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Dürer, Albrecht; Winkler, Friedrich [Bearb.]
Die Zeichnungen Albrecht Dürers (Band 2): 1503-1510/11 — Berlin: Deutscher Verein für Kunstwissenschaft, 1937

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Zweite Reise nach Venedig (Herbst 1505 - Anfang 1507)
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https://doi.org/10.11588/diglit.63246#0363

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HINREISE UND AUFENTHALT IN VENEDIG 1505

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nezianischen Schule, das schwerlich etwa auch
nach der Rückkehr Dürers, wie Flechsig für
möglich hält, gezeichnet sein kann. Der Künstler
muß das Gemälde in Venedig vor Augen ge-
habt haben. Ich möchte nicht glauben, daß es
sich um ein großes Bild handelte, es wird ein
Tafelbild mittlerer Größe gewesen sein, dessen
Mannigfaltigkeit der Architektur und Trachten
Dürer fesselte.
Kehrer2 hält die deutende Figur rechts vorn für
ein Bildnis Dürers, auf Grund des Vergleiches
mit dem Selbstbildnis des Allerheiligenbildes.
Ähnlichkeit ist kaum vorhanden.
Zuerst bei Heller S. 121 Nr. 3 angeführt.
1 Berl. Jahrb. Bd. 37 S. 99. — In einer Vornotiz von
E. Bock (Mitteil. d. Gesellsch. f. vervielfält. Kste. 1910 S.
50) wird die Zeichnung noch um 1520/5 angesetzt, gewiß
zu spät.
2 Dürers Selbstbildnisse und die Dürer-Bildnisse 1934,
S. 56.
377. König Tod zu Pferde
Oben links „Me(m)ento mei 1505“ von Dürers
Hand, unten zwischen den Beinen des Pferdes
das eigenhändige Namenszeichen. Rückseite:
Kopf einer Eule, Abb. Anh. Taf. XV.
Kohle 210X266
Aus Samml. J. C. Robinson (der sie 1857 in Amster-
dam erwarb), Malcolm
Lippm.-Colvin 91
London, Brit. Museum
Eine der großartigsten Zeichnungen Dürers, die
in einem ganz persönlichen Erlebnis seinen Ur-
sprung gehabt haben muß, sei es daß sie bei der
Abreise oder in Venedig nach der Ankunft ge-
fertigt wurde. 1505 wütete in Nürnberg (wie
1494 bei der 1. Reise) die Pest. Möglich, daß
sich die Darstellung darauf bezieht. In Ritter,
Tod und Teufel kehrt der eine Krone tragende,
auf einem Klepper reitende Tod wieder.
Das Blatt ist allseits etwas beschnitten. Oben
links fehlt das zweite „m“ in memento, an den
andern 3 Seiten führt der Rand allzu dicht an
Teilen der Zeichnung vorbei. Die zartesten Li-

nien sind auch im Original nur schwach sicht-
bar. So sieht man rechts oben ein Haus zwi-
schen Hügeln. Die Linien vorn links unten über
dem Strauch deuten wohl die Umrisse von Ber-
gen an. Trotzdem muß die Zeichnung, wie
schon Robinson’s Katalog der Sammlung Mal-
colm hervorhebt, als bemerkenswert gut erhalten
gelten. Robinson nimmt an, daß Dürer sie so-
gleich nach der Arbeit fixiert hat, um die Kohle
vor dem Abbröckeln zu sichern.
Daß auch die gewaltige Schöpfung, die, aus
einem Guß, gleichsam die rapide Verwirkli-
chung einer erschütternden Vision ist, in der
auch Inschrift und Namenszeichen zum Ganzen
gehören, den Streichen der jüngsten Dürerkritik
zum Opfer gefallen ist, nachdem sie niemals vor-
her angefochten worden war, verdient nur wegen
der Selbstcharakteristik, die diese Art Kritik ver-
rät, erwähnt zu werden (Tietzes S. 127).
Lit.: Ephrussi S. 103; Thausing I S. 212; Wölff-
lin A. D. 5. Aufl. S. 247; Flechsig II S. 291.
378. Leichnam Christi
auf dem Bahrtuch liegend. — Echt bezeichnet
und 1505 datiert.
Kohle 171X235 W: Pinienzapfen auf Kelchfuß (Bri-
quet 2110, Augsburger Papier um 1500)
Lippm.-Winkler 718
Lemberg, Lubomirski Museum
Das Motiv des stark verkürzten, in Untersicht
gegebenen Christuskörpers ist aus Werken Man-
tegnas bekannt, das berühmteste ist das Lein-
wandbild der Beweinung in der Brera zu Mai-
land. Die Anregung zu dem seltsamen Motiv
kommt wahrscheinlich von dort1. Daß Dürer
einen Eindruck von einem der Pestopfer von
1505 verwirklichte, wie Flechsig (II S. 438) an-
deutet, ist doch recht unwahrscheinlich. Es han-
delt sich um eine in einem Zuge ausgeführte
Darstellung des toten Christus mit den Wund-
malen.
Ohne die einwandfreie Bezeichnung würde wohl
mancher wegen der groben Bildung der Hände,
der merkwürdigen Behandlung von Brustkorb,
 
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