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Dürer, Albrecht; Winkler, Friedrich [Bearb.]
Die Zeichnungen Albrecht Dürers (Band 2): 1503-1510/11 — Berlin: Deutscher Verein für Kunstwissenschaft, 1937

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In Nürnberg nach der Rückkehr aus Venedig und vor dem Helleraltar (1508) entstandene Zeichnungen 1507/8
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https://doi.org/10.11588/diglit.63246#0385

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IN NÜRNBERG NACH DER RÜCKKEHR AUS VENEDIG
UND VOR DEM HELLERALTAR (1508) ENTSTANDENE
ZEICHNUNGEN 1507/8
D er Abschnitt umfaßt alle Zeichnungen der Jahre 1507 und 1508 ohne die Entwürfe zum Helleraltar,
die im folgenden vereinigt sind.
Anfang des Jahres 1507 war Dürer aus Italien zurückgekommen1. Wir wissen, daß er einen Teil des
folgenden Jahres mit dem Helleraltar, seinem umfangreichsten Werke, beschäftigt war und daß er
ihn trotz Drängens des Bestellers nicht früher beginnen konnte, weil er die Marter der 10000 für den
Kurfürsten von Sachsen fertig stellen mußte. Diese wird ihn also mehrere Monate des vorhergehen-
den Jahres in Anspruch genommen haben. Außerdem sind aus den Jahren 1507/08 mehrere Stiche
und Gemälde bekannt, darunter die lebensgroßen Figuren von Adam und Eva (Madrid).
Wir sehen, Dürer widmete sich, wie in Venedig, vornehmlich dem Malen. Von den Vorarbeiten ist
eine Reihe erhalten. Schon im vorhergehenden Abschnitt sind die Vorläufer zum Madrider Bild
wiedergegeben. Der eine Arm der Eva (Nr. 434) und vielleicht ihre Hände, diese in einer Kopie des
Hans Hoffmann, unzweifelhaft Nachbildung einer großartigen verschollenen Dürerzeichnung (Abb.
Anh. Taf. XVIII), sind außerdem auf uns gekommen. Auch die Marter der 10000 und das Aller-
heiligenbild (beide in Wien) können wir in den entscheidenden Vorarbeiten noch kennen lernen
(Nr. 438, 445; vgl. auch Nr. 443). Letzteres hat Dürer erst 1510/11 ausgeführt. Wahrscheinlich hat er
damals auch schon die lebensgroße Lukretia geplant, die er 1518 malte (München). Zwei Zeichnun-
gen von 1508, die wie die meisten Vorstudien zu Gemälden auf grundiertes Papier gezeichnet sind,
machen es wahrscheinlich (Nr. 435/36).
Wie energisch sich Dürer auf die in Venedig von Erfolg gekrönte malerische Tätigkeit beschränkte,
belegen auch die übrigen hier vereinigten Werke. Außer einer Gruppe von Köpfen stehen fast alle
irgendwie mit Malwerken in Verbindung. Mehrere sind auf farbigem Papier, wie er sie für die vor-
bereitenden Studien anzulegen pflegte (Nr. 437, 441, 444, 447). Die erstgenannte ist nach einem italie-
nischen Gemälde, Nr. 440 wurde im selben Jahr von einem Miniaturmaler als Vorlage benutzt,
und das kostbare Blatt mit der Gerechtigkeit Trajans (Nr. 446) sieht auch so aus, als ob es für eine
subtile Pergamentmalerei so zierlich entworfen wäre. Daß Dürer dann mitunter ein Werk für einen
Bilddruck verwendete wie Nr. 441/42, braucht nicht zu verwundern.
Auch mehrere Bildnisse, mit Kohle und Kreide gezeichnet, Meisterwerke, die eine gewisse freizü-
gigere Ausführung gegenüber denen von 1503 und 1505 bekunden, sind für 1508 bezeugt (Nr. 429,
431). Erst 1511 (Nr. 511) und 1512 (L. 35, 410) hat Dürer Ähnliches wieder versucht und erst 1514/
15 setzt dann die glänzende Reihe dieser herrlichen Arbeiten ein, die er bis zum Lebensende schafft.
Die undatierten oder nur schwach für 1507/8 gesicherten sind hier untergebracht, zumal da sie sich
auch stilistisch am ehesten hier einzufügen scheinen (Nr. 430, 432/3). Im Anhang sind Nachbildun-
gen verschollener Köpfe und die 1507 von Dürer erworbene große Zeichnung Kaiser Maximilians,
die der Künstler damals beschriftete, hinzugefügt (Taf. XIX, XXI). Diese Gruppe läßt sich wahr-
scheinlich noch erweitern (z. B. durch L. 827/8 Lemberg, von denen die erstere allerdings 1510 da-
tiert zu sein scheint).

1 Verein für Gesch. d. Stadt Nürnberg, Festschrift — Dürer 1928 Bd. 28 S. 365 Nr. 4.
 
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