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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 5.1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.9076#0015
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Nr. 50.

Erscheint monatlich einmal. Preis pro Nummer 10 Pfennig.


6-,

MMN WMW-MW5 MMMÄ

Blitzdrahtmeldunkieu.

Dresden. Dns Verhalten der Schweiz gegen Haupt und
Schröder hat die sächsischen Kartellbriider derart entrüstet, daß sie
aus Rache die „sächsische Schweiz" künftig nur noch „deutsches Reichs-
gebirge" nennen und die Berge schwarz - roth - Weih anmalen lassen
wollen.

Meerane in Sachsen. Den städtischen Kollegien soll demnächst
sür die Einführung der Prügelstrafe im Ariuenhause ein Ehrenochsen-
ziemer überreicht werden.

Antwerpen. Lei einem hier stattgefunden«!» Konkurrenzschießen

zwischen Krupp- und Cockerillgeschützen hat sich herausgestellt, daß man
mit Krupp zehnmal todter schießen kann als mit Cockerill.

Rußland. Das an der deutsch-österreichischen Grenze aufgestellte
Heer leidet schon jetzt an einem allgemeinen Durchfall.

Neddv, Japan ist der Kultur näher gerückt. Es hat sich den
kleinen Belagerungszustand zugelegt.

Konstantinopel. Da die Pumpe des Finanzministers vollständig
versagt hat, so soll demnächst eine Abtheilung des Harems eine Gast-
reise durch die europäischen Hauptstädte antreten. Man hofft auf
einen großen finanziellen Erfolg.

K e i st e r lt i rn m e.

s war in gar großen Tagen
And ihrer wird freudig gedacht,
Da ward zu Sempach geschlagen
Die männermordende Schlacht.

Der Ritter ranblnstige Schaaren
Vom österreichischen Land,

Sie kamen vom Rhein gefahren
Und drohten mit Glut und Grand.

Wir setzten uns kühn zur Wehre
Voll stammender Kampfeslust,
Ich drückte die feindlichen Speere
Voll Opfermnth mir in die Gruft.

Das löste die feindlichen Reihen
Und warf sie aus Ordnung und Zncht,
Man sah die Adler und Leuen
Todt oder auf fchleuuiger Flucht.

Mein Opfertod war nicht vergebens,
Den ich für mein Land mir erkor,
Und neuen, frischblühenden Lebens
Ouoll draus eine Fülle hervor.

Aus meinem Glut ist entsprossen
In unvergänglichem Reiz
Das Kleinod der Eidgenossen,
Die glänzende Freiheit der Schweiz.

Zwar dürft' ich es nicht erleben,
Geblieben in heißer Schlacht,

Doch darf mein Schatten durchschweben
Das Land, das ich frei gemacht.

Wohl seh' ich die Enkel walten
Uud schöpfen aus reichem Goru
Und dennoch will mir zerspalten
Das Herz ein gewattiger Zorn.

Wir sind einst Sieger geblieben
Im Gampf mit oss'nem Visir!

Mit stolzer Schrift stand geschrieben:
,,Gleibt draußen!" an unserer Thür.

Die Freiheit, die uns geworden,
Sie soll uns gegönnt nicht sein.
Es schleichen durch Hinterpforten
Die Feinde sich wieder herein.

Von Lauschern, Horchern, Spionen
Und Spähern wimmett's umher,
Die mitten unter uns wohnen —

Wenn ich nur kein Schatten wär'!

Da würd' ich zum zweiten Male
Des Schweizerland's Schutz und Schirm;
Ich würd' mit dem Schuh von Stahle
Zertreten das feile Gewürm.

Sie ließe» von ihrem Gebahren
Wohl baldigst und hätten genug!
Ich wollte unter sie fahren
Wie mein Ahn, der den Drachen erschlng.

Des diplomatischen Tandes
War ich von jeher schon müd:

Ich bin der Arnold des Landes,
Der Struthan von Winkelried.
 
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