Keschäfts-Gmpfebtung.
Allen Herren Kartellbrüdern fern und nah thue ich hiermit kund und
zu wissen, daß ich zu Berlin, Sauhirtenstraße Nr. 1, ein
Bureau für Wauwau-Politik
eröffnet habe und bitte mich bei Bedarf geneigtest zu berücksichtigen. Ich
garantire für vortreffliche Waare und prompte Lieferung.
Wir leben in einer bewegten Zeit und Niemand kann wissen, wann
wir wieder neue Wahlen haben werden. Die Wahlen vom 21. Februar
1887 aber haben zur Evidenz bewiesen, welch vortreffliche Dienste ein
passender Wauwau bei eiuer Wahl leisten kann.
Der nöthige Wauwau ist aber nicht immer gleich vorhanden und
eine Wahl kann so schnell kommen, daß man keine Zeit mehr hat, sich
zu besinnen.
Unsere Zeit ist praktisch; der Großbetrieb bricht sich auf allen Ge-
bieten Bahn. So habe ich mich denn entschlossen, die Wahl-Wauwau's
in Masse anfertigen zu lassen, damit man bei Bedarf sowohl gleich die
nöthige Auswahl als auch die nöthige Quantität zur Hand hat. Den
Herren Kartellbrüdern werde ich in diesen Tagen meinen reich illustrirten
Katalog zugehen lassen; für heute genügt es, einige der interessantesten
Nummern aus diesem Katalog hervorzuheben.
Stets vorräthig und zu sehr billigen Preisen auch in größeren
Quantitäten zu beziehen sind die nachfolgenden Nummern:
6) Der Wahl-Boulauger. Sieht ganz martialisch aus und hat
einen sehr großen Schnurrbart. Es ist ein Sprechapparat an ihm an-
gebracht; man drückt auf einen Knopf und man hört deutlich das Wort:
Revanche! Er kann die Augen rollen und mit dem Säbel rasseln.
Ganz vorzüglicher Wauwau für den Bauer und den Philister am Rhein.
Hat sich noch bei jeder Gelegenheit bewährt und wird sich noch oft be-
währen. Ist schon bei den letzten Wahlen in Millionen Exemplaren ab-
gesetzt worden. Die Erfindung ist durch das Patentgesetz geschützt und
braucht also kein Kartellbruder zu fürchten, daß sie nachgemacht werden
könnte.
21) Der Gurko. Vortrefflicher russischer Wauwau, mit ungeheurem
Kosackenbart. Ist besonders sorgfältig mit Jnchtenduft präparirt. Frißt
mittelst einer mechanischen Vorrichtung Talglichter und kleine Kinder; er
säuft auch allen Schnaps aus, den man in seine Nähe bringt, wenn man
vorher ein Zehnpfennigstück in seinen Hals wirft. Wird sehr gern an-
gewendet , wenn die verehrten Herren Kartellbrüder im Reichstage eine
erhöhte Forderung für Militärzwecke durchbringen wollen. Schnaps für
den Gurko-Wauwau kann billigst geliefert werden.
39) Der Lockspitzel. Vortrefflichster Wauwau, wenn es sich darum
handelt, gegen staatsgefährliche Parteien vorzugehen. Mittelst eines sehr
sinnreichen Apparates praktizirt er anderen Leuten Kuckuckseier von Dy-
F)er Kerr Professor roM Heirathen.
Sigmund Schwartz.
Professor Grübelmaier gab Griechisch an dem Gymna-
sium der Residenz und stand in dem Rufe eines ausgezeich-
Philologen. Er beherrschte sieben Sprachen; sogar
Sanskrit verstand er. Ihn selbst beherrschte dagegen seine
Haushälterin Dorothee, die seit zehn Jahren dem Hauswesen des Herrn
Professors vorstand. Sie war eine sehr energische Persönlichkeit. Wäh-
rend die bedeutendsten Männer der Zeit sich vor der tiefen Gelehrsam-
keit des Herrn Professors beugten, ließ sie allein sich dadurch nicht im-
poniren. Sie sorgte vortrefflich für alle seine Bedürfnisse und sie befahl,
was er außerhalb des Gebiets seiner gelehrten Studien zu thun und zu
lasseu hatte. Der Herr Professor schien sich ihren Despotismus ganz
gerne gefallen zu lassen. Er lebte gerne nach antiken Mustern und da
ja der berühmte Philosoph Sokrates ein böses Weib gehabt, die ihm
manchen Streich spielte, warum sollte sich der Professor Grübelmaier
nicht von seiner Haushälterin regieren lassen?
Dorothee war groß und derbknochig mit einem starken Flaum auf
der Oberlippe. Viele Leute fürchteten sich vor ihr und wunderten sich,
daß der Professor mit ihr auskommen könne. Aber es gab keinen Streit
zwischen den Beiden, denn der Herr Professor war ein sanfter Mann
uud fügte sich, sobald Dorothee mit ihrer Baßstimme zu schelten anhub.
Er that auch am Besten so, denn er wäre doch nicht mit ihr fertig ge-
worden.
Zehn Jahre hatte Dorothee unbestritten im Haushalt des Professors
regiert. Nun kam aber eine Zeit, da ihre Herrschaft ernstlich in Frage
gestellt werden sollte.
Sie hatte dem Professor eine Reise nach Italien gestattet. Das
sollte sie bald bereuen, denn als er zurückkam, meinte er:
„Dorothee, ich habe unter den alten Handschriften im Vatikan eine
sehr gediegene Abhandlung über das Heirathen entdeckt."
„So", meinte Dorothee.
„Sehr gediegen."
„Aber was geht das mich an?"
„Die Schrift hat mich völlig überzeugt."
„Meinetwegen", brummte Dorothee.
„Ich habe mich entschlossen, zu heirathen", sagte der Professor nicht
ohne Zagen.
namit in ihre Wohnungen. Drückt man auf einen Knopf so schreit er:
..Revolution!" — „Anarchie!" — „Abschaffung des Staats!" — Steckt
man ihm ein Zehnpfennigstück in die Tasche, so präsentirt er alsbald ein
Papier, woraus steht: „Quittung für die Druckkosten der „Freiheit!"
Der Lockspitzel legitimirt sich zuweilen als Geheimpolizist.
54) Das brennende Bauernhaus. Sehr praktisch als Wau-
wau , wenn der Patriotismus gebietet, die Ausgaben für das Militär
zu erhöhen und den Widerstand der Reichsfeinde gegen solch wohlthätige
Maßnahmen zu brechen. Wird von Franzosen angezündet; die Frau
und die Töchter der Bauern werden von den Franzosen brutal miß-
handelt; die letzte Kuh wird fortgeschleppt. Hat bei den letzten Wahlen
eine unermeßliche Wirkung gehabt. Auch der letzte Bauer ist von der
Ofenbank aufgestanden und hat nationalliberal gewählt, um die Fran-
zosen von den Grenzen abzuhalten.
60) Der Exekutor. Sehr geeigneter Wauwau, wenn es sich darum
handelt, an Stelle der direkten Steuern lauter indirekte zu setzen. Man
drückt auf einen Knopf und der Wauwau legt geschickt uud schnell seine
Siegel an.
67) Der montenegrinische Hammeldieb. Sehr geschickt als
Wauwau, wenn dem Philister die europäische Politik zu langweilig ist.
Der Hammeldieb schneidet Tüikenköpse ab und zeigt, wie es im orien-
talischen Hexenkessel brodelt, damit der Philister eine Gänsehaut bekommt.
Die Herren Kartellbrüder sehen, daß mein reich assortirtes Lager
für alle Fälle vorgesehen ist.
Zahlreiche Bestellungen erwartend zeichnet
Hochachtungsvollst
I)r. Horribiliskribisax,
Wauwaufabrikant.
Verhäugniß.
Fahr' ich des Morgens in die Höh',
So spricht man schon von Boulanger!
Setz' ich zum Frühstück still mich nieder,
Hör' ich den Schreckensnamen wieder.
Wird es nun Mittag, ist's nicht besser,
„Boulanger!" stöhnt ein jeder Esser.
Geh' ich des Abends dann zum Skat,
So weiß ich vollends keinen Rath,
Denn ist mir günstig das Tournee,
So schrei'n die Gegner: „Boulauger!"
Kehr' müde endlich ich nach Haus,
Zieht meine Frau die Stirne kraus
Und ruft in zornesmüth'gem Weh:
„Du bist der reine Boulanger!" U. E.
„Wa—a—as!" schrie Dorothee, „Sie wollen heirathen und zwar
nur, weil Sie in irgend einem alten Wisch etwas davon gelesen haben?
Schändlich!" Sie stand auf, stemmte die Arme in ihre vollen Hüften und
sah den Professor durchbohrend an. Er knickte beinahe zusammen.
„Meine Freunde haben mir das Versprechen abgenommen, zu hei-
rathen", brachte er mühsam hervor.
„Nette Freunde das", rief Dorothee. „Sie werden unter den Pan-
toffel kommen." Sie rauschte hinaus und schlug heftig die Thüre zu.
Grübelmaier aber murmelte: „Als ob ich nicht schon unter dem Pantoffel
wäre! Ich hätt' es nicht gemerkt, aber die Freunde haben mir es gesagt."
Dorothee sah sich in ihrer Stellung als regierende Haushälterin
bedroht und da sie sah, daß die Freunde des Professors ernstlich da-
rauf ausgingen, ihn zu verheirathen, so beschloß sie gute Miene zum
bösen Spiel zu machen. Sie stellte sich sonach, als ob sie selbst den Plan
einer Verheirathung des Professors billige, ging zwar betrübten Ant-
litzes umher, aber widersprach mit keinem Wort. Sie verließ sich auf
die Ungeschicklichkeit des Herrn Professors und hoffte, daß er sich ganz
von selbst bei den Damen, um die er sich bewerben wollte, unmöglich
machen würde.
Die Berechnungen der schlauen Dorothee sollten sich als ganz richtig
erweisen.
Man führte den Herrn Professor in die Familie eines Kanzleiraths
Müller ein, der ein wenig Vermögen und drei Töchter hatte, die zwar
nicht mehr im ersten Reiz der Jugend prangten, aber immerhin als ganz
annehmbar gelten konnten. Die älteste, Alwine, galt als geistreich und
witzig; sie stand auch im Rufe einiger Gelehrsamkeit. Sie schien den
Freunden des Professors ganz passend: auch gefiel ihr der Auserkorene
gar nicht übel. Grübelmaier fand bald Gefallen an ihren Scherzen und an
ihrem einnehmenden Wesen und so schien Alles den richtigen Weg zu gehen.
Um dieselbe Zeit wurden in der Klasse des Professors Prüfungen
vorgenommen. In dieser Klasse waren mehrere Müller und der Herr
Professor konnte dieselben nie recht von einander unterscheiden. Die
Schüler hatten einen historischen Aussatz über Hannibal zu liefern und
so lieferte ein Müller eine ganz merkwürdige Arbeit mit eigenthümlichen,
originellen Ideen, die in seinem Gärtlein nicht gewachsen sein konnten.
Hätte der Aufsatz in einer Zeilschrift gestanden, so hätte ihn der Professor
vielleicht gelobt, aber er mochte als pedantischer Schulmann das Unge-
wöhnliche nicht leiden. Als er daher die Hefte zurückgab, sagte er:
„Müller, sage dem Kameel, das Dir die tollen Ideen über Hannibal
eingeblasen hat, daß es dies künftig bleiben lassen möge!"
Allen Herren Kartellbrüdern fern und nah thue ich hiermit kund und
zu wissen, daß ich zu Berlin, Sauhirtenstraße Nr. 1, ein
Bureau für Wauwau-Politik
eröffnet habe und bitte mich bei Bedarf geneigtest zu berücksichtigen. Ich
garantire für vortreffliche Waare und prompte Lieferung.
Wir leben in einer bewegten Zeit und Niemand kann wissen, wann
wir wieder neue Wahlen haben werden. Die Wahlen vom 21. Februar
1887 aber haben zur Evidenz bewiesen, welch vortreffliche Dienste ein
passender Wauwau bei eiuer Wahl leisten kann.
Der nöthige Wauwau ist aber nicht immer gleich vorhanden und
eine Wahl kann so schnell kommen, daß man keine Zeit mehr hat, sich
zu besinnen.
Unsere Zeit ist praktisch; der Großbetrieb bricht sich auf allen Ge-
bieten Bahn. So habe ich mich denn entschlossen, die Wahl-Wauwau's
in Masse anfertigen zu lassen, damit man bei Bedarf sowohl gleich die
nöthige Auswahl als auch die nöthige Quantität zur Hand hat. Den
Herren Kartellbrüdern werde ich in diesen Tagen meinen reich illustrirten
Katalog zugehen lassen; für heute genügt es, einige der interessantesten
Nummern aus diesem Katalog hervorzuheben.
Stets vorräthig und zu sehr billigen Preisen auch in größeren
Quantitäten zu beziehen sind die nachfolgenden Nummern:
6) Der Wahl-Boulauger. Sieht ganz martialisch aus und hat
einen sehr großen Schnurrbart. Es ist ein Sprechapparat an ihm an-
gebracht; man drückt auf einen Knopf und man hört deutlich das Wort:
Revanche! Er kann die Augen rollen und mit dem Säbel rasseln.
Ganz vorzüglicher Wauwau für den Bauer und den Philister am Rhein.
Hat sich noch bei jeder Gelegenheit bewährt und wird sich noch oft be-
währen. Ist schon bei den letzten Wahlen in Millionen Exemplaren ab-
gesetzt worden. Die Erfindung ist durch das Patentgesetz geschützt und
braucht also kein Kartellbruder zu fürchten, daß sie nachgemacht werden
könnte.
21) Der Gurko. Vortrefflicher russischer Wauwau, mit ungeheurem
Kosackenbart. Ist besonders sorgfältig mit Jnchtenduft präparirt. Frißt
mittelst einer mechanischen Vorrichtung Talglichter und kleine Kinder; er
säuft auch allen Schnaps aus, den man in seine Nähe bringt, wenn man
vorher ein Zehnpfennigstück in seinen Hals wirft. Wird sehr gern an-
gewendet , wenn die verehrten Herren Kartellbrüder im Reichstage eine
erhöhte Forderung für Militärzwecke durchbringen wollen. Schnaps für
den Gurko-Wauwau kann billigst geliefert werden.
39) Der Lockspitzel. Vortrefflichster Wauwau, wenn es sich darum
handelt, gegen staatsgefährliche Parteien vorzugehen. Mittelst eines sehr
sinnreichen Apparates praktizirt er anderen Leuten Kuckuckseier von Dy-
F)er Kerr Professor roM Heirathen.
Sigmund Schwartz.
Professor Grübelmaier gab Griechisch an dem Gymna-
sium der Residenz und stand in dem Rufe eines ausgezeich-
Philologen. Er beherrschte sieben Sprachen; sogar
Sanskrit verstand er. Ihn selbst beherrschte dagegen seine
Haushälterin Dorothee, die seit zehn Jahren dem Hauswesen des Herrn
Professors vorstand. Sie war eine sehr energische Persönlichkeit. Wäh-
rend die bedeutendsten Männer der Zeit sich vor der tiefen Gelehrsam-
keit des Herrn Professors beugten, ließ sie allein sich dadurch nicht im-
poniren. Sie sorgte vortrefflich für alle seine Bedürfnisse und sie befahl,
was er außerhalb des Gebiets seiner gelehrten Studien zu thun und zu
lasseu hatte. Der Herr Professor schien sich ihren Despotismus ganz
gerne gefallen zu lassen. Er lebte gerne nach antiken Mustern und da
ja der berühmte Philosoph Sokrates ein böses Weib gehabt, die ihm
manchen Streich spielte, warum sollte sich der Professor Grübelmaier
nicht von seiner Haushälterin regieren lassen?
Dorothee war groß und derbknochig mit einem starken Flaum auf
der Oberlippe. Viele Leute fürchteten sich vor ihr und wunderten sich,
daß der Professor mit ihr auskommen könne. Aber es gab keinen Streit
zwischen den Beiden, denn der Herr Professor war ein sanfter Mann
uud fügte sich, sobald Dorothee mit ihrer Baßstimme zu schelten anhub.
Er that auch am Besten so, denn er wäre doch nicht mit ihr fertig ge-
worden.
Zehn Jahre hatte Dorothee unbestritten im Haushalt des Professors
regiert. Nun kam aber eine Zeit, da ihre Herrschaft ernstlich in Frage
gestellt werden sollte.
Sie hatte dem Professor eine Reise nach Italien gestattet. Das
sollte sie bald bereuen, denn als er zurückkam, meinte er:
„Dorothee, ich habe unter den alten Handschriften im Vatikan eine
sehr gediegene Abhandlung über das Heirathen entdeckt."
„So", meinte Dorothee.
„Sehr gediegen."
„Aber was geht das mich an?"
„Die Schrift hat mich völlig überzeugt."
„Meinetwegen", brummte Dorothee.
„Ich habe mich entschlossen, zu heirathen", sagte der Professor nicht
ohne Zagen.
namit in ihre Wohnungen. Drückt man auf einen Knopf so schreit er:
..Revolution!" — „Anarchie!" — „Abschaffung des Staats!" — Steckt
man ihm ein Zehnpfennigstück in die Tasche, so präsentirt er alsbald ein
Papier, woraus steht: „Quittung für die Druckkosten der „Freiheit!"
Der Lockspitzel legitimirt sich zuweilen als Geheimpolizist.
54) Das brennende Bauernhaus. Sehr praktisch als Wau-
wau , wenn der Patriotismus gebietet, die Ausgaben für das Militär
zu erhöhen und den Widerstand der Reichsfeinde gegen solch wohlthätige
Maßnahmen zu brechen. Wird von Franzosen angezündet; die Frau
und die Töchter der Bauern werden von den Franzosen brutal miß-
handelt; die letzte Kuh wird fortgeschleppt. Hat bei den letzten Wahlen
eine unermeßliche Wirkung gehabt. Auch der letzte Bauer ist von der
Ofenbank aufgestanden und hat nationalliberal gewählt, um die Fran-
zosen von den Grenzen abzuhalten.
60) Der Exekutor. Sehr geeigneter Wauwau, wenn es sich darum
handelt, an Stelle der direkten Steuern lauter indirekte zu setzen. Man
drückt auf einen Knopf und der Wauwau legt geschickt uud schnell seine
Siegel an.
67) Der montenegrinische Hammeldieb. Sehr geschickt als
Wauwau, wenn dem Philister die europäische Politik zu langweilig ist.
Der Hammeldieb schneidet Tüikenköpse ab und zeigt, wie es im orien-
talischen Hexenkessel brodelt, damit der Philister eine Gänsehaut bekommt.
Die Herren Kartellbrüder sehen, daß mein reich assortirtes Lager
für alle Fälle vorgesehen ist.
Zahlreiche Bestellungen erwartend zeichnet
Hochachtungsvollst
I)r. Horribiliskribisax,
Wauwaufabrikant.
Verhäugniß.
Fahr' ich des Morgens in die Höh',
So spricht man schon von Boulanger!
Setz' ich zum Frühstück still mich nieder,
Hör' ich den Schreckensnamen wieder.
Wird es nun Mittag, ist's nicht besser,
„Boulanger!" stöhnt ein jeder Esser.
Geh' ich des Abends dann zum Skat,
So weiß ich vollends keinen Rath,
Denn ist mir günstig das Tournee,
So schrei'n die Gegner: „Boulauger!"
Kehr' müde endlich ich nach Haus,
Zieht meine Frau die Stirne kraus
Und ruft in zornesmüth'gem Weh:
„Du bist der reine Boulanger!" U. E.
„Wa—a—as!" schrie Dorothee, „Sie wollen heirathen und zwar
nur, weil Sie in irgend einem alten Wisch etwas davon gelesen haben?
Schändlich!" Sie stand auf, stemmte die Arme in ihre vollen Hüften und
sah den Professor durchbohrend an. Er knickte beinahe zusammen.
„Meine Freunde haben mir das Versprechen abgenommen, zu hei-
rathen", brachte er mühsam hervor.
„Nette Freunde das", rief Dorothee. „Sie werden unter den Pan-
toffel kommen." Sie rauschte hinaus und schlug heftig die Thüre zu.
Grübelmaier aber murmelte: „Als ob ich nicht schon unter dem Pantoffel
wäre! Ich hätt' es nicht gemerkt, aber die Freunde haben mir es gesagt."
Dorothee sah sich in ihrer Stellung als regierende Haushälterin
bedroht und da sie sah, daß die Freunde des Professors ernstlich da-
rauf ausgingen, ihn zu verheirathen, so beschloß sie gute Miene zum
bösen Spiel zu machen. Sie stellte sich sonach, als ob sie selbst den Plan
einer Verheirathung des Professors billige, ging zwar betrübten Ant-
litzes umher, aber widersprach mit keinem Wort. Sie verließ sich auf
die Ungeschicklichkeit des Herrn Professors und hoffte, daß er sich ganz
von selbst bei den Damen, um die er sich bewerben wollte, unmöglich
machen würde.
Die Berechnungen der schlauen Dorothee sollten sich als ganz richtig
erweisen.
Man führte den Herrn Professor in die Familie eines Kanzleiraths
Müller ein, der ein wenig Vermögen und drei Töchter hatte, die zwar
nicht mehr im ersten Reiz der Jugend prangten, aber immerhin als ganz
annehmbar gelten konnten. Die älteste, Alwine, galt als geistreich und
witzig; sie stand auch im Rufe einiger Gelehrsamkeit. Sie schien den
Freunden des Professors ganz passend: auch gefiel ihr der Auserkorene
gar nicht übel. Grübelmaier fand bald Gefallen an ihren Scherzen und an
ihrem einnehmenden Wesen und so schien Alles den richtigen Weg zu gehen.
Um dieselbe Zeit wurden in der Klasse des Professors Prüfungen
vorgenommen. In dieser Klasse waren mehrere Müller und der Herr
Professor konnte dieselben nie recht von einander unterscheiden. Die
Schüler hatten einen historischen Aussatz über Hannibal zu liefern und
so lieferte ein Müller eine ganz merkwürdige Arbeit mit eigenthümlichen,
originellen Ideen, die in seinem Gärtlein nicht gewachsen sein konnten.
Hätte der Aufsatz in einer Zeilschrift gestanden, so hätte ihn der Professor
vielleicht gelobt, aber er mochte als pedantischer Schulmann das Unge-
wöhnliche nicht leiden. Als er daher die Hefte zurückgab, sagte er:
„Müller, sage dem Kameel, das Dir die tollen Ideen über Hannibal
eingeblasen hat, daß es dies künftig bleiben lassen möge!"