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Volkmann, Ludwig [Editor]
Die graphischen Künste der Gegenwart (Band 3): Das moderne Buch — Stuttgart, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.37737#0020

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6 VOM PAPIER *

£■ Aber auch die Zeit ist längll vorüber, daß eine Fabrik Druckpapiere aller Art ver-
fertigen konnte. Die Einrichtungen und Betriebsmittel, deren eine moderne Zeitungs-
druckpapierfabrik bedarf, bei der sich alles auf die Erzeugung der größtmöglichen
Malse zuspi^t, sind ganz andere wie die einer Papierfabrik, welche Edeldruckpapiere
für Kunstdrucke herstellt, die höchste Bedruckbarkeit, Reinheit und Schönheit in sich
vereinigen sollen. Zwilchen beiden liehen die ebenfalls einen besonderen Typus dar-
llellenden Fabriken, deren Einrichtungen für die Herllellung mittlerer Wertllufen
zweckmäßig sind, also der großen Menge von Werkdruck- und Akzidenzdruckpapieren,
unter denen der Drucker entsprechend der großen Verlchiedenartigkeit der Druck-
erzeugnilse sich das gerade Palsende heraussuchen muß. Bei ihnen herricht denn und
muß auch die größte Mannigfaltigkeit herrlchen, innerlich wie äußerlich, während man
bei Zeitungsdruckpapier hinsichtlich der Zusammense^ung wie auch der äußeren Eigen-
Ichaften zu einem feilen Typus gelangt ill, bei dem die natürlichen RohstofFquellen, die
technilchen Anforderungen und der Spielraum zwilchen Herllellungskolten und Markt-
preisen nur noch unwesentliche Abwandlungen zulalsen.
C Die Eigenart, die Druckpapier von anderen Papieren unterlcheidet, hängt natürlich
mit dem Verhalten zu den Druckfarben und der Technik des Bedruckens zusammen.
Da die Übertragung der Farbe von den Typen oder anderen Bildelementen der
Druckplatten auf einem Adhäsionsunterlchied zwilchen der Subllanz der Druckplatte
und dem Papier beruht, so ill die Grundforderung natürlich, daß ein möglichll großer
Unterlchied der Adhäsion der Druckfarbe zugunllen des Papiers vorhanden sei.
Cr Die Erfahrung hat gelehrt, daß zur Erreichung dieses Zieles ein gewilses Ansaugen
des als Bindemittel dienenden Firnilses der Druckfarbe durch das Papier günllig ill.
Dem Faserfilz ill diese Eigenlchaft von vornherein eigen auch ohne Zutaten, ebenso
den als Fülllloffen verwendeten mineralilchen Beilandteilen, und es kommt also darauf
an, sie dem Papier in dem geeigneten Maße zu erhalten, um ihm die Bedruckbarkeit
zu siebern. Dies gelchieht durch Maßhalten mit der Mahlung der Fasern und Maßhalten
mit Appreturzusä^en bei der Leimung. Eine »rölche« Mahlung, sowie eine »halbe«
Mahlung, d. h. zum Belchreiben mit Tinten noch nicht genügende Leimung, sind des-
halb für Druckpapiere charakterillilch. Die Wahl derRohltoffe und deren Behandlung,
die Arbeitseinrichtungen von den Mahlwerkzeugen bis zur Papiermalchine werden in
einer Druckpapierfabrik selbllverlländlich von vornherein zur Erreichung der wichtigen
Eigenlchaften angepaßt.
Cr Die für Druckpapier günlligen Fasern sind unter den Lumpenfasern die in den
höchllen Wertllufen der Druckpapiere nach wie vor eine bedeutende Rolle spielenden
Baumwollfasern, unter denSurrogatfasern jedoch ill die bisher hauptsächlich in England
benutzte, neuerdings aber auch in Deutlchland in allerdings vorerll belchränktem Um-
fange angewendete Espartofaser am günlliglten. Es folgen dann Stroh-, Laub- und
Nadelholzzelllloff, welche nach dem Natron- oder Sulfatverfahren hergellellt werden.
Für die mittleren Wertllufen spielt gebleichter SulfitzellllofF die Hauptrolle in dem
Gemilch mit Stroh- und Laubholzzelllloff, oder allein, dann aber mit einem größeren
 
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