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Das 500jährige Jubiläum der Heidelberger Universität im Spiegel der Presse: Frankfurter Journal — 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.16738#0006
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M 391. fCloroenltlatt Jalxrgaiig. Ißknfiag, 3. JUtpJt 1886.

imrmtl

2H)oiuieuiciit^wls m. 6.25 öicrtcrjnrjtlt^ mit Difcasfal\a unb ßanfcßls^ßtiuna Snferate 35 $k- <ü< 6[>rti«e leM« oi« Je«» «aa*

|» Staulfmt q. 3«., bti ben SBonämlm. bts btut^en 3l(i«», foroll »v. ( i)vl" <Joc«t< «(f.Oäflsanieifl«» 20 !pf8.

3m siuManb'mÄTbSXn w»uw«8. ißiimtue: IKBcrgnlfc 6. (Jranlifnrfet J)ceffe uml Heins /rau&furfer Stonrnat). Bureau.*: Uitcrgnffc 6. ^

S>te SlufljeBttng bcs 6(i5tttct§fccrctaitat0 in

2Ran fcfjreibt uns aus Sattem:

Ser »ergangene äRittmodj ift in ber ^otitifcrjen
©efdjid)te SatteritS gu einem benflnüvbigeit Säße ge»
worben. Von ihm ift ein ©anbfdjreibcn beS $ring«
^Regenten Suttpolb an baS ©efanuntnünifterium
batirt, welches bie Aufhebung beS Kabinett
fecretartatS Qu§[pritiöt. M^ct) habe 9Rid) be»
Wogen gefunben," tautet baS Schreiben, „Dom
1. Auguft b. an baS ©abinetsfccretariat aufgu»
Ijeben. Sie Seforgung ber erforbcrlidjen Sandlet»
ßejdjäfte übertrage $d) fortan ÜReiner ©ebeiinfangtei.
Siefelbe ift 2Reinem,@eneratabiutanten, bem ©eneral»
major gfretifdjlag Bon grettenftein unterteilt." Sicfe
Wenigen Sßorte bergen eine Vebeutnng in fiel), bie
»ieüeitJjt jenfeitS ber blau»meißen @renäpfät)Ie nidjt
in ihrem Dollen Umfange gemürbigt mirb, tro^bem
biefelbe fid) burdjauS nidjt auf Säuern befdjränft.

Sie ©efd)td)te beS SabinetSfecretariatS in Sattem
bilbet eine ununterbrochene SReibe Don ©onflictctt unb
kämpfen; erft bie furchtbare Kataftrophe beS 13. ^uni
Ijat aud) ihr einen Abfdjluß gebradjt. Sie 33er*
faffung SaöemS tennt baS ^nftttut beS ©abinets»
fecretariatß nidjt, n>ie baffelbe fich, aud) erft unter
bem Nachfolger beSjenigen batierifcfjen Königs, ber
bem 8anbe bie Verfaffung gab, eingefdjüdjen bat.
©ehr batb haben einfidjtSDotle unb Dom ebelften
Patriotismus befeelte SRänner auf bie ©efäbrlidjfeit
unb bie Anftößtgfeit biefer ©tnridjtnng tiingetuiefen,
welche bem SBefcu eines conftitutionelten Staates
wiberfpredjenb als eine Sdjranfe gwifdjen ben gürften
unb baS ÜJiinifterium eiugefdjoben mürbe, ben birecten
©ontact gmifdjen ber Krone unb ihren 9iätljcn bin«
bertc unb baS ^unetioniren bcS ©taatsmecbaniSmuS
erfdjmerte. ©d)on 1831 fällte ber bamalige gmeite
Präfibent ber batierifdjen Abgeorbnetenfammer, ber
berühmte ©taatSredjtSlebrer ©enffert über baS
©abinetsfecretariat folgenbeS Urtljett: „Siefc ©teile
ift bem Organismus einer conftitutionelten 2ftonard)ie
fiänglid) fremb; fie ift überfluffig, menn gcfctjie^t,
was gefdjeljeii folt, menn ber 3Ronard) mit feinen
SDciniftern in perfönlicbein, Dertrautidjem unb Der»
trauenSDollem Verfefjr fleht." ©er Sudjftaben ber
Verfaffung ftanb ber ©tnridjtnng beS GabinctSfecre»
tariats gmar nidjt im Söege, nm fo nieljr aber ber
®cift berfelben, meldjer für baS ^RedjtSbewuitfein
öe§ SBoltcS einen möglidjft birecten unb intimen
SBerTetjr in «Staatsangelegenheiten ämiidjen bem
§eri)d)er unb ben Derantroovttidjen 3}Hniftern
bebingt.

©eit feiner ©infüfjrung ift bab^er baS GabinetS»
fecretariat Don liberalen SIRännern befcljbet morben
als ein ßefätjrlictjer SBiberfprudj gegen ben ©eift
unb ben ©init ber Sonftittttion, unb bie ©efd)id)te
ber legten Qabre tjat bcnfelben in einer SBeife 9ted)t
Begeben, bie j)»ar überaus fdjmerjlid) ift, in ibren
(Sonfcquenpien aber, fo hoffen mir, für alle Reiten
fjeitfam fein mirb. S)er 3Bed)fel ber CDinge bat eS
lnertmürbigcrmeife fo gefügt, baß gcrabe unter jenem
Könige bie ©efäiu'lidjfett nnb bie ©d)äblid)!eit biefer
Qnftitution auf baS ©rellfte ju Sage traten, ber
feinen 9tcgierungSantritt burd) einen Scfetjt onS-
jeidwete, meldjer bie geheime SSeb^anbluttg ber 9te*
aicrungSeefdjäfte aufbob unb regelmäßige perfönlidje
S5eridjte Don ben SJJiniftern forberte. 35icfer Slnlauf
jur 2lbfd)affung bcS SabinetSfecretariatS blieb leiber

ebenfo wirfungStoS toie ein GDecret beS tönigS
9Rar II. Dom S^re 1848, ber öffentlid) ba§ ©ecre»
tariat abfdjaffte, im ©ebeimen es aber mieber ein»
führte. Stottern bat unter ber iöcreiufamuiig Königs
Submig'S II. fcljwcr gelitten; baß baS gfeljlen einer
birecten SSerbinimng s«ifd)en bem Könige unb bem
DJfinifterium nidjt ju fdjlimmeren Singen füljrte, ift
nur bem glücllidjen Umftanbe 51t Derbanten, meldjer
ftets SDiänner Don conftituttonellen ©runbjä^en mit
ber Scitnng beS Dermittclnben ^nftitutS betraute.
Sft bie tbatfäcljlidjc Slufljebnng beS (SabiuetS^
fecretariatS, bie atlevbiugS fofort bei ber Uebcriialjme
ber Regierung burdj ben ^ßriu^lKegentett in 2lu3fid)t
ftanb, fomtt im allgemeinen Don einer außerorbent«
lidjen SBidjtigteit für baS gefammte politijdje geben
33aljern§, fo Ijot biefelbe nadj jmet ©eiten tyn eine
befonbere SBebeutung.

®aS batjerifdje SßoII !ft in einem gaus ^ei»or-
ragenben 3Jiaße loljat unb mit feinem föerrfdjer»
baufe auf baS innigfte Dertüadjjen. SDie ©ntfrembung
gtDifdjcn bem legten Slönige unb bem SWinifterium
lunrbe in allen Steifen auf baS fdjnicrjljaftefte
empfunben unb wenn eS audj übelirollcnbeu @le-
meuten nidjt gelang, ber SJZaffe beS S3olfcS bieJ2icbe
ju ber angeftammten Snnaftie aus bem ^erjen p
reißen, fo lag bodj bie ©efaijr nidjt gar ju weit,
baß bie unglüdlidjeu SScrljciltniffc bie unb ba p
einer Sotfcrung beS SaubeS ausgebeutet mürben,
lcetdjeS S3olt unb gürft Derbinbeu foll. ®ie 2rag-
weite biefer ©efabr bei ben gegenmärtigeu ^citläuf-
teu, luo baS fdjleidjcube ©ift beS ©ocinliSmuS allen
unb jebeit SlutoritätSglaubeu auffrißt, liegt auf ber
§anb. Söofjt ift feit bem ^Regierungsantritt beS
$riuj»9tegeutcn audj nadj biefer 9tid)tu:tg eine 3Beu-
bung eingetreten, bodj ;bätte feine einige -äftaßregel
beim baDerifdjen S3olte baS Vertrauen j» ber neuen
©eftaltuug ber Singe, bie $itüerfid)t auf eine fefte
unb fidjere Seituug ber Slngelegenljeiten beS SaubeS
in einem foläjen SRaße förbern nub Ijebcn tonnen,
mie es bie entfdjloffeuc S3ejeitiguug einer ^uftitntion,
bie fid) su einer ©djeibewaub gnnfetjen beut S£b-
nig unb bem äftinifterium ".fjerauSgebilbet Ijatte, gu
SGßege bringen mirb.

£>aS baljerifdje 2Föff roirb in ber 3J2aßna^nic beS
$rinä*9f{egenten bie Q u f i dj e r u u g einer er uften
unb gemijfeu haften ^ f l i dj t e r f ü 11 u n g
erblicleu uub barauf mit ber 3utt)eubnug eines freu»
bigen unb feften SßertrauenS antiDorten. Scr $rinä-
9tegent beginnt feine 5T{egentcntaufbal)ii mit einer
conftitntiouetlen Sbat lceldje iljm mit bem Saut bie
Siebe uub baS Vertrauen be§ 35olfS einbringt. Stuf
bie (SutiDicfcluug ber potitifdien unb ber ^arteU
a?erljältni|fe Stenerns mirb biefelbe nidjt obuc (£iu-
fdtß bleiben; einer Oppofition, rocldjcr bie bisherigen
yjiißDerbättniffe in ben Schiebungen jwifdje« ber
Ärone uub bem ÜDtinifterium in ber fdjnöbeftcn SBeife
nuSpbcuten Derfudjte, ift aud) ber le^te Sluljalt ge-
nommen ju einer 2)?ißbeutuug ber ©telluug beS
SabinctS. Sie 8ibcraleu 33aticntS bagegen bürfen
in bem 93orgel)en bcS PrinS'-äi'cgentcn eine neue
©etoäljr für ben (Srfolg iljrer SSeftrebungeu ertenueu.
Sanb unbSSoll merben bie burd) ben ^rin^Jtegentcn
getroffene flteorgauifatton mit ©enngtljuuug unb
gratbe begrüßen uub bie unglüeftietjen 5llPnl|be ber
ffiergangenbeit merben, mie 9J{iiiiftcrpräfibeut D. 8u^
fdjon am 26. $uni bejügtid) bcS SabinetSfccretaviatS
bemertte, nur meljr „ein bloS tjiftorifdjeS Sntereffe"
haben.

ScutfdjcS 9?citfj.
* »edin, 1. Stng. Sie Hoffnung, baß in btm
3)(aßc, tute bie 33cfcftiguug bcS ^-ricbcnS smifdjen
bem ©taat unb ber fatl)olifdicn $irdje fortfdjrettct,
ben uttramontanen § e ij c ap t ä n e n Don ©eiten
beS SirdjenregimentcS gäget angelegt merben mürben,
fdjeint fid) in erfreulicher Söeife p erfüllen. Senn
nadjbem erft türstid), mie mir mitttjeiltcn, baS
„93amberger 33otfSblatt" einen fdjarfen S>crmeiS bivect
aus bem crsbifdibflidjen Calais erholten, mirb nun
audj eine offietöfe äkrnmruung an bie ultramontoue
treffe aus ber Siöcefe^aberbom befauut. SaS am
©ifee beS fehr gemäßigten S3ifd)ofS S r 0 b c in
Paberborn erfdjcinenbe „Sßeftf. SBolfSbt." brnett in
feiner neueften Kummer eine ihm „Don feljr äuge»
fefjeuer Seite" gejanbte ^ujdjrift ab, in meldjer eS
heißt:

„@§ ift nnjmeifetbaft, bafj bie ßentnuulpreffe nud)
bei ber jefeigen »eväiiberten fircljetipolitifclicn Seine bnS
Steätjt unb bie-ßflidit Ijat, bie 3fntereffen bc§ fntbolifÄcn
SßolfeS aeflenüber nKen biefelbe» bebroftenben Stnßviffcn
51t öevti'Ctcii. 9?ur bleibt fiaglid), ob bie Slvt biefcv
Vertretung, tngbefonbeie ber ©tontSvegicntug gegenüber,
nicf>t botb lu e f e 1111 i c!) e 91 e nb e r u 11 g c n cvfaljven
iHiitjte. SjBäfjrenb ber ®nuer bc§ etgcutlidjen Enltur«
fampfeS ift inaudjeS fdjarfe »erleßenbe SEort gegen bie
©taatSregierung gefnücii. 3)nS niodjte in ben S3crl)ä(t-
niffen begrihibet fein: e8 lunrbe eben Äricg gefüijrt unb
ßrieflSDraud) uub ÄricnSmoffen finb Dom «ritge nidjt
ju trennen. 35arau§ erflärt fid) uielcS, eutfdjulbigt
fidj maudjcS, oljnc bcif; alles nud; fofort als gerechtfertigt
erfdjeint. Qnjiviifcben bat bie <B t a n t § r e g i e r u 11 g
ibren (Sntfdjlujj, friebtiebe 33erljältniffe jttvfttfgufübven,
uiiäiueifclljaft bocumentirt. ©te bat bie Don ber Äirdie
am fdjiuerften enipfuubeucn 83eftinuuungcu ber SE>fat-
gefebe entmeber befeitigt ober bodj fo stugefebrauft, bafj
fid) bannt leben läßt; meitere 9teüifion 311 ©iinftcn ber
fircblidien greibeit bat fie sugefagt. 8für biefe Derföljn*
lieben ©djrittc b n r f bie 9t e g t c v u n g mit gutem
© r « n b e Don ber t a t b 0 l i f cb e 1133 e u 011 e r u it g
benSlnSbrud be§ 2)anfe§ uub beS 25er -
t r a u e 11S erwarte n. @§ ift bannn Unrecht, wenn
man für bie oeränberte §altuug ber 9tegieruug 93?otiue
auffudjt, bie außerhalb ber Sache liegen unb fctjliefjlid)
al§ purer ©goiämuS fid) ermeifeu luürben. ES ift erft
recht gegen baS©efe(5 ber chrifttichen Siebe,
anütinchinen unb auöjufpredjcn: bie ülcgierung luolle bie
ict?t «eräuberte Sage nur benutzen unb habe fie nur beS-
halb herbeigeführt, um auf biefem ©chlcichmege bie 3iete
unb 3iuede ber SKnißefeßgebung su erreichen. 2)ie
©entrumSpeffc hat meines ©rachtcuS bie Wicht, btefeu
heibeu -ßuntten Stccbuung su tragen unb nach biefer
sJiid)tung ihre §altunn gegenüber ber ©taatSregicrung
31t Silbern. Scftiiumte Shntfncheu fprecheu bafür, baf)
bie preufiifdje ©taatSregiernug jur 3eit bie ©egner-
fchaft gegen bie fatholtfche Ätrdje nidjt aufrecht erhalten
nnO. S)arau§ folgt, ball „bnS gefunbc SBciStranen* 111111-
mehr einem Vertrauen weichen barf, welches ber aBndj-
famfeit nidjt entbehrt, aber auf bie ©d)Wars -
f e h e r e i n ö r g e l n b e r Ä r i 111 D e r 3 i dj t e t. Sdj
wiü biefe paar ©äfee f rcu ubl icb er Veadjtung
ber © e u t r u in S p r e f f e eumfcljlcn."

— Sie ber „R. g." mitgetl)cilt mirb, bürftc
©raf § c r b e r t 23 i S111 a r et, ber ©taatSfccretär
beS SliiSmärtigcu 2lmtcS, fdjmerlid) Dor bem 1. ©cp»
tember feine ©ejehäfte mieber übernehmen. ©S mar
urfprünglid) angenommen, baß er fdjon am 1. 3luguft
auf feinen Soften jurücttel)ren mürbe. Slbcr nadjbem
ein Aufenthalt in ben ©dimeijer 2llpcn, Don bem
©raf S3iSmavcT fid) Dollftänbigc ©rljoluug Dcrfprodjcu
hatte, ben gcmünjdjtcu ©rfolg nidjt gehabt bat, bürfte
er fidj nun in ein ©eebab begeben, beffen ©ebraud),
nadj Slnfidjt ber Sierße, erforberlid) fein mirb, um
feine Dötligc 2Bieberl)erftelluiig ju bewirten.

— Ser SDtiuifter beS gnuern hatte betanntlid)
ber 8 e b e n S D e r f i dj e r u n g S = © e f e 11 f d) a f t
51t Scipjig ertlärt, er mürbe iljr, falls fie bie eon
ihr beabfidjtigtc U11 a u f e d) t b a r f e i t ber Policen
nadj fünfjähriger Sauer einführe, bie Souccffion für
Greußen cntjiehen muffen. SBie bie ©efellfdjaft je(}t
ber „greif, ^tg." fdjreibt, mirb fie bie unaufcdjtbaren
Policen, fomeit fie ber pmißifd)e äRinifter bcS ^uuertt
gebilligt, beibehalten unb bementfpredjenb bem § 13
ihrer allgemeinen VerfidjcruugSbcbinguiigen lebigltd)
in ber 9tid)tung eine anbere Raffung geben, baß
bctrüglictje Sectaratiouen nicht unter baS Unan»
fcdjtbartcitspriucip fallen.

— gür ben bieSjäfjrigen Seutfdjen Pro«
t c ft a u t e n t a g, ber am 13. unb U. October in
2jß i e S b a b e u abgehalten merben mirb, ift ba«
Sljcuia in SluSfidjt genommen: „Ser ProteftantiSmuS
in Scutfdjlaub nach ber 33erftänbiguug ber preußU
fdjen ©taatSgemalt mit bem ^apft". ©S fotlen bie
Aufgaben bcS ProtcftantiSmuS gegenüber bertatholU
fdjen Sirdje im 33erhä(tniß jur ©taatSgemalt, jur
©dntle uub 2JSiffen[d)aft unb jur äußeren älhffiott
behaubett merben.

— £ie ietit Derüffentlichte © r 11111 n a l ft a 11 ft 11
für 1884 enthält hödjft beinertenSwertfje, ia über»
rafchenbe ©rgebuiffe. 35ic 3al)l ber firafbareu ©anblun«
gen, bereu allergrößter Stjeil <mS Verftöfien gegen baS
gtcichSftrnfgefetjbuch befteht, hat Don 1883 bi« 1884 leibet
um 7,1 p(£t. angenommen, ebenfo ift bie 3ibt ber auf
jeben eiii3cluen Verurtfjeilten fallenben flrafbarcn $anb«
laugen bebetiteub geftiegeu. Sic ^nmihnie ber gegen baä
33ermögeu gcridjteten Selicte ift Derfdiluinbenb ffein
gegenüber ber Vermehrung ber gegen bie $erfon Gcridj*
teten, alfo burd) Slnweubung ober Slnbrohung Don ©e«
walt oerübten ftrafbaren ^aubluiigen. 2)ie Verbredjen
u. f. w. gegen ©taat, öffentliche Drbnnng unb 9teligicn
finb um 8,7 pßt., bie Verbrechen :c. int Sfiutc um 28
D(£t. geftiegeu. dagegen ift bie 3a&l bjt wegen Veiv
brechen unb Vergehen gegen ba§ Vermögen Vernrttjeiftett
gefüllten, ©oubert man bie Verurtbetlten nadj bem @e«
fchledjte, fo finbet man, bafj bie 3al)l ber männlichen
Verbrecher ftärfer äugenoninten hat- als bie ber weiß«
liehen. Sluffälligcrweife hat, wenn matt bie einaelnen
SelictSgruppen »erfolgt, bie 3nl)l ber grauen, welche
gegen ben ©taat, bie öffentliche Drbnung ober bie See»
ligiott gefehlt haben, abfolut unb rclatio augenoninieii;
am größten ift ber Sintbert ber weiblichen $erfonen
immer noch bei ben Sclictcn gegen baS Vermögen (24,8
p©t.), bodj seigt fid) hier bie Slbnahnte gegen baS S3or-
ialjr, in weldjent bie betreffenbe 3ahl 24,8 pSt. betrug,
am erheblichften.

— 2)ie Unterfudjung, weldje mit ber
Verhaftung einer 9teilje Don 3 a h l m e i ft e r n in
otlcit ^heilen 2)eutfchlanbS nnb ber Armeelieferanten
2B 011 a tt t uub •£> a g e in a n n begonnen hatte, wlrb
gteidMcitig bei bcntcrfdiiebenen 93Jilitärgerichten unb bei
beut Sanbgcrichte I. 31t SBerlin geführt. 2Bie bie „9?at.*
3tg." aus befter Duelle Derniutmt, finb fäiimttlidje 3abl«
meifter wieber eutlaffen worben; bie llnterfuchung gegen
biefclbeu ift abgefrhloffcit, boch fteljt bie Slburthetlung
noch auS. 9cur gegen einen 3ahlmeifier hat bie 25er>
hanblung bereits Dor beut Kriegsgericht ftattgefunben;
baS Urtljcil lautete freifprecheub. 3)ie beim hiefigen
Sanbgericht I. gleichseitig geführte Unterfudjung ift fo-
weit gebiehen, baß Verbunfelungen nidjt mehr 3U be«
fürdjten finb. Sluf Antrag ber Vertljcibiger ÜtedjtSan«
walt 35r. ©taub für SDotlanf unb 9ted)tSariwalt SCtjelett
für §agcmaun ift bie ©afteiitlaffuug ber beiben Ve«
fdjulbigten gegen eine Vürgfchaft 0011 20 000, beaiefjttnflS»
weife 12 000 2>t. erfolgt.

* spofett, 31. 3«tt. SBie baS „«Pof. Jagebl."
melbet, ift baS 3t i 11 e r g u t 8 u b 0 w 0, etwa 2000
borgen groß unb eineS ber fdjönften ©üter ber ^roDins,
in bem geftern in ©liefen ftattgehabten 3wangS*
üerftetgerungSterntin für ben $reiS Don 300 000 3W.

ÜL

Sie ^Reformation hatte auf ben bcntfdjcn Öni«
berfttäteu uod) mit Dielen Ueberbteibfeln ber ©djo-
laftif aufzuräumen, bereit ber ©umauiSmuS nur
erft in Italien üolttommen ©err geworben mar. Um
fo betrübenber ift baS 93ilb ber Zerfahrenheit, meldicS
Don hier an bie VMttclSbacher gegenüber ber großen
geiftigen SBemcguug bcS Zeitalters liefern, ©djon
geigen fid) bie fpätcr nod) befonberS ftart hevoor»
tretenben ©egenfä^c, bie für bie ©ntmiclelung ber
beutfeheu Angelegenheiten felbft Don hBchfter 35e<
teutnug merben mußten. Sie fathotifdje Sinic in
Satjern verbrauchte ihre Kräfte in einer, unter allen
©efid)tspuufteu ber ©taatstnnft müßig erfdjeinenben
Jtnterftüfeuug bcS §aufeS §abSburg. fjür bie im

ebenbc all-

35te ^MhpTfiprftpr lltttbcrittöt I qIs ^vüdhattenb gegen ben ©eift ber neuen S3cr-

^IC ^»Ctöemcrgcr um»cr|uat. tünbigung. Ütendjltn, ber fidj bort um bie AuS-

bilbnng 9Jrclattd)thon'S befonberS bemüht hatte, fah
faft mit Seforguiß auf beffen nunmehrige bebingungS*
lofe ©tellunguahme für Sutl)er; unb als legerer
felbft ein SQhi* »ad) beut SBittenberger £befcmAm
fd)lag in ^cibclberg erjdjieu, um im Äloftcr ber
Auguftiner oor ben DrbeuSbrübcrn uub einer großen
3al)t Don ©cEjolaren bie 9iefonnatioiiS=©ä(3c gu er-
läutern, tarn jmar ber Samcit ber neuen Se|re unter
bie SDrengc unb mirttc bort rafd) unb fräfttg genug.
Aber am §ofe gcrabe uub in ber UniDcrfität felbft
blieb mau füljt uub — fürchtete ben Saifer.

Seit jüngeren S3rnber nub Nachfolger Submig'S
nennt bie ©cfd)ichte ebenfalls ben SBeifcu. ^u ber
Shat hat griebrid) II. (1544—1556) ber ^Reformation
in §cibelbcrg ©iugaiig gemährt. 93etannt ift bie ©r-
jählung, mic bie Sürgerfchaft am 3. Januar 1545
ju 93eginn beS ©otteSbicufteS mit einem 9)cale in
beutfdjer Sprache gu fingen begann, unb jwav baS
Sieb ,,©S ift baS |)eil uuS fonimen her", woraufhin
ber S'urfürft bie Don ihm felbft bereits beabficfjtigte
Dtcformation in Angriff nahm. Aber ingmi)djeu
fiegte ber Kaifcr über bie fädjfifchen SBiberfadjer bei
3Rühtberg, tarn bann nach ©cibelberg unb tnüpftc
bie alte greunbfehaft mit beut iljm nalje Dcrmaubtcn
turpfäljifdjen §aufc mieber an. griebridj, ohnehin
unbeftäubig in feinen Ueberäeuguugeit unb moljl
unter bem ©inbruete ber geljäffigen 2)cadjiuatiouen
feines baljerifdjen Vetters — ließ baS begonnene
Viert ruhen, ©rft fein SReffe Dtto §eiurid), mit
bem bie Scadjtoiumenfdjaft SubmigS beS 93ärtigen
1559 auSftarb, führte bie Deformation entfdjloffeuer
burch. Ser friebfertigen 5Ratur feines Vorgängers
wiberftrebte es, bie UuiDerfität auf ber neuen 23ahn
mit Dormärts ju bemegen, miemoht er es jugelaffeii
hatte, baß Stolo, 53reng u. A. int ©eifte ber SRefor*
matoren lehrten. Dtto §einridj jebodj ließ 3JJelandj-
ton ju fidj rufen, gog ihn wegen ber 9teorganifation
ber |)od)fd)ule an §aupt uub ©liebern ju Ütathe,
beftetlte, ihm fotgenb, eDangelifdje Sehrer, UuiDerfität
unb Sapienjcolleg mürben meltlidje Anftalteu, bie

SRefonnation auf halbem SBege nod) aufzuhalten.

Submig V. (1508—1544) hält jur alten Sehre.
Sic Unioerfttät gemiunt burd) ihn brei hochberühmte
^umaniften (©ermann Don bem S3ufd)e, Simon
©rtjnaeuS nnb Sebaftian ÜRünfter). Aud) ber feine
unb elegante ^acob 2RichlluS, ber in granffttrt in
feiner S3egeifteruug für bie „jüdjtige 2Rufe" mirttc,
laut mehrmals nach ©eibelberg, um „bie gönn
mittelalterlicher Anftalten mit bem ©eifte ber neueu
S3ilbuug jn öerfötjnen." Aber biefer ©eift hatte bie
.^umaniften fchoit mieber überholt; er hatte bereits
mit tebeubigen SBorten fid) bem Volfe felbft tnitge

theilt. Sie Sljefen Don SBittenberg waren bie«33ibliothet erhielt reiche Zull,etIbungen, baS ©eilig»
Sofung geworben, um bie fid) baS ^ahrhunbert be» | geiftftift mürbe aufgehoben. SRun fam eine furje

wegen follfe. Öu ©eibelberg jeboch war man meljr Zeit beS ©lanseS. Sod; balb genug ftirbt mit Dtto fiuben," um ben Daub gu Derpacfen; er mußte lallet " 2Relac! "C. A. P,

©eiurid) bie Surlinic aus unb ber AbcubmalilSftreit
Wirft feine Schatten über bie $falg unb ihre ©odjfdjulc.
griebridj III. dou Siinnicrn ift ©abinift, jein 3?eginieut
ift burd) baS Scljcrgeridjt über ®t)lt>an Don Sabcuburg
getrübt; ber ftrenge puritauifeije ©eift dou ©euf be»
hcrrfd)t bie tbeologifdje g-acultät — immerhin iujo»
fem nidjt ohne ©rfolg für baS Aufblühen ber §odj-
fdjute, als ©leDiatutS, UrfitiuS (bie Vcrfaffcr beS
rcoibirtcit ©cibclbergcrSatcchiSmuS), uod) mtfyc aller«
bingS ber Diclaugcfcinbete SOfebicincv ©raft u. A. ber
Auftalt weithin einen Namen machten. Sod) auf
griebrid) folgte ber lntt)erifd)c Submig VI. Sic
UuiDerfität mußte fid) feinem SSctcniituiffc beugen,
bie heften Sel)>:er aber fauiutt ihren Anhängern unter
ben ©djülent ücrlicßeu Jpeibclberg. g-riebrid) IV.
löfte ihn ab, fdjon mährenb feiner SDcinberjährigfeit
hatte fein Dljciui S°hauu Gafimir bie Seljre ßalDin'S
mieber hergeftellt. ^ctjt mieber mußten bie tutl)e»
rifchen Scljrer ber ©odjfdjulc ben Ülücten lehren; bie
GolDiniftcu famcu gnrücf uub mit ihnen bie ©d)o»
laren in ftattlidjcr Zahl- Unter Marcus, SToffauuS,
©otofrebuS, Sreher, $cter dou ©pina, ^aituS
©rutcruS u. A. hat bie 9Juperta, als fie im Saljrc
1587 ans ©übe ifjreS gmeiten ^atjrtjunbertö gefönt»
inen mar unb am 30. NoDember mit einer einfadjen
Siebe beS ^ßrorectorS ©ohn ihr ©ebäd)tnißfeft feierte
— eine feltcite S3lütt)egcit erreicht.

Sciber nur Don tnrger Sauer, griebrid) V., biefe
romautifdje ©rfcheinung auf' bem $ctteubül)et, ber
beim ©ingng mit ber fdjönen ©lifabetl) dou ©tuart
bie $falg in einen mal)reu SBonnetanmet Dcrfe(5t
hatte, ließ fich in ben ©inn foutiueu, bie ©aub nad)
ber böhntifdjen Krone auSguftrcdcn. ^n einem ein»
gigeu Sage mar ber Srautu gu ©nbe unb ber
„Sffiinterfönig" ein glüdjtting ohne Sanb unb ohne
©cimatlj. 1622 nahm Slillh bie ©tabt ein, bie
Sefuiten waren hinter ihm hergegogen, befetjteu als»
balb bie turfürftticfje Gangtei, nahmen bie proteftan»
tifdjen Kirdjeu an fid), Dertrieben bie^3rofefforcn unb
ließen burd) ben fiegreidjen gelbherrn bie prachtDotle
23ibtiotl)et nad) IRom Derfd)leppcn. ©S ift ein ein»
gigeS golbenes Statt in ber ©efdjid)tc jener Sage:
STillt) tonnte meber Kiften, uod) ©djuur, nodj SEBerf» .

geug, gefchweige beim ©aubwerfer in ber ©tabt felbft | hatte. Sa taut ber DrleaiiS'i'djc Krieg uub —

dou außen holen. ©l)re foldjem Vürgergcifte! SaS
ArdjiD rettete ©pina nach grantfurt, Don wo er eS
nadj becitbigtcm 30jäl)rigcn Kriege bem ©ohne beS
VMntcrfüuigS gurüctbradjte.

Am 11. April 1626 ließ ©ergog 3Rar Don
SSaVjem, ber nun enblid) bie Beraubung feiner
^fälger Vettern, bie an Kaifcr KarlS beS V. Ver*
tragstreue gefdjeitert mar, burdjgefc^t hatte, — bie
UuiDerfität fd)ticßcn. Sie ©tubeittcu maren ohuehitt
fdjon üerjdjmunben, Don ben ^rofefforen nur brei
ober Dicr uod) übrig geblieben. 1629 eröffnete er bie
Auftalt als eine S3ilbitngSftätte jefuitifcheu Gl)araftcrS
mieber. 1633 eroberte ©uftaD Abolf bie ©tabt, ber
Abmiuiftrotor»^falggraf 8ubmig ?I)üipp berief als*
balb ©pina uub Vareus gurüct. Aber fdjon ©nbe
1634 fam ©alias mit ben Kaiferlidjeit ficgretc!j
gurücf. Sie grangofeu befreiten ©eibelberg aus feinen
§änben, im $nti 1635 nahm er ihnen bie ©tabt
mieber ab, aud) mürben bamals neucrbingS fath>
lifdje ^rofefforen berufen, ©nblid) tarn nach beut
mcftphälifrheu grieben Karl Submig (beS Sffiiuter*
fünigS ©ohn) mieber in ben freilid) gefdjmälerten
Vefi^ feines ©aufeS; mit ihm fehlte bie Soteraug«
ibee in ber Dcrmufteten uub üerfengten ^heingegenb
ein. „V?ährenb aitbcrmärtS ber VerfolgungSgcift fiih
gu neuen Kämpfen rüftete, würbe unter iljm bie
©eibelbergcr ©od)fdjulc „eine fefte S3urg afabemifd)er
greiheit inmitten ber Sanbe beS KrulnmftabeS.*,
Surd) patent Dom l. ©eptember 1652 Derjprid)t
er feierlid), alles gu thun, „maS gnr 9teftamation,
gttr Aufnahme nub gum VJadjSthum biefer uralten,
hodmriDilegirten UuiDerfität gereidjen mag," am
1. yJoDcmber 1652 erfolgt bie feierliche VJieber«
©röffuitug, unb bie ZQJ)i °er 5jnt"iatricnlationen
(128 im ^ahfc 1653) mitl bafür fprechen, mit mel*
d)cm Vertrauen man ber neuerridjteten ©odjfdjule
in feformirttn Sauben gugethan mar. Saß Karl
Submig audj ©pinoga gu geminnen fud)te, erhöht
nur feinen üRuljut als 9ieftaurator. Unb abermals
leuchtete bie SilbungSftätte am Necfar im hellen
©lange auf unb übcrftraljlte alle ihre ©djmcfteru.
SaS Diertc ScbenS^ahrhitubert fdjien mieber in
[jcrrlidjcr S3tüthe gu ftnben, mpS Hiupredjt geftiftet
 
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