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Das 500jährige Jubiläum der Heidelberger Universität im Spiegel der Presse: Berliner Börsenzeitung — 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.17433#0013

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I. Beilage ber berliner Sörfen»3eitung"^ 367.

Stotflag, bat 10. «tupft 1886.

baS ^tnans« unb Steuerwefen abfolttt feinen ©in»
ftuß. Sie Vräfecten unb bie Untcrpräfecten, fewie
bie fonftigett polttifdjen Veantteit fßmtett bafter ein
SMrfeetib 9)M gewed)fett werben, oftne baß bie G5e-
fdjäfte in ben eingetnen abminiftratiBen Vraurften
etmaS baten Berfpüren. UeberbieS finb nun nod) in
■alten 9teffortS gang wie in ©nglaitb bie „politifrften"
^Beamten ton.ben gacftbeamteii, auf bereu Sdjultern
bie Iaufenben Slrbeiten ruften, ftreng gefeftieben.
33er $räfect eines Departements ift eine pottttfdje
'4>crfenlid)feit, welche genau ben Stattbpuntt
ber jeweiligen Regierung »ertritt. ©r erftält
feine Stellung wegen feiner politifdjen Haltung,
weil bie am 9tuber beftnblidje Partei über ber
jeweilige üücad)tftaber iftn für politifrft jttBerläfftg
Jftält; alteS anbere ift 9cebenfad)e. Sn ber Ver»
»attung ift er gewßftnlidj niemals tftättg gewefen,
et beflißt bariu feine ©rfaftrung. Stirn fteftt aß
cigentlidjcr gaeftntann, als rcuttnirter Verwaltung-
Beamter ber ©encralfecretär ber Vräfectur gur (Sehe,
ein gewßftntid) im Dienfte etit« unb beffclben De»
yartementS ergrauter Veantter oftne befonbere po»
litifcfte gärbunq. Unter bem Vräfectcn fteben bie
Don tüdjtigen feftefS geleiteten einjetnen Slbtfteilttn»
flen (Vureaur) ber Vräfectur. Die Beamten ber»
felben ftnb meift Slngeftßrige beS Departements; fte
befreit einige ftoftere Vilbuitg, befouberS aber eine
große Hebung unb ©efct)öft8fenntnig. Sie bienen
»on ber Vife auf, gewßftnlid) in berfelben Vräfectur,
unb finb, was baS wtcfttigfte ift, ebenfalls Siicftt»
»olittfer. 9cad) politifdjcn 9tütfficftteit wäftlt ftd) ber
^Jrdfect nur feinen Vrioatfecretär, wetdjer atterbiitgS
flud) einige ©efdjäftSfenntniß befüteit muß unb
i>effcn Stufgabe eS ift, ben Verfeftr jwifdjen bem
1;räfectcn unb ben Betriebenen Slbtfteilnugen
gu »ermitteln. Dem Jperm Vräfecien wirb, bauf
biefer ©iitrirfttuttg, tridjt feiten bie Demütftigung er»
{park ttot ben Untergebenen feine Unerfaftrenfteit
im VcrwattuttgSfad) 31t Berratften. Der gewßftnlid)
trod) junge, aber in Volitif maeftenbe VrtBatfecretär
wirb sumeift weit efter jttttl Untcrpräfecten ober gar
gum Vi'äfecteu beförbert, als ber im Dienfte alt fte«
worbene, ber Votitif fernerftejftcnbe ©eueralfecretär.
Vorauefcfcunq ift babei natürlid), baß bie Stegierung
Tange genug Veftattb bat, um iftre jüngeren spartet»
ganger in bie etttfteftenbeit Süden in ben ftßfteren
VetwaltungSffelleit aufnieten laffen 51t fennen. Die
Huterpräfectur ift eine ^räfectttr in Berflchtertem
9Jcaf;ftabc. ©ine ungemein widjtige Verfönlidjfett
in ber Verwaltung ift ber ©cneral » ©iitneftnter beS
Departements, meldjer alte birecten (Steuern Bereiit»
«aftmt, ber ^Regierung Vorfd)üffe mad;t unb
babei für bie Stetterjaftler Vanfgefcftäfte er»
lebigt. Die Steuerjaftter tragen Üjtn ibre ©r»
fparnifft ju, bamit er fte in ber fdjwebenben
(£d?ulb, in 9Jente, Dbligationcn be8 Credit foncier 2c.
anlegt, ©r fommt baburd) mit weiten Greifen in
ffierüftrung unb ftat ein meift IOOOOO %i. überftei'
ftcnbeS ©infommen, obwcftl baffetbe nur auS ©e-
luibren ftiefjt. Der ©eneraleinttebmer ift ^olitifer;
}cbr I)äuftg war er früher ^räfect ober fonft ein
bßtjerer Staatsbeamter. Die tt)m unterfteftenben
(Steuerbeamten unb ©tnnebmer ftnb bagegen reine
r*ad)beauttc; fte ftelfen i£)m bei feinen S3anfgefd)äfteu
unb ftetjen unter feinem perfDttlidjen ©inftuffe. Sie
folgen blinbtingS ber oon tl)iti ctngefrblagetten 91id)'
tung, ebenfo wie bie %a§--. b. ft. bie Söureaubeamten
ber ^räfectttr ber beS jeweiligen ^Jräfecten. Sn ber
Verwaltung ber inbirecten Steuern, beS Voft=, 3ßö'
unb gorftwefenS giebt eS wenig wirt'Iid) politifd)e
Soften; eS ftnb bort faft nur gaibbeamte tfyätig.
Sebiglid) bei SBefeljung ber tjßdjfteit Stellen
wirb auf bie colitifdje ©eftnnung 9tütffid)t
genommen, jebod) wirb aud) hierbei auS nabeliegeu-
ben ©rüttben über bie gadjleute nidjt ftinauSgegrif»
feit. Die ^Beamten biefer Äategorien ftnb, ebenfo
Wie bie Sureaubeamten ber Vräfectttren unb 33ebßr»
ben, jumeift gut gefault unb erfahren, babet tüd)'
tige Strbeiter, bie ftd) bitten, naef) trgenb einer 9tid)-
tung »olitifd) ftertioräutreten. Sie fud)en fid) bttrd)
fteifiige Strbcit unb üielteid)t aud) burd) protection
emcor p arbeiten, um fAIiefjlid) ein anftättbigeS
Siutjegeljalt 311 erlangen. Sie finb eS, weldje bie
SlrbeitSlaft tragen, wäbrenb bie an iljrer Spitjc
fietjenben »olitifcben $erfßitlid)feiten faft nur für bie
ä efeftigung beS gerabe berrfd)enben S^egimeS tftätig
finb. 2baS bie ©efyälter anbetrifft, fo fteften biejenigen
ber b,ßl)eren ^Beamten ju benen ber Unterbeamten ju-
meift in gar feinem SSerbältnifj. teS ertjält bei*
fpielSweife ber Vräfect auf3er $3oI)itung, Jpeigung,
SBetcudjtuug, Mobiliar u. f. W. 25 000 bis 35 000
grancS ©eftalt unb überbieS nod) 3ufd)üffe für
Siepräfentatiou, Steifen ic, fo ba| fein ©efammt-
cinfomuten auf 50= biS 70 000 %x. Beraufd)lagt
werben fann, wäbrenb bie ^räfectttrbeamten, welche
•nad) einem furjen Sttcernnmerariat mit 1000—1200
grancS anfangen, eS im Durd)fd)nitt gegen ifjr
CebenSenbe nur auf 3000 gr. bringen; ©ebälter »on
4000 %v. unb uteftr bilben bei biefen IBeamtett eine
StuSnatjine. ©in SJiinifter erfjätt CO 000, mit ben
9lebenbegügen etwa 120 000 %x., ein UntcrftaatS»
fecretär 30 000, ein gjiinifterialbircctor meift 15 000
grancS. Die ©ebälter ber übrigen sJJiiiüfterial-
beantten feftwanfen swifdjen lSOo'uub 12 000 gr.
Diejenigen, weldje weniger als 4000 %x. ©eftalt be-
gieften, erftatten ju Sleujaftr ©rattficattonen. DaS

8tuffteigen in eine böftere ©eftaltSftufe gebt oerftä!t-
nifnnäfiig langfam rott ftatten. ßeiberftatin jüngfter
Seit bie^otitif iftren ©infiuft aud) auf bie S3efei}ititg
ber unterenSBeamtenftelteit geltenbjit mad)en begonnen.
Scacftbent bereits feit Saftren in ben Kammern barüber
geftagt werben ift, bafj, tro^ gut re»ublifanifd)er
3Uinifter, UnterftaatSfccretäre unb ^räfecten, bie ©e>
fd)äfte in ber alten „reactionären" SLÖeife betrieben,
bafj bie geinbe ber 9iepublif burd) bie S3eftßrbcn be-
güttftigt würben, Woran lebiglid) baS oerfttßd)erte
ä^eamtentftnm ber SBureaur fd)utb fei, ftat man
fcftliejjM) aud) biefe letitereu „gefäubert", waS unter
ben früftereu 9tegierungen nie gefd)efteu war. 3U
Directorcn unb Vorftänben ber Slbtfteilungen unb
SBureaur würben $otttifer ernannt, aujjerbem aber
würbe bie 3«ftl biefer Stetten in fo unerftßrter
3Beife oernteftrt, bafj fte ftier unb ba berjettigeu ber
Unterbeamten faft gleicftfommt. ©benfo finb bie
bofteren unb alte beffereu Stetten intVoft=, Steuer»,
3olt» unb yorftwefen nteftr unb nteftr burd) potittfdje
perfßnlid)feiten ober oielmeftr burd) Sdjü^ltnge
polittfefter unb fcecielt parlamentartfdjer ©rßfjen be>
fegt werben. Diefe im Saufe ber legten Saftre
bottjogenen Sßerfonakäkränberuitgen ftaben in ber
SSerwattung nteftr Unorbnung gefd)affcn, als
früfter fo mand)e SReoolntion. 9Jcait ftat bereits
naeftgewiefen, bafl ber Diütfgang beS StcuerertragcS
gum guten Sfteile ber Scadjtäfftgfeit, Unerfaftrenfteit
unb Vtrteitid)feit ber in Sßolttif madjeitbeu neuen
ftßfteren 23eamten jujrtfrt)reir>en ift. Durd) bie
maffenftafte ©iufd)iebttng oen Volitifem ift bie
granjöfifcfte Verwaltung in eine 3erfefeuttg ge-
rafften, oon ber fte fobalb nid)t gefteitt werben
bürfte. Die attbewäftrten Sugenben beS %aäy
beamtentftumS geften nun aud) in ben unteren Äate-
gorien immer nteftr oerloren. Daffelbe jeirftttete fieft
ftets burd) gteifj, ftrenge Vflidjterfüllung, ©ewiffen-
ftafttgfeit unb befonberS aud) burd) Slnfprud)SIoftg»
feit aus. Die Veantten biefer Klaffe erftietten 33e-
folbttngcn, wetdje ftinter betten in anbereit San*
bern, ^o 3. 33- tu Detttfd)Ianb, meift äurütfftanben,
unb bod) traten fie niemals mit .Klagen an bie
£)effeutlid)feit. Dabei waren bie öeute unbefted)-
lid) — alfo gerabe baS ©egentfteil von ben »otiti-
fd)ett Strebern auf ben ftßfteren Soften; ein
in VariS anfäffiger Deutfcfter 03efd)äftSmanit,
ber fett breif3ig Saftren täglid) mit 3cllbeamteit
%vl tftun ftat, oerfidjerte mir wieberftott: „©in
grattjöfifdjer Douanier ift uttnaftbar, uitocrtetjltd);
nie ftabe id) »01t Unterfdjteifeu etwas geftßrt. 3d)
glaube, mau fßnnte ben Öeuten fd)Were ©elbfununeit
bieten, oftne bafj einer wanfte." Unb gerabe unter
ben am geringften befolbeten Veamten war unb ift
woftt aud) fteute nod) biefe ©ewiffenftaftigfeit unb
Unbefiecftlirftfeit am feftärfften ausgeprägt — gewifj
ein glanjenbeS Seugnifj für bie Sutcfttigfeit unb Uw
Berborbenfteit ber breiten VolfSfd)id)ten, auS betten
biefe Sewte fteroorgeften. Die alten Srabitionen
baben fid) ftier am beften erftatten. Die gransoftfdje
Verwaltung ift eben eine alte ©inriefttung, in ber
ftd) ein Sdjali 001t Sugenbcit unb ©rfabruitgen
attfammeln tonnte, welcfter immer nod) oorftält. Den
Vorwurf einer gewiffen Verfnßcfterung ftat man ber
grattäßfifd)en Verwaltung nid)t ganj 51t Unrecftt ge-
utadjt. Stttein eS giebt eben feilten wiberftanbS»
fäftigen Äßrper oftne Äuocften, feinen bauerftaften
Vau oftne feften Stein. Vei alten utenfd)Iid)en ©in«
riefttttngen bilben ftd) feftftefteitbe 9corinenunb©ewobtt-
ftetten, welefte bie freie ©ntfattuug ber Äraft woftl
oft beftinbertt, babei aber nad) anberer 9iid)tung oon
ftoftem Söertfte ftnb. S« granfreid) ftat biefe Slrt
Verfnßcfterung jebenfattS ben Vortfteit geftabt, bafj
trots ber öfteren Umwälsungen bie Verwaltung im
©leirftgewid)t unb baS Sanb im ©rof3en unb ©aiyen
in Drbnung geblieben ift. ©erabe ber „nerfnöd)ertcn"
Verwaltung war eS päufdjreiben, bafj bie Steuern
wäftrenb einer 9ieifte ron Decennicit immer ergiebiger
würben unbba| bie fdjlecftteäöirtftfdjaftber^olitifer
bem Staate auf materiettent ©ebicte nidjt attpoiet
fdiabete. Sftatfacfte ift eS aud) anbererfeitS, baf; btc
„Verfnöd)eruttg" fein ^iuberttijj für bie SdjaffenS»
traft tüd)tiger Dbcrbeamten gewefen ift. 9lod) unter
jeber Stegierttng ftat eS SKinifter, ^präfecten tt. f. w.
gegeben, welefte mit ber alten VerwaltuugSmafdjine
bebeutenbe, ja großartige Verbefferuugeit ur.b er»
fpriefalicfte Umgeftaltungen burdjpfüftren »ennodjt
ftaben. („Scftlef. 3-")

jur $i?cibclbcv#et Su&iläunt^fetcr.

Die ^eibetbergerSubilätttnSfeier ftat alte bie ftoften
©rwartungen, bie man in fie gefegt, nid)t bloS er»
retdjt, eS ftat fte mäd)tig überflügelt. ©S ift über
ben 9tabmen eines engeren gefteS ber Stätten ber
Söiffenfcftaften, einer ergreifenben Verbrüberung alter
Sßftne ber 9tuperto=ßarota, eines internationalen
SluStaufdjeS Oon officieHen ^pßfticftfeiten breit ftinauS»
gewaeftfen unb ftat ben ©ftarafter einer impofaitten
ytationalfeier, einer poftftumen ^pitlbigung ber SEßelt
ber ©eleftrten - 511 ber Äaiferfrßuung in' VerfaitleS
angenommen. SBie oom Gimmel fternieber weftte
ptöt^lid) gleid) in ben erfieit Sagen ein Sturm ber
Vegeifterung über bie aus alten Deutfcften ©aueit 31t»
fammengeftrßmteVerfammlung unb braeftte baS feltcnc
SOBunber §u ©tanbe, baß baS Volf ber Denfer unb

fritifd)en gorfefter, bie fid) Bielfad) mit Vorliebe ent*
weber als grofjgeiftige Slpoftel beS ÄoSmopolittSmuS
ober atS pebantifdje Vartifane beS VarticutariS«
muS füftlen unb eine fräftige Vetonttng beS 9!atio«
natbewußtfcinS gerne unter bem Vorwanbc, fid)
nieftt beS ©ftauBtniSmttS feftutbig tnadjen ;u wetten,
ableftnen, enbtidi wieber einmal eine großartige 5Ra-
nifeftation beS ©infteitSgebanfenS, ber untrennbaren
^ufammengcftßrigfeit aller Stämme in Sceuc fc^te.
Siacft ben ettgfteräigen Stanbpttnften, nad) ber Brut»
ciBietlen Verneinung, ben bie politifefteu Varteien
f 0 ftäupg bei großen nationalen gragen in ben Par-
lamenten unb in ßffenttirften Verfammlttitgcn ein«
genommen, erfrifdjt fotd)' eine feurige Demonftration,
bie nieftt etwa auS ben Greifen ber fogenannten
officielten Stnftänger ber 9teid)6regierung, fonbern
aus ben geiftig unb amtlicft ttnabftangigften Ä'ßrper«
feftaften erfolgte unb »on ben ©rcettensen ber
Snteltigcnj angeregt würbe. DaS bietet eine
trßftenbe ©ewäftr bafür, baß baS Deutfd)e Sfleicrj
Bon bem gürften ViSmarrf, wie bie JpßburS fo
gerne beftauBten, nid)t bloS äußerlid) mit eiferuen
klammern aneinanber gefeftmiebet unb aneinauber
gefettet würbe, fonbern baß eS aud) bereits innerlicft
an ben wiefttigften Stellen feft oerwadjfett ift. Die
gefttage in £eibelberg waren ein friebtid;eS „9tütli"
ber Vertreter Deutfcfter SSiffenfcftaft. Sie werben
im StuSIanbe gar Biete jener Scenen nationaler
Serriffenfteit unb Uneinigfeit Bergeffeu niadjen, über
bie fid) prft ViSntartf, ber ftd) in büfteren
Stunben gar oft für einen Bereinfantten Präger
beS ©infteitSgebanfenS ftiett, bitter beftagte.

©S war feine DureftfcftnittSfeier, bie fid) ba ab»
fpielte unb bereu »olitifefte Vebeutung unb gu er»
wartenbe gewaltige 59cacftwirfungen man; fpßttelnb
in gtage ftetten fann. Sie trug eine eminent geiftige
Vftftftognomic. Die geftfdjaufpicte, bie Umjüge, bi«
Vanfet'te, bie näcfttticften SHumtnationen u. f. w.
waren nieftt, wie fonft woftt bei berarttgen Veran-
staltungen, bie Jpauptfacfte, fte bilbeten nur ben
granbiöfen ^pintergrunb. Der Scftwerputtft tag in
ben «Reben, bie geftalten würben. Vei ber Ceftüre
ber Vericftte über SubiläumS-geierlicftfciten pflegt
man fonft bie Soafte unb Slttfpracften tu ber
Siegel 3U überfcftlagen, benn fte entftalten faft nur
fterfßiutnlid)e Söenb'ungen unb inftattStofe, über»
f'd)Wänglicfte «ßftrafen. 3Sie anberS bieSmal! «Seid)
bebeutfame 2Borte, meldf ftofte ©cbanfeit würben in
Bollenbetcr gorm bei ben Berfdjiebeneu 3ujanunen.
fünften offteietten ©ftarafterS auSgefprodjeit unb Bon
utelcft' geiftBottcn, feffelnben Vemerfttngen waren bte
Sifrftrebeit gewürst! DaS publicum «erfolgte bte
glänxenben Seiftuugen afabemifdjer Verebfam»
feit mit nod) Iebftafterem Sntereffe als fetbft
bie berüefenben geftBorftettungeit. Unb mitten
unter ben auSgejeicftneteu 9lebnerit beS geleftrten
StanbeS ragten ^wei Deutfdje gürften, ber Äron»
prittä beS Deutfdjen 9ieid)eS unb ber ©roß»
fterjog Bon Vaben, fteroor, bie eine erftaunlidie 5DJad)t
beS SßorteS unb eine ftiitreißenbe geftigfett itnb
Snntgfeit patriotifefter ©efmitung entwidetten. So
oft aud) bie betben ertaudjteu Verfonlidjfeiten gc»
swungen waren, baS Sffiort 3U neftmen, immer famcii
bebeutfante Sleußcrttugen über iftre Sippen. ©S tft
immer eine bod) erfreuenbe ©rfdjeinttng, wenn
man fieftt, baß in Greifen, wo früfter Bor«
wiegenb nur militairifdje Sugenben forgfältig auS»
gebübet würben, jefet aud) jene Vegabnngen, bte
ben Vebürfniffen beS griebenS bienen, eine mufter»
ftafte «Pflege erfaftren. Daju tritt nod) ber 3aubcr,
ben bie Offenbarung jebeS Talents ausübt. Unb
jeben Deutfcften erquidt eS gewiß in tieffter Seele,
wenn er immer wieber neue überrafd)cnbe Veweife
erftätt, Wie feftr er Urfacfte ftat, auf ben „geliebten"
Äronprinsen unb auf bie Dnitaftie ber ^oftenjoHent
ftots ju fein, ©ine ber ergreifenbftcn ©pifobett ber
SubitaumSfeier bitbete eS, als ber Äronprins
in Bon wunberbarer ^erjenSwärme burdjglüftten
unb rftetorifd) präd)tig Wirfcuben Söcrtett bei bem
geftmaftl im SJcufeum unb früfter feftou in ber Slitla
beS ©roßfterjogS griebrieft gebaeftte, „ber baftnbredjenb
bie großen ©utfefteibungen" am 18. Sanuar 1871
fterbeifüftren ftatf. Sn einem großen Sfteite beS
VubticumS ftatte ftd) ftartttädig bte gjjfttfte feftge»
fe^t, baß ber Berftorbene Äßnig Subwig II.
Bon Vaftern burd) feine begeifterte Snitiattoe bie
Uebertragttng ber Äaiferwürbe auf bie Dftuaftie
ber ^>oftenäoitern angeregt ftabe. Dtefer einen ftoften
Sftat wegen ftatte mau utand)e Vorfontntitiffe in
feinem Seben milber unb freunbltd)er beurtfteitt unb
feinem tragifdjen ©übe eine boppelt fd)merjlid;e
£fteiluaftme gefdjenft. 9icun tft ber gJtfttftuS, ber ben
poetifeften Äßnig Bon Vaftern in fo überaus eblem
Sicftte erfd)einen ließ, Bon ftßcftfter Stelle rectificirt
ttnb ber ©lorienfcftein patriotifdjen ©belftnueS
geftt Wie billig auf baS §auS ber ©roßfterjege Bon
Vaben über. Die gange ©pifobe paßte aber fo
red)t eigentlich in bie ^eibelberger SubiläumSfcier
ftinein; burd) fte würben bie ©rinneruugen an baS
große Saftr 1871 in bie unmittelbare ©cgenwart
gerüdt unb Berlieften beut gefte ber SBiffenfdjaften
bie rid)tige ftiftorifdje Stimmung.

Die Berfdjiebenen Vertreter ber UniBerfttäten ftaben
atte oftne SluSuaftme als 9lebner Sorbeern auf Sor«
beern geerntet. ©S bleibt erftaunlid), baß man
einem unb bemfelbcn Bon felbft gegebenen
 
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