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Das 500jährige Jubiläum der Heidelberger Universität im Spiegel der Presse: Düsseldorfer Zeitung — 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.17438#0001
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Dienstag

213.

Vierteljährlicher PreiS
in Düsieldorj
4 Mark.

bei allenkaiserl. deutschen
Postämtern 4 M. 50 Pf.

3. August

1886.

Anzeigen die Petitzeile
oder deren Raum
für hiesige 15 Pf.
für auswärtige 20 Pf.
Reclamen 50 Pf.

Druck und Verlag

der Stahl'schen Buchdruckerei in Düsieldorf.

Haupl-Expeditiou: ^rakenstrake

t9.

.. . „ . . .. Grafeubergerstr. s, «losterstr. 10 L,

Mal-8rpMti0«e«: Fiirstmwall- K-is-rstr. 3 j

Verantwortlicher Redakteur
MaxDuntz in Düffeldorf.

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auf die

Düffeldorfer Zeitung

nebst Gratisbeilage

„Jllilstcirtcs UiUerhMagsLlatt"

für die Monate August und September

werden von sämmtlichen Postanstalten und der Unter-
zeichneten entgegen genommen.

Die Cxpe-ition

der „Düsseldorfer Zeitung".

Deutschland.

Amtliche Nachrichten.

Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht
den bisherigen Dechenten Pfarrer Dr. Ferdinand
Stiefelhagen in Kuchenheim, und den bisherigen
PfarrerDr. Johann WilhelmBraun znHMrch
zu Domherren bei der Metropolitankirche in Köln zu
ern ennen.

Berlin, 2. Aug. fDer Kronprinzf beabstch-
tigt heute Abend gegen 11 Uhr Bayreuth zu verlasfen
und die Reise nach Heidelberg fortzusetzen. Jn Hei-
delberg gedenkt der Kronprinz bis zum 6. d. M., an
welchem Tage bekanntlich der große historische Festzug
stattfinden soll, zu bleiben und sich alsdann zu kurzem
Besuch der Kaiserin nach Schlangenbad zu begeben,
spätestens am Sonntag dürfte derselbe wieder in Pots-
dam eintreffen.

— sDer Reichsanzeigerj veröffentlicht das
Gesetz betreffend den Bau neuer Schiffsahrts-
Kanäle und die Verbesserung vorhandener Schiff-
sahrt-straßen.

— sGeneral von der Goltzj hat keinen neuen
Contrakt mit der türkischen Regierung abgeschlossen,
sich dagegen bereit erklärt, bis zu seiner Abberufung
seitens der deutschen Regierung in türkischen Diensten
zu verbleiben.

— sDas Rittergut Lubowa,j 500 Nu groß
und eins der schönsten Güter der Provinz Posen, ist,
wic das „Pos. Tagebl." meldet, in der Zwangsverstei-
gerung für 300,000 M. von dem königlichen Fiskus
zu Ansiedelungszwecken gekauft worden. Dasselbe ge-
hörte bisher Herrn Lewandowsky.

— sDie große Untersuchung,j welche mitder
Aufsehen erregenden Verhastung einer Reihe von Zahl-
meistern in allen Theilen Denischlands und der
Armeelieferanten Wollank und Hagemann begonnen
hatte, wird, wie man der „Nat.-Ztg." schreibt, gleich-
zeitig bei den verschiedenen Militärgerichten und bei
dem Landgericht I zu Berlin geführt. Wie man aus
bester Quelle vernimmt, sind sämmtliche Zahlmeister
wieder entlassen worden; die Untersuchung gegen die-
selben ist abgeschlossen, doch steht die Aburtheilung
noch aus. Nnr gegen einen Zahlmeister hat die Ver-
handlung bereits vor dem Kriegsgerichte stattgefunden;
das Urtheil lautete freisprechend. Die beim hiesigen
Landgericht I gleichzeitig geführte Untersuchung ist so
weit gediehen, daß Verdunkelungen nicht mehr zu be-
fürchten sind. Auf Antrag der Vertheidiger Rechtsaw
walt Dr. Staub für Wollank und Rechtsanwalt Thelen
für Hagemann ist denn auch heute dle Haftentlassnng
der beiden Beschuldigten gegen eine Bürgschaft von
20,M0 bezw. 12,000 M. erfolgt.

L Asta.

Roman von H. Schobert.

(1S. Fortsetzung.)

18. Kapilel.

„Der Herzog thäte auch besser, auf seine Gesundheit zu
achten, als täglich den immerhin beschwerlichen Weg aus
der Stadt her und wieder zurück zu machen," sagte einige
Tage später Königswinter zu Berken, als sie langsam im
Garten auf und abschlenderten.

Der Kapitän blieb stehen, zog eine prächtig erblühte Rose
zu sich herab und indem er ihren Duft einathmete, entgegnete
er achselzuckend: „Einem Thoren ist schlecht Vernunft pre.
digen. De Sentis ist rasend in meine Schwester verliebt,
daß er eher zu Grunde gehen würde, als freiwillig ihren
Anblick entbehren."

Gut, ich weiß das. Glaubt er aber, daß ich ihm in
Zuku'nft dieselben Privilegien einräumen werde?"

Kaum, vielleicht zwingt ihn gerade die Ahnung eines
droh'enden Berlufies, der Gegcnwart abzuringen, was noch
möglich ist. Uebrigens braucheu Sie auf Gastou de Sentis
nicht eifersüchtig z« sein."

„Das bin ich auch nicht. Außerdem rst er noch em halber

^DeShalb hat er meineSchwester zu seinemJdeal gemacht."

^Deshalb? O, ein jeder Mann wäre gerechtfertigt, wenn
er d"astelb° thäte."

Jch weiß es nicht. Asta ist schön, aber kalt und ge-
fühllos, wie dies hier," er klopste mit seinem Stöckchen aus
die steinerne Einsafsung der Fontaine, „ich würde bei einer
Frau etwas Anderes suchen."

„Warum verkleinern Sie Jhre Schwefier, Georg? Wären
Sie 'nicht ihr Bruder, man könnte Sie für einen abgewiesenen
Liebhabrr halten, Asta ist das vollkommenste Weib dec Erde."

Gewiß, wenn Sie unter Vollkommenheit Ruhe verstehen.
Meiu lieber Kömgswinter," er legte dem Angeredeten die
Hand auf die Schulter, „ich habe meine Schwester in Si-
tuationen gesehen, die jeder weniger kalt veranlagten Natur
Herzensregungen abgezwungen hättcn. Jch gebe Jhnen aber
mein Wort, daß sich Niemand anf dem ganzen Erdenrund
rühmen kann, mehr von ihr erhalten zu haben, als die kühlste

— sBerufsgenossenschaften.s Die Bestre-
bungen der Gewerbetreibenden betreffend die Zuziehung
von Sachverständigen bei staatlichen Verdingungen
haben doch einen gewissen Ersolg gezeitigt. Zwar hatte
der Minister der öffentlichen Arbeiten aus die Berichte
der Provinzialbehörden crklärt, daß den mit der Lei-
tnng des Verdingungsverfahrens betrauten Behörden
und Beamten sowohl die Entscheidung darüber, in
welchen Fällen überhaupt die Zuziehung von Privat-
sachverständigen, bezw. Sachverständigen-Commissionen
angemessen crscheine, als auch die Auswahl der hier-
für geeigneten Persönlichkeiten überlassen bleibe, er hat
aber, nm den aus den Kreisen der Gewerbetreibenden
kundgegebenen bezüglichen Wünschen thunlichst entgegen
zu kommen und die Verwaltung zugleich gegen Miß-
deutungen bezüglich der Auswahl der Sachverständigen
sicher zu stellen, der „Nordd. Allg. Ztg." zufolge an-
geordnet, daß, soweit nicht die Beamten der Verwal-
tung selbst mit ausreichenden Fachkenntnissen ausge-
rüstet seien und auch sonst unparteiische, in ihrem Fa.y
als tüchtig anerkannte Persönlichkeiten nicht bereits zur
Verfügung ständen, wegen Namhaftmachung von Sach-
verständigen zuvörderst die Vorstände der auf Grund
des Unfallversicheru'iqsqesetzes vom 6. Jnli 1884 ge-
bildcten Berufsgcnossenschaften angegangen und, falls
gegen die in Vorschlag gebrachten Persönlichkeiten vom
Standpuncte der Verwaltung Bedenken nicht vorlägen,
dieselben zur zweckentsprechenden Mitwirkung herange-
zogen werden sollen. Der Minister behält sich vor,
über die praktische Vewährung dieser Maßnahme seiner-
zeit Bericht zu ersordern. Desgleichen hat der Mi-
nister des Jnnern bestimmt, daß in Gemäßheit dieser
Vorschriften auch bei den im Verwaltungsbereich des
Ministeriums deS Jnnern vorkommenden Verdingungen
verfahren werden soll. Hoffentlich wird der Gebrauch
dieser Ministerialverfügungen den Nutzen aus der Ver-
wendung von Sachverständigen so überzeugend nach-
weisen, daß die Einrichtung gänzlich verallgemeinert
werden kann. Denn sie allein erscheint geeignet, eine
allen berechtigten Anfordernngen entsprechende sach-
kundige und unparteiische Handhabung bei der Ver-
gebung und AuSführung von Leistungen und Lieferungen
zu sichern.

Münche», 2. Aug. sFürst Bismarckj mit
Gemahlin jst unter Hochrufen einer zahlreichen Men-
schenmenge um 9 Uhr 40 Min. nach Gastein weiter-
gereist. Zum Abschiede waren auf dem Bahnhofe der
Minister des Auswärtigen und der preußische Gesandte.

Bayreuth, 3. Aug. sDer Kronprinzj rst heute
Vormittag mit der Prinzessin Victoria hier eingetroffen
und von der Volksmenge, welche sich am Bahnhof und
in den Straßen zu Tausenden angesammelt hatte, mit
stürmischen Hochrufen begrüßt worden.

Oesterreich-Ungarn.

Bad Gastein, 2. Aug. sDer Kaiserj unterläßt
scit einigen Tagen des unfreundlichen Wetters wegen
seinen gewohnten Spaziergang. Die Berge sind seit
Samstag Nacht wieder mit srischem Schnee bedeckt.
Für morgen wird der Statthalter Hohenlohe hier er-
wartet. Gestern Abend um 8 Uhr war der Kaiser
zur Abendgesellschaft bei der Gräfin Lehndorff, heute
Mittag um 1 Uhr besuchte er die Gräftn Grünne in
Straubingers Gasthof, nach seiner Rückkehr machte er
noch vor der Tafel cine Ausfahrt nach Böckstein.

— sDie Kaiserin von Oesterreichj machte
trotz des Regenwetters gestern früh in Bcgleitung der
Frau von Maylath ausgedehnte Spaziergänge.

— sDer Fürst und die Fürstin Bismarckj
ind heutc Abend um 8'/, Uhr hier eingetroffen und
«urden mit Hochrufen begrüßt.

Freundlichkeit. Si» sind der Einzigste, dem ste wärmer zu-
gethan ist."

„Dafür will ich ihr die Hände unterlegen. Glanben
Sie mir, die Gleichmäßigkeit ihres Wesens erhöht den Reiz
ihrer Erscheinung."

„ES muß wohl so sem. Sie werden begreifen, daß
Asta nicht ungeliebt durch's Lcben gehen konnte. Aber eS
cheint, daß wir Beide hier unser Schicksal gefnnden haben."

„Ah, Georg, wollen Sie mir ein Geständniß machen?"

„Nein, mein lieber Freund, das wäre Anmaßnng, um
ö mehr, da mir von anderer Seite deutlich genug der Weg
zezeigt wird."

„DaS wird die Zeit schon ändern, Berken. Sie sind
Kavalier, Tausend noch einmal, sollte eS Jhnen wirklich so
schwer sallen, ein widerspenstigesMädchenherz zu bestegen?"

„Wenn cs die Tochter eines Millionärs ist, verbietet es
mir die Ehre."

„Lassen Sie stch auSlachen! Sind Sie nicht der Bru-
der meiner Braut? Uebrigens werde ich cinmal ein ernstes
Wort mit Lucie reden; mein eigenes Glück hat mich egoistisch
gemacht."

„Jch bitte Sie," sagte der Kapitän unzufrieden, „unter-
laffen Sie daS, es verstimmt nur noch mehr." —

Aber Königswinter unterließ eS nicht und Lucie ging
an den nächsten Tagen mit rothgeweinten Augcn umher.

„Jch glaube, meine kleine Freundin hat doch nicht volles
Verlrauen zu mir," sagte Arslan vorwurssvoll, als er ihr
einmal allein im Garten begegnete.

„DaS wohl, aber ich kann doch unmöglich voraussetzen,
daß Sie wirklich so regen Antheil an dcm Kummer einer
Fremden nehmen. Erscheine ich Jhnen nicht kindisch in
meiner Angfl und Hülflosigkeit?"

„Fräulein Lucie, ich habe Sie gern, sprechen Sie rück-
haltsloS zu mir, wie zu Jhrem Bruder."

„Erschrocken blickte ihn das junge Mädchen an, aber
der AuSdruck seines Gestchtes beruhigte sie wieder. Er halte
es bemerkt und lächeltc harmlos.

„Ein Nivale Jhres Benno bin ich trotzdem nicht."

„Glauben Sie «twa, daß der Kapitän ein Rivale Ben-
no's ist? Dann siud Sie im Jrrthum. Er will nur das
Geld, das vielleicht einst mein Eigenthum wird, und be-

Bulgarien.

Philippopel, 29. Juli. jPrinz Wassiltschi-
kowj ist hier vor einiger Zeit emgetroffen, angeblich
um auf dem Schipkapasse zum Andenken an die dort
im türkischen Feldzuge gefallenen russischen Krieger eine
Kirche zu errichten. Prinz Wasiiltschikow ist ein her-
»orragendes Mitglied des panslawistischen Comites in
Petersburg. Der vorgebliche Zweck seines Aufenthaltes
n Philippopel ist ein schon wiederholt verwendetes
Aushängeschild für rnssische Treibereien. Prinz Was-
siltschikow thut denn auch sein möglichstes, um in den
ihm zugänglichen Kreisen gegen den Fürsten Alexander
md die bulgarische Regierung zu wühlen.

— sDie „Polit. Corr."j meldet ausSofianach-
iräglich, daß der Preminister Karawelow in der letzten
Sitzung der Sobranje auf eine Jnterpellation in Be-
treff der Revision des rumelischen Statuts
»zeantwortet habe, Bulgarien werde unter keinen Um-
ständen in eme getrennte Verwaltung beider Bulgarien
einwilligen; die Regierung werde, falls diese Forde-
rung gestellt werden sollte, neuerdings die Sobranje
einberufen. Karawelow fügte hinzu, die Großmächte
hätten eventuelle Einwendungen gegen die admmistra-
rive Verschmelzung Ostrumeliens mit Bulgarien erhe-
ben sollen, als die betreffenden Anordnungen erfolg-
ien, die nicht heimlich erlassen, sondern im Amtsblatt
oeröffentlicht wurden. Diese Erklärnngen fanden in
der Sobranje lebhaften Beifall.

Frankreich.

Paris, 2. Aug. sVon den Gemeinderaths-
wahlenj sind bis jetzt 1043 bekannt; davon entfallen
auf die Republikaner 636, auf die Conservativen
300, außerdem haben 107 Stichwahlen stattzufinden.
Die Republikaner haben 59 Sitze gewonnen und 53
verloren.

— sBoulanger.j „Paris" glaubt an die Aecht-
heit der von Limbourg publizirten Briefe Boulanger's
an den Herzog von Aumale und tadelt Boulanger,
daß er trotz derselben auf der Tribüne behauptete, er
habe dem Herzog von Aumale nichts zu verdanken.
Die „France", Boulanger's Organ, sucht heute die
ganze Geschichte als gleichgültig hinzustellen. — Die
reaktionäre Presse veröffentlicht zwei weitere Briefe
Boulangers, worin er Aumale bittet, seine Ernennung
zum Brigardegeneral zu unterstützen und die Nieder-
legung des Kommandos durch Aumale bedauert. Lim-
bvurg, der Hausfreund Aumales, verbürgt die Echtheit
'üer Briefe.

Großbritannien.

L.London, 2. Aug. sDas neue conser-
vative Cabinetj ist nunmehr endlich vollzählig.
Es besteht aus vierzehn Mitgliedern. Dieselben sind:
LordSalisbnry, Premier; LordHalsbury,Lordkanzler;
Lord Jddesleigh, Minister der Auswärtigen; W. H.
Smith, Kriegsminister; Lord George Hamilton, Chef
der Admiralität; Sir Richard Croß, Minister fürJndien;
Edward Stanhope, Minister für die Colonien; Sir
Michael Hicks-Beach, erster Staatssekretär für Jrland;
Lord Randolph Churchill, Schatzkanzler und Leiter des
Unterhauses; Lord Ashbourne, Lordkanzler vonJrland;
Henry Matthews, Minister des Jnnern: Lord Cran-
brook, Präsident des geheimen Staatsrathes; Lord
John Manners, Kanzler des Herzogthums Lancaster
und Oberst Sir F. Stanley, Präsident des Handels-
amtes. Das übrige Ministerium besteht bis jetzt aus j
folgenden Herren: Marquis von Londonderry, Vice-
könig von Irland; Earl Cadogan, Geheimsiegelbe-
wahrer; H. C. Raikes, Generalpostmeister; Sir Richard
Webster, Generalanwalt; Sir John Gorst, General-
fiscal; Sir Henry Holland, Viee-Präsident des geheimen

käme er dies ohne die unerwünschte Zngabe meiner Perssn,
so wäre ihm nur damit gedient. Jch begreife nicht, daß
Papa so blind sein kann."

„Amor trägt gewöhnlich eine Binde, aber werden Sie
Jhr Urlheil über den Kapitän nicht später einmal ändern?"

„Niemals! Jch hasse ihn, so weit ich im Stande bin,
einen Menschen zu hassen. Jch tödtete mich eher, als daß
ich sein Weib würde."

„Jhr Vater wünscht es?"

„Er hat mir sogar keine Wahl gelaffen, sondern es
einfach befohlen. O, mein Gott, wäre doch Herbcrt hier,
um mich zu retten!" Sie rang die Hände und aus's neue
stürzten Thcänen aus ihrrn Augen.

„Armes Kind," sagte Arslan liebevoll, ergriff ihre
Hände und zog ste an seine Brust. „Seien Sie nur
ruhig, — ich gebe Jhnen mein Ehrenwort, Sie sollen
den Kapitän nicht heirathen. Beunruhigen Sie sich wei-
ter nicht."

Sie stand vor ihm und sah halb hoffend, halb zweiselnd
in sein Gesicht.

„Wenn Sie das vermöchten; ich würde Jhnen so dank-
bar sein."

Das sollen Sie auch, Lucie," sagte er zärtlich. „Sie
sollen mich sogar recht lieb haben, genau so, als wäre ich
Jhr Bruder Herbert. Und nun keine Thräne mehr, sie
stnv üoerflüssig. Schweigen Sie vorläufig noch; laffen Sie
sich die Aufmerksamkeitm deS Kapitäns gefallen, abec
fürchten Sie nichts. Jch werde nicht dulden,daß man Sie
opfert."

Er zog sie on seine Brust und drückte einen Kuß aus
Jhre reine Stirn.

„Nicht wahr, Sie vertrauen mir?"

„Jch vertraue Jhnen," entgegnete Lucie getröstet. Ob«
gleich sie ein wenig bei seinen Zärtlichkeiten erröthet war,
fühlte sie doch, er meine eS ehrlich mit ihr. Sie trocknete
die letztm Spnren dec Thränen von ihren Wangen und eiUe
mit leichtem Herzen, wie seit lange nicht, in's Haus zurück.
Arslan ging weiter; er war fest mtschloffen, sein Wort zu
halten und Lucie vor dem Kapitän zu rettm. Ob auch dm Ban-
quier vor Asta? Vor dieser Frage stand er immcr wieder zö-
gernd still, denn was auf der einen Seite eine gute That

Staatsrathes fürUnterrichtswesen u. s.w.; D. Plunket,
Oberkommissärderöffentlichen Arbeiten: Akers-Douglas,
Politischer Sekrekär des SchatzamtS; A. I. Balfour,
Sekretärfür Schottland; J.H.A. Macdonald, Lord-Ad-
vokatfür Schottland;H. Holmes, Generalanwalt für Jr-
land; I. G. Gibson, Generalfiskalfür Jrland; Marriott,
Generalauditeur; Earl von Lathom, Oberstkämmerer;
Herzog von Portland, Oberstallmeister; Henry Chaplin,
Präsident d es Communalverwaltungsamtes; Earl Be-
auchamp, Generalzahlmeister; W. L. Jackson, finanzieller
Secretär des Schatzamtes, und I. P. B. Robertson,
Generalfiscal von Schottland. Sir Richard Croß
und Sir F. Stanley werden in den Pairsstand er-
hoben, so daß sieben der Cabinetsminister Mitglieder
des Oberhauses und die andern sieben Mitglieder des
Unterhanses sein werden.

sLord Hartingtonj wird der Birmingham
„Daily Post" zufolge demnächst eine Versammlung
seiner Parteigenossen einberufen, bei welcher Chamber-
lain und Trevelyan zugegen sein werden behufs Be-
sprechung der politischen Lage, soweit dieselbe den unio-
nistischen Flügel der liberalen Partei becührt.

sDieirischeparlamentarischeParteij tritt
nächsten Mittwoch in Dublin behufs Berathung dring-
licher und wichtiger Fragen zusammen. Es heißt, daß
die Jrländer im Laufe der Adreßdebatte im Unter-
hause die gegenwärtige Lage der Bodenfrage zur Sprache
bringen wollen mit besonderer Bezugnahme auf die im
Winter bevorstehenden zahlreichen Pächterausweisungen.

Muhestörungen.j Jn der Nacht von Samstag
auf den Sonntag kam es in Belfast wieder zu ernst-
lichen Ruhestörungen. Dieselben brachen aus, als
einige Sonntagsschulen von ihren Ausflügen zurück-
kehrten, wodurch stch in der Old Lodge und Shankhill
Road eine große Menschenmenge ansammelte. Die
beiden feindlichen Parteien begannen alsbald mit Steinen
zu bombardiren, mehrere Wirthshäuser wurden demolirt
und viele Civilpersonen wie Polizisten, unter den letz-
teren Polizei - Jnspector Tawnseod, verwundet. Die
Polizei zeigte am Änfang große Mäßigung und machte
nur von ihren Knüppeln Gebrauch. Erst als es die
Selbstvertheidigung gebot, machten sie von ihren Schuß-
waffen Gebrauch. Ein 12jähriger Knabe, welcher
von seiner Mutter nach dem Krämer geschickt worden
war, wurde erschossen. Der Sonntag verlief ziemlich
ruhig, jedoch war eine bedeutende, theilweise mit Ge-
wehren bewaffnete Polizeimannschaft in den aufrührer-
rischen Distrikten postirt.

Rußland.

Moskau, 31. Juli. sDas Verhältniß zwi-
schen Rußland und Deutschlandj bespricht die
„Moskauer Ztg." und sagt: Wir wünschen, daß sich
Rußland in freien, freundschaftlichen Beziehungen zu
Deutschland befinde; jedoch sollten wir eben solcheBe-
ziehungen auch zu anderen Mächten, desgleichen zu
Frankreich haben. Wir erachten es als gänzlich un-
wahrscheinlich, daß Deutschland irgendwann Streit mit
uns suchen wollte; aber wenn England, was wohl
möglich ist, mit uns im nahen oder fernen Osten zu-
sammenstieße, würde das jetzige Frankreich, welches zu
England fast in nicht geringerem Antagonismus steht
als zu Deutschland, wahrscheinlich nicht müßiger Zu-
schauer des Kampfes bleiben, worüber wir zu klagen
wahrlich keinen Grund hätten.

Heidelberger Jubiläimlsbriefe.*)

Ein trüber Einzug, den iE ^gestern w der^alwn? schönen
koperlo OsiaiL fererte. Schon in der Schwesterstadt Bonn,

*) Nachdruck nicht gestattet.

war, indem er daS Mädchcn von ciner unglückseligen Zu-
knnft bewahrte, war auf der andern Seitc vielleicht das
Gegentheil. Hatte er ein Recht, das Glück eines Menschen
zu zrrstören, nur um Gerechtigkeit zu üben? — Während
er noch an Asta dachte, trat fie ihm unerwartct entgegen
und kam auf ihn zu.

„Ah, Herr Oberst, ich war voihin diSkret genug, sie
nicht in eiocr andcrn intereffanten Beschäftiguag zu stören,
daS verdicnt Dank, hoffe ich."

„Gnädige Frau, ich rauche harmloS meine Cigarrc."

„Was Sie indeß nicht hinderte, Königswinters Tochter
zu küffen. Jch habe scharfe Augen, Herr Oberst."

„Wenn man ein Gelübde ablegt, gnädige Frau, darf
man s-ine Lippen sogar anf ein Heiligenbild drücken."

„Ein Heiligenbild ist ungefährlicher. UebrigenS wollen
Sie mir nicht daS intereffante Gelübdc enthüllen?"

„Nein, gnädige Frau."

„Ah, Sie vergeffen, daß ich ein Recht zu dergleichen
Fragen habe."

„Jn der That, daS Recht sehe ich nicht."

„Jch bin KönigswioterS Braut, in kurzer Zeit seine
Gattin. Lucie ist seine Tochter, ich habe also die msralische
Berpflichtnng übernommen, über sie zu wachen."

Asta sprach gereizt und hestig, sie war offenbar erregt.
Bei den letztcn Worten trat ArSlan einen Schritt zurück,
sah voll in ihr Gestcht und lachte kalt und schneidend auf.

„Sie, gnädige Frau?"

Es lag eine unaussprechliche verächtliche Beleidignng in
Wort, Ton und Gelächter, Frau von Greifenberg zuckte zu-
sammen und diß die Zähne fest in die Unterlippe. Trotzdem
senkle sie die Augen nicht, aber iu den sonst so sanften Ster-
nen glomm ein zorniges Funkcln anf und die Stimme war
klanglos, als sie erwiderte: „Ja ich, unterschätzen Sie mich
nicht, Herr Oberst, ich bin cine gefährliche Feindin."

„Vielleicht weniger gefährlich, wie alS Freundin. Soll
ich Jhnen in Bezng darauf eine kleine Geschichte erzählen?
Sie ist kurz, lehrreich und intereffant."

„Jch verzichte darauf," sagte Frau von Greifenberg und
warf den Kopf in den Nacken. „Aber hüren Sie statt deffen
meinen Rath. Versnchen Sie es nicht, stch Lucie Königs-
winter zu nähern, icht verbiete eS Jhnen."
 
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