312 XCIX. Leben des Bildhauers und Baumeisters
zu seiner Zeit niemand gab, dessen Geist zarter und scharfer
gewesen wäre, niemand der besser vermocht hatte, die größ-
ten Zweifel anfzuhellen. Er galt deßhalb bei allen Einsich-
tigen seiner Zeit Mit Recht für trefflich in jenen Künsten.
Hütet in der Andrea wurde wie man sagt, im Jahr 1460 geboren;
Jugend die , , , . .
Heerden. er hütete gleich Glotto IN seiner Kindheit die Heerden, und
zeichnete dabei den ganzen Tag im Sande oder formte in
Erde die Thiere nach, welche seiner Obhut anvertraut wa-
ren. Eines Tages als er in solcher Weise beschäftigt war,
ging ein siorenrinischer Bürger vorüber, wie man erzählt,
Simone Vespucci, damals Podestä von Monte Sansvvino.
nimmt sich Er sah wie der Knabe mit größter Aufmerksamkeit zeichnete
seiner an. oder,. formte, rief ihn zu sich, fragte wessen Sohn er sey,
und bat, da er seine Neigung erkannte, Domenico Contucci
solle ihm den Knaben überlassen. Der Vater gab gern seine
Einwilligung, als er hörte, Andrea solle in der Zeichenkunst
unterrichtet werden, damit man sehe, was der Trieb der
Natur vermöge, wenn anhaltendes Studium ihm zu^Hülfe
komme. Simone nach Florenz zurückgekehrt, that den Kna-
Und gibt ihn ben zu Antonio del Pollajuolo in die Lehre, bei dem Andrea
^Pouajuvl^so rasch lernte, so daß er nach wenigen Jahren ein trefflicher
in die Lehre. Meister wurde. Noch jetzt sieht man im Hause des genann-
Seine Jur ten Simone am Ponte Vecchio einen Carton, den er in jener
gendarbette».^^ verfertigte, darin Christus an der Säule, ein sehr
fleißig ausgeführtes Werk. Außerdem sind von ihm an dem-
selben Ort zwei bewundernswerth schöize Köpfe von gebrannt
ter Erde nach antiken Medaillen geformt, sie stellen die
Kaiser Nero und Galba dar und dienten zu einer Kamin-
verzierung, der des Galba jedoch ist nunmehr zu Arezzo im
Hause des Giorgio Vasari. ')
Während seines Aufenthaltes in Florenz arbeitete Andrea
S) Jetzt nicht mehr vorhanden.
zu seiner Zeit niemand gab, dessen Geist zarter und scharfer
gewesen wäre, niemand der besser vermocht hatte, die größ-
ten Zweifel anfzuhellen. Er galt deßhalb bei allen Einsich-
tigen seiner Zeit Mit Recht für trefflich in jenen Künsten.
Hütet in der Andrea wurde wie man sagt, im Jahr 1460 geboren;
Jugend die , , , . .
Heerden. er hütete gleich Glotto IN seiner Kindheit die Heerden, und
zeichnete dabei den ganzen Tag im Sande oder formte in
Erde die Thiere nach, welche seiner Obhut anvertraut wa-
ren. Eines Tages als er in solcher Weise beschäftigt war,
ging ein siorenrinischer Bürger vorüber, wie man erzählt,
Simone Vespucci, damals Podestä von Monte Sansvvino.
nimmt sich Er sah wie der Knabe mit größter Aufmerksamkeit zeichnete
seiner an. oder,. formte, rief ihn zu sich, fragte wessen Sohn er sey,
und bat, da er seine Neigung erkannte, Domenico Contucci
solle ihm den Knaben überlassen. Der Vater gab gern seine
Einwilligung, als er hörte, Andrea solle in der Zeichenkunst
unterrichtet werden, damit man sehe, was der Trieb der
Natur vermöge, wenn anhaltendes Studium ihm zu^Hülfe
komme. Simone nach Florenz zurückgekehrt, that den Kna-
Und gibt ihn ben zu Antonio del Pollajuolo in die Lehre, bei dem Andrea
^Pouajuvl^so rasch lernte, so daß er nach wenigen Jahren ein trefflicher
in die Lehre. Meister wurde. Noch jetzt sieht man im Hause des genann-
Seine Jur ten Simone am Ponte Vecchio einen Carton, den er in jener
gendarbette».^^ verfertigte, darin Christus an der Säule, ein sehr
fleißig ausgeführtes Werk. Außerdem sind von ihm an dem-
selben Ort zwei bewundernswerth schöize Köpfe von gebrannt
ter Erde nach antiken Medaillen geformt, sie stellen die
Kaiser Nero und Galba dar und dienten zu einer Kamin-
verzierung, der des Galba jedoch ist nunmehr zu Arezzo im
Hause des Giorgio Vasari. ')
Während seines Aufenthaltes in Florenz arbeitete Andrea
S) Jetzt nicht mehr vorhanden.