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Dürer, Albrecht; Winkler, Friedrich [Bearb.]
Die Zeichnungen Albrecht Dürers (Band 2): 1503-1510/11 — Berlin: Deutscher Verein für Kunstwissenschaft, 1937

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https://doi.org/10.11588/diglit.63246#0485

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STUDIEN ZUMMARIENLEBEN UND VERWANDTES (UM150 3)

19

an, daß die Gegenstände ganz richtig oder im Verhältnis der Größen zutreffend gegeben werden.
Prägnante Andeutung der überreich strömenden Einfälle, Zusammenfügung und Einordnung in den
großen Rahmen, solche Überlegungen beherrschen die Ausführung und die Handschrift gewinnt
dabei das köstlich Fegende und Sprühende im Zug, die schöpferische Ursprünglichkeit, die zum In-
begriff Rembrandt’scher Zeichenkunst wurde. Mit weichem Schwung arbeitet er in der Heimsuchung
die Hauptmotive heraus (Nr. 293), zierlich und beherrscht ist der Strich in der Verkündigung (Nr.
291), von einer fast nicht überbietbaren Kraftlosigkeit, die an Saloppheit grenzt, in der Anbetung
der Könige (Nr. 294), so daß sie als eine Art kartographischer Fixierung der Komposition gelten
kann.

Auch das kleine Marienbild weist gegenüber den früheren Darstellungen entscheidende neue Züge
auf (Nr. 290; vgl. dort) und es ist ein hübsches Zusammentreffen, daß dieses schöne Blatt der viel-
leicht bestrickendsten aller Mariendarstellungen, Dürers Stich der Maria am Zaune, als Vorlage ge-
dient hat.

Zur schönsten Verwirklichung gediehen verschiedene der neuen Ausdrucksweisen der Handschrift in
der Maria mit den vielen Tieren. Die köstliche Leichtigkeit und Beschwingtheit des Vortrags (Nr.
295) kommt jedem Einzelwesen, jedem Bildteil zugute. Dürer gibt nicht zuviel und nicht zu wenig,
indem er diese Einzelheiten zeichnet. Vorbild und Maßstab war die ragende Figurengruppe, die in
eindringlicher Größe, jedoch schlicht und leicht bei vielen reizenden Motiven im Inhalt und in der
Bewegung, wiedergegeben ist. Stärker in den Einzelheiten ausgeglichen und mit bestimmtem Strich
gezeichnet, mit neuem Getier, schmuckvoller durch die Farbengebung, ist aus der Gestaltung
des ersten flüchtigen Gedankens ein überlegtes Meisterstück geworden (Nr. 296). Wenn es ihm am
Feuer der Inspiration gebricht, so hat es dafür Glanz und Fülle der Erscheinung gewonnen. Zuletzt
versucht Dürer — wohl auf Bestellung — eine dritte Gestaltung (Nr. 297). Die Figurengruppe wird
vergrößert, motivisch neugefaßt und zu dem beherrschenden, den Vordergrund breit füllenden Zen-
tralmotiv erhoben. Mit andern Mitteln als in dem ersten Zustand, der auch schon Ähnliches anstrebte.

In dem zweiten war das Vielerlei der Umgebung dieser Wirkung abträglich. Zu viele, zu kleine und

zu tief in den Raum verzettelte Einzelheiten gegenüber der 3. Fassung bringen Unruhe in das Bild.



röße über dem Ganzen. Die hochgezogenen, dicht herangerück-
en, die größeren Begleitfiguren wie die stärker sich wölbenden
sich zeigenden Erde tragen zu der Beruhigung der Gesamterschei-
id ausgereifteste Lösung den lebenswärmeren andern beiden
eilich nicht von allzu vielen bejaht werden.

senbank
rt.
islinien ein-
et 15980 ff.)

zon allsei-
m vorher-
on nun ab
Maria mit

Kind bis zum Tode des Künstlers blieb (vgl.
die älteren Zeichnungen Bd. 1 Nr. 188/191).
Allerliebste Motive im Verhältnis von Mutter
und Kind wetteifern mit der bestrickenden For-
mung des Gewandes und der bei aller Lebens-
fülle strengen Geschlossenheit des Aufbaues.
Dürer hat die schöne Arbeit, wie sich aus eini-
gen Faltenmotiven ergibt, gewiß bei dem köst-
lichen Stich des gleichen Jahres (B. 34) zur
Hand gehabt, dasselbe muß wohl von dem Blatt
bei Gutekunst (Bd. 1 Nr. 191) gelten.
 
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