344
AMT SINSHEIM. — KIRCHARDT.
St. Dagegen stieß man 35 cm tiefer als der gewachsene Boden wieder auf ein neolithisches
Grab mit gut erhaltenen Skelettresten, einem Schädel sowie Becken- und Schenkelknochen, deren
Lage der Hockerstellung entsprach. Leider war ein kleines Stück einer F euerstein-
1 am eile in der Nähe des Schädels die einzige Beigabe.
Hügel E. Dm. 16 m, H. 1,80 m.
LT. Auf dem gewachsenen Boden Reste einer Bestattung (weiblich) aus der Frtih-
La-Tene-Zeit; Knochenreste vollständig vergangen. In der mutmaßlichen Ilals-
gegend 14 dunkelblaue Glasperlen X, wenig kleiner als die Perlen in B, sonst
von derselben Art. Sie erschienen zum Teil noch an einem FI aisring aus Eisen
(Querschnitt kreisrund, 3 mm Dm.) aufgereiht. In ihrer Nähe eine kleine Fibel aus
Eisen U mit zurückgeschlagenem Fuß und ein kleines in einen Haken ausgehendes
Stück von Eisenblech V (Mantelschließe ?). In der Gegend der Brust (wenn, wie an-
zunehmen, die Leiche von Süd [Kopf] nach Nord gelegt war) ein kleiner schwarzer
konischer Spinnwirtel aus Ton W, Stückchen von zwei kleinen Bronzefibeln
mit frei zurückgeschlagenem Fuß S und t und ein 3 cm langes Stück einer geschlagenen
Feuersteinlamelle.
Ha. Hügel F. Dm. 12 m, H. 1 m. Auf dem gewachsenen Boden Reste eines von
Osten (Kopf) nach Westen gelegten Skeletts, Stücke vom Schädel, von Arm-, Becken-
und Oberschenkelknochen. In der Lendengegend rohe Scherben eines Tongefäßes
(nicht mehr zusammensetzbar) und ein noch auffallend gut erhaltenes einschneidiges
Dolchmesser (Fig. 279y). Der Griff aus Bronze endigt in der für die Flallstatt-
zeit charakteristischen Antennenform; die Eisenklinge steckt in einer Scheide aus
FIolz, das vielleicht mit Leder überzogen war. An vier Stellen ist letztere mit dünnem
Bronzedraht umwunden, im unteren Teil noch unter diesen Gewinden mit seitlichen
Bronzebeschlägen versehen. Der obere Scheidenring und das Ortband sind aus Bronze;
letzteres ist kahnförmig gebogen; durch die innere Flöhlung geht ein Stift, der das Stück an der Scheide
festhielt. Bei a in der Höhe des Scheidenrings, aber wagrecht gestellt, lagen Stücke 2 des Gürte 1-
beschlägs oder Gürtelhakens aus Eisenblech, sonst in der Nähe ein vielleicht nicht zugehöriger
kleiner Bronzestift 21.
Fig. 279.
Ein Überblick über die ganze interessante Grabhügel gruppe lehrt, daß die
beiden Hügel C und D, als im tieferen Grund der Steinzeit angehörend, die
ältesten sein müssen. Da die neolithischen Bestattungen nur wenig tief unter dem
gewachsenen Boden (30 und 35 cm) lagen, muß angenommen werden, daß schon
über sie die Grabhügel aufgetürmt waren. In ihrer Nähe entstand darauf in der
Hallstattperiode der kleinste der Hügel F, und erst später in der Friih-La-
Tene-Zeit wurden außer ihm die übrigen zu Grabzwecken teils wieder benützt,
teils neu aufgerichtet. Vielleicht erschien damals Hügel F zu solcher erneuter
Benützung zu klein.
222. KIRCHARDT.
Br. Seit 1865 befindet sich in der Gr. S. Khe (C. 2565) aus Kirchardt ein
Bronzeschwert vom Ende der jüngeren Bronzezeit (Fig. 280) mit stark aus-
ladender Blattform der Klinge, Typus der Alpenländer mit auf Ungarn weisender
Gestaltung der Klinge (s. Schumacher, in W. Z. XX, 1901, S. 207).
R. Im nahen Haftenwald wurden von Wilhelmi (S. J. II, 1832, S. 15 f.)
römische Bautrümmer nachgewiesen. An einer von Schutt und Steintrümmern
bedeckten Stelle stieß er auf eine ca. 90 cm breite „mit einem dicken Guß"
belegte, über 2 m hohe Mauer mit „Zeichen des Brandes und der gewaltsamsten
Ktrcüurdl
Fig. 280.
AMT SINSHEIM. — KIRCHARDT.
St. Dagegen stieß man 35 cm tiefer als der gewachsene Boden wieder auf ein neolithisches
Grab mit gut erhaltenen Skelettresten, einem Schädel sowie Becken- und Schenkelknochen, deren
Lage der Hockerstellung entsprach. Leider war ein kleines Stück einer F euerstein-
1 am eile in der Nähe des Schädels die einzige Beigabe.
Hügel E. Dm. 16 m, H. 1,80 m.
LT. Auf dem gewachsenen Boden Reste einer Bestattung (weiblich) aus der Frtih-
La-Tene-Zeit; Knochenreste vollständig vergangen. In der mutmaßlichen Ilals-
gegend 14 dunkelblaue Glasperlen X, wenig kleiner als die Perlen in B, sonst
von derselben Art. Sie erschienen zum Teil noch an einem FI aisring aus Eisen
(Querschnitt kreisrund, 3 mm Dm.) aufgereiht. In ihrer Nähe eine kleine Fibel aus
Eisen U mit zurückgeschlagenem Fuß und ein kleines in einen Haken ausgehendes
Stück von Eisenblech V (Mantelschließe ?). In der Gegend der Brust (wenn, wie an-
zunehmen, die Leiche von Süd [Kopf] nach Nord gelegt war) ein kleiner schwarzer
konischer Spinnwirtel aus Ton W, Stückchen von zwei kleinen Bronzefibeln
mit frei zurückgeschlagenem Fuß S und t und ein 3 cm langes Stück einer geschlagenen
Feuersteinlamelle.
Ha. Hügel F. Dm. 12 m, H. 1 m. Auf dem gewachsenen Boden Reste eines von
Osten (Kopf) nach Westen gelegten Skeletts, Stücke vom Schädel, von Arm-, Becken-
und Oberschenkelknochen. In der Lendengegend rohe Scherben eines Tongefäßes
(nicht mehr zusammensetzbar) und ein noch auffallend gut erhaltenes einschneidiges
Dolchmesser (Fig. 279y). Der Griff aus Bronze endigt in der für die Flallstatt-
zeit charakteristischen Antennenform; die Eisenklinge steckt in einer Scheide aus
FIolz, das vielleicht mit Leder überzogen war. An vier Stellen ist letztere mit dünnem
Bronzedraht umwunden, im unteren Teil noch unter diesen Gewinden mit seitlichen
Bronzebeschlägen versehen. Der obere Scheidenring und das Ortband sind aus Bronze;
letzteres ist kahnförmig gebogen; durch die innere Flöhlung geht ein Stift, der das Stück an der Scheide
festhielt. Bei a in der Höhe des Scheidenrings, aber wagrecht gestellt, lagen Stücke 2 des Gürte 1-
beschlägs oder Gürtelhakens aus Eisenblech, sonst in der Nähe ein vielleicht nicht zugehöriger
kleiner Bronzestift 21.
Fig. 279.
Ein Überblick über die ganze interessante Grabhügel gruppe lehrt, daß die
beiden Hügel C und D, als im tieferen Grund der Steinzeit angehörend, die
ältesten sein müssen. Da die neolithischen Bestattungen nur wenig tief unter dem
gewachsenen Boden (30 und 35 cm) lagen, muß angenommen werden, daß schon
über sie die Grabhügel aufgetürmt waren. In ihrer Nähe entstand darauf in der
Hallstattperiode der kleinste der Hügel F, und erst später in der Friih-La-
Tene-Zeit wurden außer ihm die übrigen zu Grabzwecken teils wieder benützt,
teils neu aufgerichtet. Vielleicht erschien damals Hügel F zu solcher erneuter
Benützung zu klein.
222. KIRCHARDT.
Br. Seit 1865 befindet sich in der Gr. S. Khe (C. 2565) aus Kirchardt ein
Bronzeschwert vom Ende der jüngeren Bronzezeit (Fig. 280) mit stark aus-
ladender Blattform der Klinge, Typus der Alpenländer mit auf Ungarn weisender
Gestaltung der Klinge (s. Schumacher, in W. Z. XX, 1901, S. 207).
R. Im nahen Haftenwald wurden von Wilhelmi (S. J. II, 1832, S. 15 f.)
römische Bautrümmer nachgewiesen. An einer von Schutt und Steintrümmern
bedeckten Stelle stieß er auf eine ca. 90 cm breite „mit einem dicken Guß"
belegte, über 2 m hohe Mauer mit „Zeichen des Brandes und der gewaltsamsten
Ktrcüurdl
Fig. 280.