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Wilpert, Joseph [Hrsg.]
Die Malereien der Katakomben Roms (Text): Die Malereien der Katakomben Roms — Freiburg i.Br., 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.1340#0143

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Die Chronologie der Katakombcnmalereien. . 123

auch, die beiden Bilder des Guten Hirten, die auf Taf. 11,2 und 3 reproducirt sind, in
das Ende des 1. Jahrhunderts zu datiren; diese Zeit würde man ihnen sicher nicht
zuweisen, wüsste man nicht, dass sie in einer Kammer, die zu den ersten Anlagen der
Domitillakatakombe gehört, gemalt sind. Ebenso würde niemand die Gemälde der
Kammer 53 in Santi Pietro e Marcellino' für älter halten als diejenigen der Kam-
mern II und III;2 und doch ist es so, denn die Gallerie, in welcher die letzteren
liegen, setzt die Gallerie der Kammer 53 voraus. Der Fundort ist es auch, der die
Möglichkeit ausschliesst, das Fresko der berühmten priscillianischen Madonna3 dem
Ende des 1. Jahrhunderts zuzuschreiben, da es sich zu sehr im Innern der Katakombe
befindet. Wenn ich sodann die Deckenmalerei der Taf. 1 14 noch in das 3. Jahrhun-
dert datire, so geschieht es nur mit Rücksicht auf die Gallerie, in der die Krypta liegt
und welche durch die in ihr und in den benachbarten Strassen aufgefundenen Inschriften
als vorkonstantinisch bestimmt wird. Dieses gilt auch von einig'en andern Malereien,
welche in das vorgeschrittene 3. Jahrhundert verwiesen sind.4

Bisweilen gesellt sich zu dem Fundorte ein mit einer datirten Inschrift verse-
henes Monument hinzu. In diesem Falle wird natürlich jeder Zweifel an der Dati-
rung beseitigt. Die Monumente dieser Art versehen, wenn ich so sagen darf, den
Dienst von Marksteinen, die das Jahr angeben, welches die Kunst auf ihrem Wege
zurückgelegt hat. So thut es für das Fresko der «apostoli piecoli» in Santa Domi-
tilla das Graffito, welches unter dem Konsulat des Philippus und Salia, d. i. im Jahre
348, an einem Grabe der Kammer gegenüber eingeschrieben wurde;5 denselben Dienst
erweisen für die Darstellung- des Apostelkollegiums in Sant'Ermete die aus den Jahren
337 und 340 stammenden Epitaphien, die Bianchini in der Kammer dieses Freskos
gefunden hat;6 erweist für das Bild des Heilandes zwischen den vier Evangelisten in
der Katakombe der hll. Markus und Marcellianus die Inschrift aus dem Jahre 340,
welche an einem Grabe in unmittelbarer Nähe von ihm noch heute zum Theil haftet;7
erweist für die Fresken des Arkosols des Weinbauers das Graffito aus dem Jahre 373,
welches schon Bosio in einer nach dem Arkosol errichteten Kammer gelesen hat.s
Für die Datirung des Venerandabildes sodann ist die Inschrift aus dem Jahre 356, die
das Arkosol verschluss,9 ein sicherer Fingerzeig, dass die Malerei entweder in dem
folgenden Jahre oder kurz darauf ausgeführt wurde. Mit derselben Sicherheit können
wir die Zeit der Fresken in der Region des Liberius umschreiben; denn die allmälige
Entwicklung dieses Theiles der Kall'istuskatakombe lässt sich an der Hand der daselbst
zum Vorschein gekommenen Epitaphien10 sehr genau verfolgen: in der Haupttreppe fand
man ein regelmässiges, noch intaktes Grab aus dem Jahre 362 und einige Schritte

Taff. 67 f. in die nämliche Zeit zu datiren.

' Taff. 72 f. ' Praefatio in vitas Pontiff., III, S. 24 f.

! Taff. 21 f. 7 De Rossi, Bullett., 1868, S. 13.

4 Taff. 108; 112, 1, u. 118, 2 u. 3. s Bosio, P.S., S. 439; richtiger bei Armellini,

! De Rossi, Bullett., 187g, S. 137. Da die Fres- Cripta di Santa Emerenziana, S. 69.

ken der benachbarten Krypta des Fossors Dioge- ' De Rossi, Bullett., 1875, S. 16.

nes von derselben Hand herrühren, so sind auch sie " De Rossi, P. S., III, S. 269.
 
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