten Deutscher
Wissenschaft, beschieden sein, an Thatkraft die
jüngste zu bleiben!"

Wien, 2. August, Abends. (C. T. C.) Am
7. d. tritt der „Presse" zoWg* im Handelsmini-
sterium eine Conferenz von Vertretern der Mini-
sterien der Justiz, des Ackerbaues und des Han-
dels zusammen, um über den vom Handelsmini-
sterium ausgearbeiteten Entwurf eines Marken-
schutzgesetzes zu berathen.

Paris, 2. August, Abends. (C. T. C.) Es
sind nunmehr 1401 Generalrathswahlen bekannt;
von den Gewählten gehören 829 den Republi-
kanern, 402 den Conservativen an. 170 Stich-
wahlen haben stattzufinden. Die Republikaner
haben G9 Sitze gewonnen und 83 verloren.

London, 3. August, früh. (C. T. C.) An
Stelle Chaplins, welcher den Posten des Präsi-
denten des Local-Governnient-Board ausgeschla
gen hat, weil mit demselben ein Sitz im Cabi-
nete uicht verbunden ist, wurde Ritchie zum
Präsidenten des Local-Government-Board ernannt.
Ernannt sind' ferner: James Ferguson zumUnter-
staatssecretär des Auswärtigen, Gorst zum Unter-
staatssecretär im Departement für Indien, Barl
Dunraven zum ünterstaatssecretär der Colonien,
Worms zum Secretär des Handelsamts, Jackson
zum Finanzsecretär im Schatzamt, Northcote zum
Finanzsecretär im Departement des Krieges.

Rom, 2. August. (C. T. C.) Das diploma-
tische Corps ist davon benachrichtigt worden,
dass der Papst endgiltig beschlossen habe, unter
dem Titel eines apostolischen Delegaten und Mi-
nisterresidenten einen diplomatischen Vertreter
nach Peking zu entsenden. Die Chinesische Re-
gierung wird den in London aecreditirten Ge-
sandten auch beim Vatiean aecreditiren.

Petersburg, 3. August. (C. T. C.) Der
Kronprinz von Griechenland ist mit seinem
Bruder, dem Prinzen Nikolaus, gestern in Peter-
hof eingetroffen. — Der bisherige Russische Ge-
sandte in China, Staatsrath Popoff, ist in den
Ruhestand versetzt und der bisherige General-
consul in Marseille, Kumani, zum Gesandten in
Peking ernannt worden. —

Wisch, 2. August. (C. T. C.) Die Skupsch-
tina genehmigte die Vorlage, betreffend die
Deutsch-Serbische Convention bezüglich des
Muster- und Modellschutzes, sowie die Declara-
tion betreffend den Markenschutz; ferner wur-
den angenommen: die Convention über die Aus-
wechselung amtlicher Documente, wissenschaft-
licher literarischer Publicationen und parlamen-
tarischer Annalen und Documente; der Nach-
trag zu der 1883 in Paris abgeschlossenen Con-
vention zum Schutze des industriellen Eigen-
thums, die Conventionen, betreffend den Schutz
des unterseeischen Kabels und betreffend den
internationalen Telegraphentarif. Endlich wurde
die von dem Unterrichtsminister eingebrachte

Vorlage über die Gründung einer Vorbereitungs-
schule genehmigt.

Washington, 2. August. (C. T. C.) Die
Staatsschuld der Vereinigten Staaten hat im
Monat Juli um 9 050 000 Doli, abgenommen, im
Staatsschatz befanden sich ult. Juli 4S4 860 000
Dollars.

Glasgow, 3. August, Vorm. 11 Uhr 10 Min.
(C. T C.) Roheisen. Mixed numbers Warrants
39 sh. 1V9 d.

(Siehe auch am Schluss des Blattes)

Vom Heidelberger Jubelfest.

Heidelberg, den 2. August.
Aus allen Gauen Deutschlands, ja Europas,
strömen bereits seit mehreren Tagen die alten
Musensöhne herbei, und besonders zahlreich sind
natürlich die „alten Herren" vertreten. Auf
Schritt und Tritt kann man 50 —60jährige, längst
in Amt und Würden stehende Herren sehen, die
mit Frau und Kindern am Arm und mit einer
der 5 Heidelberger Corpsuiützen auf dein Haupte
in der vergnügtesten Stimmung einherschreiten,
immer in der Hoffnung, unter den vielen Be-
gegnenden einen älten Jugendfreund wiederzu-
erkennen. Besonders hervorragende Gäste haben
namentlich die Saxo-Borussen empfangen, jenes
Corps, zu dem auch Prinz Wilhelm und der Cultus-
mimster v. Gossler gehören. Das Gedränge in den
engen Strassen Heidelbergs ist schier erdrückend.
Um Vi£> Uhr traf Se. Königliche Hoheit der Gross-
herzog von Baden hier ein. Die Stadt ist zur
Genüge gerüstet, um all ihre Gäste eine so be-
deutungsvolle Woche hindurch in ihren Mauern
zu beherbergen. Nicht nur alle öffentlichen Ge-
bäude, sondern auch jedes Haus und-Häuschen
ist auf das Reichste mit Guirlanden, sowie
Deutschen und Badischen Flaggen und Guir-
landen geschmückt. Die glanzvoll ausgestattete,
5( 0J Personen fassende Jubiläums - Festhalle
ist schon vor einigen Tagen fertiggestellt
und wird jetzt schon fleissig von den Studenten
als Kneiplocal benutit. Die Front dieser langen,
sich längs des Nekars unweit der „Neuen Brücke"
ausdehnenden Halle wird von 2 schönen Seiten-
thürmen gehalten, die mit halbrunden, vergol-
deten Kuppeln geziert das Schilf in massiger
Höhe überragen. Ueber dem Eingang ist auf der
einen Seite mit Goldlettern der Spruch ange-
bracht: „Fröhlich Pfalz" und auf der andern
„Gott erhalts". Auch das Innere der Festhalle
ist auf das Schönste ausgeschmückt. Die etwas
grosse Längenausdehnung wird gemildert durch
mannichfaciie Wappen, Fahnen und Festons. Be-
sonders schön geschmückt ist ferner die Univer-
sität, die Heiliggeistkirche, das sogen. Museum,
das Rathhaus und vor allem die Schlossruine.
Allerorts, wo es nur immer der Kaum ge-
stattete, ist eine Tribüne erbaut, um den
Zuschauern des historischen Festzuges am
nächsten Freitag einen geeigneten Sitzplatz
zu bieten. Nahe am Bahnhof, am Eingang der
Hauptstrasse erhebt sich der prächtige, so über-
aus reich ausgestattete Fürstenpavillon, der dem
Grossherzog von Seiten der Stadt verehrt wor-
den ist. Zu erwähnen ist noch, dass von Staats-
und Stadtwegen alles geschieht, um den Gästen
den Aufenthalt so angenehm als möglich zu
machen. Die studentischen Massenquartiere, vor-
nehmlich in Schulhäusern und ähnlichen Ge-
bäuden angelegt, sind vortrefflich ausgestattet.
Die eisernen Bettstellen sind dem Feldlazareth
entlehnt und Soldaten, die von der Militärbe-
hörde für diesen Zweck freigegeben sind, dienen
als Aufwärter. Jeder Ankommende erhält im
Empfangsbureau am Bahnhof jede gewünschte
Auskunft. Alle Vorbereitungen beweisen uns,
dass das Fest in einer glänzenden, seiner hohen
Bedeutung würdigen Weise verlaufen wird.

Berlin, «leu 3. August.

— Wie das „Deutsche Tagebl." meldet, wird
der König von Portugal in der Zeit vom 20.
bis 24. August zum Besuche des Kaisers Wilhelm
in Berlin eintreffen: später wird der König von
Portugal dem Dresdener Hof einen Besuch und
von dort aus einen Abstecher nach Wien
machen, um den Kaiser Franz Josef zu be-
 
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