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schroff abzufallen. Die Ostfront ist von der Ostgrenze des Bezirkes rund 32 m entfernt. So
entsteht auf der breiteren Fläche östlich vor dem Tempel, um den Altar herum, ein geräumiger
Pest- und Opferplatz, welcher sich nach Norden, in der Breite einer Insula. bis zur Theaterstrasse
ausdehnt. Die westliche Grenzmauer dieser Erweiterung setzt an der Nordost-Ecke des Tempels an.
Auf der Nordseite bleibt zwischen der Unterstufe des Tempels und dem Felsrand nur ein schmaler
Zwischenraum, jetzt überdeckt mit vielen, bei der englischen Ausgrabung hier aufgehäuften Bau-
trümmern. Im Süden ist dem Tempel und dem Altarplatz eine 18 m breite Terrasse vorgelegt,
deren Füllmasse von der bereits erwähnten Stützmauer »ehalten wird. Sie trug eine lange schmale,
nach Süden geöffnete Säulenhalle. \)c\- Haupteingang des Bezirks liegt auf der Ostseite in der Axe
der Athenastrasse.

Schicksale des Tempels.

Gleich den meisten antiken Bauten der Stadt hat der Tempel in christlicher Zeit noch auf-
recht gestanden: darauf deuten auf den Stufen eingekratzte Kreuze und Kritzeleien wie AJXBPOCIC
ANACTACIC (unter einander geschrieben, auf der untersten Stufe der Nordseile, nahe der Nordwest-
ecke), > >J< CO (auf der südlichen Unterstufe). Als Kirche scheint man jedoch den Bau niemals
benutzt, sich vielmehr darauf beschränkt zu haben, die Bildwerke im Innern zu zerschlagen und das
Dach zu verbrennen. Eine Brandschicht hat Pullan auf dem Ccllafussboden vorgefunden und Brand-
spuren erwähnt Newton an den innerhalb der Cella zu Tage geforderten Resten des Kultbildes
(ÄJitiqu. of Ionia !Y S. 31). Dass aber der ausgebrannte Steinbau noch in der Epoche der byzan-
tinischen Bauthätigkeit. welche nicht über das VIT. Jahrhundert hinab zu reichen scheint, offenbar
durch ein furchtbares Erdbeben, derart, wie sie noch heute in dieser Gegend vorkommen, nieder-
geworfen worden ist. das lehrt eine Platte der Säulenbasis, die beiden Trochili enthaltend, welche
als Tischplatte verwandt, in einer der an die romischen Thermen nördlich des Marktes angebauten
bvzantinischen Anlagen zu Tage gekommen ist. Kleinere Fragmente des Tempels sind auf dem
ganzen Gebiet" in seinem Osten, in welchem die bvzantinischc Bauthätigkeit besonders rege war,
in grosser Menge gefunden worden, die meisten im Sitzraum des Theaters. Jahrhunderte lang hat
der Tempel als hochaufgetürmter Berg über einander gestürzter Bauglieder dagelegen. In diesem
Zustande landen ihn im Jahre [765 Chandler und Kevett auf ihrer im'Auftrag ^v Society of
dilettanti unternommenen kleinasiatischen Heise vor: der schöne Stich, der im ersten Bande der
Ioniati antiquilies die Reihe <-Wr Reveuschen Zeichnungen aus l'riene eröffnet (Cliapter //Tai'. 1), giebt
ein anschauliches Bild davon und macht es verständlich, dass die erste Aufnahme des Tempels auf
die Ermittelung des Planes und damit des Gesamtaufrisscs verzichten und sicli auf die Vermessung
der einzelnen Bauteile beschränken musstc. Eine zweite von der sociciv of dilettanti im Jahre \Xi-i
abgesehiekie, mit reicheren Mitteln ausgestattete Expedition unter Gells Leitung hat die wirre Trümmer-
masse wenigstens an den Rändern gelichtet und den Plan in der Hauptsache richtig festgestellt.
Auch ein Aufriss der Front wurde danach versucht (Antiquilies of Ionia 1 1S2/, Chapt. IL Tai'.
IN u. \'|. Die Cella blieb unter den Trümmern tief versteckt. In diesem Zustande hat lluvot im
Jahre 1S20 die Ruine studiert. Wie reichlich die Trümmer noch zu Ross' Zeiten waren, lehren
folgende Sätze seiner Schrill .Kleinasien und Deutschland..: -auf der terrassenförmigen Fläche liegen
die Ruinen .". . des berühmten Tempels ^\cv Alhena in solcher Vollständigkeit; dass es ein Leichtes
sein wurde, ihn wieder aufzurichten, ebenso gut wie den Nikeiempel auf der Akropolis von Athen.
 
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