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Die Hafenstadt
wozu dann die massive Anlage? Ich meine, alle Erwägungen
führen dahin, die einzige noch übrige Bestimmung der Ur-
kunde auf diese Stelle zu beziehen: der Baumeister wird an-
gewiesen (Z. 84 f.), hölzerne KÄiuaKec zu bauen, auf denen
man zu den Schäften hinaufsteigen könne. Man versteht
unter KÄiuaKec bisher an dieser Stelle „Leitern"; ich glaube,
es seien „Treppen" darunter zu verstehen und die Treppen-
anlagen in diese vier Zwickel am Eingang anzusetzen. Das
nöthige Licht wird durch die je zwei Fenster der vier Ecken
gewonnen1), die massiven Mauern dienten zur Stütze der
Treppenanlage2): und es ist schwer denkbar, dass der Zu-
tritt zu dem Boden und den Schäften3) nur mit Leitern be-
werkstelligt werden konnte, auf denen mit dem schweren
Schiffsgeräth zu handthieren recht unbequem gewesen sein
müsste. Auch die steinerne Decke oberhalb der Eingangs-
thür mit ihrem 150 DFuss grossen Raum wird jetzt erst
recht verständlich, wenn hier die Aufgänge zu den Ober-
geschossen waren.
Das Dach ist als Satteldach aus starken Hölzern kon-
struirt, mit Bohlen verschalt (Z. 45f.), nach antiker Sitte
mit einer dicken Lehmschicht überzogen (Z. 58), in die die
(korinthischen) Ziegel in der Weise gebettet wurden, dass
man die Fläche zunächst mit Flachziegeln bedeckte, über
deren seitlichen Anschlussfugen dann die Hohlziegel lagerten.
Auf beiden Seiten lief am unteren Ende des Daches eine
Wasserrinne aus Thonziegeln gebildet und mit Wasserspeiern
in Form von Löwenköpfen geschmückt4).
1) Auch die der Ecke zunächst stehenden Schränke haben nun
das nöthige Licht (es wird so ein weiteres Bedenken Keil's a. a. 0.
entfernt), vor den Ecksäulen standen aber gar keine Schränke (s. S. 83).
2) Wohl auch zugleich als Stütze für die Ständer der „Schäfte".
3) Wenn die Urkunde nur sagt dvaßcuveiv erri xac uecöfivac, so
ist das Endziel der Treppe angegeben, also zwar nicht uecöuvcu in
anderem Sinne als in dem sonst gewöhnlichen der Inschrift zu ver-
stehen (wie Fabricius S. 591 Anm. 2 wollte), wohl aber indirekt doch
der Zugang zu dem auf dem Wege liegenden „Boden" angegeben.
4) Das lehrt der S. 82 Anm. 1 angeführte Passus von C. i. Aü. II
N. 807: s. Fabricius S. 585 f. und vgl. Boetticher, Tektonik der Hell.
S. 2512 und S. 252 2 Anm. 4 und 5.
Die Hafenstadt
wozu dann die massive Anlage? Ich meine, alle Erwägungen
führen dahin, die einzige noch übrige Bestimmung der Ur-
kunde auf diese Stelle zu beziehen: der Baumeister wird an-
gewiesen (Z. 84 f.), hölzerne KÄiuaKec zu bauen, auf denen
man zu den Schäften hinaufsteigen könne. Man versteht
unter KÄiuaKec bisher an dieser Stelle „Leitern"; ich glaube,
es seien „Treppen" darunter zu verstehen und die Treppen-
anlagen in diese vier Zwickel am Eingang anzusetzen. Das
nöthige Licht wird durch die je zwei Fenster der vier Ecken
gewonnen1), die massiven Mauern dienten zur Stütze der
Treppenanlage2): und es ist schwer denkbar, dass der Zu-
tritt zu dem Boden und den Schäften3) nur mit Leitern be-
werkstelligt werden konnte, auf denen mit dem schweren
Schiffsgeräth zu handthieren recht unbequem gewesen sein
müsste. Auch die steinerne Decke oberhalb der Eingangs-
thür mit ihrem 150 DFuss grossen Raum wird jetzt erst
recht verständlich, wenn hier die Aufgänge zu den Ober-
geschossen waren.
Das Dach ist als Satteldach aus starken Hölzern kon-
struirt, mit Bohlen verschalt (Z. 45f.), nach antiker Sitte
mit einer dicken Lehmschicht überzogen (Z. 58), in die die
(korinthischen) Ziegel in der Weise gebettet wurden, dass
man die Fläche zunächst mit Flachziegeln bedeckte, über
deren seitlichen Anschlussfugen dann die Hohlziegel lagerten.
Auf beiden Seiten lief am unteren Ende des Daches eine
Wasserrinne aus Thonziegeln gebildet und mit Wasserspeiern
in Form von Löwenköpfen geschmückt4).
1) Auch die der Ecke zunächst stehenden Schränke haben nun
das nöthige Licht (es wird so ein weiteres Bedenken Keil's a. a. 0.
entfernt), vor den Ecksäulen standen aber gar keine Schränke (s. S. 83).
2) Wohl auch zugleich als Stütze für die Ständer der „Schäfte".
3) Wenn die Urkunde nur sagt dvaßcuveiv erri xac uecöfivac, so
ist das Endziel der Treppe angegeben, also zwar nicht uecöuvcu in
anderem Sinne als in dem sonst gewöhnlichen der Inschrift zu ver-
stehen (wie Fabricius S. 591 Anm. 2 wollte), wohl aber indirekt doch
der Zugang zu dem auf dem Wege liegenden „Boden" angegeben.
4) Das lehrt der S. 82 Anm. 1 angeführte Passus von C. i. Aü. II
N. 807: s. Fabricius S. 585 f. und vgl. Boetticher, Tektonik der Hell.
S. 2512 und S. 252 2 Anm. 4 und 5.