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Winckelmann, Johann Joachim; Borbein, Adolf Heinrich [Hrsg.]; Kunze, Max [Hrsg.]; Rügler, Axel [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Hrsg.]; Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Winckelmann-Gesellschaft [Hrsg.]; Hofstetter, Eva [Bearb.]; Binthe, André [Bearb.]; Kuhn-Forte, Brigitte [Bearb.]
Schriften und Nachlaß (Band 10): Winckelmanns verstreute Handschriften: Materialien - Entwürfe - Notizen - Exzerpte — [Darmstadt]: wbg Philipp von Zabern, 2021

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https://doi.org/10.11588/diglit.70013#0013
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Einleitung

Der Nachlaß
In seinem Testament vom 6. Juni 1768, das Winckelmann in den Stunden vor seinem Tod diktierte,
setzte er Kardinal Alessandro Albani zu seinem alleinigen Erben ein, u. a. auch des handschriftlichen
Nachlasses, der sich in der Bibliothek des Palazzo Albani alle Quattro Fontane befand. Es waren ein-
zelne, von ihm beschriebene Hefte unterschiedlichen Formats; wie sie geordnet waren, ist unbekannt.
Nach seinem Tod wurden sie zu Volumina vereint, vorwiegend nach Themen geordnet, wobei Hefte,
die Winckelmann sukzessiv beschrieben hatte, nicht immer in der entsprechenden Reihenfolge auch
zusammengebunden wurden.1 „Meine Extraits sind [...] sehr angewachsen. Ich habe sie sehr sauber
geschrieben: ich halte sie nunmehro vor einen großen Schatz [...]“. Seinen Schülern in Rom, z. B.
Leonhard Usteri und Hans Heinrich Füssli, gab er diese Hefte zur Lektüre.2
Für Winckelmanns Materialien, Entwürfe, Notizen und Exzerpte interessierten sich - auch nach
dem Tod von Alessandro Albani (1779) - Gelehrte und Reisende. Heinrich Wilhelm Muzell-Stosch
plante bereits 1769, auf deutsch geschriebene Entwürfe und Briefe Winckelmanns herauszugeben und
der Nachwelt zugänglich zu machen. Der Kunsthistoriker, Archäologe und Universalgelehrte Luigi
Lanzi berichtete 1778/1779 in seinem Notizbuch: „Di questo grande Antiquario ho veduto la collezi-
one de’Manoscritti nella libreria dell’Eminentissimo Albani. Vi ha grandi spogli dei classici e di libri
antiquarj e non poche Riflessioni sui cabinetti di Roma e di altre Cittä vedute viaggiando.“3 Ebenso
nahm Carlo Fea, der Herausgeber der zweiten italienischen Ausgabe der Geschichte der Kunst des Al-
terthums (1783/1784), Einsicht in die Manuskripte im Palazzo Albani. Der Theologe, Altertumsfor-
scher und Freimaurer Friedrich Münter (1761-1830) vertiefte sich 1785 in die verschiedenen Ent-
würfe der Beschreibung des Apoll vom Belvedere.4
Nach Winckelmanns Tod war Pio Fantoni, Mathematiker und Wasserbauingenieur aus Bologna
(1721-1804), Bibliothekar im Palazzo Albani und mit Ordnung und Katalogisierung der - laut Fea -
von Winckelmann vernachlässigten Bibliothek betraut5, ab 1775 folgte ihm der Philologe und Epigra-
phiker Stefano Antonio Morcelli (1737—1821) in diesem Amt nach.6

1 Elisabeth Decultot, Wie gelangte Winckelmanns Nachlaß nach Frankreich? Rekonstruktion und Analyse eines Kultur-
transfers besonderer Art, in: Rom - Paris - Stendal S. 17-23.
2 s. Max Kunze, „Würdig Menschen in meinem Sinne“ - Schweizer Freunde Winckelmanns in Rom, in: Winckelmann
und die Schweiz S. 37, 40; ders., „Sein Studium ist unendlich“. La lezione di Winckelmann in Campidoglio, in: II Tesoro
di Antichitä: Winckelmann e il Museo Capitolino nella Roma del Settecento. Der Schatz von Alterthümern: Winckelmann
und das Kapitolinische Museum im Rom des 18. Jhs. Eine Ausstellung in den Kapitolinischen Museen Rom, 7. Dezember
2017-20. Mai 2018 S. 221-222.
3 Zitiert nach: Ferrari, Nachlaß italiano S. 70.
4 vgl. hier S. 20, 27, 235, 314. - Ausführlich zur Einsichtnahme in die Nachlaßbände in der Villa Albani nach Winckel-
manns Tod: Ferrari, Nachlaß italiano S. 66-73.
5 Ferrari, Nachlaß italiano S. 79; ders., Fantoni, Amaduzzi e il lascito italiano S. 46-47.
6 Ferrari, Fantoni, Amaduzzi e il lascito italiano S. 46-47 mit Anm. 65.
 
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