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Wilpert, Joseph [Hrsg.]
Die Malereien der Katakomben Roms (Text): Die Malereien der Katakomben Roms — Freiburg i.Br., 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.1340#0541

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Die Darstellungen aus dem Handwerk und Gewerbe.

turninus respondit: Fossor... Et remoto Saturnino Zenophilus v. c. consularis dixit;
... Cuius conditionis es? Victor dixit: Artifex sum ».' Die Klasse der artifices um-
fasste aber auch Maler und Steinmetzen. Demnach verlangt der Verfasser der Schrift
De Septem ordinibus Ecclesiae nicht zu viel, wenn er den Fossoren vorschreibt, dass
«sie Tobias nachahmen, seinen Glauben, seine Heiligkeit, sein Wissen und seine
Tugend besitzen sollten»: «tales fossarios ecclesiae convenit, qualis Tobias propheta
fuit, ...eius fidei, eius sanetitatis, eius scientiae atque virtutis».2

Die Hauptaufgabe der Fossoren war, wie der Name (fodere, seil, sepulcra) an-
zeigt, Gräber zu bereiten. Zu diesem Zwecke mussten sie in Rom, wo die unter-
irdische Bestattungsweise vorherrschte, Gallerien und Kammern in dem lebendigen
Gestein aushauen und in diesen dann die verschiedenen Arten von Gräbern, je nach
Bedarf und Bestellung, aushöhlen, — eine harte und mühevolle Arbeit, die Arbeit
schlechthin, wie Inschriften sie nennen (laborare, xoniäv). Wenn je einer, so haben
also gerade sie es verdient, dass ihre Gestalten in den Kreis der künstlerischen Dar-
stellungen der Katakombenmalerei gezogen wurden. Die Sitte, Fossoren im Bilde
zu verewigen, kam in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts auf und dauerte fast
bis zum Aufhören der Bestattung unter der Erde. Ihre Darstellungen sind uns in den
Katakomben der hll. Kallistus, Domitilla und Petrus und Marcellinus erhalten. Die
Kopien finden sich so ziemlich vollzählig in unserem Werke.3 Eine Prüfung" der-
selben zeigt, dass die Figuren meistens zu zweien, an der inneren Seite der Eingangs-
wand, angebracht sind. Dieses konventionelle Auftreten sowie die oberflächliche und
schematische Behandlung derselben beweisen, dass man wohl gewöhnlich nicht be-
stimmte Persönlichkeiten, sondern Fossoren im Allgemeinen vorführen, also mehr
den Stand als einzelne Individuen auszeichnen wollte. Ebenso ist klar, dass wir in
den betreffenden Kammern nicht die Grabstätten von Fossoren zu suchen haben; die
Fresken würden sich sonst nicht auf so wenige Katakomben beschränken. Dass Fos-
soren an ihrem eigenen Grabe gemalt wurden oder sich malen Hessen, geschah bloss
zweimal, und erst im 4. Jahrhundert.4 Bei allen Darstellungen handelt es sich so-
dann um Fossoren im eigentlichen Sinne des Wortes, d. h. um Todtengräber, deren
Werkzeichen die Picke (ascia fossoria) war. Hiervon ist, wie wir gleich sehen werden,
selbst das Bild des Diogenes nicht auszunehmen.

Auf dem ältesten Fresko, in der Sakramentskapelle A3, zeigen die an der Picke
kenntlichen Fossoren auf drei eucharistische Darstellungen.; Der Künstler wollte
dadurch die Zusammenofehörisjfkeit der drei Scenen auch äusserlich bekunden; dass
er hierzu Fossoren gewählt hat, mag darin seinen Grund haben, dass sie, als Kusto-
den der Katakomben wie später als Ostiarier der Coemeterialbasiliken, ganz beson-
ders dafür sorgen mussten, dass kein Profaner an der Feier der heiligen Geheimnisse

1 Optat, De schismate Donat., ed. Dupin, S. 265. Trophimus (Wilpert, Alte Kopien, Taf. IV, 2) und

" Inter opp. s. Hieronymi, ed. Migne 11, 155. Diogenes (Taf. 180), deren Malereien mit Dipinto-

' Taff. 48; 59; 65, 3; 112, 5; 180. inschriften versehen sind.
1 Dieses geschah an den Gräbern der Fossoren 5 De Rossi, R. S., II, Taf. XVII.
 
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