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schaft Wittenbergs soll eine gewisse Aufregung darüber entstanden
sein, daß die Kirchc, „in der Luther zuerst gepredigt und in
der die deutsche Messe eingeführt wurde, (!) zu einem Schauspiel-
haus gebraucht werden sollte." An diese Nachricht aus der
Lutherstadt Wittenberg möchten wir die uns von glaubwürdiger
Seite gewordene Mittheilung lnüpfen, daß in der nächsten Um-
gebung vou Wittenberg zur Zeit noch drei Muttergottes-
feste in den evangelischenKirchen gefeiert worden, und daß dort
auch die Beichte nach Art der katholishen Kirche zum Theit
noch im Gebrauch ist.

W Berlin, 30. Juli. Der französische Botschafter am
berliner Hofe, Baron vo» Courcel, ist nach Berlin zurück-
gekehrt.

Der seitherige Gesandte Chinas am englischen und rnssischen
Hofe, Marquis Tseng, ist gestern Abend in Berlin einge>roffen
und von den Mitgliedern der hiesigen chinesischen Gesandtschaft
begrüßt worden. Heute Vormittag stattete Marquis Tseng dem
Unterstaatssekretär Grasen von Berchem einen längeren Besuch
ab. Der Aufenthalt des Marquis Tseng in Berlin wird etwa
3—4 Tage dauern; von hier aus begibt sich derselbe zu diplo-
matischen Berhandlungen nach Petersburg. Marquis Tseng er-
scheint als der bedeutendste chinesische Staatsmann der Gegenwart.

Dcr wegen Landesverraths verhaftete Redakteur Richard
Prohl hat >ich im berliner Gesängniß erhängt. So meldet die
,Danziger Ztg/ Jn berliner Blättern finden wir darüber keine
Mittheilungen.

Aus Crimmitzschau in Sachsen wurde der Sozialdemo-
krat Mohr ausgewiesen und der von ihm begründete Frei-
d enkervereigt behördlich verboten. Aus Gotha wurde der
als Redakteur eines sozialistischen Blattes sungirende Schuhmacher-
geselle Zimmer auf Grund des Sozialistengesetzes ausgewiesen.
Jn Mannnheim ist der Anarchist Konditor Sautermeister
aus Requisition von Frankfurt a. M. aus verhaftet worden.
Sautermeister hat mit Most Beziehungen unterhalten.

* Bcrlitt, 29. Juli. Die ,Germania' schreibt in eigener
Angelcgcnheit: „Jn dcr ,National-Zcitung' finden wir von
Herrn Redakteur Adolf Körnig folgende sondcrbare Berich-
tigung:

»Jn dem gcgen den Redakteur A. Körnig anhängigen Ter-
mine vor dem Landgerichte I. wegen Beleidigung dcs Herrn
Eisenbahnministers (vgl. Nr. 441 der ,National-Zeitung') ist die
Erklärung abgegeben worden, derselbe „habe der Rcdaktion
seines Blattes das Ehrenwort gegeben, sich — einfinden zu
wvllen.« Diese Erklärung ist ohne mein Vorwissen abgegeben
worden. Jch habe vielmehr aus meiner Absicht, mich zu dcm
Termine nicht einfinden zu wollen, kein Hehl gemacht, und nur
den Herrn Direktoi und Chcsredakteur der ,Gerinania' Franz
Huch davon geschwiegen, auf seine ausdrückliche, mir vertraulich
übermittelte Aufforderung hin, ich möchte ihm keine nnmittelbare
Mittheilung von der Sache machen. Darum gewußt hat er, wie
die gesammte Redaktion. Von Berpfändung des Ehrenwortes
ist daher auch, wie ich auf Ehrenwort versichere, nie und in
keiner Weise die Rede gewesen.

A. Körnig, Redakteur.«

Zunächst haben wir zu bemerken, daß unser Rechtsanwalt
nicht gesagt hat, Herr Körnig habe sein Ehrenwort abgegeben,
sondern daß er, wie auch in dem bezüglichen Berichte der ,Ger-
mania' (Nr. 166 I. Blatt) zu lesen, sich gegenüber der Direktion
der ,Germania' verpflichtet habe, wieder nach Berlin zurück-
zukehren. Das halten wir iu vollem Umfange auch jetzt noch
aufrecht. Herr Körnig hatte allerdings anfänglich durchblicken
laffen, daß er nicht wiederkommen wolle, aber er hat seine dies-
bezügliche Absicht später zunächst innerhalb der Redaktion
redressirt. Dann aber wurde er von dem Direktor der,Ger-
mania^ vor Antritt seines Urlaubs darauf aufmerksam gemacht,
welche Nachtheile ihm entstehen würden, wenn er nicht wieder-
käme, worauf Herr Körnig erklärte, er halte es für Ehren-
pflicht eines katholischen Redakteurs, die übernommene Verant-
wortung voll zu tragen und sich zu dem Termine zu stellen.
Ohne diese Erklärung hätte Herr Körnig mit Bewilligung der
Direktion keinen Urlaub erhalten. Die Erklärung ist abgegeben in
Gegenwart des Direktors und noch eines zweiten Zeugcn; beide
Herren sind im Stande, diesc Thatsache event. zu beeidigen.
Wir rechneten fest darauf, (daß Herr Körnig wiederkäme, weß-
halb seine Stelle auch noch nicht anderweitig besetzt wurde. Erst
in einem am 26. Juli hier eingetroffenen Briefe erklärte Herr
Körnig seinen Austritt aus der Redaktion der ,Germania^ mit
der Motivirung, er sei »augenblicklich nicht in der Lagc,« in die
Redaktion der ,Germania' wieder einzutreten, weil die Rücksicht
auf dic leider sehr angegriffene Gesundheit seines Herrn Vaters
ihn bestimmt hätte, für jetzt Deutschland zu meiden."

Bresla«, 30. Juli. Man erinnert sich der
Mittheilung, daß der Landrath des waldenburger Kreises,
Herr v. Liers, den zum Schöffen gewahlten Haus
besitzer Winkler in Kynau erklärt habe, derselbe dürfe
die Wahl nur dann annehmen, wenn er bei den poli-
tischen Wahlen regierungsfreundlich wähle oder
sich der Wahl enthalte! Dieser Vorgang hat jetzt eine
interessante Weiterung dadurch crfahren, daß Herr von
Liers im .Waldenburgischen Kreisbl/ den bekannten kaisev
lichen Erlaß in Betreff des Verhaltens der Beamten
bei den Wahlen veröffentlicht nnd im Anschluß daran
eine „Verfügung" bekannt macht, wvrin er die Ver-
öffentlichung der Vorhaltung gegen Winkler durch die
Presse, an Stelle dcr Beschwerde im Jnstanzenwege, als

veredelnde Macht des „ewig Weiblichen" kennen zu lehren,

und auch in Adele hatte er weit mehr ein reizendes,
graziöses Kind, ein liebliches Spielzeug, als cine eben-
bürtige Gefährtin gesehen. Jn Elisabeth lernte er zum
ersten Male das Wcib in des Wortes edelster Bedcutung
kennen.

Sie gab sich schlicht, einfach und anspruchslos bei einer
seltenen und vielseitigen Bildung. Man konnte sie eine
Gelehrte nennen, aber der Beigeschmack, den dieses Wort
zu haben Pflegt, ward völlig hinweggenommen durch die
Unbefangenheit, mit welcher sie ihr reiches Wissen als
einen ganz selbstverständlichen Besitz betrachtete, von dem
es sich nicht verlohnt, viel Aufhebens zu machen. Frauen,
die sich eine über das Durchschnittsmaaß für ihr Ge-
schlecht hinausreichende Summe von Kenntnissen angceignet
haben, gleichen in der Regel dem Emporkömmling, der
den neu erworbenen, uugewohnten Reichthum in plumper,
aufdringlicher Weise zur Schau stellt; Elisabeth dagegen
hatte das Betragen des Sprossen ciner seit altcn Zeiten
begüterten Familie, der die Vortheile des Wohlstandes,
in dem er aufgewachsen ist, genießt, vhne nur daran zu
denken, daß dies anders sein könnte.

Während sie mit Alfred Shakespeares Einfluß auf
Lessing und Goethe und dic Bedeutung des britischen
Dichters für die deutsche Literatur erörterte, entstand unter
ihren geschickten Fingern ein kleines Kunstwerk der Nadel-
arbeit. Sie zergliederte eine Pflanze und stcllte mit Sicher-
heit fest, in welche Klasse sie gehörc, wand auch mit der
größten Fertigkeit Sträuße und Kränze aus den gepflückten
Waldblumcn. Sie konnte sich in einem mit dem fcinstcn
Verständniß geführten Gcspräche übcr die großcn Geister
des Christenthums und die Perlen der Literatur unter-
brechen, um mit großer Sachkenntniß ein soeben auf-
getragcnes Gericht auf die einzelnen Theile seiner Zu-
bereitung zu prüfen und zu entscheiden, ob es für Alfred
zuträglich sei. Gab cr sich seinen Ausbrüchen der Muth-
und Hoffnungslosigkeit hin, so schalt nnd tröstete sie ihn,
sie verstand anmuthig zu scherzen und klug und einsichtig
zu überlegen, wie er sein Leben fortan gestalten sollte.

War es die Macht der Heilquelle, welche sich an
Beiden so wunderbar bewährte? Alfred genas, Elisabeth
verjüngte sich. An jedem neuen Morgen erschien sie dem
Freunde frischer, schöner geworden zu sein. Ein feines Roth
bedeckte die bleichen Wangen, die Linien des festgeschlossenen
Mundes wurdcn weicher und milder, aus den so crnst
blickenden Augen brach ein Strahl der Heiterkeit und der
inneren Freudigkeit. Auch der schwarze Traueranzug
crlitt bald diese, bald jene unbedeutende und doch kleid-
same Verändcrung.

(Fortsetzung folgt.)

einen „öffcntlichen Angriff" gegen die vorgesctzte Behördc
und als eine „Verletzung der Dienstpflicht" be-
zeichnet, und androht, „Dienstvergehen der vorge-
dachten Art unnachsichtlich an der Hand des Diszi-
plinargesetzes zu ahnden."

Der Hausbesitzer Winkler, den der Landrath wohl in
Verdacht hat, daß er den Vorgang in die Presse ge-
bracht habe, dürfte sich durch die Drohung des Land-
raths nicht schr beunruhigt fühleu. Beschreite der Mann
doch den Weg der Disziplinaruntersuchung, wir sind sicher,
daß da in dicsem Falle für ihn keine Lorbeeren wachsen
werden. Fürst Bismarck mag seine helle Freude an
einem so „schneidigen" Landrath haben: wir glauben aber,
daß seine Auslegung und Hcranziehung des kaiserlichen
Erlasses, in Betrcff des Verhaltens der Beamten bei
den Wahlen im Landtage noch ein Nachspiel finden
wird.

* Posen, 30. Juli. Wie die ,Freisinnige Ztg/, Richters
Organ, meldet, ist die Nachricht salsch, daß Justizrath
Makower in Berlin seitens der deutschfreisinnigen Partei im
Landtagswahlkrcisc Posen an Stclle des verstorbenen Abg. Büchte-
mann als Kandidat sür die Nachwahl in Aussicht genommen sei.

* München, 29. Juli. Die königlichen Schlösser in Bayern
sind mit ihren Aklivis und Passivis in das Vermögen des Königs
Otto übcrgegaugen. Solches erhellt aus der Form dcr Be-
kanntniachung über den Besuch der kgl. Schlösser, welcher von
der „Administration des Vermögcns Sr. Maj. des Königs Otto
von Bayern" unterzeichnet ist.

Oesterreich.

* Wien, 30. Juli. Der ungarische Ministerpräsi-
dent Tisza ist von seinem Landsitze in Pesth einge-
troffen; er wird nach der ,Budapester Korr/ am 3. Aug.
hierhin kommen, aber auch schon an demselben Tage nach
Pesth zuritckkehren. Sollte die Cholera in Trentino nicht
erlöschen, so geht Tisza nicht nach Ostende.

* Graz, 29. Juli. Aus Fehring wird der ,Grazer
Tagesposll telegraphirt: Heute nach Beendigung des Faühgottes-
dienstes stürzte sich ein unbekanntes Jndividuum auf den vom
Altarc abtreienden Pfarrer Johann Kaufmann und versetzte
demselben mit einem dolchartigen Messer einen Stich in die
rechte Schulrer. Die Verletzung, welche dcr Psarrer erlitt, ist
nicht gefährlich. Die Polizeiwachc vcrhaftetc den Attentäter.

Holland.

* Haag, 30. Juli. Die zweite Kammer hat dcn
Gcsetzentwurf, betreffend die Erhöhnng des Zolles auf
fremden braunen Zucker, um 4 Guldcn von 100 Kg.
sowie die Erhöhung des Abzugs für Abgang bei Kvlonial-
zucker von iZ/z auf 2^ Prozent angenommen. Dcr
Minister der Kolonieen erklärte, er werde eine zwischcn
8cr javanesischen Zuckerindustrie und der Regierung zu
treffende finanziclle Vereinbarung in Erwägung ziehen.

Frankreich.

* Paris, 29. Juli. Dtan schrcibt dem Kriegsministcr die
Absicht zu, das Korps der früheren Lanciers wiederherzustellen.
Zwci Regimenter dieser Truppe sollen vor Ende dieses Iahres
gebildet und in die Garnisonen dcr Ostgrenze gelcgt werden.
Es soll damit wohl ein „Gegenwicht" gegen die „verflixteu"
Ulanen geschaffen werden?

Grof.britannien.

** London, 30. Juli. Aus Jrland wird ein
schweres Agrarverbrechen gemeldet. Ein Farmer, Namens
Phelon, welcher von seinen Kollegen geboykottet wvr-
den war, weil er sich nicht den Forderungen scines Guts-
besitzers widersetzt hatte, wurde erschlagen, indem man
ihm mit einem Hainmer den Kopf zerschmetterte.

Bekanntlich haben bei diesen Verbrcchen die fcnischen
Geheimbünde die Hände im Spiele, nicht die irische
Nationalliga. Die revolutivnären Geheimbünde dürften
unter dem Ministerium Salisbury, welches den bercch-
tigten Forderungen der Jrländer sich trotzig entgegen
stemmt, wieder Oberwasscr gcwinnen.

* Loirdoir, 30. Juli. Advokat Henry Matthcws
ist zum Staatssekrctär des Jnucrn ernaunt worden und
John Manners, welcher zucrst das Ministerium der Pvsten
übernehmen sollte, zum Kanzler für das Herzogthum
Lancaster mit Sitz im Kabinet. An sciner Stelle ist
Cecil Raikes zum Generalpostmeistcr ernannt wordeu.
Arthur Balfonr wird Staatssekretär für Schottland. Dic
letztcn Beiden haben keineu Sitz im Kabiuet.

Türkei.

* Salonichi, 27. Juli. Unter deu kürzlich von dcr grie'
chischen Grenze gekommcnen Rcscrvisten kam cs gestcrn zu
einer Mcuterei. Dieselben waren darüber unzufriede», daß sie
nicht in die Heimath eutlasjen werdcn und gaben dieser Unzu-
friedcnheit dadurch, daß sic die Fenster des GouvcrncurSpalastes
einwaisen, Ausdruck. Weitere Ruhestörungcn wurdcu durch das
Einschreiten der regulären Truppen verhindert, welchc die Mcu-
terer zcrstreuten.

Arnerika.

** Lima, 30. Juli. Jn Folge des langwierigcn
Krieges mit Chili ist Peru ein tief darniedcrliegendes
Land, das fort und fort mit dcm Staatsbankerott kämpft,
auch kcine hoffnungerweckenden Aussichtcn für die Znkunft
hat, da es seinen größten Reichthum: den besten Theil
seiner Salpeterminen, an Chili abtreten mußte. Wozu
abcr die desperaten Hidalgos dieser Republik noch immcr
Muth und Lust haben, das ist — die „Kultnr-
kämpferci!" Die aus Freimaurern zusammengcsetzte
Regierung derselben hat soeben einen neuen Akt der
Kirchenverfolgnng gesetzt, indem sie offiziell crklärte: daß
die Jesuiten keine Rechte auf staatliche Grundstücke in
Peru für deren Verwendung als Schulen besäßen. Die
peruanische Regierung lehnt cs auch ab, die Jesuitcn als
einen religiösen Orden anzuerkennen! An sich könnte das
dcn Jesuiten wahrlich gleichgültig sein, gerade morgen
begehen sie das Fest ihres großen, heiligcn Begründcrs
Jgnatius, dessen erhabeneOrdensstiftung bereits 1540
die päpstliche Bestätigung erhielt und damals bereits ins
Leben trat. Und da kommen diese Tyrannen einer vcr-
krachten Republik und wollen die Jesuiten als einen
religiösen Orden nicht anerkennen! Das wäre zu lächcr-
lich, wenn sich nicht dahinter die ernste Thatsache ver-
stecktc, daß jene Tyraunen jede Thätigkeit des von ihnen
gefürchteten Jesuitenordens auf Peruanischcm Gebiete vcr-
hindern wollen.

stiftetcn, nach dem Entwurfe des Prof. Goetz in Karlsruhe aus
geführten, prachtvollcn Universitätsbanncrs, statt. Das Banner
war von fünf Mitgliedern des Stndentenausschußcs umgeben,
die Tochter des Ophtalmologen Prof. Otto Beckcr, Fräulein
Margrethe Bcckcr, sprach ein von ihrem Vater verfaßtes schwung-
volles Festqedicht, die Gemahlin des Prof. von Bnlmerincy
verlas die Schenkungsurkunde, in welcher bestimmt ist, daß das
Banner wohl der Gesarnmtheit der Studentenschaft, niemals
aber cincr einzelnen Körperschast derselben vom jcweiligen
Prorektor überlassen werden darf. Hierauf überreichte Prof.
Holsten ein von den Professoren gestiftetes, in Silber und
Gold von Trübner-Heidelberg meisterhaft gearbcitetes Schreib-
zeug, gleichfalls nach einem Entwurf von Prof. Goetz-Karls-
ruhe hergestellt. Der Prorektor, Prof. Jmmanuel Bekker,
-ankte in längercr Rede zunächst dem Großherzog und der Stadt
sür die glänzendc Herstellung dcr Aula, sprach hierauf dcn
Frauen und den Professoren jeinen Dauk aus sür die übev
rcichten kostbaren Geschenke und empfahl schließlich das nene
Univcrsitätsbanner der trc ien Hut der Studentenschaft. Dcr
Vorsitzcnde des Studentcnausschusscs, stuä. msä. Klaus, ant-
wortcte mit Dankeswortcn und mit dem Gelöbniß, daß dic
Studentenschast das Banner stets hüten und in Ehrcn haltcn
werde. Mit cinem Festgesang schloß die eindrucksvolle Feier.

Heidelberg, 30. Juli. Der Papst hat in der Persou
Enrico Stevensons, Sohnes des Kustoden der griechischen Ab-
theilung der vatikanischen Bibliothck, einen außerordentlicheu
Abgesandten zur Theilnahme an der Jubelfeier entsendet, welcher
morgen von dem Großhcrzogc in Karlsruhe in besondcrer Audicnz
empfangen wcrden wird. Als Jubilänmsgabe des Papstes über-
bringt Stevenson eincn sür die Jubclfeier von Stevcnson und
dessen Vater angefertigtcn typographisch kostbar ausgestatteten
Katalog der ihm Jahre 16 23 von Tilly wcggesührlen und durch
Herzog Max von Bayern dem Papste Gregor XV. zum Ge
schenk gemachten, aus griechischen und lateinischen Handschriften
und Büchern bestehcndcn und gcgen 8000 Nummern zählenden
palatinischcn Bibliothck.

Privattelcgramm -es,Echo der Gegenwart^.

Trier, 31. Juli. Die beiden Jnhabcr der banke-
rotten Firma „Gebrüder Löser" wurden gestern in
Untersuchungshaft geführt. Die Bücher waren bcrcits
vor sechs Monaten beschlagnahmt worden.

Telegramm des ,Echo der Gegcnwart^.
Kisstngen, 31. Juli. Der Fürst und die Fürstin
Bismarck sind heute Mittag mit einem Extrazuge nach
München abgereist.

(Während des Drucks cingegangen.)

Bayreuth, 31. Juli, 4 Uhr 25 Min. Jm Be-
finden von Liszt ist eine Verschlimmerung eingetreten.

Heidelberger Universitätsjubiläum.

Heidelberg, 29. Juli. Jn der aus Anlaß der Universitäts-
jubelfcier neu hergestellten Aula der Universität fand heute Nach-
nüttag 5 Uhr unter Theilnahme der Professorcn und Dozenten
mit ihren Frauen, der akademischen Bürger und aller städtischen
Notabilitäten der erste öfsentliche Festakt, bestchend in der
Uebereichung des von den Frauen der Univcrsitätslehrer ge-

Zrrr Arbeiter- rrnd Handwerkerbewegung.

Up Berlin, 28. Juli. Der erste Verbandstag deutscher
Korbmacherinnungen nahm am Montag im Verlauf seiner
Verhandlungen noch eiucResolulion an, wonach die zum Wein-
traubentransport verwendeten Hcnkelkörbe mit einem ent-
sprechcnden Zoll belcgt werden sollen. Ferner wurde der Vor-
stand beauftragt, sich sür einc Ermäßigung der Eisenbahnfracht-
sätze für den Transport von Korbwaaren zu verwenden und die
Bcgründung einer Vcrbandskrankenkasse für Meister, Gcsellen
und Lchrlinge in die Hand zu nehmcn. Jn der Berathung des
letzten Tages sprach sich dcr Bcrbandstag einstimmig für die
Nothwendigkeit des Befähignngsnachweises aus und be-
schloß, eine diesbezügliche Petition an dc„ Reichstag zu senden.
Ein Antrag dcr Jnnung zu Stettin, betreffend die Veranstaliung
einer Fachausstellung zn Bcrlin, wurde nach kurzer Debatte
zurückgezogen. Nachdcm,schließlich als Ort des nächsten Verbands-
tages Dresden gewählt worden, wurden die Berathungen mit
cinem Hoch auf den Kaiser geschlossen.

* Bcrlrn, 29. Juli. Am 14., 15. und 16. August findet
hier cin Kongreß der deutschen Schirmsabrikanten und dcr
mit denselbcn in Verbindung stehenden Branchen statt. Die Ein-
ladung hierzu ergeht von den Vorsitzcndcn der Vereine berliner
resp. münchener Schirmsabrikanten. Dic Tagesordnung cnthält
als ersten Punkt die Gründung eines Verbandes, welcher ganz
Deulschland umfaßt.

* Darmstadt, 29. Juli. Der Vorstand des deutschen
Kellnerbundes in Leipzig hat sich in Aussührung eines Be-
schlusses der letzten Generalversainmlung an das großherzoglich
hessijche Ministcrium mit dcni Ersuchen gcwandt, gecignete Bc-
stimmungen zu treffen, daß das im Schank- nud Herbergsgewerbe
beschäftigte Personal, als Kellner, Köche, Porticrs, Wcinküfer,
Auswärterinnen u. dergl. als gewerbliche Gehülfen im
Simie der Gewerbeordnung und nicht als Dienstboten in Hinsicht
auf Rcchtspflege, Besteuerung, Krankcnversicherung und dergl.
angesehen und behandelt werde. Jn dcr betrcffeudcn Vor-
stellung wird ausgeführt, wie die Vcrwaltungsbehördeu das betr.
Personal bci Gewerbcstrcitigkeircn, Steuer- und Krankcnversiche-
rungsangelegenheiten, bald sür ein gewerbliches, bald sür Dienst-
boteu erkläre, woraus Unsicherheit, Ungleichheit und Kollisionen
entstünden, die sich bei dem stark flukiuircnden Charakter dieses
Pcrsonals doppelt sühlbar machteii.

* Montjoie, 30. Juli. Dcm Vernehmen uach soll am

Montag, dcn 9. August, Nachmittags 5 Uhr, bei Aug.
Jansen cine Versammlung betreffs Konstituirung dcr Hand-
werkcrinnung des Kreises Moiujoic und Wahl dcs Jnnungs-
vorstandes sowie der Jnhaber der Jnnungsämter stattfinden. Zur
Aufsichtsbehörde über die zn gründcndc Jnnung ist Hcrr Bürger-
mcistcr Vogt ernannt. _

Lokaliiachrichten.

Aache«, 31. Jult.

2! Das Wetter war in diejer Woche mehrsach unfreund-
lich, dem Kurverkehr schädlich, dem Wachsthum in den Gärten rc.
günstig, dagegen dcr Rcifuug der Feldfrüchte wenig förderlich.
Bergangene tzkacht unr 4 Uhr meldete sich ein Gewitter an, es
blieb aber bei einem starken Platzrcgen; heute Morgcn nun
zogen dic Wolken am Himmel lange nmher, zuwcileu auch
sandten sie einen starken Regenguß hernieder. Endlich, vor 2
Uhr Nachmittags, entlud sich dann unter starkem Regcn und
ohne Gewalt das Gewitter. Möchtc nuii endlich wieder die
rechte Wärme, die zu AUem in diescr Zeit gutthut, nns be-
bescheert werden!

* Der ,Westf. Merkur' meldet: Die philosophische F-akultät
der hiesigen königl. Akadcmie promovirte zum vr. xbil. den
Kandidaten der klassischcn Philologie Arnold Kirsch aus
Aachen, katholischcr Konfession. Seine Dissertation führt den
Titel: »Hu8.sstionS8 vsrKiIia.uas oritioas«."

x Bei dem vom Vcrbande rhcinisch-westfälischer Steno-
graphen, System Gabelsberger, veranstalteten stenographischen
Preisschönschreiben wurde dcm Mitgliede des hiesigen Steno-
graphenvereins Gabelsbcrger, Herrn Franz Knapp, unter 54
Konkurrenten, der zweite Preis zucrkannt.

s Schöffengerichtssttzung vom 30. Juli 1886. Recht
uubcdachtsam hatic die Ehesrau L. vou hier gehandelt, indem sie
eincu an ihre Magd adrcssirten Brief in dcm Glauben, dcrsclbc
jei an sie selbst gerichtet, ecbrach. Sie hatte sich wegen Ver-
letzung des Briefgeheimiiisses zu vcrantwortcn uud crhielt fünf-
zchn Mark Geldstrafe, gcwiß einc kleine Mahnnng für sic, künftig
oorsichtiger zu sein.

Der Schneidcr Karl Martiu G. aus Aachen hatte seiuem
Stubengcnoffen in der Nacht, als diescr in festcm Schlafe lag,
das Portemonnaie mit cirka 9 Mark Jnhalt gestohlen. Es stellte
sich in der Vcrhandlung heraus, daß das Schneiderlcin über-
haupt nicht gut dcn Unterschied zwischen Mein und Dein kennt,
es hatte nämlich 3 Wochen vorher für 4,90 M. Freimarken
unterschlagen. Heute crhielt G. vierzehn Tage Gefängniß.

Wegen Mißhandlung und Widerstandsleistung sollte sich der
Tagelöhner K. aus Aachen verantworten. Heute wurde seiteus
des Antragstellers der Strafantrag zurückgezogen und deßhalb
das Verfahren eingestellt. Die nicht unerheblichen Kosten wurden
Jedem zur Hälfte aufcrlegt.

Eine leidcr bei gcwissen Leuten recht übliche Krakelerei,
Schlägerei rc. bildete den Gegenstand der solgenden Vcrhand-
lung. Die drei Angeklagten Joh. L., Jakob E. und Wilhelm
L. aus Richterich bezw. Vetschau erhiclten jeder eine zicmlich
hohe Geldstrafe.

Der Tagelöhner Jakob H. aus Maubach und der Bäckcr
Franz Pcter S., ebensalls aus Maubach, standen unter der An-
klage wegen Diebstahls und Sachbcschädigung. Erstcrer sollte
einen Rechcn gestohlen, Letzterer ihn angekauft habcn, Beide
ferner im Garten eines NabchbarnBLumchen und Sträucher zer-
stört habcn. Die Angeklagten bestritten die ihncn zur Last ge-
legien Vergchen auf das Entschiedcnste, der einc derselben be-
imhm sich dabei so ungebürlich, daß ihm vor allcni Andern zu-
nächst vierundzwanzig Stunden Haft zudiktirt wurdeu. Durch
dic vcrlionimcnen Zeugen konnte die Schuld beider in vollem
Umfangc der Anklage fcstgestellt werden. H. erhielt sicben
Wochen Gefängniß, S. crhielt zusätzlich zu einer früheren Strafe,
welche er noch verbüßt, fünf Wochen Gesängniß.

Der Händler Charles B. aus Amerika hattc sich wegen
Dicbstahlsversuch zu verantwortcn. Er erhielt fünf Wocheu Ge-
fängniß untcr Aurcchuung von eincr Wochc erlittcner Unter-
suchungshaft.

Die letzte Sache, cs handelte sich nm Beleidigung eines
Lehrcrs, sand unter Ausschluß dcr Oeffcntlichkcit statt. Dic An-
geklagte, Ehesrau C , crhielt sechs Mark Gcldstrafe.

— Bei der Polizeibehördc ist ciu kleincr goldener
Ohrring und ein Portemonnaie mit wcnig Geld als gefundcn
abgegeben worden.

K Burtscheiv, 31. Juli. Gefunden ein schwarzcr Rock
und eine blaue Arbeitcrblouse. Jn Empfang zu nehmen Abtei
Nr. 1 hiersclbst.

Ebenda sind abgegeben worden und könrien von dcn Eigen-
thümern agnoszirt werdeu: zwei Talarc sür Messediener oder
Küster.

Provin:;?etts Nachrichteri.

* Eupen, 27. Juli. Jn dcr zweiten Hälfte dcs Mouais
August wird der hochw.Herr Bischof Dr. Korum von Trier, in
Vertretung unseres hochw. Herrn Erzbischoss, in hicsigcr Stadt
das hl. Sakrament der Firmung spendcn.

* Montjoie, 30. Juli. Wir lesen im Montj. Bolksbl/r
Das in Aachen garnisonirendc fünfte westfälische Jnfantene-
regiment Nr. 53 hat in den drei letzten Tagen, nämlich Mitt-
woch, Donnerstag und Freitag, jedesmal von 8 Uhr Morgens
bis 4 Uhr Nachmittags auf der „Nachtsief" genannten Blöße im
mützenicher Gemeindewalde bei Reinartzhof das gefechtsmäßige
Abtheilungsschicßen abgehalten. Die Aufstellung war in der Nähe
des im „Nachtsief" neu angelegteu von Reinartzhof ausgehcnden
Waldweges genoinmen, und ging die Schußrichtung haupisächlich
uach Südosten.

* MalMkdy, 30. Juli. Folgende in der Nähc der Kreis-
grenze wohnende Medizinalpersoncn im benachbarten Bel-
gien sind zur Ausübung der ärztlichen Praxis in Preußen zuge-
lassen: die vr. msä. Otte und Hardy zu Stavelot, Bückens,
Thimus und Horcz zu Dolhain, Peters zu Homburg, Henfling
zu Welkenrath, Nenavey zu Oppenaken, Guilleaume und Äajeres
zu Vielsalm, Marcchal zu Houffalize, Scheurette zu Gouvry,
Bosct zn Limerle, und die Thierärztc Walraff zu Henry-Chapellc
und Hardy zu Houffalize.

* Nanverath, 28. Juli. Vergangene Nacht wurde, wie
man der ,Geil. Ztg/ meldet, das am Wege von hier nach Lin-
dcr stehende Kapellchcn erbrochen und der darin befindliche Opfcr-
stock sammt Jnhalt gestohlen. Von dem Verbleib dcs gestohlcnen
Gutes fehlt jede Spur.

* Von der holländischen Greuze. Am Montag Nach-
mittag brannten in dem Dorfe Ncuenhagen zwei Wohnhäuser
(darunter die Kaplanei) und ein Bauerngut nieder. Äei der
hcrrschenden Trockenheit bedurfte es bedeutendcr Anstrcngung, um
größeren Schaden zu verhüten.

* Köln, 30. Juli. An der mülheimcr Haide fand nianam
28. d. im Wasser die Leiche eines Mannes, welcher einen Stich
ins Herz erhalten hatte. Da llhr und Geld fehlen, so liegt die
Vermuthung eines Raubmordes nahe. Ein Theil der Uhrkette
sowie ein Retourbillet wurden noch vorgefunden. Der Todte ist
als ein Reisender aus Elberfeld erkannt worden. (,Westfäl.
Volksztg/)

— Das finanzielle Ergebniß des letzten niederrheinischen
Musikfestes in Köln stellt sich nach dcm endgültigen Rechnungs-
abschlusse iit Einnahme aus rund 23,600 M. in Ausgabe aus
26,400 M., sodaß ein Defizit von 2800 M. sich ergibt.

* Aus dem Kreise Mülheim, 28. Jnli, wird der
,Duisburger Volkszeitung' geschrieben: Ein 15 Jahre alter
Bubc wurde, beinahe gelyncht, der Polizei in Oberhausen über-
geben, weil er ein 13jähriges Mädchen auf dcm Felde über-
fallen hatte! — Vor Kurzem wurde während der Nacht bei
Stcrkrade einem Pferde auf der Weide die Brust durchschnitten,
und heute hören wir von Meiderich, daß daselbst einer Kuh auf
der Weide das Euter durchschnitten wurde. Solche Rohheilen
sind doch entsctzlich; möchte man die rohen Gescllen fassen!

8 Poppelsdorf, 30. Juli. Vergangcnc Nacht wurde
hierselbst ein Akt größtcr Rohheit vollbracht, indcin auf dcm
Bauplatze der ncuen Kirche das dort ausgestellte große Holz-
kreuz umgcworfen und vollständig zertrümmert wurde. Hosfent-
lich gclingt es der Polizei, die ruchlosen Thäter zu ermittcln.

8 Dorp, 30. Juli. Ein Unmensch, cin Arbeiter von
etwa 20 Jahren, brachte Mittwoch Nacht dcm 11jährigen Knaben
eincs Arbeitgebers mit cinem Messer einc tiefe Wunde am Bauche
bci! Der Thäter, dcr wohl an seinem Brodherrn eine infame
„Rache" üben wollte, wurde verhastet.

* Coblenz, 29. Juli. Bekanntlich hat vor Kurzem ei»
Engländer daheir, nachdem er mit dem Dampfboote gelandet war,
behauptet, ein Mitreisender habc ihm aus der äußeren Brusttasche
des Rockes beim Aussteigen seine Gcldbörse mit ca. 11,000 M.
gestohlen. Der Engländer machte auch sosort bei der Polizei Au-
zeigo. Nun wird aus Bingen berichtet, daß sich das Geld wieder
gcfunden hat. Der Engländer hatte es nämlich überhaupt gar
nicht in seiner Brusttasche untergebracht, soudcrn in seinem Koffer
verwahrt, in dem er cs in Bingcn entdeckte.

* Gerstveiler (Kreis Saarbrücken), 28. Juli. Beim Hacken
im Felde wurde kürzlich einer Frau von hier zum wiederyolten
Male eine frcudige Ueberraschung zu Thcil. Sie grub nämlich
einen doppclten Friedrichsdor herans. Da dcrselbe aus der Re-
gierungszeit Friedrichs des Großen stammt, so ist er um so
werthvoller. Er trägt laut der ,Tr. Ztg/ die Jahreszahl 1753.
An derselben Stelle hatte die Frau vor zwei Jahren ebcnfalls
ein Goldstück gefunden, wosür ihr der Goldschmied einen Gold-
schmuck im Werthe von 12 Mark gab. Dieses zuerst gefundene
trug die Jahreszahl 1812. Man vermuthet, daß noch mehr
Geld an der Stclle liege, und die Lcule wollen im Herbste eine
Nachgrabung voruehmen.

* Düffeldorf, 29. Juli. Wie aus zuvcrlässiger Quelle
mitgetheill wird, wnrde dic von Seiten des „Vereins wider
die Vagabundennoth" bei dem Herrn Minister im April
beantragte Genehmigung zu einer Niederlassung der Franzis-
kanerbrüder aus Waldbreilbach in Elkenroth bchufs Bcr-
waltung der dort zu errichtcnden katholischcn Arbeiter-
kolonie vorgestcrn dem Borsitzcnden des Vereins, Herrn Landes-
direktor Klein, mitgetheilt.

* Elberfeld, 30. Juli. Die ,Elberf. Ztg/ schreibt: Unter
dem Vorsitze des Herrn Provinzialschulraths Dr. Höpfner aus
Coblenz fand gestern am hiesigen Gymnasium die Abiturienten-
prüfuiig statt. Fünf Oberprimaner untcrzogen sich derPrüfung
und bestanden dieselbe. Nachmitlags bcehrle Herr Oberbürger-
meistcr Jaeger die Prüfung, die bis 8 Uhr Abends dauerte,
mit seiuem Besuch. — Am Realgymnasium findet die Abiturienten-
prüfung uutcr dcm Borsitze dcs Herrn Direktors Dr. Börner
heutc statt. Zwei Oberprimaner haben sich dcr Prüfung unter-
zogeu; dieselbe wird voraussichtlich erst Abends zu Ende gehen.

» Effen, 28. Juli. Ein ruchloses Attentat wurde am
gestrigen Abend kurz nach halb neun Uhr, also so zu sagen noch
ani Tage, auf ein 2vjähriges Mädchen, die Tochter einer ange-
sehenen hiesigen Familie, verübt. Das Mädchen hatte in dcr
Stadt Einkäufe gcmacht und trug deshalb einen Korb am Arm.
Als sic die Hagenstraße hinausging, wurde sic plötzlich von eincin
jungcii, anständig gekleideten Mcuschen angesallen und am Halse
geniürgt. Sclbstrcdeud setzte sich die Angegriffene energisch zur
Wehr, so daß der Strolch schlicßlich die'FIucht ergriff. Auf den
Tvd geängstigt kam das Mädchen zu Hause an, wo sich hcraus-
stcllte, daß sie aus zwei Wunden stark blutete. Der Schandbube
hatte ihr zwci Dvlchstiche beigebracht, dic glücklichcr Weise nicht
allzuticf eiiigedrungen waren. Von dem Attentäter hat man noch
keiue Spur. (,Ess. Volksztg/)

* Trier, 29. Juli. Ueber den neuernannten Domprobst
in Trier, tzerrn Dr. Scheufsgen, wird der ,Tr. Ldztg/ aus
Mctz gcschrieben. Nach dem Kricge wurde Herr Dr. Scheuffgen
mit dcr Leitung des Gyiiinasiums in Saargemünd betraut, und
ist unn seit 8 Jahrcn Studicndirektor im Knabenkonvikt in Mon-
tiguy gewesen. Herr Schcuffgm hat in dicsen beiden übcraus
schwierigen Stellungeu allen an ihn gemachtcn Ansprüchen voll-
auf entsprochen. Jn Montigny namentlich hat er durch sem
takwolles Austreten, seinen Diensteifer und talentvolles Wirken
sich die Hochachtung und Liebc aller Schüler und Mitarbeitcr
erworbcu/ Auch in metzcr Kreisen, besonders in katholischm
und wissenschastlichen Bereinen, war er ein sehr belicbtes MU-
glied, eiu gern gesehener Gast und Gönner. S>.in Scheiden von
dort wird sehr schmerzlich empfunden werden.

Der,Frankf. Ztg/ wird aus Metz übcr dcn Ncucriiaiinten
also gcschrieben: Dcr zum Domprobst iu Trier crnannte bis-
herige Studiendirektor Schcussgen aus Montigny ist ein uoch
vcrhältnißmäßig junger Herr (im Jahre 1842 in Düren ge-
boren.) Er ist cin wissenschastlich sehr gebildeter Mann; glcich
nach dem Kriegc ward er iu Saargemünd i. L. Dircktor des
dortigcn Gymnasinms, welche Stellung er vor 8 Jahren verließ,
um dic Direktion dcs bischöflichen Seminars in Moutigny z„
übernehmen.

Vermischte Nachrichten.

* Frattkfrrrt, 28. Juli. Einem jungcn Mann, den sei»
Schatz aus Liebe in dic Nase gebissen hatte, mußte, da sich d>c
Wunde verschlimmerte, die Nase amputirt wcrden. TrotzdcM
heirathet das Mädchcn den Menschen, an dcssen Unglück cs
Schuld trägt, und den es nicht verlassen will!

* Bayreuth, 30. Juli. Ueber die Erkrankung oon

Franz Liszt wird von wohluntcrrichteter Seitc geschricbm:
Liszt ist am Sonntag crkrankt und zwar an einer Lungeu-
entzündnng, die bci alten Leutm nie eine sehr günstige
Prognose gibt. Doch glaubt Prof. Fleischcr, welchcr Vvn
Frau Cosima Wagner am Dinstag telegraphisch aus Erlangeu
nach Bayreuth berusen wurde, hci dcm Zustande, in dem er den
Krankcn angetroffcn, da besonders die Herzthätigkeit noch einc
gule ist, dic Aussichten für dcnselben als nicht gerade hoffnungs-
iose bezeichnen zu können. ,

Der Fremdcnzufluß zu den Bühnenfestspielen ist noch
immer cin bedentender, cin gutes Quartier in Hotels rc. kaum
mehr zu haben. Ueber die Leistungen der einzelnen Künstler
und Künstlerinnen wie der Chörc rc. sprechen sich die Bcsucher
durchweg mit großer Befriedigung aus.

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