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Weinbrenner, Friedrich
Architektonisches Lehrbuch (Band 1): Geometrische Zeichnungslehre, Licht- und Schattenlehre — Tübingen, 1810

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https://doi.org/10.11588/diglit.6992#0007
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VII

Ohne seinen hohen Werth zu verkennen, kann man sich doch nicht verhehlen, dass
ihm noch vieles fehlt, um einem angehenden Baukünstler als vollständiges, systematisches
Lehrbuch zu dienen.

Gleiche Bewandniss hat es mit den frühern Werken der italiänischen
Baumeister. Preis und Dank dem hohen Verdienst eines Serlio, Scamozzi,
Vignola, Palladio, und einiger andern! Als praktische, ausgezeichnete Künstler,
haben sie , mit tiefer Einsicht und Kenntniss, ihre Werke über die Baukunst abgefasst.
Allein auf die höchstwichtigen, allgemeinen Studien eines jungen Baumeisters sind
diese nicht ausgedehnt, son^rn meist beschränkt auf die Verrichtung und Werke eines
vollendeten Künstlers.

Auch die meisten neuern, italiänischen, teutschen und französischen Werke
handeln nur von einzelnen Gegenständen; es fehlt die vollständige, stufenweise,
theoretische und praktische Schule eines Baumeisters.

Wer als Künstler die Baukunst gründlich studirt, muss geleitet werden, von
den Anfangsgründen des geometrischen Zeichnens, der Optik und der Perspektiv, zu der
Lehre von der Holz- und SteinConstruction, von dieser zu der Theorie der Säulen und
\ erzierungen, endlich zu den übrigen Details der Gebäude **r*d zu ihrer Ausführung.

Wenn ick bei überhäuften Berufs - und andern praktischen Arbeiten, neben dem
täglichen Unterricht in meinem architektonischen Institut, eine so ausgedehnte und schwierige
Arbeit unternehme, so geschieht es zwar nicht ohne mühsame, langjährige, oft wiederholte
Vorbereitung, nicht ohne mannichfaltige Erfahrung, aber auch nicht ohne Besorgniss,
dass manche eine ausführliche, eine gelehrte Darstellung aller Kenntnisse erwarten
werden, die einem Baumeister nicht bloss nothwendig, sondern auch nützlich sind, oder
zur Zierde gereichen. Eine solche hatte und konnte ich nicht zur Absicht haben.

Den Leser bitte ich , hauptsächlich die Figuren zu studiren , und den Text als
kurze Erläuterung derselben zu betrachten. Wo dieser etwa Manchem nicht hinlängliche
 
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