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Volbehr, Theodor; Kaiser-Friedrich-Museum <Magdeburg> [Editor]
Führer durch die Sammlungen des Kaiser Friedrich Museums der Stadt Magdeburg — Magdeburg, [1907]

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https://doi.org/10.11588/diglit.23808#0053
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Beziehung sorgte der Orient mit der warmen
Farbenlust für eine Steigerung der dekorativen
Neigungen im kühlem Norden. Ganz besonders
nachhaltig war sein Einfluß — auf dem Umweg
über das maurische Spanien — für die Töpfer-
kunst. Nicht zufällig ist der Name „Majolika",
der für spanische überMajorka bezogeneTöpfer-
Waren geprägt wurde, schon in der Renaissance
auf die italienischen mit Metallglanz verzierten
Gefäße angewandt worden. Man war sich der
innigen Beziehungen sehr wohl bewußt, und
Wahrscheinlich ist auf dem gleichen Wege nicht
nur der Lüsterglanz und ein Teil der Ornamentik,
sondern auch die Zinnglasur selbst nach Italien
gekommen. Wie groß der Sprung von der frühe-
ren Töpferkunst Italiens zu der neuen war, das
empfindet man besonders stark, wenn man die
Schüssel in der älteren Technik der Mezza-
^ajolika betrachtet: der hellere Uberguß des
einfachen Tonscherbens ist so weggekratzt, daß
'eicht erhaben ein Frauenkopf erscheint. Eine
durchsichtigeBleiglasurbedecktdieganzeFläche.
Wie leuchtend und farbig wirken dagegen die
Majoliken in der nächsten großen Vitrine. Und
nier zeigt sich nun nebeneinander in bezug auf
^ie Dekoration der Einfluß der Grotesken-Or-
namente aus antiken Quellen und der Einfluß
vorderasiatischer Geschirre, ja selbst des chinesi-
schen Porzellans. Es zeigt sich aber noch ein
drittes: eine zunächst seltsam berührende Vor-
gebe für bildmäßige Darstellungen auf Tellern
ujid Gefäßen jeder Art. Es ist, als habe der Majo-
'kamaler seine Geschirre für Leinwandflächen
gehalten und wolle mit der Staffeleimalerei kon-
kurrieren. Wir finden auf den Majoliken von
Urbino, Pesaro, Faenza figurenreiche Darstellun-
gen aus der antiken Mythologie und Geschichte,
ails dem alten und neuen Testament, kurz den
ganzen Motivenschatz der gleichzeitigen Tafel-

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