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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 4.1930

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Nr. 50 (14. Dezember)
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IV. JAHRGANG, Nr. 50


14. DEZEMBER 1930

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ILLUSTRIERTE WOCHENSCHRIFT

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LMONDE*AKI5

DAS INTERNATIONALE ZENTRALORGAN FÜR KUNST / BUCH / ALLE SAMMELGEBIETE UND IHREN MARKT

Erscheint jeden Sonntag im Weltkunst-Verlag, G. m. b. H.,
Berlin W62, Kurfürstenstr. 76-77. Telegramm-Adresse: «Weltkunst Berlin».
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Redaktion, Verlag und Lesesaal:
Berlin W62, Kurfürstenstr. 76-77 • Tel. B 5 Barbarossa 7228
Herausgeber Dr. J. I. von Saxe

Man abonniert beim Verlag, bei der Post oder bei den Buchhändlern.
Einzel-Nummer 50 Pfennig. Quartal für Deutschland inklusive Postzustellung
Mark 4,50; Lieferung durch den Verlag im Umschlag Mark 5,50; für das
Ausland (nur im Umschlag) Mark 5,50; oder: Oesterreich ö. S. 9; Tschecho-
slowakei Kc 45; Frankreich und Belgien fr. Frs. 35; Holland hfl. 3,25: Eng-
land £ /5/6; Schweiz »und die nicht angeführten Länder sfrs. 7; Übersee $ 1,50

WERTHEIM : DAS BIBLOGRAPHIKON
Berlin Ws. let p iiSer str. Alte Graphik Seltene Bücher Moderne Kunst

Josse
de Momper
In der Amsterdamer Galerie de Boer wurde
am 9. Dezember eine Ausstellung „Josse de
Momper, einige Vorgänger und Zeitgenossen“
eröffnet.
Um der Bedeutung dieser Veranstaltung ge-
recht zu werden, halten wir es für das ge-
eignetste, das Vorwort zu dem in holländischer
Sprache erscheinenden Katalog hier einmalig
in deutscher Üebertragung zu veröffentlichen,
wozu uns der Verfasser, Herr P. de Boer,
in liebenswürdiger Weise das Manuskript zur
Verfügung stellte.
Es könnte Gegenstand einer interessanten
Studie sein, die Geseße zu untersuchen, denen
der Geschmack und die damit zusammen-
hiinaende ßewertuna aller Kunstwerke unter-
worfen- sind. Immer mehr stellt sich heraus,
daß, was durch die Jahrhunderte anerkannt ist,
am allerwenigsten durch die Schwankungen
leidet, die durch die künstlerischen Strö-
mungen verursacht werden. Es ist doch be-
greiflich, daß jede Epoche mit ihren neuen
Idealen jeweils anderen alten Meistern den
Vorrang gibt, daß erst in den Zeiten des Im-
pressionismus Meister wie Frans Hals und Jan
van Goyen richtig gewertet oder gar aus Ver-
gessenheit ans Licht gebracht werden konnten.
Und doch, wie lange dauert es, bis sich solch
eine Erkenntnis durchringt.
Jede Strömung sucht ihre Geistesver-
wandten aus früheren Jahrhunderten. Dennoch
wundert es uns, daß ein Meister wie El Greco
bis zu den Zeiten des Expressionismus warten
mußte, um „entdeckt" zu werden und den
Ehrenplaß zu bekommen, der ihm zusteht,
einen Plaß, den wohl kein Geschlecht nach
uns ihm jemals streitig machen wird. Hendrik
Averkamp wurde stets von einigen geschaßt,
von der Mehrheit aber wurde sein Verdienst
nicht erkannt. Und es gibt soviel alte
„Meister", die noch „unentdeckt“ sind; jeder,
der sich mit alter Kunst beschäftigt, hat dar-
über seine eigene Meinung. Es wird auch
immer der Versuch gemacht, für Künstler
Interesse zu wecken, die dies nicht in ent-
sprechendem Maße verdienen; doch kommt
diese Erscheinung öfter bei modernen
Meistern vor.
Eine große Rolle bei diesem Nicht-
Erkennen der Bedeutung eines Meisters spielt


Josse de Momper, Schneelandschaft
Paysage neigeux — Snow landscape
66,5 : 55 cm
Ausstellung — Exposition — Exhibition:
P. de Boer, Amsterdam

auch die Tatsache, daß zahllose Namen von
verdienstvollen Künstlern als Sammelbecken
für viele minderwertige Arbeiten benußt wer-
den, während ihre eigenen guten Werke unter
vornehmerer Flagge segeln. Es ist z. B. be-
dauerlich, wie unzulänglich die Kenntnis eines
so verdienstvollen Meisters wie J a n
Breughel ist, selbst in seinem eigenen
Lande. Wieviel verkehrte Zuschreibungen auf
Ausstellungen, in Museen und in Sammlungen!
Manch einer wird erst durch genaueres Stu-
dium dieses Meisters (unsere Ausstellung
zeigt auch eine kleine Anzahl guter Arbeiten
von ihm) seinen Charme und sein Können er-
fassen. Und dann Abel Grimmer! Wie-
viele kennen diesen feinsinnigen Meister mit
seiner sehr persönlichen Vision von Land und
Volk, die er mit realem Sinn und doch poetisch
wiedergab; ein Maler des alltäglichen Lebens,
für diese Zeiten beinahe ein Unikum! Man
kennt ihn vielleicht hauptsächlich als einen der
Breughel-Abkömmlinge, aber vollkommen zu
Unrecht. Verkannt wird auch Pieter
Breughel der Jüngere, der sehr per-
sönliche Werke geschaffen hat, und dem sämt-
liche Wiederholungen nach seinem- Vater —
auch wenn sie von anderen Künstlern auf Be-
stellung des Broterwerbs wegen gemacht
worden waren — in die Schuhe geschoben
werden.
Auch bei Josse de Momper sehen wir
dasselbe. Es ist fiir die, die ihn schäßen und
seine außergewöhnliche Begabung erkennen,
unbegreiflich, daß bis vor ganz kurzer Zeit
das Werk dieses Meisters fast kein Interesse
gefunden hat. Es werden auch vorläufig
verschiedene Meinungen über ihn bestehen
bleiben. Die Veranstalter dieser Ausstellung
sind mit vielen anderen davon überzeugt, daß
de Momper ein außergewöhnlich begabter
Künstler war, der vor allem in seiner frühen
Zeil Werke geschaffen hat, die genial ge-
nannt werden können. Er war ein hervor-
ragender Kolorist; seine Werke sind fun-
kelnd und geistreich in der Farbe, kein De-
tail wird darin preisgegeben. Seine Farbe ist
pastös aufgeseßt, so wie die besten Ex-
pressionisten es später getan haben. Auch
den Aufbau seiner Malereien möchte ich
expressionistisch nennen. Seine Bergmassive

Dr. ALFRED GOLD
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