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München.
müdlicher Vielschreiberei kann leicht untergebracht werden. Auch für die kommenden
Jahrzehnte ist keine Sorge nötig. Der Raum genügt sicher, wenn nur die Mauern
das Gewicht der Gelehrsamkeit zu tragen vermögen. (Von Friedrich Gärtner
t8Z2—^2 gebaut.)
Der Bau beherrscht mit seiner imposanten Fassade das ganze Straßenbild. Er
verkörpert die monumentale Steigerung der architektonischen Wirkung, die an den
Schul- und Zinsbauten gegenüber allerdings bewußt niedrig gehalten wird. Das
System ist das denkbar einfachste. An vorspringenden und belebenden Motiven hat
die lange Front nur die Treppe mit deren doppeltem Anlauf. Das Aranzgesims
ist breit und wuchtig. Die eigentliche Behandlung der Fassade beschränkt sich auf
ganz wenige Motive. Ihre Grandiosität beruht allein auf den Verhältnissen und
Abb. ^24. D°f- und Staatsbibliothek (^8S2—tS-2).
j)hot. F. Finsterlin.
dem mächtigen Eindruck der ruhigen Fläche. Dem Backstein ist eine Monumentalität
abgewonnen, die wohl nur bei Steinfassaden auszudrücken gelungen ist. Aein
Schmuck, keine Gliederung. Der Großsinn der Ludwigschen Epoche hat in der
Bibliothek sein imposantestes Denkmal.
Ist die Front karg behandelt, so eröffnet sich im Stiegenhause eine prächtige
Wirkung. Die hohe stolze Treppe zwischen den glatten Marmorwänden und der
bunten Säulenstellung darüber kann mit dem Reichtum italienischer Renaissance-
bauten konkurrieren. Wenn nur der feierliche Anstieg der schönen Treppe nicht
hinter der Glaswand versteckt wäre. Welch kleinliche Zickzackführung von der Straße
an, ehe man in die großartige bfalle eintritt. Die Fluchtlinie der steilen Treppe ist aller-
dings starr und findet in der Loggia darüber keine rechte Gegenwirkung, ganz ab-
gesehen davon, daß nach der großzügigen Muverture kein Abschluß vorhanden ist, der die
prächtigen Vorbereitungen rechtfertigte. Wohin führt die schwindelnde Jakobsleiter?
München.
müdlicher Vielschreiberei kann leicht untergebracht werden. Auch für die kommenden
Jahrzehnte ist keine Sorge nötig. Der Raum genügt sicher, wenn nur die Mauern
das Gewicht der Gelehrsamkeit zu tragen vermögen. (Von Friedrich Gärtner
t8Z2—^2 gebaut.)
Der Bau beherrscht mit seiner imposanten Fassade das ganze Straßenbild. Er
verkörpert die monumentale Steigerung der architektonischen Wirkung, die an den
Schul- und Zinsbauten gegenüber allerdings bewußt niedrig gehalten wird. Das
System ist das denkbar einfachste. An vorspringenden und belebenden Motiven hat
die lange Front nur die Treppe mit deren doppeltem Anlauf. Das Aranzgesims
ist breit und wuchtig. Die eigentliche Behandlung der Fassade beschränkt sich auf
ganz wenige Motive. Ihre Grandiosität beruht allein auf den Verhältnissen und
Abb. ^24. D°f- und Staatsbibliothek (^8S2—tS-2).
j)hot. F. Finsterlin.
dem mächtigen Eindruck der ruhigen Fläche. Dem Backstein ist eine Monumentalität
abgewonnen, die wohl nur bei Steinfassaden auszudrücken gelungen ist. Aein
Schmuck, keine Gliederung. Der Großsinn der Ludwigschen Epoche hat in der
Bibliothek sein imposantestes Denkmal.
Ist die Front karg behandelt, so eröffnet sich im Stiegenhause eine prächtige
Wirkung. Die hohe stolze Treppe zwischen den glatten Marmorwänden und der
bunten Säulenstellung darüber kann mit dem Reichtum italienischer Renaissance-
bauten konkurrieren. Wenn nur der feierliche Anstieg der schönen Treppe nicht
hinter der Glaswand versteckt wäre. Welch kleinliche Zickzackführung von der Straße
an, ehe man in die großartige bfalle eintritt. Die Fluchtlinie der steilen Treppe ist aller-
dings starr und findet in der Loggia darüber keine rechte Gegenwirkung, ganz ab-
gesehen davon, daß nach der großzügigen Muverture kein Abschluß vorhanden ist, der die
prächtigen Vorbereitungen rechtfertigte. Wohin führt die schwindelnde Jakobsleiter?