Alexander Eduard Weichberger
1843—1913.
Eduard Weichberger wurde am 5. März 1843 zu Krauthausen bei Eisenach
als Sohn des dortigen Rittergutsbesitzers geboren. Im idyllischen Thüringen,
zu Füssen der sagenumsponnenen Wartburg, verlebte er seine Kindheits- und
Jugendjahre als Schüler des Eisenacher Realgymnasiums, um sich im Jahre 1860
an der technischen Hochschule zu Dresden dem Studium der Architektur zu
widmen. Weit mehr als die strengen Formen der Baukunst zog ihn jedoch das
Idyllische, die Landschaft, an. Er beschloss daher, zur Malerei überzugehen und
bezog die vom Grossherzog Karl Alexander von Weimar gegründete Hochschule,
wo Graf Kalckreuth als Direktor und Männer wie ßöcklin, Lenbach,
Michelis und Max Schmidt als Lehrerwirkten. Es war eine glückliche Fü-
gung des Schicksals, dass sein erster Lehrer in der Landschaft Arnold Böcklin
war, aber auch durch Lenbach und A. von Ramberg wurden ihm Unterwei-
sungen zu teil; den hauptsächlichsten Einfluss dürfte Michelis auf den jungen
Künstler ausgeübt haben, wenigstens in bezug auf die feine und sichere Mal-
weise, die an den späteren Bildern Weichbergers so zu schätzen ist.
Bei der scharfen Beobachtungsgabe, dem angeborenen Talent des Sich-
versenkens in die Reize der Landschaft, der ausgezeichneten Anleitung durch
hervorragende Künstler und nicht am wenigsten durch die Lieblichkeit der
Thüringer Lande konnte es kaum Wunder nehmen, dass Weichberger zu einem
in der Landschaftsmalerei in die vorderste Reihe tretenden Künstler heranreifte.
Wohl hat ihn auch die Wanderlust ergriffen, nach der Ostsee, nach der Rhön,
nach den Alpen geführt und ebenso hat er in Italien längere Zeit gelebt und
studiert, aber immer wieder zog es ihn mit tausend Fäden in die Thüringer Berge.
Es ist übrigens charakteristisch, dass alles, was Weichberger gemalt hat, seien
es die Bilder von der Ostsee, seien es die Bilder aus den Alpen, einen lieblichen
Ton an sich hat, den seiner Thüringer Heimat. Und so ist denn Weichberger
mit Thüringen, besonders mit der Kunststadt Weimar, wo er auch seine Lebens-
gefährtin fand, in all und jeder Beziehung verwachsen. In den sechziger Jahren
waren es W°ldemar Friedrich, Franz Arndt, Carl Boppo, Winkler,
Günther, Freiesleben, Tübbecke, Graf Harrach und andere, die einen
erlesenen Kreis bildeten, der dem einzelnen vielerlei Anregung bot und so auch
für Weichberger von tiefgehender Bedeutung war. Diese ältere Generation, die
bald in alle Winde zerstob, wurde durch eine neue abgelöst, Leute wie Karl
Buchholz, Max Liebermann, Max Merker, Hans Spekter u. a. Und
wie auch die Männer und Zeiten wechselten, Weichberger blieb Weimar getreu,
lehrte die kleinen Fräuleins im Sophienstift gut aufmerken, richtig sehen und
hübsch zeichnen und malen, so dass die heranwachsende Jugend dem geliebten
Meister auch noch später die grösste Verehrung entgegenbrachte und die eignen
Heime mit Bildern von seiner Hand schmückte.
Die Anerkennung ist dem genialen und fleissigen Schaffen nicht versagt
geblieben. Verschiedene öffentliche Museen und Galerien haben Weichbergers
Arbeiten erworben, nicht nur die Weimarer Museen, die natürlich auch eine
Reihe von seinen Werken besitzen, nein — bis nach Holland, England, Nord-
amerika, ja bis in die Art Gallery of Warnampool hat Weichbergers Kunst einen
Weg gefunden. Verschiedene Medaillen (London, Melbourne etc.) von grossen
Ausstellungen zeugen davon, dass seine Kunst weit und breit anerkannt worden
ist. Grossherzog Karl Alexander verlieh dem Maler 1899 den Professortitel,
und an Ehrungen von Seiten seiner Kunstgenossen hat es weder zu seinem 60. Ge-
Oswald "Weigel, Antiquariat <fe Auktions-Institut in Jjeipriff. 1
1843—1913.
Eduard Weichberger wurde am 5. März 1843 zu Krauthausen bei Eisenach
als Sohn des dortigen Rittergutsbesitzers geboren. Im idyllischen Thüringen,
zu Füssen der sagenumsponnenen Wartburg, verlebte er seine Kindheits- und
Jugendjahre als Schüler des Eisenacher Realgymnasiums, um sich im Jahre 1860
an der technischen Hochschule zu Dresden dem Studium der Architektur zu
widmen. Weit mehr als die strengen Formen der Baukunst zog ihn jedoch das
Idyllische, die Landschaft, an. Er beschloss daher, zur Malerei überzugehen und
bezog die vom Grossherzog Karl Alexander von Weimar gegründete Hochschule,
wo Graf Kalckreuth als Direktor und Männer wie ßöcklin, Lenbach,
Michelis und Max Schmidt als Lehrerwirkten. Es war eine glückliche Fü-
gung des Schicksals, dass sein erster Lehrer in der Landschaft Arnold Böcklin
war, aber auch durch Lenbach und A. von Ramberg wurden ihm Unterwei-
sungen zu teil; den hauptsächlichsten Einfluss dürfte Michelis auf den jungen
Künstler ausgeübt haben, wenigstens in bezug auf die feine und sichere Mal-
weise, die an den späteren Bildern Weichbergers so zu schätzen ist.
Bei der scharfen Beobachtungsgabe, dem angeborenen Talent des Sich-
versenkens in die Reize der Landschaft, der ausgezeichneten Anleitung durch
hervorragende Künstler und nicht am wenigsten durch die Lieblichkeit der
Thüringer Lande konnte es kaum Wunder nehmen, dass Weichberger zu einem
in der Landschaftsmalerei in die vorderste Reihe tretenden Künstler heranreifte.
Wohl hat ihn auch die Wanderlust ergriffen, nach der Ostsee, nach der Rhön,
nach den Alpen geführt und ebenso hat er in Italien längere Zeit gelebt und
studiert, aber immer wieder zog es ihn mit tausend Fäden in die Thüringer Berge.
Es ist übrigens charakteristisch, dass alles, was Weichberger gemalt hat, seien
es die Bilder von der Ostsee, seien es die Bilder aus den Alpen, einen lieblichen
Ton an sich hat, den seiner Thüringer Heimat. Und so ist denn Weichberger
mit Thüringen, besonders mit der Kunststadt Weimar, wo er auch seine Lebens-
gefährtin fand, in all und jeder Beziehung verwachsen. In den sechziger Jahren
waren es W°ldemar Friedrich, Franz Arndt, Carl Boppo, Winkler,
Günther, Freiesleben, Tübbecke, Graf Harrach und andere, die einen
erlesenen Kreis bildeten, der dem einzelnen vielerlei Anregung bot und so auch
für Weichberger von tiefgehender Bedeutung war. Diese ältere Generation, die
bald in alle Winde zerstob, wurde durch eine neue abgelöst, Leute wie Karl
Buchholz, Max Liebermann, Max Merker, Hans Spekter u. a. Und
wie auch die Männer und Zeiten wechselten, Weichberger blieb Weimar getreu,
lehrte die kleinen Fräuleins im Sophienstift gut aufmerken, richtig sehen und
hübsch zeichnen und malen, so dass die heranwachsende Jugend dem geliebten
Meister auch noch später die grösste Verehrung entgegenbrachte und die eignen
Heime mit Bildern von seiner Hand schmückte.
Die Anerkennung ist dem genialen und fleissigen Schaffen nicht versagt
geblieben. Verschiedene öffentliche Museen und Galerien haben Weichbergers
Arbeiten erworben, nicht nur die Weimarer Museen, die natürlich auch eine
Reihe von seinen Werken besitzen, nein — bis nach Holland, England, Nord-
amerika, ja bis in die Art Gallery of Warnampool hat Weichbergers Kunst einen
Weg gefunden. Verschiedene Medaillen (London, Melbourne etc.) von grossen
Ausstellungen zeugen davon, dass seine Kunst weit und breit anerkannt worden
ist. Grossherzog Karl Alexander verlieh dem Maler 1899 den Professortitel,
und an Ehrungen von Seiten seiner Kunstgenossen hat es weder zu seinem 60. Ge-
Oswald "Weigel, Antiquariat <fe Auktions-Institut in Jjeipriff. 1