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Wilpert, Joseph [Hrsg.]
Die Malereien der Katakomben Roms (Text): Die Malereien der Katakomben Roms — Freiburg i.Br., 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.1340#0153

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Die Chronologie der Katakombenmalereien. 133

uns an die Schwelle desselben,' denn es wurde, wie wir gezeigt haben,2 in den ersten
Jahren des Pontifikats des hl. Marcellinus angefertigt. Thatsächlich weisen alle Krite-
rien auf diese Zeit hin. Der Stuck besteht zwar noch aus zwei Schichten, die obere ist
jedoch nicht viel besser als die der «ostrianischen» Fresken des 4. Jahrhunderts; die
Dalmatik der Frauen hat den breiten bestickten Klavus und die Tunika der Männer
die runden Achselsegmente und Besätze an den Ärmeln wie an dem unteren Saume.

10. Noch spätere Indizien bieten die Malereien des «ostrianischen» Arkosols mit
der Darstellung der Madonna:3 die Ärmel der Dalmatik überragen die ursprüngliche
Breite, die Tunika des Christusknaben und des Orans zeigt den dreieckigen'Halsaus-
schnitt, die des letzteren ausserdem noch das Lorum mit den Achselsegmenten; hierzu
kommen, als Zeichen der Friedenszeit, die konstantinischen Monogramme Christi und
der einschichtige Stuck. Die meisten dieser Kriterien, vor allen den einschichtigen
Stuck, nehmen wir auch an dem Bilde der Madonna mit den vier Magiern in Santa
Domitilla4 wahr: ein Beweis, dass dieses nichtsehr viel älter als das « ostrianische »
Fresko ist. Immerhin zeigt es eine grössere Leichtigkeit in der Ausführung" und eine
grössere Einfachheit in der Austattung der Madonna. Wenn wir also auf Grund der
genannten Kriterien beide Malereien in das 4. Jahrhundert verweisen müssen, so wird
die Entstehungszeit bei jener um die Mitte, bei dieser in die erste Hälfte anzusetzen sein.

11. Wie schon oben (S. 124 f.) gesagt wurde, dürfen wir die Fresken, die auf
einem einschichtigen Stuck ausgeführt sind, mit wenigen Ausnahmen als Werke der
Periode des Friedens betrachten. Wo es sich jedoch um zwei Stucklagen handelt,
kann die Datirung bisweilen mit Schwierigkeiten verbunden sein. So war ich lange
Zeit geneigt, für die Malereien eines Theiles der Region der Agapen in Santi Pietro
e Marcellino5 mit de Rossi das Ende des 3. Jahrhunderts in Anspruch zu nehmen,
bis die Entdeckung eines mit der barocken Paenula bekleideten Urans6 in einer Haupt-
Krypta der fraglichen Region die Entstehung dieser Fresken endgültig in das 4. Jahr-
hundert fixirt hat. Diese Gewandform ist nämlich ein untrügliches Zeichen einer
relativ späten Zeit. Wir finden sie, um mit dem sichersten Beispiel zu beginnen, bei
dem auf Taf. 210 abgebildeten Orans des Deckengemäldes, dessen Mitte das mit dem
Nimbus versehene Brustbild des Heilandes einnimmt, also auf einem Fresko des
4. Jahrhunderts. Mit dieser Zeit harmonirt der paenulatus einer Kammer,.welche nicht
weit von einem Graffito aus dem Jahre 340 liegt7 und etwas später, kurz nach 350,
errichtet wurde;8 harmoniren ferner der Paenulaträger aus dem coemeterium maius"
und diejenigen eines schon seit Bosio bekannten Deckenbildes aus der zweiten Hälfte
des 4. Jahrhunderts.IO Die aufgezählten Beispiele bestimmen mich zu der Annahme,

Taff. 110 f. ' De Rossi, Inscript., I, S. 46, n. 57.

2 Siehe oben, S. 124. 8 Taf. 185, 2. Von demselben Maler stammt auch

! Taff. 163, 2; 164, 1; 207-209. das Deckengemälde der Taf. 217, welches zwei mit

* Taff. 116, 1, u. 141. der barocken Paenula bekleidete Oranten bietet.
s Taff. 156; 157, 1; 158, 2; 15g; 160, 2, u. 161. ' Taf. 118, 1.

6 Taf. 160, 1. -Taf. 233.
 
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