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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 4.1930

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Nr. 39 (28. September)
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2

WELTKUNST

>■. IV, Nr. 39 vom 28. September 1930

Sorgfalt verwendet, so dal} unsere Zeitung
immer mehr zum Spiegelbild der Kunst
im weitesten Sinne des Wortes geworden
ist. Unsere Tendenz ist klar, die die
„Weltkunst“ zu einem immer vollkommeneren
Instrument machen will, durch das das Inter-
esse für die Kunst in immer größeren Kreisen
erweckt wird. Jeder, der im Drange des
modernen Arbeitstages nicht in der Lage ist,
zwanzig verschiedene Zeitungen zu lesen,
muß nach einem Blatt verlangen, das ihm

einen unparteiischen Einblick in alles Neue
auf künstlerischem Gebiet in möglichst
kurzen Abständen gewährt und ihm ein-
gehende Mitteilungen über die verschieden-
sten Kunstgebiete und über die wichtigsten
Probleme des zeitgenössischen und früheren
Kunstschaffens gibt. Wir dürfen wohl
sagen, daß wir heute d i e Kunstzeitung
sind, die einen vollkommenen Überblick
über die Bewegungen des Kunstlebens
der ganzen Welt vermittelt.

Der ungewöhnlich große Leserkreis, den
sich die „Kunstauktion" in verhältnismäßig
kurzer Zeit nicht nur in Deutschland, sondern
auch im Ausland erobert hat, dient uns als
Beweis dafür, wie sehr das Bedürfnis nach
einer Zeitung unserer Art überall vorhanden
ist. Wir haben daher, vorläufig in zwang-
loser Folge, ein “E n g 1 i s h S u p p 1 e m e n t”
unserer Zeitung beigefügt.
Die „Weltkunst“ wird also das internatio-
nale Zentralorgan für Kunst, Buch, alle

Sammelgebiete und ihren Markt sein. Sie
wendet sich an alle, die die Kunst lieben, und
soll das Interesse für die Kunst der Ver-
gangenheit wie der Gegenwart in gleicher
Weise fördern. Wir sind fest davon über-
zeugt, daß die „Weltkunst“, diese internatio-
nale Kunstzeitung als erste und einzige
ihrer Art, alle diejenigen vereinigen wird,
die der Kunst nicht gleichgültig gegen-
überstehen.
]. I. von Saxe

JAHRHUNDERTFEIER der BERLINER MUSEEN
1330-1930


Ausstellungsprobleme im Pergamon-Museum

Von Dr. Wilhelm v. M a s s o w ,

Kustos des Pergamon-Museums

Dori
i die
be-
lag
, nur

Vorderlicht die Plastik der Friese schwer be-
einträchtigten. Beweis dafür sind die photo-
graphischen Aufnahmen aus der Zeit.
Mit dem Plan eines großen Neubaus
konnte auch die Frage einer Gesamlauf-

Einer Anregung der Schriftleiiung der
„Weltkunst“ folgend, nehme ich gern die
Gelegenheit wahr, einmal im Zusammenhang
die Aufstellungsprobleme im neuen Per-
gamon-Museum zu erläutern.
Das alte Pergamon-Museum ist vielen noch
in Erinnerung. Daß es allerhand schwerwie-
gende Mängel hatte, wird oft vergessen.
Die Aufstellung des Altars war archäologisch
wenig und künstlerisch gar nicht befriedigend.
Hartnäckig hält sich die Sage, der Altar sei
dort als Ganzes aufgebaut gewesen. Aber
nur der Fries war als Einheit wiederherge-
stellt, so daß man ringsherum gehen konnte.
Dagegen war an den Seiten und hinten wegen
des zu engen Umganges der Fußboden er-
höht, so daß der Sockel wegfiel und die
Augen des Beschauers in Fußhohe der
Figuren lagen, und auf der Vorderseite hatte
man die Freitreppe nicht erneuert. F
führte ein Einschnitt zu einer Tür, durch
man einen im Innern des Altarkörpers
findlichen Saal betrat. Das Glasdach
direkt auf dem Altargesims auf und ließ
mit flacher Wölbung die Vorsprünge neben
der Treppe frei. In den schmalen Umgängen
genügte das Oberlicht nicht. Deshalb wurden
Wandfenster angebracht, die durch flaues

stücke durch das Übergewicht der Er-
gänzungen.
Die künstlerische Wirkung eines voll-
ständig wiederhergestellten Pergamonaltars
macht man sich am besten vor der jeßigen
Aufstellung klar. Das eine wird niemand
leugnen: Die Möglichkeit, genügend Abstand
nehmen zu können, bedeutet fraglos einen
Vorteil. Wenn man nun die Beleuchtung der
Seitenfriese ebenso gut hätte gestalten wollen
wie auf der Freitreppenseite, so hätten die
Umgänge ringsherum
'FS ebenso weit sein müs-
f‘ scn. Denn in schmale
Schächte dringt das
Oberlicht nicht ein, was
man jeßt an der Nord-
seite deutlich beob-
achten kann. Aber diese
Erweiterung hätte zu
einer horrenden Ver-
größerung des Saales
geführt, der schon jeßt
47 X 30 m mißt. Man
hätte den Altar zur Nip-
pesfigur im Glaskasten
gemacht. Gerade das
Glasdach, ohne das es
ja bei uns zu Lande
nicht geht, hätte den
Altar erdrückt. Wenn

ihrem Recht kommen. Das Instruktive mußte
in den Hintergrund treten.
Alfred Messel, dessen Entwurf von dem
damaligen Direktor der Antikenabteilung,
Kekule von Sfradoniß, gebilligt wurde, ging
von der Frage aus, wie man den Reliefs unter
allen Umständen das beste Licht verschaffen
könnte. In einem weifen Oberlichtsaal wird
je nach dem Stand der Sonne abwechselnd
jede Wand einmal gut beleuchtet. Er be-
stimmte also je eine Wand für die drei langen
Friese und erhielt dadurch einen so großen
Saal, daß an der vierten Seite genügend Plaß
war, um die ganze Westfront mit der Frei-
treppe, d. h. ganz wenig mehr als ein Drittel
des Bauwerks, vollständig wiederherzustellen.
Für den Eindruck des Gesamfbaus genügte
dieser Saal, weil man ja schließlich im Alter-
tum immer nur die eine Seite gesehen hat,
vor der man gerade stand. Zur Unterstützung
der Illusion mußte sich der Teilaufbau von
einer neutralen Wand abheben. Als Farbe
wählten wir ein luftiges Blau, nicht um den
Himmel zu imitieren, sondern um durch die
Komplementärfarbe die gelblichen Patinatöne
des Marmors schöner aufleuchten zu lassen.
Die Ergänzungen wurden diskreter ausge-
führt als früher. Friesteile wurden überhaupt
nicht ergänzt. Von der Architektur sind am
linken Vorbau Proben aller Bauglieder im

I nhalt

Weltkunst .1/2
Jahrhundertfeier der Berliner
Museen 1830—1930 . 2/4, 10
Dr. W. v. Mas so w : Ausstellungprobleme
im Pergamonmuseum (m. 3 Abb.) ... 2/3
Prof. W. Andreas: Vorderasiatisches
Museum (m. 2 Abb.).3/4
Dr. K. K. Eber le in: Hundert Jahre
Staatliche Museen Berlins ..4, 10
Auktionskalender .. 5
Vorberichte (m. 12 Abb.).6/7
Sammlungen Heyl, Adelsberger usw.
Nachberichte.7/8
Ausstellungskalender. 8
Ein Bildnis von Goya (m. Abb.).11
Die Expertise.
Beiträge zur Diskussion von
Prof. Dr. 0. Fischer (Basel).11
Dr. J. B. de la F a i 11 e (Amsterdam) . 11, 24
I. Beilage: „Der Bibliophile und
der Gr ä p h i ks am m 1 e r“ . . . . 13/20
G. A. E. Bogeng: Druck-Erstlinge . . 13/14
Attendorn-Drucke (m. 3 Abb.) ..... 13
Dr. A. B e s s m e r t n y : Holzschnitt-Unica
(m. 4 Abb.) ... 14
II. Kasten: Ein literarischer Fälscher,
Friedrich Wagenfeld.. . . . 14/15
Kupferstiche alter Meister bei Boerner (m.
2 Abb.).15/16
Die Bibliophilie und die Handelsbräuche . 16/17
S. M. Fraenkel: Eine Entgegnung . . 18, 20
Dr. P. Koerner: Von Freuden und
Leiden des. Büchersammlers.20
Die Preußische Staatsbibliothek.20
II. B e i 1 a g e : „B a u und Raumkunst“ 21/24
H. Freiherr v. Oelsen: Bildende Kunst
und Raumgestaltung (m. 3 Abb.) ... 21
Zur Entwicklung moderner Bau- und Raum-
kunst .21
A. B e h n e : Die Volkswohnung (m. 3 Abb.) 22
Prof. Dr. F. Schumacher (Hamburg):
Das Erlebnis der Kunst.22/23
A. T h e ii 1 e : Bernhard Hoetger (m. 2 Abb.) 23/24
Literatur (m. Abb.). 24, 26/27
G. R e i n b o t h (Rom): Monza und das ita-
lienische Kunstgewerbe . ..24/25
Dr. E. v. S y d o w : Ausstellung Gustave
Courbet (m. Abb.).. 25
Ausstellungen (m. 5 Abb.) .25
Moderne Maler aus China und Japan —
K. Badt
Preisberichte — Kunst im Rundfunk ... 26
P. Knopf: Rümann und das 19. Jahrhundert 27/28
Dr. C. Freudenstein: Zu Victor Bar-
nowskys Theaterjubiläum .28
English Supplement:
„Expertise“, by Dr. Lapp-Rottmann — Prof.
Friedländer — Sir C. J. Holmes
The Treasure of the Guelphs ...... 28/30
Nachrichten von überall — Unter Kollegen . 30

Eingangshalle zum Athene-Heiligtum der Burg von Pergamon
Pergamon-Museum, Berlin

Stellung des Aliars noch einmal erörtert
werden. Rein vom Archäologenstandpunkt
war da gar nicht ohne weiteres zuzustimmen.
So gut wir die Außenseiten des Bauwerks
kennen, so problematisch ist die Herstellung
des oberen Hofes mit seinen Hallen. Denn
er ist im Altertum nie ganz vollendet ge-
wesen, hat auch in der Spätantike eine
Renovierung erfahren, so daß die beim Auf-
bau erforderliche Exaktheit vielleicht zu un-
liebsamen Kompromissen geführt hätte. Ganz
zu schweigen von dem im einzelnen ganz
unbekannten Brandopferaltar. Aber selbst
bei zuverlässiger Rekonstruktion hätte folge-
richtig der Telephosfries anstatt im Oberlicht
eines Saales an den Wänden der inneren
Säulenhalle Plaß finden müssen, wodurch er
in unserem Klima jeden Lichtes beraubt wor-
den wäre. Außen wiederum hätte beim Ge-
samtaufbau das Fehlen der Bekrönungs-
figuren gestört, von denen wir zu wenig
wissen und zu wenig besißen. Die Kosten-
frage ist dabei noch gar nicht berührt wor-
den, auch nicht die Erdrückung der Original-

Markttor von Milet, rechte Hälfte
Pergamon-Museum, Berlin

man vor der Freitreppe
noch so weif zurückge-
treten wäre, immer
wären die sich im Hin-
tergründe verlierenden
Rippen in störenden
Konflikt mit den zier-
lichen Vertikalen der
Säulen geraten. Das
einzige Gegenmittel,
eine noch höhere Lage
der Decke und damit
noch höhere Wände,
würde wohl niemand
verantworten wollen.
Aber selbst bei ziemlich breitem Umgang wäre
es äußerst fraglich gewesen, ob nicht der Ost-
und Nordfries überhaupt dauernd in trübem
Licht gelegen hätten.
So wäre ein Gesamtaufbau mehr auf eine
archäologische Spielerei hinausgelaufen, zu
der sich die Hüter des Alfares weder bei der
ersten noch bei der zweiten Aufstellung haben
verleiten lassen. Zuerst mußte die Kunst zu

Original eingeseßt, u. a. die vier Frontsäulen.
Aber während im alten Pergamon-Museum
alle fehlenden Ecken in Zement angeseßt wor-
den waren, sind jeßt diese Ergänzungen sämt-
lich entfernt. Die teilweise ausgebrochenen
Gesimse leiten nun besser von dem fragmen-
tierten Fries zu dem größtenteils neuen Ober-
bau über. Als Material wurde an Stelle des
toten Gipses und des einfachen Zements,


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Du Haut-Moyen Age
ä la Renaissance
 
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