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Wilpert, Joseph [Hrsg.]
Die Malereien der Katakomben Roms (Text): Die Malereien der Katakomben Roms — Freiburg i.Br., 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.1340#0184

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i 64 Elftes Kapitel.

man bei den Ausgrabungen nie genug' vorsichtig sein kann, zeigt besonders das Miss-
geschick, welches sich im Jahre 1888 in Santa Priscilla ereignet hat. Es wurde dort
aus einer Kammer der Schutt entfernt, ohne dass man sofort Anstalten zur Befestigung
des Stucks an der Decke traf. Wenige Tage später fiel ein grosser Theil desselben
herab und führte dadurch eine fast ganzliche Zerstörung des Deckengemäldes herbei.'
Glücklicherweise hatte ich es kurz zuvor einer genauen Prüfung unterworfen, so dass
es mir möglich wurde, eine Zeichnung" davon nach dem Gedächtniss anzufertigen. -
Der Verlust der Originalmalerei ist um so mehr zu bedauern, als sie einen Gegenstand
darstellte, der sonst auf coemeterialen Fresken unbekannt ist, nämlich die Übergabe
des Gesetzes an den Apostelfürsten. — Eine der frühesten Beschädigungen von Fresken
infolge der schlechten Qualität des Tuffes erfolgte in der Kapelle derhll. Markus und
Marcellianus. Hier sind dieselben bis zu einer gewissen Höhe, so weit nämlich der
feste Tuff reicht, sehr gut erhalten; weiter oben, wo die Puzzolanerde beginnt, sind sie
wie abgeschnitten, so dass es anfänglich den Schein erweckte, als seien die Malereien
von Antiquitätensammlern abgelöst worden. Bei einer näheren Prüfung stellte es sich
jedoch heraus, dass die obere Puzzolanschicht, auf welcher der Stuck aufgetragen war,
sich von selbst ablöste und mit dem Stuck herunterfiel. Dieses muss spätestens um
die Wende des 6. zum 7. Jahrhundert stattgefunden haben; denn schon der Pilger des
Salzburger Itinerars, welcher unter Honorius I (625-638) die Katakomben besucht hat,
verehrte das Grab der genannten Heiligen in der oberirdischen Basilika, die zum Er-
satz für die unterirdische erbaut worden war.

Hatten die Tektoren und Maler bei der Herstellung des Freskos von ihrer Seite
nichts fehlen lassen, und besass der Tuff die nöthige Festigkeit, so war damit die gute
Erhaltung des Bildes noch nicht gesichert; vieles kommtauf die äusseren Einflüsse
an. Vor allem ist da die Beschaffenheit des Terrains massgebend, ob es feucht
oder trocken ist und ob an der Oberfläche nicht Reste von Mauerwerk, das im Regen
wasser sich auflöst und kalkare Ablagerungen herbeiführt, vorhanden sind. So haben
wir in den Katakomben der hll. Petrus und Marcellinus, Domitilla, Priscilla und Pon-
zian wie auch in derjenigen unter der Vigna Massimo Gemälde, die mit einer mehr oder
minder dicken Kruste von Tropfstein überzogen sind. Hier liegt allerdings die Mög-
lichkeit vor, das corpus delicti mit Säuren zu entfernen und das Unheil wieder gut
zu machen. Es kann sogar vorkommen, dass die Tropfsteinkruste dem Fresko zum
Schutze gereicht und dass man die Farben in ihrer ursprünglichen Frische, wie bei
dem Bilde der Fractio panis, antrifft. Auf alle Fälle wird durch die Abwaschungen
wenigstens das erreicht, dass man sich über den Gegenstand der Darstellung Klarheit
verschafft, während sonst die Gefahr des Irrthums nicht ausgeschlossen ist. Ein Bei-
spiel aus eigener Erfahrung bietet die auf Taf. 240, 1 reproducirte Taufe Christi, welche
ich im Jahre 1889, als das Fresko stellenweise noch mit einer Stalaktitkruste bedeckt

Das Gleiche erfolgte in der Sakramentskapelle R. S., II, S. 92 [Analisi]).
A6, deren Decke, wie Michele Stefano de Rossi ' Die Zeichnung wurde von de Rossi, Bullett.,

schreibt, « rovino nell'atto dello scavo » (de Rossi, 1887, Taf. VII veröffentlicht.
 
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