Formen gekrönt wie Abb. 498. Ferner ist die Initiale
doppelstämmig und mit ähnlichen Knotenformen versehen
wie die der Meteoren-HandschriA (vgl. Fig. 8ß).
Im weiteren Verlaufe dringt, wie wir das auch in der
ersten Gruppe sahen, mit dem Beginn des 11. Jahr-
hunderts der Stil der Hauptstadt in die ägyptisch-palä-
stinensische Buchmalerei ein und gelangt zur HerrschaA,
wofür ein Codex des Syrers Ephraim in der Vaticana,
cod. Ottob. gr. 457, aus dem Jahre 1039 den Beweis
liefert"". Während der Eingangstitel mit der üblichen
Ranke auf rotem Grunde geschmückt ist (Abb. 302), ent-
hält ein anderer Titel eine Blütenblattdekoration (Abb. 303),
die bis ins einzelne, wenngleich etwas krauser in der
Blattgestaltung, ein hauptstädtisches Vorbild kopiert.
Der schreibende Ephraim des Titelblattes (Abb. 301), vor
dem Pult mit einer herabhängenden Rolle sitzend, ist im
Typus des schreibenden Lukas wiedergegeben, wie er in
zahlreichen Evangeliaren des Konstantinopeler Kreises
wiederkehrt (vgl. z. B. Abb. 197). Das Lokale verrät sich
— neben der allgemeinen Vergröberung der Formen —
am stärksten in der Farbgebung, die derjenigen des Codex
Vat. Barb. gr. 319 (vgl. Abb. 492) ähnelt im Vorherrschen
einer schmutzig dunkelgrünen Färbung des Gewandes,
überhaupt eines dumpfen Kolorits im Ganzen. Der Gold-
grund ist durch ein schmutziges Blau ersetzt.
In diese zweite Gruppe der Karmin-HandschriAen
gehören ferner die drei HandschriAen der griechischen
Patriarchats-Bibliothek in Jerusalem: Cod. Saba
23 (Abb. 304)^", cod. Saba 144 vom Jahre 1019
B) DIE BYZANTINO-ISLAM
Die drei in diesem Abschnitt zu behandelnden Hand-
schriAen weisen Zusammenhänge mit der islamischen
Kunst auf — jede in ihrer Art —, untereinander haben
sie kaum Berührungspunkte. Weder Subskription noch
Provenienz geben Hinweise für ihre Lokalisierung. Von
der ersten, einem reich ornamentierten Evangeliar in der
Vatikana, cod. gr. 334, wissen wir, daß es im
Jahre 948(9 von einem gewissen Michael geschrieben
isT'A Sein künstlerischer Schmuck besteht aus nicht weni-
ger als dreißig Arkaturen für den Eusebios-Brief, die
Ms Scroux d'Agincourt, Sammlung der Denkmäler der Malerei,
1840, S. 48-4$, Taf. 4$, 3. / Feron-Battaglini, S. 234. — Fol. 209^:
.. . ystpt ßapväßa npeaßutEpou' <Kai;tou TE xxt Aaytciou ttasi-tov'
. .. ^TeXettt)&7) ttw voepßptov pdpot * 4 ßtßXo(s) auTtj poV7js tfjs Tob o(<HT7j)p(o)s
s&Xoüs d-ytttM 7t(6tTE)pcM ßorj&(ouv)T&(v) Eni awxTo(s) ptXarjX tptkoXptsrou xxt
üoptpupoYewijTou K&Yo6sT:7j;* MtxTto7o(s) rote 0634; * ETous 8s
7txXt7 ytXto3T:o5 I^dx(t)s KE-jTKxostosrob sapaxoatob . .. (vollständig
bei Fer.-Batt.).
MS Papadopulos-Kerameus II, S. 40. — Subskription: YP"?^ otd
X(apos) xotXob vtuT(ctptou) xai Btaxtu^ou) Tijs Xaüpas Tob ctYtou saßet.
M? Papadopulos-Kerameus II, S. 228. — Fol. 223^; ^stpt Y-YP^'f'h"
trcM/oil 5s supE&v... eloov to tekos xai Tov Esyatov orElxoW
TobTo to auaYY^kto(v) p.7j*A 0ETTt(Epßpt<p) Ets T(i)7) x& ETOU; xöopou $^xt]
(vollständig bei Pap.-Ker.).
Papadopulos-Kerameus I, S. 88.
(Abb. 303)**", welche beide aus dem in der Nähe von
Jerusalem gelegenen Saba-Kloster stammen und von denen
die erstere, wie aus der Subskription hervorgeht, auch in
diesem Kloster geschrieben ist, und ferner cod. 23
(Abb. 306 und 307)"^. Die Rankenform der ersten Hand-
schriA zeigt verhältnismäßig geometrischen Charakter
(Abb. 304), die der zweiten ist schnörkelhaAer gebildet
(Abb. 303) und in der dritten steht neben einem Titel in
üblicher Karminzeichnung (Abb. 306) wiederum ein reiner
Blütenblatt-Titel (Abb. 307). In der letzteren findet sich
also dasselbe Nebeneinander einheimischer und Konstan-
tinopeler Formen wie in der Vatikanischen Ephraim-
HandschriA (vgl. Abb. 302 und 303).
Eine weitere HandschriA aus dem Saba-Kloster, und
vermutlich auch dort entstanden, ist ein 1027 datiertes
Evangeliar Jerusalem, Griechisches Patriar-
chat, cod. Saba 82, mit drei Evangelisten-Halb-
hguren von erschreckender Roheit (Abb. 308—310)^",
gerahmt von groben Kettenmustern und Flechtbändern.
Nach den erhaltenen HandschriAen der Karmin-Gruppe
zu urteilen, ist der künstlerische Stand in den griechischen
Klöstern Palästinas und Ägyptens sehr tief gewesen. Um
die Jahrtausendwende vollzieht sich — wie die beiden
Evangelistenbilder und vor allem die Blütenblatt-Titel be-
zeugen (Abb. 492, 301, 303, 307) — eine schnelle An-
gleichung an hauptstädtische Formen, als diese zu Beginn
des 11. Jahrhunderts nach dem Osten Vordringen, womit
die für diese ostbyzantinischen Gegenden charakteristische
Karmin-Ornamentik mehr und mehr versAwindet.
ISCHEN HANDSCHRIFTEN
Hypothesis und Canones-Tabellen, karmin gezeichnet und
mit etwas Gelb, Blau und Rot mehr laviert als farblich
ausgefüllt. In die Medaillons der Tympanonfelder sind
Tiere verschiedener Gattung eingezeichnet, deren heral-
dische Strenge und paarweise Anordnung auf StoAmuster
zurückgehen. In erster Linie sind es die über die ganze
damalige Welt verbreiteten persisch-islamischen StoAe,
welche die Vorbilder zu den Medaillons der Tympana
geliefert haben: ein Hippokamp (Abb. 313)*^, ein heral-
discher Adler*^ und Elefanten (Abb. 311) in einer den
Ms Papadopulos-Kerameus II, S. 133. / Baumstark, Röm. Quartal-
sAriR, Bd. XX, 1906, S. 173, Taf. 8, 3. — Fo!. 136: enXTjpt&ä^) cuv
&(s)& to T(eTp)xeuxYYÄ(ov) yatpt vtxoXä(ou) np(eaßuT^pou) p7)(vt) tawouaptm
N8(tXTt&V0;) 5sXKT(7]s) ETOUS StpXe ^Tti ßaatX(EO);) X07STKVt(tV0U) * x(6pt)e cmoov
xoti To(v) xTtoxpE^ov) tto(xwyp) ^(EoßbTEpos) dpa xn Tols TExsiot; aüt(ob).
Kondakoff I, S. 198; II, S. 133. / New Pal. Soc., I. Ser-,
I. Part, Taf. 103. / Gardthausen, S. 149. / Strzygowski, Amida,
S. 362, Abb. 310, 311. / Cavalieri-Lietzmann, Taf. 13. / A. Grabar,
Miniatures Greco-Orientales I, Seminarium Kondakovianum, Bd. IV,
1931, S. 217 ff. / Tikkanen, Stud., S. 93 Anm. 1, S. 94. — Fol. 234?:
^YpayEt ^ Ttpta MXtos KtjTTj 8ta X&'P°S -poü ptX"ijk <%papTU)(Xob) *
pt](vl) papT(t(ü) a 3)p4pa e &p(a) s Etous M(txTtüj^os) {(.
4si Ygj Q von Falke, GesAiAte der Seidenweberei, 1921, Abb. 63.
Ms A. Grabar a. O., Taf. XIV, 1. Auf dem Stoffvorbild wohl
zweiköpfig.
75
doppelstämmig und mit ähnlichen Knotenformen versehen
wie die der Meteoren-HandschriA (vgl. Fig. 8ß).
Im weiteren Verlaufe dringt, wie wir das auch in der
ersten Gruppe sahen, mit dem Beginn des 11. Jahr-
hunderts der Stil der Hauptstadt in die ägyptisch-palä-
stinensische Buchmalerei ein und gelangt zur HerrschaA,
wofür ein Codex des Syrers Ephraim in der Vaticana,
cod. Ottob. gr. 457, aus dem Jahre 1039 den Beweis
liefert"". Während der Eingangstitel mit der üblichen
Ranke auf rotem Grunde geschmückt ist (Abb. 302), ent-
hält ein anderer Titel eine Blütenblattdekoration (Abb. 303),
die bis ins einzelne, wenngleich etwas krauser in der
Blattgestaltung, ein hauptstädtisches Vorbild kopiert.
Der schreibende Ephraim des Titelblattes (Abb. 301), vor
dem Pult mit einer herabhängenden Rolle sitzend, ist im
Typus des schreibenden Lukas wiedergegeben, wie er in
zahlreichen Evangeliaren des Konstantinopeler Kreises
wiederkehrt (vgl. z. B. Abb. 197). Das Lokale verrät sich
— neben der allgemeinen Vergröberung der Formen —
am stärksten in der Farbgebung, die derjenigen des Codex
Vat. Barb. gr. 319 (vgl. Abb. 492) ähnelt im Vorherrschen
einer schmutzig dunkelgrünen Färbung des Gewandes,
überhaupt eines dumpfen Kolorits im Ganzen. Der Gold-
grund ist durch ein schmutziges Blau ersetzt.
In diese zweite Gruppe der Karmin-HandschriAen
gehören ferner die drei HandschriAen der griechischen
Patriarchats-Bibliothek in Jerusalem: Cod. Saba
23 (Abb. 304)^", cod. Saba 144 vom Jahre 1019
B) DIE BYZANTINO-ISLAM
Die drei in diesem Abschnitt zu behandelnden Hand-
schriAen weisen Zusammenhänge mit der islamischen
Kunst auf — jede in ihrer Art —, untereinander haben
sie kaum Berührungspunkte. Weder Subskription noch
Provenienz geben Hinweise für ihre Lokalisierung. Von
der ersten, einem reich ornamentierten Evangeliar in der
Vatikana, cod. gr. 334, wissen wir, daß es im
Jahre 948(9 von einem gewissen Michael geschrieben
isT'A Sein künstlerischer Schmuck besteht aus nicht weni-
ger als dreißig Arkaturen für den Eusebios-Brief, die
Ms Scroux d'Agincourt, Sammlung der Denkmäler der Malerei,
1840, S. 48-4$, Taf. 4$, 3. / Feron-Battaglini, S. 234. — Fol. 209^:
.. . ystpt ßapväßa npeaßutEpou' <Kai;tou TE xxt Aaytciou ttasi-tov'
. .. ^TeXettt)&7) ttw voepßptov pdpot * 4 ßtßXo(s) auTtj poV7js tfjs Tob o(<HT7j)p(o)s
s&Xoüs d-ytttM 7t(6tTE)pcM ßorj&(ouv)T&(v) Eni awxTo(s) ptXarjX tptkoXptsrou xxt
üoptpupoYewijTou K&Yo6sT:7j;* MtxTto7o(s) rote 0634; * ETous 8s
7txXt7 ytXto3T:o5 I^dx(t)s KE-jTKxostosrob sapaxoatob . .. (vollständig
bei Fer.-Batt.).
MS Papadopulos-Kerameus II, S. 40. — Subskription: YP"?^ otd
X(apos) xotXob vtuT(ctptou) xai Btaxtu^ou) Tijs Xaüpas Tob ctYtou saßet.
M? Papadopulos-Kerameus II, S. 228. — Fol. 223^; ^stpt Y-YP^'f'h"
trcM/oil 5s supE&v... eloov to tekos xai Tov Esyatov orElxoW
TobTo to auaYY^kto(v) p.7j*A 0ETTt(Epßpt<p) Ets T(i)7) x& ETOU; xöopou $^xt]
(vollständig bei Pap.-Ker.).
Papadopulos-Kerameus I, S. 88.
(Abb. 303)**", welche beide aus dem in der Nähe von
Jerusalem gelegenen Saba-Kloster stammen und von denen
die erstere, wie aus der Subskription hervorgeht, auch in
diesem Kloster geschrieben ist, und ferner cod. 23
(Abb. 306 und 307)"^. Die Rankenform der ersten Hand-
schriA zeigt verhältnismäßig geometrischen Charakter
(Abb. 304), die der zweiten ist schnörkelhaAer gebildet
(Abb. 303) und in der dritten steht neben einem Titel in
üblicher Karminzeichnung (Abb. 306) wiederum ein reiner
Blütenblatt-Titel (Abb. 307). In der letzteren findet sich
also dasselbe Nebeneinander einheimischer und Konstan-
tinopeler Formen wie in der Vatikanischen Ephraim-
HandschriA (vgl. Abb. 302 und 303).
Eine weitere HandschriA aus dem Saba-Kloster, und
vermutlich auch dort entstanden, ist ein 1027 datiertes
Evangeliar Jerusalem, Griechisches Patriar-
chat, cod. Saba 82, mit drei Evangelisten-Halb-
hguren von erschreckender Roheit (Abb. 308—310)^",
gerahmt von groben Kettenmustern und Flechtbändern.
Nach den erhaltenen HandschriAen der Karmin-Gruppe
zu urteilen, ist der künstlerische Stand in den griechischen
Klöstern Palästinas und Ägyptens sehr tief gewesen. Um
die Jahrtausendwende vollzieht sich — wie die beiden
Evangelistenbilder und vor allem die Blütenblatt-Titel be-
zeugen (Abb. 492, 301, 303, 307) — eine schnelle An-
gleichung an hauptstädtische Formen, als diese zu Beginn
des 11. Jahrhunderts nach dem Osten Vordringen, womit
die für diese ostbyzantinischen Gegenden charakteristische
Karmin-Ornamentik mehr und mehr versAwindet.
ISCHEN HANDSCHRIFTEN
Hypothesis und Canones-Tabellen, karmin gezeichnet und
mit etwas Gelb, Blau und Rot mehr laviert als farblich
ausgefüllt. In die Medaillons der Tympanonfelder sind
Tiere verschiedener Gattung eingezeichnet, deren heral-
dische Strenge und paarweise Anordnung auf StoAmuster
zurückgehen. In erster Linie sind es die über die ganze
damalige Welt verbreiteten persisch-islamischen StoAe,
welche die Vorbilder zu den Medaillons der Tympana
geliefert haben: ein Hippokamp (Abb. 313)*^, ein heral-
discher Adler*^ und Elefanten (Abb. 311) in einer den
Ms Papadopulos-Kerameus II, S. 133. / Baumstark, Röm. Quartal-
sAriR, Bd. XX, 1906, S. 173, Taf. 8, 3. — Fo!. 136: enXTjpt&ä^) cuv
&(s)& to T(eTp)xeuxYYÄ(ov) yatpt vtxoXä(ou) np(eaßuT^pou) p7)(vt) tawouaptm
N8(tXTt&V0;) 5sXKT(7]s) ETOUS StpXe ^Tti ßaatX(EO);) X07STKVt(tV0U) * x(6pt)e cmoov
xoti To(v) xTtoxpE^ov) tto(xwyp) ^(EoßbTEpos) dpa xn Tols TExsiot; aüt(ob).
Kondakoff I, S. 198; II, S. 133. / New Pal. Soc., I. Ser-,
I. Part, Taf. 103. / Gardthausen, S. 149. / Strzygowski, Amida,
S. 362, Abb. 310, 311. / Cavalieri-Lietzmann, Taf. 13. / A. Grabar,
Miniatures Greco-Orientales I, Seminarium Kondakovianum, Bd. IV,
1931, S. 217 ff. / Tikkanen, Stud., S. 93 Anm. 1, S. 94. — Fol. 234?:
^YpayEt ^ Ttpta MXtos KtjTTj 8ta X&'P°S -poü ptX"ijk <%papTU)(Xob) *
pt](vl) papT(t(ü) a 3)p4pa e &p(a) s Etous M(txTtüj^os) {(.
4si Ygj Q von Falke, GesAiAte der Seidenweberei, 1921, Abb. 63.
Ms A. Grabar a. O., Taf. XIV, 1. Auf dem Stoffvorbild wohl
zweiköpfig.
75