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Winckelmann, Johann Joachim; Winckelmann, Johann Joachim [Hrsg.]; Bruer, Stephanie-Gerrit [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Hrsg.]; Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Winckelmann-Gesellschaft [Hrsg.]; Gross, Marianne [Bearb.]
Schriften und Nachlaß (Bd. 2, T. 1): Sendschreiben von den herculanischen Entdeckungen — Mainz am Rhein: von Zabern, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.51406#0014
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10 Einleitung
in Pompeji9 und seit 1749 in Stabiae. Alle drei Unternehmungen werden mit gelegentlichen
Unterbrechungen bis heute weitergeführt.
Das Museum von Portici
Kunstliebe und der Wunsch, sich ein würdiges Denkmal zu setzen, bewogen Karls III. zur
Einrichtung eines Museums, in dem die Funde aus der Vesuvregion gesammelt und ausgestellt
werden sollten. Es befand sich im Schloß von Portici, dem Landsitz des Königs, und damit in
unmittelbarer Nähe der ersten Ausgrabungen.10 Die antiken Wandgemälde wurden im Nordflügel
des Palazzo superiore untergebracht, wo sich auch Ateliers für Zeichner, Bildhauer, Stukkateure
und Gipsformer befanden. Alle anderen Denkmäler stellte man im Hof und im Obergeschoß des
gegenüberliegenden Nordflügels des Palazzo inferiore auf.11 Die teilweise sehr modern wirkende
Ausstellungskonzeption ging auf Karl III. und Camillo Paderni zurück. Paderni, dessen genaue
Lebensdaten unbekannt sind12, nahm schon früh an den Ausgrabungen in Herkulaneum teil. Er
kam 1738 durch Vermittlung des Restaurators Joseph Canart nach Neapel, um Grabungspläne
aufzunehmen und Zeichnungen von Wandgemälden anzufertigen, bevor sie vom Fundort
abgenommen wurden.13 Da er sich als fähiger Künstler erwies, erhielt er bald auch andere Auf-

9 Die Arbeiten in Pompeji begannen 1748 mit der Ausgrabung des Amphitheaters (1. Jh. v. Chr.), vgl.
Sendschreiben S. 73,24 mit Komm.
10 Der Schloßbau erfolgte 17381752 nach Entwürfen von Antonio Canevari und Giovanni Antonio
Medrano. Winckelmann hielt sich während seiner Neapelbesuche häufig im Museum auf. Bünau teilte er mit:
"Portici ist eine Stunde von Neapel an dem wollüstigen Gestade des Meerbusens, längst welchem man aus Neapel, aber
zwischen lauter Lusthäusern und andere Gebäude dahingehet [...]. "Br. I Nr. 210 S. 353.
11 Siehe auch Winckelmanns Beschreibung in Sendschreiben S. 128-130 mit Komm. Zur Geschichte des
Museums und seiner Austeilungskonzeption vgl. Anonymus in: NBSWXVII,1 (1775) S. 78-87; Museo Ercolanese
(1980) passim, bes. S. 190-217 (Einrichtung), S. 186-187 Abb. 4-5 (Unterbringung der Wandgemälde mit
verschiedenen Grundrißplänen); Volkmann, Italien III S. 278-303; Helke Kammerer-Grothaus, Die erste
Aufstellung der Antiken aus den Vesuvstädten in Portici, in: Antikensammlungen im 18. Jahrhundert, hrsg. von
H. Beck, P. C. Boi, W. Prinz, H. von Steuben, Berlin 1981 S. 11-19.
12 Auf einer Zeichnung Padernis in Berlin findet sich von der Hand des Malers und Lithographen
Wilhelm Ternite (1786-1871) der Vermerk, daß Paderni 1765 gestorben sei, vgl. Silvia Schöne, Max Kunze in:
Italienische Reise, Pompejanische Bilder in deutschen archäologischen Sammlungen, Ausst.Kat. Pompeji 1989,
Neapel 1989 S. 393 Kat. Nr. 185. Als Wirkungszeit Padernis gibt Rehm "zwischen 1738 und 1774" an, vgl. Rehm
in: Br. I S. 588-589 zu Nr. 211, S. 623 Nachträge zu Nr. 211. Auch aus den Grabungstagebüchern erhellen sich
diese Daten kaum, da von Padernis acht Kündern die Söhne Annibale, Alessandro und Pirro ebenfalls im Museum
beschäftigt waren und Pirro, später ebenfalls Museumsdirektor in Portici, in den Tagebüchern genau wie sein Vater
nur als Paderni angegeben ist, vgl. PhilTr. 50 1757/58 S. 623; Rugiero, ScStab. S. 285. Allgemeine biographische
Angaben finden sich bei Jöcher, Gelehrten-Lexikon (I-VII) V Sp. 1370; Stark S. 170; Justi5 II S. 218, 224-225,
445-446 und passim; Corti S. 164, 165, 173, 174, 182, 185; Museo Ercolanese (1980) S. 189, 199; Gallo S. 59;
Allroggen-Bedel, Winckelmann S. 35; Nancy H. Ramage, Goods, Graves and Scholars. 18th-century Archaeologists
in Britain and Italy, in: AJA 96 1992 S. 656-658; Mariette de Vos, Camillo Paderni, la traduzione antiquaria
romana e i collezionisti inglesi, in: Ercolano 1738-1988 S. 99-112.
13 PhilTr. 41 1939/40 S. 489. Zu Joseph Canart, einem französischen Bildhauer, der in Portici Restaurie-
rungsarbeiten ausführte, vgl. Sendschreiben S. 89,12 mit Komm.
 
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