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Wilpert, Joseph [Hrsg.]
Die Malereien der Katakomben Roms (Text): Die Malereien der Katakomben Roms — Freiburg i.Br., 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.1340#0276

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256 VitruJmtes Kapitel.

Hier heisst also die Taufe «gratia Dei». Die Taufgnade war nämlich die
gratia per excellentiam; sich taufen lassen heisst deshalb «accedere ad gratiam » in
einigen dem hl. Augustin zugetheilten Predigten.' Am meisten begegnet uns auf
Epitaphien das Epitethon fidelis, r.:z-M. «In einem Christen», bemerkt zu diesem
Ausdruck der hl. Ambrosius, «ist das Erste der Glaube. Daher werden in Rom die
Getauften mit Recht Glaubige (fideles) genannt».2 Der Heilige hätte für « Romae»
ebensogut «in ecclesia» setzen können; denn überall war fidelis-mar6« gleichbedeutend
mit getauft. Eine aus den Katakomben stammende Inschrift5 beginnt mit den
Worten: niCTOC CK niCTCON, um zu sagen, dass der Verstorbene ein Getaufter
war und christliche Eltern hatte; in einer aus Cattania lesen wir von der Verstor-
benen, dass sie « als Ungläubige geboren, eine Gläubige wurde und vier Stunden
spater (d. h. nach Empfang der Taufe) starb»: PAGANA NATA ... FIDELIS
FACTA ... SVPERVIXIT DORIS QVATVOR.« Eine dritte, allbekannte Inschrift
berichtet den rührenden Zug, dass die Grossmutter eines dem Tode nahen Kindes,
welchem sie zärtlich zugethan war, «sich an die Kirche mit der Bitte wandte, das Kind
«als einen Gläubigen aus dieser Welt scheiden zu lassen», mit andern Worten es zu
taufen: ... PETlVIT DE AECLESIA VT FIDELIS DE SECVLO RECESSIS-
SFT.5

Auch in den Todtengebeten wird auf die Taufe Rücksicht genommen; man
erinnert Gott daran, dass die Verstorbenen, für welche die Gebete verrichtet
werden, die Taufe empfangen haben, um für sie die ewige Seligkeit zu erflehen.
In dem Sacramentarium Gclasianum heisst es, allerdings in einer « Missa pro de-
funeto nuper baptizato»: «Gott, der du in das himmlische Reich nur die durch das
Wasser und den Heiligen Geist Wiedergeborenen aufnimmst, sei barmherzig der
Seele deines Dieners: und wie du ihn gleich nach dem Empfange der Taufe sündenlos
sterben liessest, so gewähre ihm auch die Fülle der ewigen Freuden»/' Ganz all«~e-
mein kehrt die Bezeichnung' der Verstorbenen als solcher, «die Gott aus oder in dem
Wasser der Taufe angezogen haben », bereits in den ältesten, bis in das 4. Jahrhundert
hinaufreichenden Liedern (Qale) der ostsyrischen, später nestorianischen Kirche7 und
weiterhin in der gesammten liturgischen Litteratur aller syrischen Kirchen wieder.
Ihrer hohen Bedeutung wegen wurde die Taufe auch früh in die Malerei der Ka-
takomben aufgenommen: man weist in dem coemeterialen Bilder-Gebet ebenfalls auf
die Taufe hin, um Gott zur Milde gegen die Verstorbenen, um dererwillen die Bilder
gemalt wurden, zu bewegen.

Die Darstellungen der Taufe gehören zu den ersten Schöpfungen der altchrist-
lichen Kunst; denn die älteste stammt aus den ersten Decennien des 2. Jahrhunderts.

' De Rossi, Bullett., 1869, S. zg. s Mus. Lateran., Pil. IX, 39.

1 De sacramentis, 1, 1, 1, Migne 14, 417. ' Muratori, Liturg. rom. vetus, 1, 755.

' Wilpert, Princifienfragen der cliristliclieii Ar- ' (Bedjan) Bnviarhim chaldaicum S. 2*-2i5*je-

cliäologie, Taf. II, 3. des Bandes. Diese Mittheilung verdanke ich Herrn

4 De Rossi, Bullett., 1868, S. 74 ff. Dr. A. Baumstark.
 
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