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Das 500jährige Jubiläum der Heidelberger Universität im Spiegel der Presse: Berliner Börsenzeitung — 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.17433#0011

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Abend- J\ß. 362. Ausfalle.

Berlin, Freitag, den (>. August 1886,

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Alle Postanstalten, Zeitungs-Speditenre und unsere Expedition nelunen Bestellungen an. . , , ■

nie Tiergespaltene Zeile 40 pf. l>ie einzelne Nummer kostet 10 pf.

Expedition der Berliner Börsen-Zeitung: Berlin W., Kroiienstrasse Se. 37. — Annahme der Inserate: in der Expedition.

Tolonranhionhn nonoen'-on sie nicht. Die Empfindung von Lebensfülle und

i e.cyi apiiiaoiit; uepebu.Bn. Kraft muss da seiD; wie sie vor alIem rlas Wauiiern

Karlsruhe, 5. August, Abends. (Ausführ- in der reinen Luft der Höhen giebt. Und wenn der

liebere Meldung.) Die Mitglieder der Lehr- stille Frieden des Waldes den Wanderer von der

körperschaften der Univertät Heidelberg und die i Unruhe der Welt scheidet, wenn er zu seinen

zu deren Jubelfeier entsendeten Delegirten und I Füssen die reiche üppige Ebene mit ihren Fei-

Ehrengäste wurden bei ihrer Ankunft auf dem j dern und Dörfern in einem Blicke umfasst und

hiesigen Bahnhofe von dem Oberbürgermeister \ die sinkende Sonne goldene Fäden über die

Lauter begrüsst und begaben sich darauf zu j fernen Berge spinnt, dann regen sich wohl auch

Feierlichkeit Theil. Der Kronprinz trug dieselbe
blaue Uniform seiner Schlesischen Dragoner, in
der wir ihn bei allen hiesigen Festlichkeiten ge-
sehen haben. Nach dem Vortrag des grossen
Hallelujah von Klopstock, welches von Ph.
Wolfrum für Chor und Orchester componirt
und der Universität Heidelberg zugeeignet
war, bestieg der Decan der theologischen
Facultät die Rednerbühne und verkündigte in

Fuss durch die ein dichtes Spalier bildende ' sympatisch im dunklen Hintergrunde seiner Seele ! längerer Rede, dass die Facultät Se. König

Menge nach dem Grossherzoglichen Schlosse.
Beim Fassiren des Rathhauses ertönte von dessen
Balcon aus der Einzugsmarsch aus Wagners
„Tannhäuser". Bei dem Eintritt in den Empfangs-
saal des Schlosses wurde jeder einzelne der Ge-
ladenen zuerst dem Grossherzog und dann der
Frau Grossherzogin vorgestellt, welche beide an
jeden der Vorgestellten huldreiche Worte richteten.
Die vorgestellten Personen begaben sich hierauf in
den Schlossgarten, wo, während die Militairmusik
concertirte, Thee gereicht wurde. Nach Beendi-
gung der Vorstellung und nachdem sämmtliche
Gäste ihre Namen in ein Gedenkbuch einge-
tragen hatten, wurde in den oberen Räumen des
Schlosses das Souper eingenommen, bei welchem
sich der Grossherzog und die Frau Grossherzogin
Ununterbrochen unter ihren Gästen bewegten.
Unter den letzteren befanden sich auch die
Preussischen Minister von Gossler und Dr. Lucius,
sowie der Preussische Gesandte von Eisendecher
Und der Badische Gesandte Marschall v. Bieber-
stein aus Berlin. Nach beendetem Souper fanden
1öi Schlossgarten bei glänzender Beleuchtung
"'urch Magnesium icht und bengalische Flammen
Gesangsvorträge der Karlsruher Gesangvereine
statt. Um 1012 Uhr führte ein Extrazug den
Grossherzog gemeinsam mit seinen Gästen nach
Heidelberg zurück.

Heidelberg, 6. August. (C. T. C.) Professor
"von Helmholtz sagte in der bei dem Festmahle
^«•rn 4. d. zu Ehren Heidelbergs gehaltenen Rede,
er habe den Auftrag erhalten, auf die Stadt
Heidelberg einen Trinkspruch zu bringen; es sei
Jhin eine Freude, dem nachzukommen. Er habe
Heidelberg zuerst als Tourist kennen gelernt und
habe den Zauber seiner Schönheit sogleich tief ge-
lühlt. Es gebe echte Schönheit und falsche
Schönheit. Der Eindruck der letzteren schwäche
sich ab, wenn man sie zum zweiten Male; sie
langweile, wenn man sie zum dritten Male sehe.
•Er habe ausgedehnte Gelegenheit gehabt, Heidel-
bergs Schönheit als echt zu erproben, da ihm
ein günstiges Geschick gestattet, zwölf Jahre
hier zu leben. Die Individualität des Menschen
sei ein Product seiner Geschichte und so sei
<lie Liebe zu Heidelbergs Landschaft ein
Stück seiner Seele geworden. Aber er wo'le
sich nicht in einer poetischen Beschrei-
bung von Heidelbergs Schönheit ergehen, das
hätten Tausende schon vor ihm gethan, dar-
unter die ersten Dichter Deutscher Zunge von
Goethe bis auf den uns erst jüngst entrissenen,
dessen Lieblingsthema diese Stadt gewesen.
Ihnen könne er nicht nacheifern. Ihm scheine,
Jeder spreche am besten von dem, was er selbst
Jim besten kenne, und Heidelbergs Ehrenkranz
■Werde am schönsten, wenn mannichfaltige
Blumen hineingeflochten würden, auch einmal
eine etwas absonderliche. Darum wolle er die
Schönheit der Stadt als Naturforscher betrachten.
Sei es ein Zufall, dass von diesen grünen Hügeln
«us der geistige Blick des Menschen zum ersten
Alale in die unermesslichen Welträume ge-
drungen sei mit der Einsicht, wie di'e chemische
Natur der Weltkörper zu entziffern sei,
«in Unterfangen, welches unmittelbar vorher
i>och als die abenteuerlichste Unmöglichkeit
bitte erscheinen müssen? Er glaube das Gegen-
*heiL Etwas vom Schauen des Dichters müsse
*Ucb der Forscher in sich tragen. Freilich ist
'etzterem lnühs-tme und geduldige Arbeit nöthig,
"Jni das Material zu sichten und bereit zu machen.
jMJer Arbeit allein kann die lichtgebenden
*'leen nicht herbeizwingen. Diese springen, wie
'he Minerva aus dem Kopfe des Jupiter, unver-
^uthet, ungeahnt; wir wissen nicht, von wannen
>le kommen. Nur das ist sicher: dem, der das
j^ben nur zwischen Büchern und Papier kennen
*»* brnt bat und dem, der durch einförmige
"^heit ermüdet und verdrossen ist. dem kommen

die Keime neuer Ideen, die geeignet sind, Licht
und Ordnung in der inneren Welt der Vorstellun-
gen aufleuchten zu machen, wo vorher Chaos und
Dunkel war.

Hoheit den Grossherzog von Baden, den rector
magnificentissimus der Ruperto - Carola, zum.
doctor theologiae honoris causa zu ernennen be-
schlossen habe. Die gleiche Ehre wurde noch

Heidelberg, die Zuflucht müder und beladener i einer grossen Anzahl bekannter Männer zu Theil.

Seelen, die Erquickungsstätte der Leidenden, die j Die juristische Facultät, deren Decan alsdann

Stadt strenger Arbeit und jugendlicher Begeiste- ' das Wort ergriff, hatte die juristische Doctor-

rung, die wir alle lieben und zu der wir ge- j würde in erster Linie Sr. Königl. Hoheit dem

kommen sind, weil wir sie lieben, j Erbgrossherzog von Baden zugedacht, welcher-

Alt Heidelberg, die feine, | hier in Heidelberg studirt und schon während

Die Stadt an Ehren reich, j der Krankheit seines Vaters sich als Regent

sie wachse, sie blühe, sie lebe! j trefflich bewährt habe. Von besonderem Interesse

Heidelberg', 5. August, Abends. (C. T. C.) ' war die zweite Promotion der juristischen Facul-

Der Grossherzog hat den päpstlichen Abgesandten, : tät, sie betraf Rudolf v. Bennigsen, Landes-

Bibliothekar Stevenson, mit der Ueberbringung director der Provinz Hannover, welcher—wieder

eines eigenhändigen Schreibens an den Papst und Decan ausführte — dem Deutschen Volke in

mit der Ueberbringung der goldenen Jubiläums- ! schwerer Zeit den Glauben an die Zukunft er-

medaille beauftragt.

Hamburg, 5. August. (C. T. C.) Der Post-
dampfer „Rhaetia" der Hamburg-Amerikanischen

halten, welcher so viel für die Einigung Deutsch-
lands geleistet habe, so oft ein Vaterlandsretter
in den Debatten des Parlaments geworden sei.

Packetfahrt-Actien-Gesellschaft ist, von New-York , Unter den von der medicinischen Facultät mit
kommend, heute Abend 8 Uhr auf der Elbe ein- i dem Doctordiploin Beehrten befanden sich der

getroffen. | Nordpolfahrer Nordenskjöld und der Geograph

Hamburg, G.August. (C. T. C.) Vorgestern ] Freiherr v. Richthofen. Die Diplome der pldlo-
Abend IOV2 Uhr wurden in der Richterschen ; sophischen Facultät sind zum grössten Theil
Wirthscliaft in der Thalstrasse, Vorstadt St. Pauli, | Ausländern zugefailen, den Vertretern Englischer,
8 Socialdemokraten bei der Abhaltung einer | Französischer und Italienischer Universitäten auf
geheimen Sitzung überrascht. S.:;:nmt!iche Per- I dem Jubelfest. Besonders zu erwähnen ist luer-

sonen, sowie auch der Wirth wurden verhaftet
und eine grosse Menge von Sammellisten, Ab-
rechnungen und Briefschaften mit Beschlag be-
legt. Von den Verhafteten sind je 2 aus Ham-
burg, Harburg, Altona und Ottensen. Nach den
gestern von 9 Uhr Vormittags bis 3 Uhr Nach-
mittags mit den Verhafteten angestellten Ver-
hören wurden formelle Haftbefehle gegen die-
selben erlassen, hierauf wurden dieselben mit
Genehmigung der Hamburger Behörde in das
Altonaer Justizgefängniss abgeführt.

Salzburg, G. August. (C. T. C.) Se. K.
Hoheit der Prinz Wilhelm von Preussen traf, zu
Wagen von Reichenhall kommend, heute Morgen
hier ein und setzte mit dem Postzuge um 914
Uhr die Reise nach Gastein fort.

Triest, b. August. (C. T. C.) Der Lloyd-
dampfer „Polluce" ist gestern Nachmittag aus
Konstantinopel hier eingetroffen.

Plymouth, 5. August. (C. T. C.) Der König
von Portugal ist heute hier angekommen und
bei der Landung vom Herzog von Connaught
empfangen worden.

Washington, 5. August. (C. T. C.) Der
Congress hat sich vertagt, ohne irgend welche
Maassregel in Bezug auf die von der Mexikani-
schen Regierung abgelehnte Freilassung des ver-
hafteten Redacteurs Cutting zu beschließen

Glasgow, G. August, Vorm. 11 Uhr 10 Min.
(C. T C.) Roheisen. Mixed numbers Warrants
39 sh. »/s d.

(Sieüe auch am Schluss des Blattes)

Vom Heidelberger Jubelfest.

Heidelberg, 5. August.
Die Ehren-rromotionen, welche heute Morgen
9 Uhr programmgemäss ihren Anfang nahmen,
wurden aus Mangel an Raum statt in der Aula,
wie schon der gestrige Festact, in der Heiliggeist-
Kirche abgehalten. Die Festtheilnehmer hatten
sich nicht mehr in der Zahl eingefunden, wie an
den vorhergehenden Tagen. Die Zahl der offi-
ciellen Festlichkeiten wird eben dadurch eine über-
grosse, dass alle die Corps, Verbindungen und
Vereine ihre besonderen, oft glänzenden Festcom-
merse halten, an denen natürlich alle hier anwesen-
den ,jungen und alten Herren" Theil nehmen
müssen. Wie immer in diesen Tagen, so nahmen
auch heut der Grossherzog, der Kronprinz, die Gross
hejjogin und die Badischen Prinzen an der

bei Jio Verleihung der Doctorwürde an Enrico
Stevenson, den Bibliothekar des Vaticans, welcher
als ausserordentlicher Gesandter den Papst auf
dem Jubiläumsfeste vertritt und sich durch Aus-
arbeitung des bekannten, vom Papst der Univer-
versität zum Geschenk gemachten Inhaltsver-
zeichnisses der einst der Universität entführten
Bibliothek (die Palatina) um die Wissenschaft
und die Ruperto-Carola so verdient gemacht
hat. Auch Geheimrath Professor Robert Koch
in Berlin, der Entdecker des Cholera-Baccillus,
ist von der philosophischen Facultät mit
dem Doctortitel ausgezeichnet worden. Um
11 Uhr war die Feierlichkeit beendet. Für heut
Nachmittag sind die vornehmeren Festgäste zu
dem Grossherzog nach Karlsrabe geladen, wäh-
rend die gesammte Heidelberger Studentenschaft
sich auf das wichtigste Ereigniss, den grossen,
historischen Festzug rüstet, welcher morgen früh
9 Uhr sich in Bewegung setzen soll.

Berlin, «len 6. August.

— Bei der Kaiser-Begegnung in Gastein
wird neben dem Deutschen Reichskanzler auch
der Minister von Boetticher sich in der Um-
gebung des Kaisers Wilhelm befinden, überdies-
nimmt man an, dass auch der Statthalter vor*
Elsass-Lothringen seinen Aufenthalt in Gasteins
bis zur Kaiser-Entrevue verlängern werde. Die
beiden Genannten würden allerdings nicht in
amtlicher Eigenschaft, wie der Reichskanzler, der
Begegnung beiwohnen. Die Nachricht, dass auch
der Kriegsminister v. Bronsart nach Gastein zum
Vortrag beim Kaiser gereist sei, hat sich nicht
bestätigt. Eine solche Reise, schreibt man der
„Münchener Allgem Ztg.", hätte auch auffallen
müssen, da der Kriegsminister, bevor er im Laufe
dieses Monats seinen Urlaub antritt, noch Ge-
legenheit haben wird, dem Kaiser hier in Berlin
oder vielmehr in Babelsberg Vortrag zu halten.
Immerhin wird sich die diesjährige Begegnung
in Gastein vor ihren Vorgängerinnen durch die
Anwesenheit einer zahlreicheren staatsmännischen
Gesellschaft auszeichnen.

— Die „Münchener Neuesten Nachr." bringen
die folgende bemerkenswerthe Mittheilung: Der
Reichskanzler Fürst Bismarck hat, wie wir
aus sicherster Quelle erfahren, an maassgebender
Stelle in München seiner hohen Befriedigung dar-
über Ausdruck gegeben, dass die Verhandlungen
mit dem Oestcrreichischvn Premier, Gruben von
 
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