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Das 500jährige Jubiläum der Heidelberger Universität im Spiegel der Presse: Berliner Börsenzeitung — 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.17433#0005

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Berlin, Mittwoch, den 4. August 1886.

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Expedition der Berliner Börsen-Zeitung: Berlin W., Kronenstrasse Uo. 37. — Annahme der Inserate: in der Expedition.

Telegraphische Depeschen.

Heidelberg, 3. August, Abends. (C. T. C.)
Das Schlossfest hat heute Abend bei kühlem,
aber klarem Wetter stattgefunden und ist
äusserst glänzend verlaufen. Tausende von zum
Theil farbigen Lampions markirten die Archi-
tektur des Schlosses, welches ausserdem noch
mit elektrischem und anderem Licht erleuchtet
wurde. Gegen 7000 Personen waren im Schloss-
hof, auf dem Balcon und in dem Garten an-
wesend. Der Staat hatte die Bewirthung der
Gäste übernommen. Um 8 Uhr erschienen Ihre
Königlichen Hoheiten der Grossherzog und die
Glossherzogin, Se. Kaiserliche und Königliche
Hoheit der Kronprinz, sowie die Prinzen Ludwig
und Carl. In dem sogenannten Landhause,
welches mit Gobelins prachtvoll geschmückt war,
hatten sich die Ehrengäste, die Delegirten, sowie
die Professoren der Heidelberger Universität
facultätsweise versammelt. Die Decane stellten
die Herren ihrer Gruppen den höchsten Herr-
schaften vor. Der Grossherzog und der Kron-
prinz unterhielten sich in der leutseligsten Weise
mit den Anwesenden, die Französischen Dele-
girten wurden von allen Herrschaften in eine
längere Unterhaltung gezogen. Die Präsidenten
sämmtlicher studentischen Verbindungen wurden
dem Kronprinzen vorgestellt, der für Jeden
-einige freundliche Worte hatte. Die Frau Gross-
herzogin liess sich die Gemahlinnen sämmtlicher
Professoren vorstellen. Um 10 Uhr verliessen die
Herrschaften das Schloss unter enthusiastischen
Kundgebungen der Anwesenden. Das Fest selbst
fand erst in später Nacht sein Ende.

Heidelberg, 4. Juli. (C. T. C.) Die Rede
des Geheimraths Eduard Zeller bei dem gestrigen
Festact in der Aula der Universität lautete:

„Ew. Königlichen Hoheit und der Universi-
tät, deren rector magniiieentissimus llöchstdie-
selben sind, bin ich beauftragt, die wärmsten
Glückwünsche der wissenschaftlichen Körper-
schaften auszusprechen, welche nicht allein aus
allen Gauen des Deutschen Reiches, sondern
von allen den Bildungsstätten, an denen
die Wissenschaft in Deutscher Zunge be-
trieben und gelehrt wird, ihre Vertreter hier-
her entsandt haben: der Universitäten, der
technischen Hochschulen, der wissenschaftlichen
Akademien. Sie konnten diesen Auftrag Einem
•ertheilen, weil es ein Gefühl freudiger Theil-
nahme ist, das sie alle der Schwesteranstalt
gegenüber beseelt, deren Ehrentage wir feiern,
weil sie alle von dem Bewusstsein der inneren
Zusammengehörigkeit unserer Wissenschaft er-
füllt sind, für welchen Zweck diese auch
und in welcher Art sie gepflegt werden.
Hoidt-Iberg ist die älteste von den Universitäten
des Deutschen Reiches, aber es ist, als wäre ihr
bei ihrer Gründung das Geschenk einer ewigen
Jugend in die Wiege gelegt worden, so erfrischt
fühlen sich alle, die von ihrem Hauche berührt
werden: Die Jungen, welche ihre wissenschaft-
liche Bildung bei ihr suchen, die Alten, welche
als Lehrer an ihr wirken, oder zur frohen Er-
innerung an die Tage der Jugend zu ihr zurück-
kehren. Und auch ihr selbst ist es unter der
väterlichen Fürsorge erleuchteter Fürsten ge-
lungen, sich nach jedem Schicksalsschlag, der sie
traf, zu erneutem Glänze zu verjüngen; den Sehaaren
der Zöglinge, die sie in die Welt hinausgesandt
hatte, immer weitere folgen zu lassen; den Ge-
lehrten, welche Heidelbergs Namen in die Ehren-
tafeln der Geschichte so ruhmvoll eingeschrieben
haben, den wissenschaftlichen Entdeckungen, die
in Heidelberg gemacht worden sind, immer neue
hinzuzufügen. Möge der gute Geist, der sie bis-
her geführt hat, ihr treu bleiben! möge dieser
schöne Fl«ck Deutscher Erde noch bis in ferne
Jahrhunderte der glückliche Wohnsitz der
Wissenschaft und Geistesfreiheit Deutscher Bil-
dung und Deutscher Vaterlandsliebe bleiben!"

Hamburg, 4. August (C. T. C.) Der Post-
dampfer „Rhaetia" der Hamburg - Amerikani-
schen Packetfahrt - Actiengesellschaft hat, von
New-York kommend, gestern Nachmittag 4 Uhr
Scilly passirt.

Wien, 3. August, Abends. (C. T. C.) Der
„Polit. Corresp." wird aus Nisch gemeldet: Die
.Skupschtina nahm einstimmig den Antrag des

Finanzministers an betreffend die WTahl einer
Commission von 15 Mitgliedern zur Prüfung der
bisherigen Finanzgebahrung der Regierung und
zur Erwägung von Maassregeln behufs Herstellung
eines stetigen Gleichgewichts des Budgets.

Amsterdam, 4. August. (C. T. C.) Der
Preis für Privatsilber ist von 76 auf 75 fl. per
Kilogramm fein herabgesetzt.

Paris, 4. August. (C. T. C.) Der Kriegs-
minister Boulanger hat in einem Schreiben an
Limbourg, durch welchen die Briefe Boulangers
an den Herzog von Aumale den Journalen mit-
getheilt wurden, erklärt, er erkenne die drei
letzten von den Journalen veröffentlichten Briefe
als von ihm herrührend an. Boulanger sagt fer-
ner in dem Schreiben, als er durch die Conspi-
ration der Prinzen gezwungen worden sei, zwi-
schen seinem früheren militairischen Vorgesetzten
und der Republik zu wählen, sei er der Republik
treu geblieben und er habe das Gesetz, nachdem
dasselbe beschlossen worden sei, ausführen las-
sen. WTenn die Freunde des Herzogs von Aumale
jemals von Worten zu Thaten übergehen sollten,
werde er einfach seine Pflicht thun, aber er werde
sie thun mit der grössten Energie.

Stuttgart, 4. August. (C. T. C.) Der König
hat sich für einige Tage nach dem Jagdschloss
Bebenhausen begeben und auf dem Wege dahin
dem Fürsten und der Fürstin von Hohenzollern
in Sigmaringen einen Besuch abgestattet.

Madrid, 3. August. (C. T. C.) Der General
Salamanca, Director des Kriegsministeriums, hat
seine Entlassung eingereicht. Dieselbe ist ange-
nommen worden.

Petersburg, 4. August. (C. T. C.) Der
Generalgouverneur des Amurgebiets, Baron von
Korff, hat eine luspectionsreise nach Trans-
Baikalien angetreten, von wo aus er sich direct
nach Petersburg begeben wird.

Washington, 3. August. (C. T. C.) Das
Comite des Repräsentantenhauses für auswärtige
i Angelegenheiten hat in Bezug auf die von der
' Mexikanischen Regierung abgelehnte Freilassung
j de3 verhaiteten Redacteurs Cutting eine Reso-
lution angenommen, welche besagt dass das Haus,
wennschon es davon Kenntniss nehme, dass die
Mexikanische Regierung bereit sei, ihre inter-
nationalen Verpflichtungen zu erfüllen, doch nie-
mals ein Princip anerkennen könne, nach wel-
chem Amerikanische Bürger wegen in Amerika
begangener Vergehen in einem fremden Lande
gerichtlich verfolgt werden dürften. Das Haus
ertheile deshalb der auf Freilassung des Redac-
teurs Cutting gerichteten Forderung des Unions-
präsidenten seine Zustimmung und ersuche den
i Letzteren, diese Forderung bei der Mexikanischen
I Regie ung zu wiederholen.

Glasgow, 4. August, Vorm. 11 Uhr 10 Min.
(C. T C.) Roheisen. Mixed numbers Warrants
39 sh.

(Siehe auch am Schluss des Blattes)

Vom Heidelberger Jubelfest.

Heldelberg, 3. August.
Heute Morgen 8 Uhr traf der Deutsche Kron-
prinz auf der Neckarbahn hier ein. Eine dichte
Menschenmenge hatte den Platz vor dem Bahn-
hof und die anliegenden Strassen besetzt. Der
Perron, sowie der innere Bahnhof waren abge-
sperrt worden. Kurz vor der Einfahrt des Zuges
fuhr der Grossherzog von Baden in Gala-Equipage
vor und betrat den Perron, auf dem die Spitzen
der Militair- und Civilbehörden schon versammelt
waren. Als der Kronprinz aus seinem Salon-
wagen stieg, trat sein Fürstlicher Schwager auf
ihn zu, den Kronprinzen umarmend und küssend.
Sodann begrüsste der Kronprinz einige der anwe-
senden Herren und schritt mit dem Grossherzog die
mit Fahne und Regimentsmusik aufgezogene
Ehrencompagnie entlang. Nachdem er einige
Worte an die Officiere der Compagnie sowie an
einen Flügelmann und das Musikcorps im Vorbei-
gehen gerichtet hatte, bestieg er nach einigem
Aufenthalt im Bahnhofsgebäude den Galawagen
und fuhr mit dem Grossherzog und dein Prinzen
Ludwig in das Palais, um seine Schwester, die
Frau Grossherzogin, zu begossen, Um 9 Uhr

besuchten die hohen Herrschaften den Fest-
gottesdienst in der Heiliggei tkirche, die im In-
nern wie im Aeusseren auf das Geschmackvollste
mit Fahnen und Wappen geschmückt ist. Hier
hielt Herr Prof. Dr. Bassermann eine der Be-
deutung des Festes angemessene Predigt, bei der
er den Spruch der Bibel: „Tausend Jahre sind
vor Dir, wie der Tag, der gestern vergangen ist,
und wie eine Nachtwache" zu Grunde legte. Um
11 Uhr nahm die Begrüssung der Deputationen
ihren Anfang. Die Vertreter der ausserdeutschen
Universitäten waren alle in Amtsornat erschie-
nen, und so konnte man während der Feier-
lichkeit zugleich interessante und reiche
Kostüme in grosser Zahl studiren. Der
Empfang der Deputationen fand in der leider
nur geringen Raum bietenden Aula der Ruperto-
Carola statt. Der Grossherzog eröll'nete den Fest-
act als rector magnificentissimus mit einer kurzen
Rede. Nachdem er seine Freude über die An-
wesenheit des Kronprinzen, als Abgesandten des
Kaisers ausgesprochen und die Deputirten der
Universitäten begrüsst hatte, wies er in er-
greifenden Worten auf die bewegte Geschichte
der Universität, auf ihre grossen Verdienste um
die Wissenschaft innerhalb eines halben Jahr-
tausends Deutscher Geschichte hin. Sodann ehrte
er in warmen Worten das Andenken der Gründer
der Universität und besonders seines grossen
Ahnen, nach dem die Universität Heidelberg jetzt
benannt ist. „Und die heutige Universität —
fuhr der Grossherzog fort — ist ihrer grossen
Geschichte würdig geblieben, in Forschung und
Lehre; jugerdfrisch steht sie in lebendigem
Wechselverkehr mit den Schwester-Anstalten
in der ernsten Geistesarbeit unserer Tage.
Bleibende Werke in den Geisteswissenschaf-
ten, grosse Entdeckungen auf dem Gebiete
der sich mächtig entwickelnden Naturwissen-
schaften, glänzende Beredtsamkeit ausgezeich-
neter Lehrer haben in den letzten Decen-
nien Heidelbergs Ruhm aufrecht erhalten und
gemehrt."

Nachdem der Grossherzog der Universität noch
seine tief gefühlten Glückwünsche ausgesprochen,
verlieh er dem Prorector in feierlichen Worten
eine zu diesem Feste gestiftete goldene Kette
mit Erinnerungsmedaille, welche der jeweilige
Prorector als Auszeichnung tragen soll. Indem
der Grossherzog dabei die feierliche Versicherung
gab, dass er mit Unterstützung seiner Stände
auch in Zukunft diese grosse Bildungsanstalt
hegen und pflegen wolle, schloss er seine schöne
und warmherzige Rede mit den Worten: „Möge
der Ruperto - Carola unter dem Schutze meines
Hauses, der grossen Vergangenheit würdig,
eine herrliche Zukunft beschieden sein! Das
walte Gott!"

Nach dem Grossherzog ergriff der Deutsche
Kronprinz das Wort. Zunächst sprach er der
Ruperto-Carola im Namen des Kaisers dessen
aufrichtigste und wärmste Glückwünsche aus,
und indem er sodann seinen persönlichen Sym-
pathien für die Heidelberger Universität und die
Deutsche Wissenschaft Ausdruck verlieh, betonte
er die hohe Bedeutung, welche die Deutschen
Hochschulen für die Weckung eines warmen Pa-
triotismus gehabt haben. Gerade die Heidel-
berger Universität ist, so führte der Kronprinz
aus, von je her ein Einigungspunkt zwischen dem
Norden und Süden Deutschlands gewesen; hier1
in der schönen Neckarstadt haben sich die
Deutschen Studirenden aus allen Gauen des
Vaterlandes in warmer Freundschaft zusammen-
gefunden.

Am Schluss seiner schönen Rede sprach der
Kronprinz den Wunsch aus, dass die älteste
Deutsche Universität doch an Frische und
Leistungsfähigkeit stets die jüngste bleiben möge»
Nach dem Kronprinzen, der ebensowohl wie d»>r
Grossherzog seine Rede abgelesen hat, sp'ach
der Rector der Universität, sodann der Abgesandte
des Papste*, ferner im Namen der auswärtigen
Universitäten der Pariser Professor Jules Zeller,
nach ihm der Cultusminister von Gossler und'
noch mehrere andere Herre'j. Sodann über-
reichten die Deputirten <ier fremden Universi-
täten feierlichst ihre Dip'.ome und Ehrengeschenke.
Gegen Uhr war die Feierlichkeit beendet.
 
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