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Die Strassen der Stadt

meinen spiegelte Athen Lei aller Pracht der monumentalen
Bauten auch in den späteren Zeiten in dem Gewirr kleiner
Gassen ganz den Charakter alterthümlicher Hellenenstädte
wieder1), welche, ohne festen Bauplan angelegt, sich ehen
entwickelt ha.tten, mehr wie es Zufall und die einzelne
Neigung fügte, als dass hei ihrer Bebauung ein fester Plan
verfolgt wäre. Seit den Zeiten der Tyrannis, die auch hier
zuerst Ordnung geschaffen zu haben scheint, war wenigstens
dafür gesorgt, dass nicht mehr wie früher Erker aus den
Häusern hervorsprangen und den schon an sich meist so
schmalen Weg noch mehr verengten2).

Doch mag man enge Gassen, wie sonst im Süden, z. B.
im alten Rom oder in Pompeji, auch in Athen absichtlich
angelegt haben, um reichlicheren Schatten zu gewinnen3).

Wesentlich bestimmend für das Aussehen der atheni-
schen Strassen ist aber die Sitte, die Scheidung des Hauses
gegen den Weg in den verschiedensten Weisen zu mar-
kiren, die zum Theil gerade für Athen charakteristisch sind.

Die Strassen standen zunächst unter dem speciellen

1) S. Bd. I S. 522 Anm. 2; Heyne, opusc. I S. 247 ff.

2) Als allgemeine Sorge der zuständigen Beamten ist bei
Herakleid., Polit. I 8 (s. oben S. 269 Anm. 2) angeführt, öttujc un, Tivec . . .
5puqpdKTOuc ÜTTepreivujav. Für die Bedeutung von opücpaKxoi hat man
richtig verglichen Schob Aristoph., Wesp. V. 386 öpÜ9(XKT0i . . xd tüuv
oiKobounpdxuuv eSexovxa £ü\a (vgl. Schob Aristoph., Ritt. V. 675).
Speciell von Hippias erzählt Ps. Aristot., Oikonom. II 5 (II S. 1347 a 4)
'iTTTiiac 6 'ABnvcuoc xd u-rrepexovxa xtbv ÜTrepibuiv ek xdc önuodac öooüc
Kai xoüc dvaßaöpoüc Kai xd irpocppdYuaxa Kai xdc Güpac xdc dvoiyouevac
e'£uu CTUüXncev. uuvoövxo oöv luv xd Kxfjuaxa Kai cuveXeyil xPTllLiaTa
oüxwc cuxvd. Diese Erzählung ist in der Form, wie sie vorliegt, frei-
lich nicht wahrscheinlicher, als eine grosse Zahl der in jener Samm-
lung zusammengetragenen wunderlichen Anekdoten. Vielleicht ist es
aber gestattet, unter Vergleicbung der Stelle des Herakleides zu
schliessen, wie im Text angedeutet ist. Von dem, was hier sonst er-
wähnt wird, ist allerdings weiter nichts bekannt; es bezieht sich
dvaßaBuouc wohl auf vorspringende Stufen, unter Trpocppdyuaxa mögen
Umzäunungen oder Gitter verstanden sein.

3) Tacitus XV 43 erant tarnen qui crederent veterem illam (urbis)
formam sdlubritati magis conduxisse, quoniam angustiae üinerum et
aUiludo tectorum nön perinde solis vapore perrumperentur.
 
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