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Wilpert, Joseph [Hrsg.]
Die Malereien der Katakomben Roms (Text): Die Malereien der Katakomben Roms — Freiburg i.Br., 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.1340#0274

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2 54 Dreizehntes Kapitel.

ein Portrait zu thun war.' Diese Bilder brachten die Darstellungen Christi in der
Malerei der Katakomben zum Abschluss.2 Sie erlangten in der Folge eine grosse
Beliebtheit, welche sie in der christlichen Kunst bis auf den heutigen Tag bewahrt
haben. Von den späteren Brustbildern sind drei erhalten; zwei befinden sich in
Ponziano,3 eines an der Grabnische der hl. Caecilia;4 jene stammen aus dem 6.
oder 7., dieses aus dem 9. oder dem Anfang des 10. Jahrhunderts. Auf allen dreien
ist Christus bärtig geschildert.

Auf das in diesem Kapitel Behandelte zurückschauend, finden wir, dass die chris-
tologischen Darstellungen mit der Zeit immer mehr zunehmen und mannigfaltiger
werden. Was also gleich eingangs bemerkt worden ist, hat sich bewahrheitet: der
Heiland bildet wirklich den Hauptgegenstand der coemeterialen Malerei; auf fünf-
zehn Fresken huldigen ihm die Magier, die Repräsentanten der aus dem Heidenthum
bekehrten Christen, als ihrem Gott durch die Übergabe der Geschenke; er wird in meh-
reren Prophezien verherrlicht, sehr häufig als der Lehrer und Gesetzgeber hingestellt
und in den Scenen der Wunderwirkungen als der Beherrscher der Natur, als Gott
anerkannt; vier Gemälde führen seine von einer wunderbaren Erscheinung begleitete
Taufe im Jordan vor und einmal wagt man es, Scenen aus der Leidensgeschichte
zu schildern; wir sehen ihn ferner auf dem Bilde der Schleierübergabe an eine gott-
geweihte Jungfrau und auf denen der Unterredung am Jakobsbrunnen; später werden
wir ihm öfters als dem Richter der Verstorbenen und über neunzigmal als dem Guten
Hirten, welcher die Seele des Verstorbenen zu den Auserwählten trägt, begegnen; den
Abschlus seiner Darstellungen brachten die soeben besprochenen isolirten Gemälde,
auf denen er gewöhnlich in Brustbildformat, seltener als ganze Figur erscheint. An
dieser Fülle von Darstellungen kann man also die Bedeutung bemessen, welche die
Maler der Katakomben dem Sohne Gottes beigelegt haben. Die isolirten Bilder ins-
besondere scheinen vor allem dadurch veranlasst worden zu sein, dass die Gebete für
die Verstorbenen, nach Ausweis der Grabinschriften, hauptsächlich an den Heiland,
das « Licht der Verstorbenen», gerichtet sind.

1 Wahrend des Druckes dieser Zeilen erschien ' Die Darstellungen Jesu, deren Stoff aus den
von J. E. Weis-Liebersdorf eine Studie über die Apokryphen geschöpft ist, wurden hier nicht berück-
EntstehungderCiiristns-iindAfiosielbi/der, in welcher sichtigt, weil sie nur einmal und auf sehr späten Ma-
rin reiches Material verarbeitet ist. Leider fanden, lereien vorkommen, und weil die Originale jetzt so gut
um nur eines zu sagen, die Malereien der römischen wie ganz zerstört sind (abgebildet bei Bosio, R. S.,
Katakomben, die doch bei derartigen Fragen die S. 579; Aringhi, R. S., II, S. 353; Bottari, R. S.,
Grundlage zu bilden haben, viel zu wenig — für III, Taf. 191; Garrucci, Storia, II, Taf. 84, 1.
di» Apostelbilder fast gar keine —Berücksichti- ' Taf. 257; Garrucci, Storia, II, Taf. 86, 1. Das
gung; und wo sie berücksichtigt wurden, geschah zweite Bild brachten: Bosio, R. S., S. 129; Aringhi,
es in einer möglichst unrichtigen Weise, da nicht R. S., I, S. 379; Bottari, R. S., I, Taf. 43; Garrucci,
die Originale, sondern die Kopien zu Worte kamen, a. a. O., Taf. 86, 2.
Daher ist die Schrift zum guten Theil verfehlt. * Taf. 260; De Rossi, R. S, II, Taf. VI.
 
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