134 SCHEIBENRISSE UND STILVERWANDTE ZEICHNUNGEN UM 1500
damit stehenden Arbeiten, vor allem der große Karton Nr. 210, zweifellos eine Arbeit für den Glas-
maler, sind angeschlossen worden.
Auf die Einzelheiten, die das deutliche Entstehen der Benediktfolge erkennen lassen, kann hier nicht
eingegangen werden. Ich habe das Wichtigste in einer Vorbemerkung zum Zyklus zusammengefaßt.
Hier sei nur hervorgehoben, daß es falsch ist, die Z. als ein einheitliches Ganzes anzusehen. Sie zeigen,
fast von Blatt zu Blatt, wie der Zeichner sich entwickelt, bevor er zu dem glasigen, kühlen Stil, einer
Art Reinschrift, kommt, in der die Mehrzahl ausgeführt ist. Und dieser Zeichner muß D. gewesen
sein! Die Z. bei Blasius (Nr. 202) trägt auf der Rückseite — was bisher nicht beachtet wurde — 5
Zeilen von seiner Hand (Abb. Anhang Taf. XVIII)! Auch ist das große Monogramm des Kartons Nr.
210, wie ich mich neuerdings überzeugt habe, von D. selbst (Abb. Anhang Taf. XVIII). Die Datie-
rung in die Jahre um 1500, die die ersten Z. der Reihe nahelegten, wird erfreulich bestätigt durch
den 1501 datierten engverwandten Scheibenriß mit dem stehenden Benedikt (Nr. 211), der vielleicht
sogar zu dem Zyklus gehört. Die Stigmatisation des hl. Franz (Nr. 212), auch ein den ersten Z. der
Folge stilverwandtes Werk, ist in jedem Strich so überzeugend dürerisch, daß die Zuschreibung des
Zyklus an D. durch ihn aufs neue gestützt wird. Und zuguterletzt sehen wir in den Tucherscheiben-
rissen von 1502 (Nr. 213/14) die Darstellungsart, die beim Experimentieren über einen dem Glas-
maler alles Nötige an weisenden Stil frostig und kahl geworden war, auf blühen zu einer edlen, geläu-
terten Vortragsweise, der nirgends, im Kleinen wie im Großen, die lebensvolle Wärme der Inspira-
tion mangelt. Dieses arg verkannte Werk ist ein Höhepunkt im Schaffen D.’s.
Überblicken wir die übrigen Z., so ergibt sich, daß außerhalb der Benediktfolge und ihres engsten
Kreises noch mehrere mit voller Sicherheit als Arbeiten für Glasmaler betrachtet werden können. Bei
dem großen Fenster mit dem hl. Georg (Nr. 197), einem ganz ungewöhnlichen, höchst kühnen Ver-
such, erweist das Beiwerk seine Bestimmung. Die Arbeit ist im Text zu der Z. näher gewürdigt. Beim
großen Karton Nr. 210 legen der Aufbau und die schmale Form des Blattes wie auch die Verwandt-
schaft mit dem Benediktzyklus nahe, an eine Vorzeichn, für ein Glasgemälde zu denken. Ebenso ver-
rät die Rundform von Nr. 215/16 die Zweckbestimmung, während die beiden als Kohlezeichn. tech-
nisch in jeder Hinsicht vereinzelt und nicht zuletzt darum sehr bemerkenswert in diesen Jahren sind.
Bald darauf wendet D. das Zeichenmittel sehr häufig, wenn auch nicht bei Scheibenrissen, an. Von
der Anna Selbdritt Nr. 222 gibt es ein — fast 2 Jahrzehnte später entstandenes — Glasgemälde in
Ansbach und durch diese Z. ist demnach wohl der schöne, bisher gänzlich verkannte hl. Augustinus
(Nr. 221) als Scheibenriß erwiesen. Auch Nr. 218/19 werden als Vorzeichn, für Glasmaler anzusehen
sein. Der hl. Dionys mutet stilistisch als ein den frühesten Benediktzeichn. nahestehendes Werk an,
während der Dessauer Simon Magus den reifen, aus diesem Zyklus erblühten kalligraphischen Stil
der Tucherscheibenrisse Nr. 213/14 vertritt. Wie in der Dessauer Z. die Figuren in die vordere Ebene
gerückt wurden, wie sie die Fläche gleichmäßig ausfüllen, das sind ebenso viele Hinweise auf die
Zweckbestimmung. Schließlich sei noch einmal auf die Engelmesse in Rennes (Nr. 181) verwiesen,
die durch die Anordnung der Figuren und die Inschrifttafel eine ähnliche Bestimmung nahelegt, und
auf das unbedeutende Blättchen Nr. 238, das in diesem Abschnitt nicht untergebracht werden
konnte.
Auch auf das Landschaftsbild hat D. den Stil der glasigen Reinzeichn, mit durchsichtigem Linien-
werk, mit ganz offenen Strichlagen und hellen Wasserfarben angewendet. Der „Trockensteg beim Hal-
lertor“ (Nr. 223) ist infolgedessen D. abgesprochen und dem Benediktmeister zugeschrieben worden.
Bezeichnenderweise ist es nur einmal geschehen, auch die, die wie Tietzes D. sehr viel abstreiten,
halten die Z. für eigenhändig.
Die verbleibenden Nr. 217 und 220 sind wie die Nr. 223 aus stilistischen Gründen hier eingereiht. Die
damit stehenden Arbeiten, vor allem der große Karton Nr. 210, zweifellos eine Arbeit für den Glas-
maler, sind angeschlossen worden.
Auf die Einzelheiten, die das deutliche Entstehen der Benediktfolge erkennen lassen, kann hier nicht
eingegangen werden. Ich habe das Wichtigste in einer Vorbemerkung zum Zyklus zusammengefaßt.
Hier sei nur hervorgehoben, daß es falsch ist, die Z. als ein einheitliches Ganzes anzusehen. Sie zeigen,
fast von Blatt zu Blatt, wie der Zeichner sich entwickelt, bevor er zu dem glasigen, kühlen Stil, einer
Art Reinschrift, kommt, in der die Mehrzahl ausgeführt ist. Und dieser Zeichner muß D. gewesen
sein! Die Z. bei Blasius (Nr. 202) trägt auf der Rückseite — was bisher nicht beachtet wurde — 5
Zeilen von seiner Hand (Abb. Anhang Taf. XVIII)! Auch ist das große Monogramm des Kartons Nr.
210, wie ich mich neuerdings überzeugt habe, von D. selbst (Abb. Anhang Taf. XVIII). Die Datie-
rung in die Jahre um 1500, die die ersten Z. der Reihe nahelegten, wird erfreulich bestätigt durch
den 1501 datierten engverwandten Scheibenriß mit dem stehenden Benedikt (Nr. 211), der vielleicht
sogar zu dem Zyklus gehört. Die Stigmatisation des hl. Franz (Nr. 212), auch ein den ersten Z. der
Folge stilverwandtes Werk, ist in jedem Strich so überzeugend dürerisch, daß die Zuschreibung des
Zyklus an D. durch ihn aufs neue gestützt wird. Und zuguterletzt sehen wir in den Tucherscheiben-
rissen von 1502 (Nr. 213/14) die Darstellungsart, die beim Experimentieren über einen dem Glas-
maler alles Nötige an weisenden Stil frostig und kahl geworden war, auf blühen zu einer edlen, geläu-
terten Vortragsweise, der nirgends, im Kleinen wie im Großen, die lebensvolle Wärme der Inspira-
tion mangelt. Dieses arg verkannte Werk ist ein Höhepunkt im Schaffen D.’s.
Überblicken wir die übrigen Z., so ergibt sich, daß außerhalb der Benediktfolge und ihres engsten
Kreises noch mehrere mit voller Sicherheit als Arbeiten für Glasmaler betrachtet werden können. Bei
dem großen Fenster mit dem hl. Georg (Nr. 197), einem ganz ungewöhnlichen, höchst kühnen Ver-
such, erweist das Beiwerk seine Bestimmung. Die Arbeit ist im Text zu der Z. näher gewürdigt. Beim
großen Karton Nr. 210 legen der Aufbau und die schmale Form des Blattes wie auch die Verwandt-
schaft mit dem Benediktzyklus nahe, an eine Vorzeichn, für ein Glasgemälde zu denken. Ebenso ver-
rät die Rundform von Nr. 215/16 die Zweckbestimmung, während die beiden als Kohlezeichn. tech-
nisch in jeder Hinsicht vereinzelt und nicht zuletzt darum sehr bemerkenswert in diesen Jahren sind.
Bald darauf wendet D. das Zeichenmittel sehr häufig, wenn auch nicht bei Scheibenrissen, an. Von
der Anna Selbdritt Nr. 222 gibt es ein — fast 2 Jahrzehnte später entstandenes — Glasgemälde in
Ansbach und durch diese Z. ist demnach wohl der schöne, bisher gänzlich verkannte hl. Augustinus
(Nr. 221) als Scheibenriß erwiesen. Auch Nr. 218/19 werden als Vorzeichn, für Glasmaler anzusehen
sein. Der hl. Dionys mutet stilistisch als ein den frühesten Benediktzeichn. nahestehendes Werk an,
während der Dessauer Simon Magus den reifen, aus diesem Zyklus erblühten kalligraphischen Stil
der Tucherscheibenrisse Nr. 213/14 vertritt. Wie in der Dessauer Z. die Figuren in die vordere Ebene
gerückt wurden, wie sie die Fläche gleichmäßig ausfüllen, das sind ebenso viele Hinweise auf die
Zweckbestimmung. Schließlich sei noch einmal auf die Engelmesse in Rennes (Nr. 181) verwiesen,
die durch die Anordnung der Figuren und die Inschrifttafel eine ähnliche Bestimmung nahelegt, und
auf das unbedeutende Blättchen Nr. 238, das in diesem Abschnitt nicht untergebracht werden
konnte.
Auch auf das Landschaftsbild hat D. den Stil der glasigen Reinzeichn, mit durchsichtigem Linien-
werk, mit ganz offenen Strichlagen und hellen Wasserfarben angewendet. Der „Trockensteg beim Hal-
lertor“ (Nr. 223) ist infolgedessen D. abgesprochen und dem Benediktmeister zugeschrieben worden.
Bezeichnenderweise ist es nur einmal geschehen, auch die, die wie Tietzes D. sehr viel abstreiten,
halten die Z. für eigenhändig.
Die verbleibenden Nr. 217 und 220 sind wie die Nr. 223 aus stilistischen Gründen hier eingereiht. Die