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AMT PFORZHEIM. — PFORZHEIM.

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die Schenkel von den Falten einer Tunika bedeckt sind. Ein als fliegend zu denkender
Teil des Mantels ist abgebrochen, der noch vorhandene bedeckt in bewegten Falten den
Rücken. Dem galoppierenden Pferde fehlen der Kopf, die Hinterbeine und der Schweif,
doch sind der Ansatz des letzteren und die beiden Hinterhufe auf der Bodenplatte noch
sichtbar. Der „Gigant“ mit bärtigem, ruhig vorwärtsschauendem Gesicht und mit sym-
metrisch gestalteten, nach einer aufrechten Windung sich auf der Bodenplatte nach rück-
wärts legenden Schlangenbeinen
zeigt nicht etwa den Ausdruck von
Kampf oder Gegenwehr, seine
Hände tragen vielmehr förmlich
die auf ihnen selbst aufsitzenden
Hufe der beiden gleichmäßig über
seine Schultern herunterragenden
Vorderbeine des Pferds.

Merkwürdigerweise fand man
im Januar 1872 ungefähr an der-
selben Stelle bei Anlage eines
Gartens zum neuen Spital eine
zweite, ganz ähnliche Gruppe
(Fig. 134), welche die erste in
einigen Stücken zu ergänzen ge-
eignet ist. Sie wurde seitens der
Stadt im August 1872 der Gr. S.

Khe (C. 155) überlassen.

Letztere Gruppe ist im ganzen
66 cm hoch, die Bodenplatte 44 cm
lang, 2 2 cm breit, 7 cm hoch. Die
Reiterfigur besitzt noch den bär-
tigen Kopf, mit starkem, lockig
zurückfallendem Haar bedeckt, den Ausdruck einer gewissen ernsten Entschlossenheit im
Gesicht. Am Körper ist ein Gürtel deutlich gekennzeichnet, auch deutet eine längs der
Mitte des linken Schenkels hinlaufende Linie auf den Rand einer Lorica; der Mantel,
welcher in bauschigem Bogen vom Hals nach rückwärts geblasen wird, sitzt mit einem
Zipfel auf dem Rücken des Pferdes auf. Der Oberkörper ist rechts rückwärts geneigt,
und während die linke Hand den Zügel hält, ist der rechte Arm erhoben, der Oberarm
nach rückwärts, der Unterarm nach vorwärts gerichtet; die rechte Hand fehlt bis auf die
Fingerspitzen, doch zeigt eine in der noch vorhandenen Höhlung derselben herablaufende
Rinne, daß sie einen starken Stab, Speer, Stiel eines Hammers oder dgl. gehalten hat,
mit dem sie abwärts oder vorwärts zielte, stach oder warf. Das rechte Bein biegt sich
nach rückwärts, um das Pferd anzutreiben; das linke ist nach vorwärts gestreckt, und der
Fuß berührt den Arm des Giganten, wobei unentschieden bleibt, ob damit bloße Berüh-
rung oder ein Stoß ausgedrückt werden soll. Zwischen den Vorderbeinen des gut erhal-
tenen Pferdes kniet die Gestalt des Giganten. Sein nackter Oberleib ist aufrecht, der
Kopf mit starkem Haar bedeckt, das Gesicht ohne Bart, breit, mit sinnlich-fleischigen
Zügen. Die Arme hängen beiderseits symmetrisch herab, die Hände halten zwei ebenso

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Fig- 134-
 
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