140 L-XXXIX. Leben des fiorentinischen Malers
Unter andern findet man im Hause von Giovanbatista diAgnolo
Doni ein rundes Bild nach Miniaturweise in Oel gemalt,
worin er Adam und Eva darstellte, wie sie den Apfel essen;
beide nackende Gestalten sehr fleißig ausgeführt.
An demselben Ort ist von ihm eine Kreuzabnahme Christi
und der Schacher; man sieht ein wohlangebrachtes Durchein-
anderstehen von Leitern, einige Gestalten helfen den Heiland
herab nehmen, andere tragen auf ihren Schultern einen der
Schächer zu Grabe, ihre Stellungen sind wunderbar, alle
Gestalten mannichfaltig und für den Gegenstand geeignet, und
beweisen daß er ein trefflicher Meister gewesen.
Visino ging aufVeranlassung einiger florentinischer Kauf-
leute nach Ungarn, woselbst er vieles arbeitete und in Ehren
gehalten wurde. Dessenungeachtet war er nahe daran, dort
ins Unglück zu gerathen. Er hatte ein offnes und freies Ge-
müth und konnte einige überlaftige Ungarn nicht ertragen, die
ihm tagtäglich den Kopf heiß machten, indem sie Alles in
ihrem Vaterlande rühmten, gleich als ob es nirgends ein
Glück gäbe als in ihren heißen Stuben oder beim Essen und
Trinken, und keine Größe und Herrlichkeit als ihren König
mit seinem Hofstaat; alle andern Dinge der Welt schienen ihnen
dagegen eine Lumperei, während Visino mit Recht meinte:
in Italien finde man ganz andere Trefflichkett, Anmuth und
Schönheit. Solcher Albernheiten überdrüssig, ließ Visino eines
Tages, da er zufällig etwas übermüthig war, sich die Worte
entschlüpfen: eine Flasche Trebbianer Wein unp ein Berlin-
gozzo-Kuchen seyen mehr werth wie alleKönige und Königinnen
2°) Diese Kreuzabnahme kam aus der Familie Doni nachmals in Besitz
des Marchese Manfredini, in dessen schöner Sammlung zu Rovigo
sie für ein Werk des Andrea del Sarto galt, da sie im Nackten
ganz im Styl dieses Meisters gearbeitet war. Die Sammlung wurde
durch testamentliche Verfügung des Marchese Sigenthum des Patriarchal-
Seminars zu Venedig.
Unter andern findet man im Hause von Giovanbatista diAgnolo
Doni ein rundes Bild nach Miniaturweise in Oel gemalt,
worin er Adam und Eva darstellte, wie sie den Apfel essen;
beide nackende Gestalten sehr fleißig ausgeführt.
An demselben Ort ist von ihm eine Kreuzabnahme Christi
und der Schacher; man sieht ein wohlangebrachtes Durchein-
anderstehen von Leitern, einige Gestalten helfen den Heiland
herab nehmen, andere tragen auf ihren Schultern einen der
Schächer zu Grabe, ihre Stellungen sind wunderbar, alle
Gestalten mannichfaltig und für den Gegenstand geeignet, und
beweisen daß er ein trefflicher Meister gewesen.
Visino ging aufVeranlassung einiger florentinischer Kauf-
leute nach Ungarn, woselbst er vieles arbeitete und in Ehren
gehalten wurde. Dessenungeachtet war er nahe daran, dort
ins Unglück zu gerathen. Er hatte ein offnes und freies Ge-
müth und konnte einige überlaftige Ungarn nicht ertragen, die
ihm tagtäglich den Kopf heiß machten, indem sie Alles in
ihrem Vaterlande rühmten, gleich als ob es nirgends ein
Glück gäbe als in ihren heißen Stuben oder beim Essen und
Trinken, und keine Größe und Herrlichkeit als ihren König
mit seinem Hofstaat; alle andern Dinge der Welt schienen ihnen
dagegen eine Lumperei, während Visino mit Recht meinte:
in Italien finde man ganz andere Trefflichkett, Anmuth und
Schönheit. Solcher Albernheiten überdrüssig, ließ Visino eines
Tages, da er zufällig etwas übermüthig war, sich die Worte
entschlüpfen: eine Flasche Trebbianer Wein unp ein Berlin-
gozzo-Kuchen seyen mehr werth wie alleKönige und Königinnen
2°) Diese Kreuzabnahme kam aus der Familie Doni nachmals in Besitz
des Marchese Manfredini, in dessen schöner Sammlung zu Rovigo
sie für ein Werk des Andrea del Sarto galt, da sie im Nackten
ganz im Styl dieses Meisters gearbeitet war. Die Sammlung wurde
durch testamentliche Verfügung des Marchese Sigenthum des Patriarchal-
Seminars zu Venedig.