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sind, zwei die Namen der Klöster — das Studios- und das Lazaros-Kloster — erwähnen und andere sich mit
dem kaiserlichen Hofe in "Verbindung bringen lassen, wodurch von der Buchmalerei der Hauptstadt ein ziemlich
anschauliches Bild gewonnen wird, während die Anfänge der Buchmalerei in den drei ältesten Athosklöstern
durch zahlreiche datierte und mit demselben Schreibernamen versehene Handschriften sich klar erkennen lassen
(vgl. S. 34 lf.), während vor allem auch die unteritalienischen Gruppen reichlich mit Subskriptionen versehen
sind (vgl. S. 82 ff.), wird man sich bei anderen Gruppen einstweilen mit Hypothesen von sehr verschiedenen
^Vahrscheinlichkeitsgraden begnügen müssen. So hat z. B. die als „bithynisch" zusammengestellte Handschriften-
gruppe als Ausgangspunkt einen sicher in Bithynien entstandenen Codex (S. 39) und eine andere Handschrift eine
Provenienz aus dieser westkleinasiatischen Provinz. Auf welche Gebiete aber diese unter der geographischen
Hilfsbezeichnung „bithynisch" auf Grund bestimmter Ornamentformen zusammengeschlossenen Handschriften
sich in Wirklichkeit erstrecken, wird erst weitere Materialforschung klären können. Innerhalb der zentralklein-
asiatischen Schulen erscheint die von Trapezunt (S. 59) als die verhältnismäßig gesichertste auf Grund der
Provenienz des Leningrader Codex 21 und dessen Beziehung zur Nachbarprovinz Armenien. Kappadokien (S. 6 5 ff.)
kann schon nur mit "Vorbehalt als das Zentrum der zoomorphen Initial-Handschriften angesehen werden, und für
die anderen kleinasiatischen Gruppen bleibt die Entstehungsgegend noch zu bestimmen.
"Wbit häufiger als die Ortsangabe ist in den Handschriften das Entstehungsjahr angegeben. Der weitaus größte
Teil der mehr als siebzig datierten Handschriften, die für den Zeitabschnitt von der zweiten Hälfte des 9. bis zum
Beginn des 11. Jahrhunderts gesammelt werden konnten, trägt Daten aus der 2. Hälfte des 10. Jahrhunderts. Da
in ihnen die verschiedensten Stilgruppen vertreten sind, gewinnen wir durch die sicheren Datierungen die
Möglichkeit, eine beträchtliche Zahl zeitlich nebeneinander arbeitender Kunstzentren anzunehmen. In vielen
Fällen verbindet sich mit der zeitlichen Fixierung die Unmöglichkeit, gewisse Altertümlichkeiten oder Variationen
des Stils chronologisch zu erklären.
Eine Beschränkung nur auf die mit voller Sicherheit zu bestimmenden Schulen hätte ein sehr unvollständiges
Bild von der byzantinischen Miniaturmalerei dieser Zeit ergeben. Die vorliegende Publikation bezieht daher in
manchen Fällen auch hypothetisches Material ein, um in erster Linie einer Erweiterung der Materialkenntnis zu
dienen und eine Vorstellung von der Mannigfaltigkeit der Stiläußerungen zu geben.
Für die zeitliche Abgrenzung der Arbeit ist die obere Grenze durch den in der Mitte des 9. Jahrhunderts zu
Ende gehenden Bilderstreit gegeben, wenngleich auch einzelne Handschriften aus der Zeit des Ikonoklasmus und
der Zeit vor dessen Ausbruch einbezogen worden sind (vgl. S. 1 u. 49). Als die untere wird die Jahrtausend-
wende angenommen als derZeitpunkt, in dem die Erstarrung der byzantinischen Formenwelt beginnt. Im 9- und
10. Jahrhundert erreicht das byzantinische Reich unter den Makedonen-Kaisern noch einmal eine Ausdehnung,
die an die Glanzzeiten Justinians erinnert und später nie wieder erreicht wurde. V^bit bis Armenien, Syrien, Palästina
und Unteritalien breiten die Byzantiner ihre Herrschaft aus. Dieser territorialen Ausbreitung entspricht ein kultureller
Aufschwung. In Konstantinopel erfährt die Kunst im 10. Jahrhundert während der Regierung des kultur-
fördernden und nach seinen Biographen selbst künstlerisch tätigen Kaisers Konstantin VII. Porphyrogennetos
noch einmal einen entscheidenden Antrieb aus der Antike, der zu einer gewissen Regeneration führt. Aber nicht
lange dauert diese Renaissance unter den Makedonen, um die Jahrtausendwende versiegt die antike Quelle schon
wieder. Der byzantinische Stil erstarrt und zehrt in den folgenden Jahrhunderten im wesentlichen von den
Errungenschaften dieser Renaissance. Auch in der Kunst der Provinzen, vor allem Kleinasiens, bedeutet der

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