Evangeliar herausgeschnitten ist und jetzt in Lenin-
grad, UffentlicheBibliothek, cod. gr. 2 8 ß"",
aufbewahrt wird. In anderen Beispielen haben die
Initialen und Leisten der Sinai-HandschriA (Abb. 496)
einen mehr laubsägeartigen, freirankenden Charakter.
Die Besonderheit des Horeb-Evangeliars tritt in den
zoomorphen Initialen zutage, welche in mancherlei Be-
ziehungen zu der 'kappadokischen' Tierornamentik stehen,
im Motivischen sowohl wie in der parzellierenden Auf-
teilung des Tierkörpers und in der teppichhaAen, lokal-
farbenen Buntheit. Geringelte und punktierte Schlangen
bilden den Initialstamm eines das „A" z.B. wird aus
einem Vogel oder einem Hund und einem geAochtenen
Stamm zusammengesetzt""". Das vorherrschende Tier ist
dar. Ein datiertes Beispiel ist der Anfangstitel einer
SchriA des Anastasios Sinaita in Paris, Bibliotheque
Nationale, cod. gr. 108$, welche — wie die Auf-
lösung eines kryptographischen Teils der Subskription er-
gibt— im Jahre 1000 von einem gewissen Leo in Ägypten
geschrieben ist""". Er wird von einer intermittierenden
Ranke eingenommen (Abb. 497), ähnlich denen der ersten
Gruppe. Aber das Muster füllt nicht wie bei der aus-
gesparten Ranke (vgl. Abb. 487) den Balken derart, daß
die Konturen von Ranke und Blatt zusammenfallen, son-
dern zwisAen beiden bleibt freier Pergamentgrund.
Ähnlich ist die Ranke auf einem Titel eines Evangeliars
im Meteoren-Kloster Hagias Trias, cod. 40,
gebildet, wenngleich auf ausgefülltem roten Grunde im
der Greif, der in der verschiedensten Form Anwendung
Andet: bald umschließen Greifen paarweise eine Hand, mit
der sie ein bilden, bald eine mensAliche Gestalt, die
Greifenfahrt Alexanders verdeutlichend"". In anderen
Fällen wird der Greif nur attributiv einer Initiale bei-
gegeben (Abb. 496) oder als Vignette unter eine Text-
kolumne gesetzt. SchließliA zergliedert man ihn und ver-
wendet den Kopf als Bekrönung eines Initialstammes"".
Bei den Greifen bietet sich in besonderem Maße die
Möglichkeit einer dekorativen Verwendung der Tierdar-
stellung. Sie zeigt sich in der Art, wie eine Mandel den
SAenkel besonders markiert, die Flügel gestreiA werden,
das Halsband aufgeteilt wird oder der SAwanz in einem
Blatt endigt. Derartige Greifen sind aus der sassanidischen
Kunst herzuleiten, die in den verschiedensten Motiven auf
die byzantinische Ornamentik eingewirkt hat.
Die zweite Gruppe der Karmin-Ornamentik stellt,
wie eingangs schon erwähnt, eine frei vom Grunde sich
abhebende Ranke und deren ausschließlich positive Form
gegenüber der stärker negativen der ersteren Gruppe
Stil der ersten Gruppe (Abb. 498). Indessen ist der
Zwischenraum zwischen Ranke und Blatt größer, so daß
dem Grunde keine Möglichkeit zur Entwicklung eines
eigenen Ornamentmusters gegeben wird. Mit dem stärker
vegetabilen Charakter, der den Ranken der zweiten
Gruppe eigen ist, ist eine gewisse SchnörkelhaAigkeit
verbunden, die ebenso in dem Aechtband- und palmetten-
artigen Akrotergebilde wie in den Initialen in die Er-
scheinung tritt. Letztere sind zum Teil doppelstämmig
und durch besonders zahlreiAe SAaAringe, Schleifen und
Knoten belebt (Fig. 8ß). Mit der Konstantinopeler Orna-
mentik hängt der arg roh gezeichnete Laubsägetitel
(Abb. 499) zusammen (vgl. Abb. 111 u. a.). Die Hand-
sAriA läßt sich in die ersten Jahrzehnte des 11. Jahr-
hunderts datieren auf Grund der VerwandtschaA mit den
Titeln und Initialen eines 1027 datierten Euchologion
in Paris, Bibliotheque Nationale, cod.
Coislin 21 ß""". Der Balken (Abb. $00) ist mit rohen,
mißverstandenen, vom Karmingrund siA abhebenden Pal-
metten geschmückt und mit einem aus der Mandelrosette
entwickelten Akroteraufbau von ähnlich geschweiAen
"9 Stassoff, S. $3, Taf. 123, 7a.
Kondakoff, Zoomorf. Iniz., Taf. II, 4 u. 3; Taf. I, 4 u. 6.
Kondakoff, Zoomorf. Iniz., Taf. II, 6 u. 2.
"3 Kondakoff, Zoomorf. Iniz., Taf. I, 2 u. 3.
"3 Bordier S. 39. / Omont, Facs. Mss. dat-, S. 2, Taf. io. /
Ebersolt, S. 49 Anm. 3. — Foi. 272^:
tptks, [AS}A^7]S0 TOÜ YpcijKVtOS ^ ttü ßtßXkp:—s!fB&tpßsh&UEhBXtU' OA-^kt"
TtoßB hnXy, ^ At^yx^Xy, ttou; xospou Mftxttüwo;) ty. Der
kryptographisAe Teii der Subskription ist (naA Omont) zu lesen:
eypstlpt) Sta ystpos Xtovtos xXtjptxoü y<upx atyümzu).
Omont, Facs. Mss. dat., S. 3, Taf. 14. — Foi. 2iif: dypatpfj
napo3(3a) toü eüyoXoytou ßtßXos xxt dtsXeta)&7] pifj(A) aüyouGtfm) M(txttaWos) t
etou; stpXe, xtTjiHcK otpxtiQYt(tp) Ttpacßtrts(p<j)) T7j; p.(s)y(xX7js) dxxX7](atas)
xxt n(at)ptKpXtx(tiW) s&XTTjptftBy) ttE(pt)eyou3a stxoXou&(t6ty) xat. ..
(voiiständig bei Omont).
74
grad, UffentlicheBibliothek, cod. gr. 2 8 ß"",
aufbewahrt wird. In anderen Beispielen haben die
Initialen und Leisten der Sinai-HandschriA (Abb. 496)
einen mehr laubsägeartigen, freirankenden Charakter.
Die Besonderheit des Horeb-Evangeliars tritt in den
zoomorphen Initialen zutage, welche in mancherlei Be-
ziehungen zu der 'kappadokischen' Tierornamentik stehen,
im Motivischen sowohl wie in der parzellierenden Auf-
teilung des Tierkörpers und in der teppichhaAen, lokal-
farbenen Buntheit. Geringelte und punktierte Schlangen
bilden den Initialstamm eines das „A" z.B. wird aus
einem Vogel oder einem Hund und einem geAochtenen
Stamm zusammengesetzt""". Das vorherrschende Tier ist
dar. Ein datiertes Beispiel ist der Anfangstitel einer
SchriA des Anastasios Sinaita in Paris, Bibliotheque
Nationale, cod. gr. 108$, welche — wie die Auf-
lösung eines kryptographischen Teils der Subskription er-
gibt— im Jahre 1000 von einem gewissen Leo in Ägypten
geschrieben ist""". Er wird von einer intermittierenden
Ranke eingenommen (Abb. 497), ähnlich denen der ersten
Gruppe. Aber das Muster füllt nicht wie bei der aus-
gesparten Ranke (vgl. Abb. 487) den Balken derart, daß
die Konturen von Ranke und Blatt zusammenfallen, son-
dern zwisAen beiden bleibt freier Pergamentgrund.
Ähnlich ist die Ranke auf einem Titel eines Evangeliars
im Meteoren-Kloster Hagias Trias, cod. 40,
gebildet, wenngleich auf ausgefülltem roten Grunde im
der Greif, der in der verschiedensten Form Anwendung
Andet: bald umschließen Greifen paarweise eine Hand, mit
der sie ein bilden, bald eine mensAliche Gestalt, die
Greifenfahrt Alexanders verdeutlichend"". In anderen
Fällen wird der Greif nur attributiv einer Initiale bei-
gegeben (Abb. 496) oder als Vignette unter eine Text-
kolumne gesetzt. SchließliA zergliedert man ihn und ver-
wendet den Kopf als Bekrönung eines Initialstammes"".
Bei den Greifen bietet sich in besonderem Maße die
Möglichkeit einer dekorativen Verwendung der Tierdar-
stellung. Sie zeigt sich in der Art, wie eine Mandel den
SAenkel besonders markiert, die Flügel gestreiA werden,
das Halsband aufgeteilt wird oder der SAwanz in einem
Blatt endigt. Derartige Greifen sind aus der sassanidischen
Kunst herzuleiten, die in den verschiedensten Motiven auf
die byzantinische Ornamentik eingewirkt hat.
Die zweite Gruppe der Karmin-Ornamentik stellt,
wie eingangs schon erwähnt, eine frei vom Grunde sich
abhebende Ranke und deren ausschließlich positive Form
gegenüber der stärker negativen der ersteren Gruppe
Stil der ersten Gruppe (Abb. 498). Indessen ist der
Zwischenraum zwischen Ranke und Blatt größer, so daß
dem Grunde keine Möglichkeit zur Entwicklung eines
eigenen Ornamentmusters gegeben wird. Mit dem stärker
vegetabilen Charakter, der den Ranken der zweiten
Gruppe eigen ist, ist eine gewisse SchnörkelhaAigkeit
verbunden, die ebenso in dem Aechtband- und palmetten-
artigen Akrotergebilde wie in den Initialen in die Er-
scheinung tritt. Letztere sind zum Teil doppelstämmig
und durch besonders zahlreiAe SAaAringe, Schleifen und
Knoten belebt (Fig. 8ß). Mit der Konstantinopeler Orna-
mentik hängt der arg roh gezeichnete Laubsägetitel
(Abb. 499) zusammen (vgl. Abb. 111 u. a.). Die Hand-
sAriA läßt sich in die ersten Jahrzehnte des 11. Jahr-
hunderts datieren auf Grund der VerwandtschaA mit den
Titeln und Initialen eines 1027 datierten Euchologion
in Paris, Bibliotheque Nationale, cod.
Coislin 21 ß""". Der Balken (Abb. $00) ist mit rohen,
mißverstandenen, vom Karmingrund siA abhebenden Pal-
metten geschmückt und mit einem aus der Mandelrosette
entwickelten Akroteraufbau von ähnlich geschweiAen
"9 Stassoff, S. $3, Taf. 123, 7a.
Kondakoff, Zoomorf. Iniz., Taf. II, 4 u. 3; Taf. I, 4 u. 6.
Kondakoff, Zoomorf. Iniz., Taf. II, 6 u. 2.
"3 Kondakoff, Zoomorf. Iniz., Taf. I, 2 u. 3.
"3 Bordier S. 39. / Omont, Facs. Mss. dat-, S. 2, Taf. io. /
Ebersolt, S. 49 Anm. 3. — Foi. 272^:
tptks, [AS}A^7]S0 TOÜ YpcijKVtOS ^ ttü ßtßXkp:—s!fB&tpßsh&UEhBXtU' OA-^kt"
TtoßB hnXy, ^ At^yx^Xy, ttou; xospou Mftxttüwo;) ty. Der
kryptographisAe Teii der Subskription ist (naA Omont) zu lesen:
eypstlpt) Sta ystpos Xtovtos xXtjptxoü y<upx atyümzu).
Omont, Facs. Mss. dat., S. 3, Taf. 14. — Foi. 2iif: dypatpfj
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(voiiständig bei Omont).
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