Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Wilpert, Joseph [Hrsg.]
Die Malereien der Katakomben Roms (Text): Die Malereien der Katakomben Roms — Freiburg i.Br., 1903

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.1340#0330

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
3' ° Sechzehntes Kapitel.

sie auferstünden».' Sehr beachtenswerth ist schliesslich die bekannte Stelle aus
der Apotheose des Prudentius.2 Der Dichter spricht von der wunderbaren Sättigung
der Menge, dem Symbol der Eucharistie; er erwähnt die zwölf mit geheimnissvollen
Gaben Christi gefüllten Körbe. Besorgt, « durch seine Unwürdigkeit das Heilige zu
beflecken», bricht er plötzlich ab und ruft Lazarus aus dem Grabe hervor:

« Ac ne post hominum pastus calcata perirent,
Neve relicta lupis, aut vulpibus, exiguisve
Muribus in praedam nullo custode iacerent:
Bis sex appositi, cumulatim qui bona Christi
Servarent, gravidis procul ostentata canistris.
Sed quid ego haec autem titubanti voce retexo,
Indignus qui sancta canam ? procede sepulcro
I.azare », etc.

Die angeführten Texte zeigen, wie sehr die Zusammenstellung der Eucharistie
mit ihrer Wirkung, d. i. der Auferstehung zum ewigen Leben, bei den alten kirch-
lichen Schriftstellern üblich, ja wie selbstverständlich sie war. Das Gleiche lässt
sich auch in der Malerei der Katakomben beobachten. Es besteht also auch hier
wieder zwischen den schriftlichen und monumentalen Quellen ein vollständiger Pa-
rallelismus. Dieses ist für uns Grund genug, das von den Alten gegebene Beispiel
zu befolgen und an die eucharistischen Darstellungen unmittelbar diejenigen, welche
die Auferstehung zum Gegenstande haben, anzuschliessen. Unter ihnen ragt die
Auferweckung des Lazarus durch Zahl und Alter am meisten hervor: sie wurde
über fünfzigmal abgebildet, und die zwei ältesten Fresken reichen bis in den An-
fang des 2. Jahrhunderts hinauf. Ebenso alt, aber weniger zahlreich, sind die Dar-
stellungen der Jahreszeiten: wir haben ihrer nur acht kennen gelernt. Mit diesen
beiden Symbolen begnügte man sich die drei ersten Jahrhunderte hindurch; erst im
4. kam in der Auferweckung der Tochter des Synagogenvorstehers ein wei-
teres Vorbild hinzu, das aber nur einmal, im « cubiculum darum» der Priscilla-
katakombe, gemalt wurde.

§ 92. Die Auferweckung des Lazarus.

Die Auferweckung des Lazarus war mehr als die anderen Wunder geeignet,
,die Gewalt Christi über den Tod und damit zugleich auch die Gewissheit der Aufer-
stehung zu beweisen. Der Verstorbene lag schon den vierten Tag im Grabe, so
dass die Verwesung bereits ihren Zerstörungsprocess begonnen hatte. Und doch
genügte ein Wort des Herrn, um Lazarus aus dem Todesschlaf zum Leben zurück-
zurufen. Wer eine solche Macht hatte, der war auch im Stande, alle andern Ver-

' Ep. ad Smyr., 7 cd. Funk 240. * Vers 736 ff., Migne 59, g8o f.
 
Annotationen