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Walden, Nell [Hrsg.]; Walden, Herwarth [Ill.]
Der Sturm: ein Erinnerungsbuch an Herwarth Walden und die Künstler aus dem Sturmkreis — Baden-Baden, 1954

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https://doi.org/10.11588/diglit.28011#0192
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RUDOLF BAUER, ZEICHNUNG (1918)

kunst niemals gehört haben, sinnig und nacherlebbar schildern läßt, das ist das innere
Erlebnis, das der Dichter eines bestimmten Werkes der Wortkunst hatte, wenn er seine
Dichtung, aus dem Munde Blümners als Lautgestaltung hervorströmend, vernahm.
Bereits die ersten beiden treffenden Klänge der formenden Stimme sprengten jene
unsichtbare, doch schrecklich würgende Hülle von Einsamkeit, in der das Wortwerk
geschrieben wurde und in der es bis dahin als Abgeschlossenheit geschwiegen hatte.
Die Gestaltung wurde durch die wundersame auftauende Kraft der Lautwerte urhaft
schaubar als Weihgabe des Dichters an Empfangende: ja an eine atmende Gemeinschaft
von verstehenden Gefährten. Die Dichtung begann somit, sich fühlbar als Geschenk des
Himmels im Diesseits getragen zu offenbaren. Und in einem übersinnlichen Geiste der
reinen Ankunft und des Willkommenseins bei den Menschen erfüllte sich das einst
einsame Bekennen durch das unmittelbare Miterleben aus den Herzen der Mitlauschenden
mit dem strahlenden Lichte eines holden Mitwissens und der innigen Wärme wahren
Mitgefühls, also auch mit dem geläuterten Rausche aus der Du-Fülle fremden Geblütes.

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