licher Stil, der mehr als ein Jahrhundert lang unüberwind'
bar bleibt: der niederländische Barockstil, der mit des
großen Künstlers Namen auf immer verknüpft ist.
Bis zum 17. Jahrhundert laufen die Wege der Malerei
der südlichen Niederlande (des heutigen Belgiens) mit denen
der nördlichen (des heutigen Hollands) noch ziemlich parallel
nebeneinander; nun beginnen sie sich erst völlig zu trennen.
Vieles an dieser Trennung erklärt sich aus der Verschieden--
heit des Glaubensbekenntnisses, manches daraus, daß in
Holland der Hof als Mittelpunkt künstlerischer Bewegung
fehlt. Die vlämische Malerei geht mehr auf das äußerlich
Großartige, Dekorative aus, die holländische mehr auf das
Intime, Beschauliche. Dort herrschen große Formate, breite
Malweise, hier geringere Maße, sorgfältigste Farbenbehand-
lung. Die Kompositionen der Vlamen sind erzählend und
voll von lebhaft bewegten Figuren, die der Holländer
schildern Zustände und zeigen mehr die Ruhe schlichter
Naturanschauung. Die religiöse Empfindung ist in Belgien
mehr äußerlich, für die Massen berechnet, in Holland mehr
innerlich, auf das Gemüt der Einzelnen gestellt. Das
Heroische fehlt den Holländern gänzlich. Im allgemeinen
kann man sagen, in Belgien herrsche mehr der Gegenstand,
in Holland mehr die malerische Form, die vlämische Malerei
sei mehr kosmopolitisch, die holländische mehr national.
Auf solchem Wege schreiten Rubens’ Nachfolger weiter,
von denen vor allem der Kronprinz in diesem Reiche der
Kunst, Anton van Dyck, zu nennen ist, der im Anfänge
an Größe der Form, der Auffassung und des Temperaments
seinem Lehrer Rubens sehr nahe ist, später, wie dieser, sich
an italienischer Kunst weiterbildet, zuletzt aber erst den
ihm ganz eigenen, vornehmen, äußerlich ausgeglichenen
und doch innerlich nervösen Stil entwickelt, dessen Eleganz,
zumal in den Bildnissen, ihn zum unerreichten Vorbild der
Engländer des 18. Jahrhunderts gemacht hat. Ihm folgen
manche vlämische Künstler noch, darunter zum Beispiel
der kaum weniger elegante Meister der kleinfigurigen
Porträts Gonzales Coques. Die Trennung der Bildgattungen
hat sich nun auch in der vlämischen Kunst ganz vollzogen,
und besonders das Sittenbild zeigt neben der Landschaft
eine neue Blüte in den Werken des in Holland zu einem
Maler höchsten Feingefühls ausgebildeten Adriaen Brouwer
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bar bleibt: der niederländische Barockstil, der mit des
großen Künstlers Namen auf immer verknüpft ist.
Bis zum 17. Jahrhundert laufen die Wege der Malerei
der südlichen Niederlande (des heutigen Belgiens) mit denen
der nördlichen (des heutigen Hollands) noch ziemlich parallel
nebeneinander; nun beginnen sie sich erst völlig zu trennen.
Vieles an dieser Trennung erklärt sich aus der Verschieden--
heit des Glaubensbekenntnisses, manches daraus, daß in
Holland der Hof als Mittelpunkt künstlerischer Bewegung
fehlt. Die vlämische Malerei geht mehr auf das äußerlich
Großartige, Dekorative aus, die holländische mehr auf das
Intime, Beschauliche. Dort herrschen große Formate, breite
Malweise, hier geringere Maße, sorgfältigste Farbenbehand-
lung. Die Kompositionen der Vlamen sind erzählend und
voll von lebhaft bewegten Figuren, die der Holländer
schildern Zustände und zeigen mehr die Ruhe schlichter
Naturanschauung. Die religiöse Empfindung ist in Belgien
mehr äußerlich, für die Massen berechnet, in Holland mehr
innerlich, auf das Gemüt der Einzelnen gestellt. Das
Heroische fehlt den Holländern gänzlich. Im allgemeinen
kann man sagen, in Belgien herrsche mehr der Gegenstand,
in Holland mehr die malerische Form, die vlämische Malerei
sei mehr kosmopolitisch, die holländische mehr national.
Auf solchem Wege schreiten Rubens’ Nachfolger weiter,
von denen vor allem der Kronprinz in diesem Reiche der
Kunst, Anton van Dyck, zu nennen ist, der im Anfänge
an Größe der Form, der Auffassung und des Temperaments
seinem Lehrer Rubens sehr nahe ist, später, wie dieser, sich
an italienischer Kunst weiterbildet, zuletzt aber erst den
ihm ganz eigenen, vornehmen, äußerlich ausgeglichenen
und doch innerlich nervösen Stil entwickelt, dessen Eleganz,
zumal in den Bildnissen, ihn zum unerreichten Vorbild der
Engländer des 18. Jahrhunderts gemacht hat. Ihm folgen
manche vlämische Künstler noch, darunter zum Beispiel
der kaum weniger elegante Meister der kleinfigurigen
Porträts Gonzales Coques. Die Trennung der Bildgattungen
hat sich nun auch in der vlämischen Kunst ganz vollzogen,
und besonders das Sittenbild zeigt neben der Landschaft
eine neue Blüte in den Werken des in Holland zu einem
Maler höchsten Feingefühls ausgebildeten Adriaen Brouwer
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