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Das 500jährige Jubiläum der Heidelberger Universität im Spiegel der Presse: Düsseldorfer Zeitung — 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.17438#0009
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Freude über das endlich eingetretene, sehnlich erwartete gute
Wetter an Die Damen — dene im Allgemeinen durch-
schnittlich hübsch nnd merkwürdig gesunden Aussehens! —

:n ihren hellen Toiletten; die Herren ohne Ueberzieher, im
Frack meist und weißer Cravatte. die Lust so klar und wur-
zig, die bezaubernden Fernsichten so unbeichrankt und hell,
die Sonne so wohlthuend erwärmend — schon das Bettei-
gen des kleinen Berges an sich war etn Genutz. Ach machte
den Weg mit einem gemüthlichen preutzischen Otftzier der
Lie schöne Gabe des Schweigens besatz und konnte mich trotz
der Bcgleitung ungestort meinen mehr oder weniger poeti-
schen Reflexionen überlaffen. Oben anaelangt. wurdc ich
denselben allerdings höchst unsanft entrissen.. Jch hatte eme
falsche Festkarte eingesteckt und war genothigt. den Weg,
diesmal allerdings per Wagen, nochmals zuruckzulegen. da
die löwrnfcste Standhaftigkeit des Thorwächters alle meine
Ueberredungskünste und Cinlahbitten zu Schanden werden
lieh Aus dcm Schloffe durch dic endlosen Wagenreihen
und Menschenschaaren glücklich wieder angelangt. erwartete
mich ein märchenhafter Anblick. Zwischen den himmelhohen
Bäumen des Schlohgartens hingen an hohen Staugen große
elektrische Glühlampen, welche das dunkle Laub wie nut
künstlichem Mondschein überflutheten; der Thorweg in den
Burghos war mit brennenden Pcchfackeln garmrt und aus
dem Thore tretend lag der ganze weite Schloßplatz. umragt
von den malerischen Ruinen des stolzen Gebaudes und cr-
füllt von einer dichten, festlich geputzten Mengc m buntester,
farbenprächtigster, wohlthuendster Beleuchtung vor mir.

Diese Ruine ist eine der herrlichsten der Welt. Lage
und Architektur verleihen ihr einen ganz einzigen uiwer-
gleichlichen Charakter. Selbst in ihrer gegenwärtigen Ver-
wüstung läht die stolze Burg. eine gestürzte Königin, die
Majestät und Schönhcit ihre» ursprunglichen Wetens noch
deuilich erkennen und wer etwas Phantafte und architek-
tonisches Verständniß besitzt. kann sich das herrliche Ganze
aus den vorhandenen herrlichen Trümmern deutlich recon-
struiren. Jn allen Fenstergesimjen des Schlosses brannten
bunte Lichter; Lampions. Fackeln und elektrische Lampen
erleuchteten die übrigcn Theile. den Hof, die Thurmkam-
mern, die breite Terrasse. die Thorbogen und Gewolbe.
Rechts vom Eingang waren zahllose Körbe aufgeschichtet,
welche 9000 belegte Brödchen beherberaten; an anderen
Stellen wurde vortreffliches Bier. Weitz- und Rothwein
ausgeschenkt - der berühmte sagenhafte Zwerg Per-
keo hätte seinen berühmten Durst ruhig mitstillen können.

Die besuchtesteri Stellen des Festraumes waren un-
streitig die grotze Terrasse. wo das eigentliche Bierlager
sich besand und der Eingang zum sogenannten „Bandhaus ,
der mit Wandgemälden. Teppichen und Bannern hubsch
dekorirte Bausaal Rupertus', worin der Grotzherzog mit
seiner Gemahlin, der deutsche Kronprinz. der Erbgroß-
herzog und die übrigen Fürstlichkeiten fast vier Stunden
lang Cour abhielten. Sämmtliche courfähige Anwesende
und vielleicht auch die nichtcsursähigen, bemühten sich na-
türlich, die geliebten Fürsten von Angesicht zu Angesicht zu
erblicken und womöglich der Ehre einer kleinen Anrede
theilhast zu werden. , ^ ,

Die am Eingang des «saales postirten Wachen hatten
alle Mühe, die vonZeit zuZeit in unaushaltsamcmDrange
heranrückende Menschenmauer zurückzustemmen. Für Eng-
brüstige und gar zu corpulent veranlagte Personen war
dcr Aufenthalt in diesem Gedränge wirklich nicht zu em-
pfehlen. Trotzdem hielt man tapfer bis zur Erreichung
des ersehnten Zweckes aus und namentlich die Damen.
welche doch im gewöhnlichen Leben eine zerknitterte odcr
abgetretene Robe meist als eine persönliche Belcidigung auf-
fassen, bewiesen sich diesmal als die Standhaftesten. Jm
Allgemeinen verlief das Fest aber äußerft gcmüthlich und
nur seine lange Dauer machte es, für den Berichterftatter
wenigstens, etwas ungemüthlich. Die hohen Herrschasten
machten amSchlusse noch einen Rundgang durch dasPubli-
kum, hier und da ftehen bleibend und mit einzelnen her-
vorragenden Personen, von denen manche Excellenz
den jugendfrohen weißen Stürmer auf dem weißen Kopfe
trug, ein paar herzliche Worte wechselnd, an allen
Orten mit jubelndenZurufen empsangen. Auch derTerrasse
wurde noch ein kurzerBesuch abgestattet, wo der Kronprmz
sich mit einem Glase des den Festgästen gespendeten vor-
züglichen Baierischen erquickte, dem bis zur fruhenMorgen-
stunde von den fröhlich vereinten Genossen tapfer zuge-
jprochen wurde. Die 9000 Butterbrode ftnd sämmtlich ge-
wissenhaft aufgegeffen worden. Nur ich habe keins be-

Heute Vormittag 9 Uhr setzte ftch von der Universität
aus ver Zug zu dem gestakt in der Heiliggeiftkirche in
Bewegung, bei welchem Geh. Rath Professor Kuno Fischer,
der berühmte Aesthetiker und Philosoph, seine zweiundein-
halbstündige, mit allgemeiner Spannung erwartete Festrede
hielt. (Jch bemerke hier gleich, datz mir bei der Erwäh-
nung des Herrn Prorectors Bekker ein lagsus me,»or>-»e pas-
sirt ist; derjelbe ist Jurift und nicht mit seinem gleichfalls hier
lehrenden Namensvetter, dem Äugenarzte, zu verwechseln.
Lirsie kumuoum esü) Das Publikum bei diesem zweiten,
mehr geistigen als geistlichen Feftakie war dassclbe, wie
bei dem ersten in der Kirche ftattgcsundenen. Ein Tusch
beim Eintritte des Grotzherzogs uno des Kronprinzcn und
das berühmte „Hallelujah" von Händel bildeten die Ein-
leitung. Dann trat der Festredner vor. . icsäemme Neoior
-»erenissimv Mszniiieeniissime!^ so begann er, „Durchlauch-
tigfte, Höchstc und Hochfürstliche Herrschaften! Hohe Fest-
versammlung! Angcsichts der gewaltigen Aufgaben, welche
die Gegenwart erfüllen und nicht blos die Wissenschaften,
sondern die Völker bewegen. im Vorgefühle einer schicksals-
vollen Zukunft. die vielleicht neue Weltstürme entfesselt,
sind die vielen und mannigsaltigen Jubelfcste, die wir im
Genusse des Friedcns feiern, die Denkmale und Zeugnisse
einer bcdeutenden, glücklich vollbrachten Vcrgangenheit.
Es ift gut, daß unsere Zeit reich ist nicht bl»s an erhabe-
nen Erinnerungen, sondern auch an Thaten. wodurch fte
selbst eine Saat von Jubiläen ausgestreut hat, welche die
Nachwelt ernten wird. Diese wird in neuen Festen das
Andenken der Personen und Werke seiern, die wir erlebt
haben. Jede sortwirkende. denkwürdige That ist eine Frucht

Banquier liedt Sie."
schon mancher außer ihm gethan."
Fcage gestatten Sie mir," sagte
noch nic in Jhreui Leben einen

er

Sie

Lächeln von Frauenlippen bethören ließen; ich sehnle mich
darnach, einmal einem zu begegnen, dem gcgenüder ich
machtlos war. und träumte davon, mich selbst voc diesem
Manne zu demülhigen, ihn zu lieben." Sie lächelle leise und
neigte sich über ihn, bis der Hauch ihies MundcS s-ine Wange
streisle. „Wer kann die Liebe ergründen? Derjenigc, von dem ich
lräumte, hätte vielleicht nichts sür mich g-than, andere mich
vielleicht innig geliebt, ohne bei mir auch nur das leiseste
Gesühl zu erwecken. Wir Menschen sind sonderbar genug
dazu! Nicht wahr, Arslan?"

„Wohl möglich! Deshalb müßten wir am meisten gegen
uns selbst aus der Hut sein."

„Jmmer Klugheit, immer
schätzig. „Wissen Sie, daß die
Egoismus ist?"

Er räusperte sich, aber er
das er bisher zusammengesaltet
er jetzt in die Brusttasche. Sie sah ihm dabei gedankenloS

Klugheit," sagte sie gering>
Grundidee doch überall

der Anstrengung und Arbeit, und zu der Arbeit der Wis-'
senschaft, die zugleich forschen, lehren und wissenschaftlich
gesinnte Männer bilden soll, sind unsere Universitäten ein-
gerichtet und berufen. —

So groß ist die Familie der deutschen Universitäten, so
mannigfach ihre Altcrsunterschiede, und eigenartig, wie die
Zeitalter, die Staaten und Stämme, woraus ste hervor-
gegangen sind, ist der Charakter und Schicksalsgana jeder
einzelnen. Sie hcißen Mütter. und wenn man sich die
Jahrhunderte vergegcnwärtigt, welche die ältesten von ihnen
erlebt h»ben, so sind diese Erinnerungen, die sich in den
Abgrund der Zeiten vertiefen, wie ein Gana zu den Müt-
tern! Welcher ungeheure Zeitraum, mit oem Maßstabe
der Meuschengeschichte grmessen,den diese unsere slma mater
erlebt hat, von den Tagen der Schlacht vsn Sempech bis
auf die hcutigen. Der Zeitpunkt ihrer Stiftung, der De-
cennien nach der Lrrichtung der goldenen Bulle, jenes
Reichsgesetzes. das die kaiserliche Gewalt untergraben und
das Reich oligarchisch gemacht hat; ihre heutiae Jubelfeier
der Lustra nach dcr Wiedcrerrichtung des deutschcn Reickes,
wodurch uns ein einiges und großes Vaterland, das Gott
erhalten wolle, von neucm geschaffcn wurdc! Welcher
Contrast zwischen damals und jctzt in den Trägern der
kaiserlichen Gewalt! Als unsere Universität gestiftet wurde,
herrschte Wenceslaus von Böhmen. wenn man den einen
Herrscher nennen kann, der sein Reich in den Zustand wil
dester Gesetzlosigkeit und Auflösung gerathen lätzt und einen
Beinamen erhalten, wie er verdient hat, der das Gegen-
theil alles dessen bezeichnet, was Arbeit und Pflicht heißt.
Und nun eröffnet sie ihr sechstes Jahrhundert unter einem
kaiserlicken Schirmer und Herrn, der durch sein Beispiel
der Welt gezeigt hat, was die Kraft und Pflichttreue eines
mächtigen Herrschers vermag, der seine Zcit erkcnnt und
erfüllt ist von der Liebe zu seinem Vaterlande und zu sei>
nem Volk; denn er hat durch diese Tugenden einen beispiel-
losen Thatenruhm geerntet, der aber nicht den Befrie-
digungen des Ehrgeizes, sondern lediglich dazu gedient hat,
ein nationales Reich zu begründen und dieses Werk. das
durch Kriege errungen werden mußte, zu einem Horte des
Friedens zu gestalten.

Das Zeitälter, in dem wir leben, träat und behält
seinen Namen: es ist das Zeitalter Withelm's I. Als
Kaiser die Reiterstatue des großen Kursürsten seinem
niglichen Freunde von Spanien zum Geschenk machte.sügte
er hinzu: „Das Bild jenes Helden, der die Grundlage
der Wohlfahrt mcines Hauses und meiner Familie be
gonnen hat." Und er selbst hat das Wort ausgeführt und
verkörpert, worin ein patriolisch- und hochgesinnter Dichter
den großen Kurfürsten sagen läßt, was ihm Vaterland,
Pflicht und Gesctz bedeuten: „Das Gesetz, es ist die Mut
ter meiner Krone, die ein Geschlecht von Siegen mir er-
zeugte!"

Nach dieser Einleitung gibt der Redner eine eingehende
Schilderung der Geschichte der Universität von ihrer Grün
dung bis auf unsere Tage, in ihrer Weise eigentlich eine
Geschichte des ganzen europäischen Geisteslebens in den
letzten 500 Jahren. Jch kann natürlich an dieser Stelle
nicht näher aus den interessanten Jnhalt eingehen. Jch
mache nur darauf aufmerksam, daß die Rede im Separat
druck im Buchhandel erscheint und empsehle ihre Lektüre
Jedem, der im Geiste oder in Wirklichkeit an der schönen
Feier theilnimmt. — Bei dem Festmahl im Museum, das
um 3 Uhr heute Nachmittag b-gann und bis 7 daucrte,
waren etwa 400 Personen gegenwärtig. Der deutsche Kron-
prinz saß, zu seiner Üinkcu den Erbgroßherzsg. in der Mitte
der oberen Quertafel, ihm gegenüber der Großherzog mit
dem Prorektor Bekker. Die ausgebrachten Toaste bewcg-
ten sich in den herkömmlichen Geleisen. Der Grotzherzog
hat eine grotze Anzahl Dekorationen verliehcn und wird
nach dem Feste dercn gewiß noch mehr verleihen. Das
Wetter ist schön und wenn die kühle klare Witterung an-
hält, wird stch der um neun Uhr ausgehende große Fa-
ckelzug, womit die Studentenschaft dem kecivr msAniüeen-
tissimus ihre Huldigung darbringt, gewiß sehr wirkungsvoll
entfaltet.

lang-

Mann

„Aber dec

„Das hal

„Nur eine
sam, „haben
geliebt?"

„Keinen."

„Jst daS möglich?"

>,O, s-hr gut. Dichter haben viel von Frauenliebe ge-
sungen, doch bin ich überzeugt, sie ist nicht annäheriiü so
innig, wie die Li-be der Männer. Die Frauen sind im
Gcunde kalt, berrchnend und eit-l, und so ist im Großen
und Ganzen auch ihre Liebe, obglcich sie eS nicht zugeben
wollen."

„DaS sagen Sie?"

„Gewiß! Jch stand all dergleichen Thorheiten von j-her
sern. M>t chnischen Bemerkungen und reichen Kenntniffen
hat man mich meineS Glaubens
srüh beraubt. Ehrgeiz und das
leben überwog bei mir viel mehr,

Licbe, Leren Schaltenseilen ich
hatte. Jm Grunde meines

Männer, die sich durch eincn Blick aus Frauenaugen, em

an das Leben viel zu
Bedürsniß nach Wohl-
als die Sehnsucht nach
allein kennen gelernt
HerzenS verachtete ich die
Blick aus Fraucnaugen,

vorzunehmen

die Ceremonie des Fackelzusammenwersens vo
und sich aufzulösen. Den schönsten Eindruck
prächtigen Rundzug hatte man vom rechten Neckarufer und
vom Schloßberge aus. Die reizende Stadt, in nächtiges
Dunkel gehüllt, schien noch einmal in Flammen aufaehen
zu sollen; der rothe Feuerschein, überwölkt von dem ounk-
len Rauch der Pechfackeln übergoß selbft die tiefgelegenen
Wasser des Neckar mit unheimtichem Licht und nur nach
und nach verzogen sich die über den Straßen wallenden
Rauchwolkcn und machten den reineren, heimlicheren Abend-
chatten Platz.

Ueber die Corpskneipe in der Festballe, welche in der
abgetrennten Hälfte derselben stattfand, ist nicht viel zu
berichten. Daß viel geredet und gesungen aber noch un-
glcich mehr getrunken wurde, ist selbstverständlich und bil-
dete auch die Haupterscheinung dieses übermüthigen Shm-
postons. Cultusminister von Goßler aus Berlin, der schon
eit einigen Tagen hier weilt, nahm auch an der Kneipe
Theil. —

Sehr interessant war die heutige Vornahme der Ehren-
promolionen in der Heiliggeistkirche. Eröffnet wurde dieser
Festakt durch eine schr hübsche Rede des Prorcctors Bekker,
nachdem vorher durch Chor und Orchester eine Composition
dcs „Großen Hallelujah" von Klopfstock wiedergegeben
worden. Der Komponist ist der hiesiae Musik - Director
Wolfrum. ein ganz vortrefflicher Musiker und Tondichter,
von dessen Talent man, nach dem„Hallelujah" zu urthcilen.
noch sehr bedeutende Gaben erwarten darf. Die Rede des
Herrn Geh. Rath Bekker verbreitete sich zunächst über die
Motive, welche bei der Verleihung der Ehrendoctorwürde
maßgebend sind und die Berdienste, welche Derjenige auf-
weisen müffe, dem diese höchste akademische Würde verliehen
werde. Gleichzeitig gab die Ansprache eine interessante und
originelle Classificirung der verschiedenen Arten der wissen-
schaftlichen Thätigkeit, des Werthes der geistigen Forschung
und des wissenschaftlichen Verdienstes, und machte auf die
Solidarität der geistigen Jntereffen aufmerksam. Dann
betraten nacheinander die Dekane der verschiedenen Facul-
täten die Rednerbühne und verkündeten nach einer kurzen
Charakteristik und Lobrede ihrer Specialwiffenschaft und
der von den erthcilten Promotionen maßgebenden Jnten-
tionen die Namen der Ehrendoctoren.

Jch erwähne von denselben Se. Königliche Hoheit den
Großherzog, welcher zum Ehrendoctor ber theologischen
Facultät ernannt wurde; Se. Hoheit den Erbgroßherzog,
Rudolf von Bennigsen, den badischen Ministerpräsidenten
Nock, I. Jolly, von Richthofen, Oberbaurath I. Durm in
Karlsruhe, den Erbauer der Festhalle, Professor Koch in
Berlin. den Entdecker der Cholerabacillen, Prof. Pflüger
in Bonn nnd einige auswärtige Gelehrte, welche zu Ehren-
doctoren der juristischen resp. medicinischen und Philoso-
phischen Facultät ernannt wurden. Der Abgesandte Sr.
Heiligkeit des Papstes und Scriptor der vaticanischen Bi-
bliothek, Prof. Stevensen, der sich auf dem Feste der mannig-
faltigsten Auszeichnungen Seitens des Großherzogs zu er-
srcuen hat, wurde Ehrendoctor der Philosophischen Facultät.
Nach Berlesung der Promotionsurkunden ließ der Groß
herzog. welcher mit seiner Gcmahlin und dcm Erbgrosi
herzog dem Akte beiwohnte, sich die anwesenden Ehrew
Collegen vorstellen und unter den Klängen eines herrlichen
Orgelstückes verließen die Herrschaften und Zuhörer das
GotteshauS. Der Kronprinz hat Heidelberg ickon wieder
verlassen. Dagegen führt jeder ankommcnde Eiscnbahnzug
neue Schaaren Schaulustiger in die reizende Thalstadt, die
gegenwärtig im wörtlichen Sinne von Menschen aller Na-
tionen wimmelt und bimmelt. Eben fahren die „Vandalen"
in einem Extrazug, cin spielendes Musikcorps im Pack
wagen, an meinen Fenstern vorübcr nach Schwetzingen
Die Herren Studenten lassen sich's was kosten diese Tage.
Ein Glück noch, daß dem grauen Elend der Börsen ein
Hoffnungsanker wenigstens geblieben ist. Wie eine Annonce
der „Heidelb. Ztg." nämlich besagt, bleibt das städtische
Pfandhaus während der Festtage forlwährend geöffnet. Auch
ein Festakt!

barte Bezirke hat in einer seiner jüngsten Verwaltungsrath-
sitzungen beschloffen. durch Umfrage bei den Jntereffenten
seines Bezirks festzustellen, ob und in wie weit dieffeits
Jntereffe für die Errichtung eines Ausfuhrmusterlagers an
einem geeigneten Orte des Vereinsgebietes bestehe. Die
Kammer hat die angestrebte Ecrichtung als eine wünschens-
werthe begrüßt und zwei ihrcr Mitglieder zu ihrer Bertre-
tung in eine dcmnächst stattfindende größerc Vcrsammlung
committirt, mit dem Auftrage, Düsseldorf, als Centralpunkt
des Vercinsgebietes, als Sitz der neuen Einrichtung zu em-
pfehlcn.

WährungSfrage. Gegenüber der bimetallistischer-
seits in letzter Zeit in Scene gesetzten Agitation zu Gunsten

V.

Heidehberg, 5. Aug., Nachm.

Das Fest fängt an, etwas anstrengend,zu wirken.
Gestern Festrede von Fischcr, Diner im Museüm, Fackelzug
der Studenten und in der Feftdalle die bis heute srüh um
6 Uhr dauernde ä. o.-Kneipe; diesen Vormittag dieEhrcn-
promotion in der Heiliz-Geistkirche mit obligaten Reden
des Prorectors und der Dekane; am Abend Wiederholung
des Schloßfestes und Theatervorstellung des Personals des
Frankfurter Stadttheaters unter Emil Claar, dem verdienft-
vollen Jntendanten — woher soll man die Tinte nehmen,
um all' diese Festivitäten, welche durch verschiedene Privat-
Einladungen noch in unliebsamer Weise bereichert werden,
würdig und ausführlich zu beschreiben. Versuchen wir
uns diesmal kurz zu faffen. Der Fackelzug zunächst — um
den Festverlauf chronologisch zu verfolgen — begann gestern
Abend etwas nach 9 Uhr und verlicf wirklich glänzend,
was bei einem Fackelzug ja eigentlich selbstverständlich.
Die sämmtlichen hier bestchenden studentischen Vereinigun-
gen, die Corps Suevia, Gucstphalia, Saro-Borussia, Van-
dalia und Rhenania, die Burschenschaften Alemannia, Fran-
conia, Teutonia und die christliche Verbindung Wingolf
nahmen neben den 17 nichtfarbentragen Studentenvereinen,
unterstützt durch manche „alte Herrcn" an dem Zuge Theil.
Die Thargirten in vollem Paukwichs voran, vortreffliche
Militärmusikkorps an der Tete, dewegte sich die endtose,
aus lebenden Menschen gebildete Feuerschlange durch die
Hauptstraßen der Stadt.

Der Borbeimarsch nahm fast eine Stunde in Anspruch.
Vor dem Palais des Großherzogs wurde Halt gemacht.
Die verschiedenen Chargirten genossen die Ehre einer lie-
benswürdigen Ansprache des Rector magnificentissimus
und unter Abfingung der preußischen Nationalhymne setzte
sich der Zug zur Bollendung seines RundmarscheS wiedcr
in Bewegung, um schließlich auf dem Ludwigsplatze vor
der Universität unter Absingung des Gaudeamus igitur

nur

schwieg. Nur das Papier,
der Hand gehalten, steckte

m

zu, jede Fiber in ihr drängte sie, noch mehr zu sagen, aber
seine starre Kälte hielt sie wieder zurück, reizte sie aber auch
zu gleicher Zeit zur Ungeduld.

„Sagen Sie mir," sagte sie und erfaßle plötzlich seinen
Arm, „warum spielen Sie diese Ksmödie auch immer wei-
ter, wenn wir allein sind? Hat eS irgend einen Zweck?
Jch weiß, wer Sie sind, Sie wiffen, wer ich bin, warum
kommen Sie mir nicht entgegen, wie ich eS thuc? Jst eS
möglich, daß Sie alleS vergeffen haben? Jch glaube cS
Jhnen nicht, wenn Sie eS auch behaupten."

Arslan hatle sich erhobeu und stand so vor ihr. Ein
finsterer Zug lag ans seiner Stirn.

„Jch wünschte, Sie solgten meinem Beispiel, Asta.
Laffen Sie Vecgangenes todt sein! Sie sind jetzt Känigs«
winters Braut und er liebt Sie."

„Kann Sie das beeinfluffen, ArSlan?"

„Gewiß."

Sie stand jetzt ebensalls neben ihm, hochgerichtet, sast so
groß wie er. Jhr schönes Gestcht zuckte unter dem Einfluß
einer großen Erregung. Sie hieit die Äugen sest auf ihn
gefeffelt und sagte leise und traurig: „Jch wollte eS wäre
anders. Das Schicksal ist ofi harl."

„Schickjal? Es gibt kcin Schicksal außer jenem, das
sich im Leben jeder selbst bildet."

Asta schüttelle traurig den Kopf. Plötzlich hob s!e beide
Arme und schlang sie um Arslan's Hals, ihr Kopf ruhte
einen Augenblick an seiner Brust und mit thränenerstickter
Stimme murmelte ste: „Was ich auch gethan haben maz;
nur Du verdamm' mich nicht ganz, alleS andere will ich
ertragen."

Verwirrt sah er einen Moment aus das schimmernde
Haupt herab, aber er stieß es nicht fort; ebenso lcise
wie sie gesprochen, erwidertc er: „Aarum nicht damals,
Astarte?"

Da trasen flüchtige, leichte Trittc ihr Ohr, die sich in
raschem Lauf entfernten. Asta richtete stch erschrocken aus
Arslan's Armen empor, ihr Gesicht war erblaßt, der Aus-
druck weicher Zärtlichkeit darauS verschwundeu.

(ffiorts. f.)

Rymuich - weiWtllchLr Lmmer

Düsseldorf, 6. August.

— jJahresbericht der DüsseldorjferHandels-
kammer pro 188 5.s (Fortsetzung.)

Mangelhafte Aufschrifen auf Briefe. Behufs
Beseitigung eincS dem ordnungsmäßigen Postbestellungs-
dienste entgegenstehenden Uebelstandes sind wir seitens der
Reichspostverwaltung ersucht worden, auf die Unzuträg-
lichkeit hinzuweisen, die durch die vielen mangelhaften und
unvoüständigen Aufschriften auf Briefen und sonstigen
Postsendungen für die Empfänger sowohl wie sür die Post-
verwaltung entstehen. Jm Sinne des Reichspostamtes ver-
öffentlichten wir daher in gedrängter Kürze einen zur
Publikation uns eingesandten Erlaß durch die hiesigen Zei-
tungen. Wir richteten an die Stadt-Verwaltung das Er-
suchen, veranlassen zu wollen, daß die Scküler der städtischen
höheren Lehranstalten und der 1. Klassen der Elementar-
schulen auf die Wichtigkeit und den Werth genauer und
vollständigcr Adreffen aufmerksam gemacht und zur korrekten
Absassung derselben angeleitet werden.

Eisenbahnwesen. (Bezirkseisenbahrath.) Jn Folge
noch nicht ergangener Entscheidungen der höheren Jnstanzen
haben die in unserem letzten Berichte erwähnten Anträge
des Bezirkseisenbahnrathes bis jetzt noch keine Erledigung
gefunden. Jn Betreff der Einführung einer II. Stückgut-
klasse ist zu erwähnen, daß die seitens des Herrn Ministers
für öffentliche Arbeiten angestellten Ermittelungen endlich
abgeschloffen sind und nach noch erfolgender gutachtlicher
Aeußerung des Landeseisenbahnrathes die Entscheidung des
Ministers zu erwarten ist. Seitens des aesammten Han-
delsstandes wird der weitere Antrag mit Freuden begrüßt
werden, nach welchem der Herr Minister für öffentliche
Arbeiten ersucht werdcn soll, den generellen telephonischen
Anschluß der Gütercxpeditionen im allgemeinen LaudeS-
intercsse verfügen zu wollen.

Sisenbahnfrachtwesen. Bei der großen Bedcu-
tung des Transportwesens der Gegenwart sür die Ge-
sammthältnisse unscres Handels und der Zndustrie ist es
naheliegcnd, daß die Angemessenheit und Hdhe der Sisen.
bahnfrachten in allcn mit dem Handcl in Bcrbinduns ste-
henden Kreisen beständrg lebhaft erörtert werdcn. Unbe-
streitbar sind dieselbcn in vielen Fällen entscheidend für die
Leistungssähigkeit des Einzelnen wie für die Bedeutung
eines ganzen Jndustriezweiqes. Jn letzterer Beziehung
dürfte hinreichend bckannt sem, daß die unverhältnihmäßig
hohen Eisenbahnfrachten die Rohprodukte mancher Werkc
so sehr vcrtheuern, daß einc theilweise Betriebseinstellung
als nothwendige und unausbleiblicke Folge eingetretcn ist.
Einc entsprechende Frachtenermäßigung würde im vorlie-
genden Falle den Jridustriellen höchst wahrscheinlich in die
Lage versetzen, seincn gewöhnlichen Betrieb aufrechterhal-
ten zu können und die Lisenbahnverwaltung gleichzeitig für
den ihr durch billigere Verfrachtung entstandenen Aussall
insoweit entschädigen, als bei vermehrtem Betriebe auch
eine arößere Quantität von Rohmaterialien durch dieBahn
zur Betriebsstelle gcschafft werden muß. Weit ungünstiger
noch als diese, sind die Frachtverhältiiiffe für die Güter,
für welche die Einführung einer ermäßigten Stückgntklasse
angestrebt wird. Die Nichtgervährung der letzteren wird
den allmähligen Ruin der Klein-Eiscn- und Stahlindustrie
jür ganz Rheinland und Westfalen zn Folge haben. Wie
sehr der Vertricb dieser Waaren gegenwärtig schon erschwert
ist, ergibt sich aus dem Umstande, daß die bestehenden Stück-
gutfrachten oft 90 bis 50°/a des Werrhes der Fabrikatc aus-
machen je nach der Lntfernung derAbnehmer vom Fabrika-
tionsorte, wodurch der diesseitige Vertchr mit der Nord-
und Ostsee, den Rcichslandcn und der Schweiz sehr erschwert
und dem Auslande die Einsuhr seiner Erzeugniffe bedeutend
erleichtert wird. Auch in diesem Falle vürften die Bahn-
vcrwaltungen durch Einfübrung billigerer Tarife keinen
Ausfall in ihren Einnahmen erleiden und gebcn wir uns
daher der Erwartung hin, daß höheren Orts den allseitig
geäußerten Wünschen des HandelsstandeS in Betreff Ein-
führung einer ermäßigten Stückgutklasse wenigstens für die
Klein-Eisen- und Stahlindustrie endlich entsprochen werde.

Zollwesen. (Reichstarifamt für Zollwesen.) Dem
Vorgehen der Frankfurter Handelskammer auf Errichtung
eines Reichstarifamtcs fürZollwesen, haben wir uns, nach-
dcm auch im diesseitigen Bczirk mannifache Klagen über
die verschiedenartigeBehandlung zollpflichtiger Sachen durch
die einzelnen Zollämter laut geworden, durch die Eingabe
an das Minifterium sürHandel und Gewerbe angeschloffen.
Nach der Erklärung dcs Vertreters des ReichSsckatzamtcs
besteht die Hoffnung, daß die entgültige Schlichtung von
Zollstreitigkciten demnächst durch das diesseits gewünschte
Reichstarifamt erfolgen werde.

Exportmusterlager. Der hier domizilirende Len-
tral-Gewerbeverein für Rheinland-Westfalen und benach-

der Doppelwährung haben wir in Wahrung unserer bis-
herigen Stellung zu dieser hochwichtigen Frage unsern
Reichstagsabgeordneten ersucht, bei Gelegenheit der Bera-
thung derselben für Beibehaltung der bestehenden
Währung seine Stimme abzugeben. Jn gleicher Weise
haben wir dem deutschen Handelstage unser Votum einge-
reicht. Die seitens deS Herrn Finanzministers im Reichs-
tage im Sinne unseres Ersuchens abgegebenen Erklärungen
haben bei uns das Vertrauen erweckt, daß die zur He-
bung unseres Nationalwohlstandes nach unserem
Dafiwhalten unentbehrlicheGoldwährung zum Se-
gen Deutschlands erhalten bleibe.

Branntweinmonopol. ZudemGesetzentwurf, be-
treffend die Einführung eines Branntweinmonopols nahm
die Kammer bei der Wichtigkeit dieser Angelegenheit für
das ganze Reich wie insbesondere zum Schutze der nicht
unerheblich engagirten Jntcressen ihres Bezirks in mehreren
Kommisstons- und Plenarsitzungen folgende Stellung: Sie
erachtet eine erheblich höhere Besteuerung des
Branntweins gegenüber der bisher in Deutschland zu-
gelasscnen entschieden gerechtfertigt, und würde
die Durchführung einer solchen Finanzoperation als
eine fürdie Belebung und Kräftigung der Reichs-
und Staatseinnahmen sich wohlthätig erwei-
ende Maßregel begrüßen. Gegen die Einfüh-
rung, eines Branntweinmonopols glaubte sie
sich icdoch erklären zu sollen, im Hinblick daraus,
daß durch das Monopol viele Jnteressen von Handel und
Jndustrie zu sehr geschädigt und viele Existenzen in ihrem
Bestehen gefährdet würden, daß eine andere Art der Be-
steuerung eingeführt werde, durck welche einerseits das
finanzielle Resultat für das Reich erzielt, andererseits aber
die Jnteressen von Hanoel und Jndustrie nicht so sehr be-
einträchtigt würden. (Forts. f.)

— jDie xv. Generalversammlung des deut-
schen Apotheker-Vereinsj wird vom 15. bisSO.d. M.
in den Räumen der städtischen Tonhalle, welche zu diesem
Zwecke künstlerisch dckorirt werden soll, abgehalten. Das
hiesige Lokal-Comite hat Alles aufgeboten, den Bcsuchern
derselben den Aufenthalt in unserer Stadt so angenehm
wie nur möglich zu machen, so daß man zu dcr Annahme,
es werden sich an diesen Tagen in Düsseldorf zahlreiche
Fremdc aus allen Gegcnden Deutstlands zusammenfinden.
wohl berechtigt ist. Äci diescr Gelegenheit ffndet im Kai-
sersaale der Tonhalle eine pharmaceutische Ausstellung statt,
welche nicht allein für Fachleute, sondern auch für jeden
Gebildeten von außerordentlichem Jnteresse sein wird. Für
das große Publikum ist die Ausstellung Sonntag. Monlag
und Dienstag von 1 bir 6 Uhr Nachmittags geöffnet, das
Entrec beträgt an jedem Tage nur 50 Pfg., am Sonntag
incl. des von der ganzen Kapelle des hiesigen Ulanen-Re-
giments gegcbenen Concerts. Da die Ausstellung außer-
ordentlich beschickt und des Jntercssanten und Sehenswerthen
reichlich bieten wird, ist wohl anzunehmen, daß sie auch von
Sciten des großen Publikums stark besucht werden dürfte.
Auf der Ta^sordnung für die Generalversammlung stehen
außer einer Anzahl zu erledigender Vercinsgeschäfte Bor-
träge der Herren Profcssor Dr. E. Schmidt-Marburg „Ue-
ber dcn heutigen Standpunkt der Alcaioid-Forsckung", Dr.
Beckurts-Braunschweig über „Ptomain", Apotheker Schli-
ckum-Winningen „Prüfung chemisch-pharmaccutischer Prä-
parate"; außerdem habcn die Herren Dr. Vulpius-Heidel-
derg, Bellingrodt-Oberhausen, Leuken-Süchteln wissensckaft-
lichc Mittheilungen zugesaat. Am Mitlwoch, den l8 , Nach-
mittags 6 Uhr, ist Festmahl in der Tonhalle, für Donner-
stag nach Schluß der Versammlung und Ausstcllung ein
gemeinsamer Ausflug mit Sonderzug nach dem Siebengebirge
in Aussicht genommcn, wo auf dem Drachenfels Eoncert,
Abcnds bengalische Beleuchtung der Drachenburg und der
Ruine Godesberg stattfindet.

, — jHerr Max Alvary.j der ausgezeichnete Tenorist,
Wird, wie wir hören, Ende September seine hiesigen Freunde
wieder wie alliährlich durch ein Gastspiel in unserem Stadt-
tyeater erfreuen. Herr Alvary, der am großherzoglichen
Theater in Wcimar lebenslänglich als erster Tenor engagirt
war, hat seinen Contrakt mit dieser Bühne gütlich gelöst,
um einen außerordentlich günstigen Contract mit der
Metropolitan-Oper inNew-Norkauf drei Jahreabzuschließen.
Diese deutsche Oper ist die größte Amcrika's und wird von
einerSocietät der ersten Bürger New-Pork's, unter ihnen
auch der vielfache Millionär Banderbill, unterhalten. Das
Haus faßt 5400 Pcrsonen, das Orchester ist 62 Mann stark
und dic Abend-Einnahme dieses großartigen Jnstituts be-
trägt zwischen 15 und 30,000 Mark.

vi jDie Königliche Regierungj hat den Herrn
Krimmal - Kommissar Abel als Polizei - Jnspektor von
Düffeldorf bestätigt.

-v>. ^ jBeim Schützenfestej sollen einige Kugeln nach
Nicderkassel auf die Häuser geflogen jein; einige Bewohner
haben sick beim Bürgcrmeister zu Heerdt beschwert.

vi jMit dem Abbruchj der baufälligen Häuser an
der Ratingerstraße hat man endlich begonnen, nachdem man
mehrere Monate darum gestritten hat.

jWiederholtj sind junge Damen und Mädchen
gewarnt worden, stch nicht um die in den Zeitungen aus-
geschriebenen Stcllcn in Äelgien zu bewerben. da vermit-
telst dicser verlockcnden Annoncen der Menschenhandel be-
trieben wird. Jn letzter Zcit haben sich wieder solche ver-
dachtige Annoncen in verschiedenen Blättern gefunben.

» lEin gules Geschäftj glaubte ein Althändler
gemacht zu haben, indcm er von einem Knaben um billigen
Preis eine Taschcnuhr kaufte. Das Geschäft war aber nicht
zu seinem Nutzen, denn der Vater des Knaben holte die
Uhr ohne Erstatlung des KaufpreiseS wieder, denn Minder-
lahrige konnen keine rechtSgültige Kaufgeschäfte machen.

vi jJm Marthastistj logirte eine Magd, welche sich
von einer andern Magd Kleider borgte, um geputzt in die
Stadt zu gehen. Sie ging und kam nicht wieder.

vijAin Arbeiterj unterschlug gestern zum Nachtheil
eincs Samenhandlers 6 Mark und verzechte das Geld.
Er wurde alsbald verhaktet.

^ " jEincm Polizeisergeantenj entwendete eine
Frau einen Mantel uno ließ ihrcm Sohne einen Winter-
überzieher daraus machen. Sie will jetzt den Werth des
Mantels ersetzen.

vi jBerhaftetj wurde ein Mensch auj Befehl der
St«atsanwaltschaft. Der Berhaftete wurde schon längere
Zeit steckbrieflich verfolgt.

Neuß, 6. Aug. jRennen.) Für die am Sonntag
und Montag Nachmittags 4 Uhr stattfindenden gro-
ßen Rennen des Neußer Reiter - Vereins sind die
Vorbereitungen in vollem Gange. Auf dem Renn-
platze, den unmittelbar an der Stadt gelegenen städti-
schen Wiesen, sind schon seit acht Tagen Zimmerleute
und Schreiner am Sägen und Klopfen. Die Bretter-
wand, der große Aerger der nur mit Zaunbillets
bewaffneten Zuschauer, ist längS der Chaussee schon
aufgezimmert, der Sattelplatz und Wagenpark sind
abgesperrt. Die große Tribüne mit dem gegen Regen
und Sonnenschein schützenden wctterdichten Dach ist
aufgeschlagen. Die Ställe am Hessenthor und auf
der Friedrichsstraße sind schon zum Theil besetzt
und allabendlich werden die edlen Thiere, um sie an
Terrain und Bahn zu gewöhnen, von Traineurs oder
Jockeys auf der Wiese einexerciert. Vom Grafen Bis-
marck sind bereits fünf Pferde eingetroffen, ebenso drei
von Herrn Lieut. v. Oertzen, drei von Herrn Lieut.
Mummy rc. rc., so daß für die einzelnen Rennen
auf gut besetzte Felder gerechnet werden kann.
Da auch das lange Zeit unsichere Wetter in den
letzten Tagen bei hohem Barometerstande einen bestän-
digen Charakter angenommen hat, so darf man wohl
mit Sicherheit auf einen recht glänzenden Verlauf der
diesjährigen Rennen rechnen. (N. Z.)
 
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