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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 4.1930

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Nr. 39 (28. September)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44979#0008
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WELTKUNST

Jahrg. IV. Nr. 39 vom 28. September 1930

Hundert Jahre Staatliche Museen Berlins

Jahrtausenden zum Opfer gefallen sind, dür-
fen wir uns auf literarische und bildliche
Darstellungen aus dem Altertum berufen.
Im Ischfartorsaale wird man überrascht
von einer fremdartigen Architektur, welche
die vierte Seite des Raumes einnimmt: die
Hoffassade eines parfhischen Liwans aus
Assur, die speziell Dr. W. Th. Hinrichs
bearbeitet hat. Sie ist um 200 n. Chr. ent-
standen und damit ist sie eine Zeitgenossin
des Markitores von Milet, das wir durch-
schreiten, wenn wir den Saal durch das
Ischtarior verlassen. Wer den umgekehrten

Weg geht, wird von der Notwendigkeit dieser
Anordnung überzeugt sein. Er sieht die Aus-
wirkung hellenistischer Kunst im Okzident
und im Orient gleichsam mit einem Blick.
Es bleibt noch übrig, der beiden assyrischen
Stelenreihen aus Assur zu gedenken, die
im Durchgang von der Prozessionssfraße
zum Ischtarior Aufstellung gefunden haben;

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„WELTKUNST“

die eine derselben besteht aus Denksteinen
von Königen zwischen 1200 und 630 v. Chr.,
die andere aus solchen hoher Beamter. Sie
waren einst chronologisch geordnet und
dienten gewissermaßen als Jahreskalender,
da nach diesen Männern die Jahre benannt
waren.

Von Dr. Kurt
Am 1. Oktober feiern die Staatlichen
Museen Berlins ihr hundertjähriges Bestehen
und zugleich die Eröffnung der Museums-
neubauten auf der Museumsinsel. Ehe wir
uns diesen Neubauten zuwenden, dürfte ein
historischer Rückblick auf die Geschichte
dieser berühmten preußischen Museen will-
kommen sein. Ich will deshalb ganz kurz die
Geschichte dieser Mu-
seen mit ihren wichtig-
sten Daten geben, da-
mit man den Hintergrund
und Umkreis der Neu-
bauten besser versteht.
Die Königlichen Mu-
seen Berlins haben sich
aus den Kunstsamm-
lungen der Hohenzol-
lern, also aus der alten
„Kunstkammer“ des
Berliner Stadtschlosses
und aus den Kunst-
schüßen der königlichen
Schlösser, herausge-
bildet. Der kunst-
sinnige Bibliothekar und
Custos Friedrich Wil-
helms II., der frühere
Prediger Jean Henry,
war der Vertreter des
Planes, alle Sammlun-
gen in und mit der alten
Kunstkammer des Ber-
liner Schlosses zu ver-
einigen (1798) und ein
einziges Museum zu
schaffen. Diesen Plan
vertrat auch der Mi-
nister von Heiniij immer
wieder (1800), Henry
trug ihn wieder in einer
Denkschrift vor (1805),
Kammerherr v.Zschokke
und der Kunsthistoriker
v. Mechel erneuten ihn
in Immediatvorstellun-
gen (1808, 1810), und
die Kabinettsordre
Friedrich Wilhelms II.
vom 29. März 1810 an
Staatsminister Graf zu
Dohna erhob ihn zum
Beschluß. Erst sollten
nach Humboldts Rat
die Universität, dann
die Kavallerieställe im
Akademiegebäude(Un-
ter den Linden), die
auch 1816—18 umge-
baut wurden, Museum
werden. Aber Schinkel,
der schon 1800 einen
Museumsenfwurf ge-
macht hatte, sah seine
Stunde gekommen,
legte am 8. Januar 1823
seinen Plan für einen
Neubau am Lustgarten
vor und hatte am
24. April gesiegt. Kurz-
um, nach Hin und Her
der Kommissionspar-
teien und Fachleute, nach
Studienreisen und viel
Arbeit konnte Schinkel
am 3. August 1830 sein
Neues Museum — das
später „Altes Museum“

Karl Eberlein
genannt wurde — festlich erörmet sehen. Das
erste allgemeine Königliche Museum war da-
mit geschaffen und so bald überfüllt, daß die
ethnologischen, prä-
historischen, ägypti-
schen Sammlungen, die
Gipse, das Kupferstich-
kabinett, die Kunst-
kammer keinen Plaß
hatten.
Für sie baute Fried-
rich Wilhelm IV., der
die ganze Museums-
insel „zu einer Frei-
stätte für Kunst und
Wissenschaft umzu-
schaffen" beschlossen
hatte (1841), den An-
nexbau des „Neuen
Museums", das 1843
begonnen, 1847 fertig-
gestellt, 1859 vollendet,
1866 mit dem leßten
Kaulbachfresko ge-
schmückt wurde. Dies
war das zweite König-
liche Museum, das dem
Gesamtplan zur Be-
bauung der Museums-
insel eingeordnetwurde.
Die längst geforderte
deutsche „National-
galerie“ zeitgenössi-
scher Kunst wurde
durch die Stiftung des
Konsul Wagener ge-
gründet und als „Wage-
nersche und National-
galerie“ 1861 in der
Kunstakademie eröffnet.
Ihr Neubau wurde, nach
dem Entwurf Friedrich
Wilhelms IV. als Kunst-
tempel mit Forumanlage
von Stüler und Strack
geschaffen, 1866 be-
gonnen, 1875 vollendet, neben dem Neuen
Museum der Museumsinsel eingegliedert.
Nun aber begann die Dezentralisation.
Das als Schul- und Lehrmuseum gedachte
„Deutsche Gewerbemuseum“, später Kunst-
gewerbemuseum genannt, wurde in der Prinz-
Albrecht-Straße erbaut (1875—81) und daneben
dann auch das 1875 beschlossene „Museum für
Völkerkunde“ (1879—86). Auch fand Schinkels

Gemäldegalerie durch Umbau (1878 — 84) eine
zweckmäßigere Gestaltung und Ordnung. Die
Sammellust der Gründerjahre bedingte eine
wachsende Raumnot, so daß immer wieder
Pläne und Gutachten für Neubauten entstan-
den, die, von Wilhelm Bode aufgenommen,
1898 zu den Neubauten auf der Museums-
insel trieben. Das längst geplante, schon von
(Fortseßung auf Seite 10)

Soeben erscheint:
Der
Entdecker von Pergamon
Carl Humann
Ein Lebensbild
Herausgegeben von
THEODOR WIEGAND
8°, 167 Seiten. Mit einer Tafel in Lichtdruck u. 27 Ab-
bildungen auf Tafeln und im Text. Kartoniert 4 Mark,
gebunden in Ganzleinen 5.80 Mark
Die zur Eröffnung des Pergamon-Museums erscheinende
Schrift enthält die dramatisch bewegten Berichte Hu-
manns über die erste Auffindung und allmähliche Auf-
deckung der berühmten Reliefs des Zeustempels und
andere Beiträge. Carl Schuchhardts anschauliche und
humorvolle Schilderung, wie es bei den Ausgrabungs-
arbeiten auf der Burg zu Pergamon zuging.
G. GROTE-VERLAG-BERLIN

Löwenprozession. Babylon, VI. Jahrh. v. Chr. (Detail)
Vorderasiatisches Museum, Berlin



Ischtartor. Babylon, VI. Jahrhundert v. Chr.
Vorderasiatisches Museum, Berlin


Tizian, Bildnis des Gabriele Tadino. 1538
Sammlung Baron Heyl, Darmstadt
Versteigerung bei Hugo Helbing, München, am 28.—30. Oktober 1930
Titien, Portrait de Gabriele Tadino. 1538
Collection Baron Heyl, Darmstadt
Vente par Hugo Helbing, Munich, les 28—30 Octobre 1930
Tizian, Portrait of Gabriele Tadino. 1538
Inl™' Baron Heyl collection, Darmstadt
To be Sold by auction by Hugo Helbing, Munich, onthe 28th—3oth of October 1930


Schrotblatt 15, Jahrh.

KUNSTAUKTION XLIV 7./8. NOVEMBER 1930
Eine berühmte Sammlung von
EINBLATTHOLZSCHNITTEN
des 15. Jahrhunderts. Darunter 42 Unica.
SAMMLUNG FREIHERR VON G....
KOSTBARE
KUPFERSTICHE ALTER MEISTER
dabei ein fast vollständiges Werk von
LUCAS VAN LEYDEN
und seltene Blätter von
DÜRER-REMBRANDT- SCHONGAUER- MECKENEM u. a.
Katalog mit 107 Abbildungen RM 5.—
HOLLSTEIN & PUPPEL-BERLIN W15
Tel : J 1 Bismarck 1105 KURFURSTENDAMM 220 Tel.-Adr.: Altgraphik


Schongauer B. 25

GALERIE FLEISCHMANN

GEGRÜNDET 1806

GEMÄLDE ALTER UND MODERNER MEISTER
MÜNCHEN • MAXI Ml LIAN STRASSE1

GEGRÜNDET 1806
 
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