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Wilpert, Joseph [Hrsg.]
Die Malereien der Katakomben Roms (Text): Die Malereien der Katakomben Roms — Freiburg i.Br., 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.1340#0136

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i i 6 Sechstes Kapitel.

vollständigen die Beschreibung der Gebetsstellung; jener sagt, dass die Christen «die
I lande nicht übermässig, sondern massvoll erheben und dabei nicht verwegen drein-
schauen».1 Origenes, der die Stellung mit ausgebreiteten Armen den vorzüglichsten
Gebetsgestus nennt, fügt hinzu, dass man den Blick nach oben richten müsse.2 So
betete der Neophyt zum ersten Male, wenn die Taufhandlung beendet war;3 so ver-
richteten die Christen bei dem heiligen Opfer die laut zu recitirenden Orationen;4 so
brachten sie sich im Martyrium Gott selbst zum Opfer dar;5 so beteten, nach Ausweis
der alten Grabmonumente, die Seligen im Himmel für die auf Erden zurückgelassenen
Brüder. Diese Seligen sind es namentlich, denen wir den Ausdruck Oranten voll
und ganz zutheilen;6 sie wurden in den Katakomben von allen Persönlichkeiten am
häufigsten dargestellt; denn wir finden sie an mehr denn achtzig Grabstätten, oft zu
vieren, ja selbst zu fünfen, vor.

Das auf den Knieen verrichtete Gebet hatte mehr den Charakter der Busse, war
deshalb in den Zeiten der kirchlichen Freude (von Ostern bis Pfingsten) nicht im Gebrauch.
Daher begreift es sich, dass wir dieser Gebetsweise auf den Katakombengemälden
selten begegnen: so beten je einmal der Blindgeborene, der Aussätzige und Isaak.7

2. DerSchutzflehende streckte, gewöhnlich knieend, seine Hände demjenigen,
von dem er Schutz oder Gnade und Erbarmen zu erhalten hoffte, entgegen. « Ömnes
maiores natu, ex oppido egressi, manus ad Caesarem tendere, et voce significare coe-
perunt, sese in eius fidem ac potestatem venire...» schreibt Caesar von den Galliern.8
Die Maler der Katakomben hatten gleichfalls selten Gelegenheit, diesen Gestus an
ihren Figuren anzubringen; wir sehen ihn je einmal bei dem Blindgeborenen, Aus-
sätzigen und Besessenen und zweimal bei Verstorbenen.'>

3. Häufig findet sich dagegen der Redegestus, welcher nach der Beschreibung
des Apuleius ,0 darin besteht, dass man von der erhobenen rechten Hand die zwei

' Tertull., De orat., 13: ...ne ipsis quidem ma- Brightman, Liturgies Eastern and Western, S. 132.

nibus sublimius elatis, sed temperate ac probe elatis; ' Tertull., + lpolog., 30: llluc (beil. in coelum) su-

ne vultu quidem in audaciam erecto. spicientes Christiani manibus expansis, quia innoeuis,

2 Orig., De orat., 31, Migne, 11, 54g: ->t~i t.y-y- capite nudo, quia non erubeseimus, denique sine mo-

(TTXfftv ~'r,'j asT* iv.-y.ntoi% Tö>v /_£'y<ov y.x*. ftvafrracsb); twv nitore, quia de pectore oramus, precantes suraiis

*jrJ)y./'j.Cw -xvtwv -yj/.v-i'ei u. s. \v. semper pro Omnibus imperatoribus vitam illis pro-

J Tertull., De baptismo, 20: Igitur benedicti, quos lixam, imperium securum, etc. Sic itaque nos ad

gratia Dei expeetat, cum de illo sanetissimo lavacro Deum expansos ungulae fodiant, cruces suspendant,

novi natalis ascenditis et primas manus apud matrem ignes lambant, gladii guttura detruncent, bestiae in-

cum fratribus aperitis, petite de patre, petite de do- siliant: paratus est ad omne supplicium ipse habitus

mino, peculia, gratias, distributiones charismatum orantis Christiani.

.subiciente, etc. 6 Wilpert, Cyklus, S. 43; vgl. weiter unten S 115.

1 Dieses bezeugt der hl. Johannes Chrysostomus ' Taff. 74, 2 u. 196; Cyklus, Taf. IV, 3.

(Hont., 3 in ep. ad Philip., 4, Migne, 62, 204). Auf 8 B. G., 2, 13. Vgl. Cic, Catil., 4, g; Ouintil.,

die von Renaudot herausgegebene Liturgie des hl. Instit., 6, 1, 42.

Markus (Liturg. Orient., I, S. 140) kann man sich ' Taff. 143, 1; iy6 u. 246; Bosio, X.S,,S. 24g;

hierfür nicht mehr berufen; denn die Aufforderung: Garrucci, Storia, II, Taf. 29, 3 u. 4.

'ExTtivrre, welche der Diakon vor der Konse- ro Apul., Metam., 2, 21. Vgl. Quint., Instit., 11,

kration ergehen Hess, galt den Priestern. Vgl. 3, 119.
 
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