R • 3 aus Eisen und Messing zum Hinstellen auf
^ den Tisch, mannigfaltig geschmiedete Wand-
arme, und vor allem gab es hängende Leuchter
von reicher künstlerischer Gestaltung. Mit Vor-
Nr. 6 liebe gab man den Brautleuten ein „Leuchter-
weibchen" als Hochzeitsgeschenk: eine ge-
schnitzte Wappen tragende Frauengestalt, die
mit einem die Lichter aufnehmenden Hirsch-
geweih zu einer eigenartigen Komposition ver-
bunden war. Es ist keineswegs ausgeschlossen,
daß in diesem Zierstück des Hauses noch alte
mythologische Gedanken (man denke an den
„Sonnenhirsch" der Edda) lebendig geblieben
sind. Fraglos aber ist, daß in ihm die hohe
Schätzung der Frau als Hausfrau zum Ausdruck
kommen sollte, die das 15. Jahrhundert vor
den vergangenen Jahrhunderten auszeichnet.
Die Zeiten der mittelalterlich-kirchlichen Ver-
abscheuung des Weibes und der mittelalterlich-
ritterlichen Vergötterung der Frau waren vorbei.
Man mochte in dem Lüsterweibchen ein Symbol
des Lichtes und des Behagens sehen, das die
junge Frau der neuen Zeit um sich im neuen
Heim verbreiten sollte.
Wie eine Illustration zu solchen Gedanken er-
Nr. 8 scheint die nordische Aufnäharbeit an der
Wand des Zimmers: in knappen Bildern wird
uns die Geschichte eines Mannes erzählt von
der Geburt bis zur Hochzeit. Da hört das
Interesse des Chronisten der Nadel oder in
diesem Fajle wohl der Chronistin auf. In der
Poesie der Minnesängerzeit schließt die Ge-
schichte des Ritters niemals mit der Ehe. Die
neue Zeit, die Zeit des Bürgertums kennt keinen
schöneren Schluß, als die Hochzeit und dann
die weite Perspektive des behaglichen Heims.
Von ihm aus gehen dann die Gedanken hierhin
und dorthin, bisweilen in die Kirche (man be-
Nr. 12 trachte die Brautschüssel, die trotz ihreswelt-
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^ den Tisch, mannigfaltig geschmiedete Wand-
arme, und vor allem gab es hängende Leuchter
von reicher künstlerischer Gestaltung. Mit Vor-
Nr. 6 liebe gab man den Brautleuten ein „Leuchter-
weibchen" als Hochzeitsgeschenk: eine ge-
schnitzte Wappen tragende Frauengestalt, die
mit einem die Lichter aufnehmenden Hirsch-
geweih zu einer eigenartigen Komposition ver-
bunden war. Es ist keineswegs ausgeschlossen,
daß in diesem Zierstück des Hauses noch alte
mythologische Gedanken (man denke an den
„Sonnenhirsch" der Edda) lebendig geblieben
sind. Fraglos aber ist, daß in ihm die hohe
Schätzung der Frau als Hausfrau zum Ausdruck
kommen sollte, die das 15. Jahrhundert vor
den vergangenen Jahrhunderten auszeichnet.
Die Zeiten der mittelalterlich-kirchlichen Ver-
abscheuung des Weibes und der mittelalterlich-
ritterlichen Vergötterung der Frau waren vorbei.
Man mochte in dem Lüsterweibchen ein Symbol
des Lichtes und des Behagens sehen, das die
junge Frau der neuen Zeit um sich im neuen
Heim verbreiten sollte.
Wie eine Illustration zu solchen Gedanken er-
Nr. 8 scheint die nordische Aufnäharbeit an der
Wand des Zimmers: in knappen Bildern wird
uns die Geschichte eines Mannes erzählt von
der Geburt bis zur Hochzeit. Da hört das
Interesse des Chronisten der Nadel oder in
diesem Fajle wohl der Chronistin auf. In der
Poesie der Minnesängerzeit schließt die Ge-
schichte des Ritters niemals mit der Ehe. Die
neue Zeit, die Zeit des Bürgertums kennt keinen
schöneren Schluß, als die Hochzeit und dann
die weite Perspektive des behaglichen Heims.
Von ihm aus gehen dann die Gedanken hierhin
und dorthin, bisweilen in die Kirche (man be-
Nr. 12 trachte die Brautschüssel, die trotz ihreswelt-
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