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Walden, Nell [Hrsg.]; Walden, Herwarth [Ill.]
Der Sturm: ein Erinnerungsbuch an Herwarth Walden und die Künstler aus dem Sturmkreis — Baden-Baden, 1954

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https://doi.org/10.11588/diglit.28011#0132
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Gut sein heißt eine Leistung um der Leistung willen leisten. Also ohne Berechnung.
Auch ohne Berechnung der Wirkung. Selbst dem Kaufmann, dem Kulturträger der
Menschheit, ist der Mensch gut, auf dessen Leistung er vertraut. Er glaubt an ihn oder
kulturell gesagt: Er gibt ihm Kredit. Der Mensch ist gut, dem Glaube Leistung ist.
Nicht aber Leistung Glaube. Leistung ist die sinngemäße oder sinnliche Gestaltung des
Nichtgestalteten. Die Güte der Leistung ist ihre Gestaltung und nicht ihre Verwertung.
Die Verwertung der Leistung ist nur Zweck für die Menschen, die bis drei zählen können.
Feindschaft ist verhinderte Besitzgier.

*

Eigentum ist eine seelischc Forderung. Wenn der Mensch aber an die Seele dieser
Forderung nicht glaubt, findet man lhn eigentümlich. Die Forderung ist die Eigentüm-
lichkeit der Seele. Und im übrigen eine Rechnung. Und zwar eine überschriebene
Rechnung.



Wir zählen nicht unsere Jahre. Wir zählen nichts auf. Auch keine Leistungen. Denn
sie geschehen um der Leistung willen. Uns suchen nicht Gestalten. Wir gestalten das
Suchen. Wir gestalten das Treiben im Getrieb der Triebe. Treibend Getriebene. Getrieben
Treibende. Künstler. Schaffende Geschaffene. Geschaffene Schaffende.

Die Leistung um der Leistung willen.

Herwarth Walden

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