Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]: Die Weltkunst (4.1930)

JAHRGANG IV / NR.48

30. NOVEMBER 1930

'N ST

ART^ WORLD ILLUSTRIERTE WOCHENSCHRIFT MONDE ^ARTS

DAS INTERNATIONALE ZENTRALORGAN FÜR KUNST / BUCH / ALLE SAMMELGEBIETE UND IHREN MARKT

PARISER BÜRO: 5, nie Cambon, Paris Ier, Tel.: Gutenberg 372S- Anzeigen-
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Eisheriger Titel:


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Herausgeber Dr. J.I.von Saxe

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land £ /5/6; Schweiz und die nicht angeführten Länder sfrs. 7; Übersee S 1,50

WERTHEIM : DAS BIBLOGRAPHIKON
Berlin w 9, Leipziger str. Alte Graphik Seltene Bücher Moderne Kunst

Muller-Auktion
in Amsterdam
Amsterdam, Vorb. 9. Dez.
Bei Frederik Muller & Cie. (Mensing
& Sohn) in Amsterdam werden am 9. De-
zember zwei deutsche Privatsammlungen so-
wie Teile der ehemaligen Sammlung de Wildt
und anderer holländischer Besiß mit einem
beachtenswert hochrangigen Material an Ge-
mälden alter Meister, Möbeln, Kunstgewerbe
und orientalischen Teppichen zur Versteige-
rung kommen. Zahlenmäßig nicht besonders
umfangreich, zeichnet sich diese Versteige-
rung durch die Gewähltheit des Materials und
eine große Reihe durch Qualität und Selten-
heit hervorragender Stücke aus.
Unfc-r den G e m ä 1 d e n ragt vor allem
eine Serie früher italienischer und nordi-
scher Porträts hervor. Den Spätwerken des
Antonello da Messina wurde von Bode das
importante Brustbildnis eines Mannes mit
schwarzer Müße zugeordnet, während Beren-
son in dem durch die Helldunkel-Behandlung
besonders reizvollen en-face-Bildnis einer
jungen Dame das einzig bekannte Bildnis des
Antonio Solario gen. Lo Zingaro erkannt hat.
Ein Hauptwerk bildet das aus der Sammlung
James Simon stammende, außergewöhnlich
lebendig erfaßte Halbfigurenporträt eines
Mannes von Ambrosius Benson, dem sich ein
Frühwerk des Joos van Cleve, das Bildnis
einer Dame als Magdalena (Abbildung
nebenstehend) anschließt. Ein wichtiges
altdeutsches Werk sind die beiden Altar-
flügel mit der Anbetung der Könige und
der Flucht nach Ägypten, in der wissenschaft-
lichen Literatur off besprochene frühe Ar-
beiten des Meisters von Meßkirch um 1530.
Die Epoche des Barock ist vertreten durch
eine feine eigenhändige Skizze des Papstes
Gregor von Rubens — aus jener in den
Sammlungen von Wien, Paris, Gotha u. a. ver-
streuten Serie von Entwürfen für die Ant-
werpener Jesuifenkirche —, durch die
brillante Studie „Decius Mus und die
Auguren“ vom selben Meister aus der ehe-
maligen Sammlung Huldschinsky, Entwurf für
das Gemälde der Liechtensfeingalerie (Ab-
bildung auf Seife 2), ferner durch einen
Aposfelkopf von van Dyck und einen
schönen Greco aus dem ersten Jahrzehnt
des 17. Jahrhundert mit der Darstellung


Joos van Cleve, Bildnis einer jungen Frau
Portrait de jeune femme — Portrait of a young lady
Holz —- Bois — Wood, 36 : 27,5 cm
Versteigerung — Vente — Sale:
Frederik Muller & Co., Amsterdam, 9. Dezember 1930

des heiligen Jakobus d. J. Daneben enthält
die Sammlung gute Arbeiten von Cranach,
Magnasco, Ostade, Ravesteyn, Schalcken, ein
römisches Bacchanal von Couture und den
feinen „Guitarre-Spieler" von Renoir.
Die Sammlung de Wildt umfaßt eine Reihe
hervorragender, durch besondere Qualität wie
die Unberührtheit des Erhaltungszustandes
ausgezeichnete holländische Familienbild-
nisse. Von Nicolas Maes eine Serie von vier
Porträts von 1679, zu denen sich aus an-
derem Besiß einige weitere Bildnisse gesellen,
dazu weitere besonders schöne Porträts von
Luttichuys, Eglon van der Neer, Santvoorf,
Verkolje, einige Porträtminiaturen von Jan
van Mieris und ein Gruppenbild von H. Mz.
Sorgh, meist Mitglieder der Familie de Wildt
darstellend und direkt von den Nachkommen
zum Verkauf gestellt.
Ein Schwerpunkt der Versteigerung liegt in
dem wundervollen Material an M ö b e 1 n, meist
französischen Arbeiten des 18. Jahrhunderts,
abgesehen von wenigen frühen Stücken wie
der großen italienischen Renaissance-Kredenz
oder dem klassisch schönen französischen
Schrank um 1570 im Stil des Jean Goujon.
Von den anderen nennen wir in erster Linie
den signierten Damensekretär in Rosenholz
mit Goldbronzen von J. Dubois (Abbil-
dung auf Seite 3), die von'). B. Vassou
signierte, reich marketierte Kommode, die
entzückende, mit dem Wappen der Marie
Antoinette gezierte und nach der Tra-
dition aus deren Besiß stammende Poudreuse
und dem kleinen Schreibtisch von Saunier,
unter den Sißmöbeln vor allem die pracht-
vollen vierteiligen Garnituren des 17. Jahr-
hunderts, eine Salongarnifur von Poirier,
Louis XV, und eine große Zahl bedeutender
Einzelstücke, unter den Kleinmöbeln das
äußerst graziöse Boudoirtischchen mit Por-
zellaneinlagen, Louis XV, und die beiden
kleinen Kommoden von dem deutschen, nach
Paris eingewanderten Meister F. Rübestück,
deren eine die Signatur trägt.
Diesem Material an Möbeln passen sich
das Kunstgewerbe und die übrigen Ein-
richtungsgegenstände stilistisch an. Wir fin-
den Bronzen und Uhren, Emails, Vitrinen-
objekte, Porzellane, darunter gute Meißener
Gruppen, vor allem jedoch eine kleine, aber

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