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Wilpert, Joseph [Hrsg.]
Die Malereien der Katakomben Roms (Text): Die Malereien der Katakomben Roms — Freiburg i.Br., 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.1340#0100

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8o Drittes Kapitel.

auf einem heidnischen Grabrelief aus der Wende des i. und 2. Jahrhunderts; ■ es
trägt sie auch der Bischof auf dem Fresko der Einkleidung in SantaPriscilla.2

4. Von einer ich möchte sagen barocken Paenula haben uns nur die christli-
chen Monumente Beispiele überliefert: hier ist der Vordertheil sehr kurz und keilförmig
zugeschnitten, der Rückentheil dagegen so lang und breit, dass er den Rücke 1 und
die Oberschenkel verdeckt. Diese Art Paenula verhält sich zu der ursprünglichen
wie die noch heute bei gewissen Ceremonien der Charvvoche gebräuchliche, vorn ab-
geschnittene Kasel zu der «gothischen » Kasel. Sämmtliche Gemälde mit dieser
barocken Form stammen aus dem 4. Jahrhundert.3

Ihre Bestimmung-, zum Schutze gegen die Unbilden der Witterung zu dienen,
brachte es mit sich, dass die Paenula nicht gerade zu den kostbarsten Mänteln gehörte;
während sie im Maximaltarif Diokletians für 4- 5000 Denare (1 Denar = 14/5 Pfg.)
angesetzt ist, kostet beispielsweise ein gallisches Sagum 8000 Denare.4 Der excentri-
sche Kaligula trug allerdings « gestickte und mit Edelsteinen verzierte Paenulen ».$
Tacitus, oder wer immer der Verfasser des Buches « de oratoribus » ist, berichtet (c. 39)
als etwas ganz Ungewöhnliches, dass zu seiner Zeit Advokaten mit der Paenula be-
kleidet vor Gericht auftraten. Er selbst schliesst sich davon nicht aus, da er scher-
zend fragt: « Wie viel Erniedrigung, meinen wir, haben der Beredsamkeit jene Pae-
nulen gebracht, in welche eingezwängt und gleichsam eingeschlossen wir mit dem
Richter verhandeln?» Die «Erniedrigung» bestand darin, dass die Advokaten nicht
die ihrem Stande zukommende Toga, sondern die Paenula trugen,6 in welcher sie nicht
die schönen Gesten und Kunstgriffe der Redner machen konnten. Eine Illustration
findet diese Nachricht in dem leider fragmentarisch erhaltenen Deckengemälde der
ersten Hälfte des cubiculum duplex (XV) im Hypogaeum der Lucina, wo vier Heilige
als advocati, mit der Paenula bekleidet, dargestellt waren.7 Das Fresko dürfte nur
um weniges jünger als jene Schrift sein, denn es stammt aus der ersten Hälfte des 2.
Jahrhunderts.

Mit der Zeit schwinden in Rom die Vorurtheile gegen die Paenula und mehren
sich die Nachrichten von dem Tragen derselben. Unter Trajan sind es die Volks-
tribunen, welche sie, wieSpartianus schreibt, zur Regenzeit anlegten,s und Kommodus

nen auf vielen mittelalterlichen Miniaturen, von de- Taf. I.

nen wir nur diejenigen des berühmten Menologium ' Taff. 160, 1; 185, 2; 217; 182, 2, u. 233.

(Cod vat. gr., 1613) und des Klimakus (Cod. vat. gr., 4 Ed. cit., S. 154 ff.

394) der vatikanischen Bibliothek hervorheben wol- s Sueton., Cal., 52: Saepe depictas gemmatasque

len. Auch von dieser Kleidform finden sich sehr indutus paenulas, manuleatus et armillatus in publi-

ähnliche Beispiele auf den Kunstwerken des Alter- cum processit.

thums. « Der Ausdruck togati bedeutete damals so viel

' Wilpert, Gewandung, Fig. 14. Das Relief ver- als advocati; Ouintilian heisst desshalb bei Martial

dient auch deshalb die Beachtung der Katakomben- (2, 90, 2) « der Stolz der römischen Toga ». Vgl.

forscher, weil es für das hohe Alter der Kathedra Friedländer, Sittengeschichte, I, S. 326.
mit abgerundeter Rücklehne, die auf den coemete- ' Taf. 24, 1.

rialen Fresken häufig abgebildet ist, Zeugniss ablegt. ' Spart., Hadrian., 3,5: quibus (paenulis) uti tn-

1 Taf. 79; vgl. meine Gottgeweihte Jungfrauen, buni plebis pluviae tempore solebant.
 
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