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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 4.1930

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Nr. 39 (28. September)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44979#0021
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Jahrg. IV, Nr. 39 vom 28. September 1930

WELTKUNST

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Büchern . . . usw., die bereits in Privatbesife
waren, richtig ist. Wenn Privatbesife hier als
Gegensafe zu öffentlichem Besife, also etwa
Bibliotheksbesife gemeint ist, ist die Definition
falsch, wenn damit lediglich ein bürgerliches
Eigentumsrecht gemeint ist, ist der Zusatz
„Privatbesife“ überflüssig. Unverständlich ist
vor allem der zweite Teil der Definition, wo
von abgenufeten Exemplaren die Rede ist, die
beim Verleger vergriffen, deren Ladenpreise
aufgehoben sind oder als aufgehoben gelten,
Und von abgeschlossenen Zeitschriftenbänden.
Für diese Art der Einteilung ist keinerlei Ein-
teilungsprinzip erkenntlich. Vor allem ge-

hören in den Gewerbebetrieb des Antiquars
auch Bilder, Gemälde, Plastiken, Münzen, z. B.
wenn sie sich auf bestimmte Persönlichkeiten
beziehen, deren Werke Gegenstand des Anti-
quariatshandels sind, oder die durch ihre Per-
sönlichkeit interessant sind. Es wäre daher
sehr gefährlich, die vorgeschlagene Definition,
die durchaus zu Mifedeutungen Anlaß gibt, an-
zunehmen.
Unter Punkt b ist von dem Ankauf des An-
tiquars, von der Vergütung für Schäfeungen,

fälligen Untergang, d. h. für höhere Gewalt
haften und selbst der geschädigte Bibliophile
wird ihm dieses Maß der Haftung nicht zu-
muten. Dagegen fehlt im Entwurf ein Safe
über eine Versicherungspflicht des Antiquars
gerade für die Fälle höherer Gewalt.
Bei den Usance-Bestimmungen über den
Verkauf sind besonders die Zustandsangaben
wichtig. Sonderbarerweise sagt der vorlie-
gende Entwurf „bei Maroquin-Bänden ist
echtes Ziegenleder verwendet“. Es ist aber
durchaus nicht jedes echte Ziegenleder Maro-
quin-Leder, und kein Bibliophile würde sich
einen Ziegenleder-Einband als Maroquin-
Einband aufhängen las-
sen, wenn das Leder
eben nicht als Maro-
quinleder spezifisch ver-
arbeitet ist, das allein
als Maroquinleder gilt,
wobei gerade im Usan-
cen-Codex nähere sach-
verständige Angaben
über die Präparation
des Maroquinleders und
besonders seine Nar-
bung vorhanden sein
müßten.
Höchst befremdlich
ist besonders in die-
sem Kapitel der Safe:
„ist ein Einband als alt
(reliure ancienne) be-
zeichnet, muß er wenig-
stens 80 Jahre alt sein.“
Woran der Verfasser
des Entwurfes hier ge-
dacht hat, ist nicht recht
ersichtlich, seine Be-
griffsbestimmung ist
jedenfalls unverständ-
lich und unbrauchbar.
Das Wichtige ist, ob
ein Einband gleich-
zeitig ist und auch
hier ist die Bestimmung
durchaus bedenklich,
daß ein Einband „gleich-
zeitig" oder „als Origi-
nal-Einband"bezeichnet
werden darf, wenn er
höchstens zehn Jahre
nach dem Druck des
Buches angefertigt ist.
Man braucht nur auf
moderne Einbände, mo-
derne Pressen-Drucke
und Erstausgaben (Ge-
orge, Rilke usw.) zu
verweisen, um diese
Festlegung als irrig ab-
zulehnen.
Wichtig ist bei Versteigerungen das im
Entwurf genannte Erfordernis, Rückgänge als
solche zu bezeichnen. Ebenso ist es auch
wichtig, daß, wenn Sammlungen mit Prove-
nienzangabe zur Versteigerung kommen, ein-
geschobene Stücke aus anderem Besife als
solche kenntlich gemacht werden sollen.
Die hier hervorgehobenen Punkte sind nur
fast willkürlich herausgegriffene Einzel-
momente, die sich dem Bibliophilen beim
ersten Lesen des Entwurfes aufdrängen. Der


Israhel van Meckenem, Arzt und Apotheker, Kupferstich 1480
Kat. Nr. 496
Versteigerung bei Hollstein & Puppet, Berlin, am 7. u. 8. November 1930
Israhel von Meckenem, Mcdecin et pharmacien. Gravüre, 1480
No 496 du Cat.
Vente par Hollstein & Puppet, Berlin, les 7 et 8 Novembre 1930
Israhel van Meckenem, Doctor and Apothecary. Engraving 1480
No 496 of the Catalogue
To be sold by auction by Hollstein &■ Puppel, Berlin, an the yth and Sth of November 1930


Rembrandt, Die drei Kreuze
Radierung —• Dubletten der Eremitage und anderer staatlicher Sammlungen der
„ Sowjetunion
Versteigerung bei C. G. Boerner, Leipzig, am n., 12., 13. November 1930
Rembrandt, Les trois croix
Eau forte — Doubles de l Eremitage et d autres musdes publiques de l'Union des Sowjets
Vente chez C. G. Boerner, Leipzig, les 11, I2, 13 Novembre 1930
Rembrandt, The three crosses
Etching —• Duplicates of the Eremitage and of other state museums of the Sowjets
To be sold by auction by C. G. Boerner, Leipzig, on the 11 th, 12 th, 13 th of November 1930

von gemeinschaftlichen Käufen und Kommis-
sionsgeschäften die Rede. Aber gerade hier
fehlen usancenmäßige Bestimmungen. Der
Safe, daß am besten schriftliche Vereinba-
rungen getroffen werden sollen, gehört nicht
in den Usancen-Codex. Vielmehr müßte hier
stehen: „falls anderweitige Vereinbarungen
nicht getroffen sind, hat der Antiquar An-
spruch auf so und soviel Prozente Gebühren“.
Sehr fraglich ist es auch, ob der Antiquar ge-
wohnheitsmäßig „für alle Schäden“ an dem
Objekte während der Zeit der Verwahrung
haftet, wenn er Bücher in Kommission hat. In
diesem Fall würde der Antiquar auch für zu-

echte Bibliophile sieht im Händler keineswegs
einen Feind, der ihn ausnüfeen und ihm etwas
aufhängen will, sondern vielmehr einen ver-
ständnisvollen Freund, mit dessen Hilfe es
ihm überhaupt erst möglich wird, zu sammeln,
Irrtümer zu vermeiden und nicht zulefef seine
Kenntnisse zu vertiefen und zu erweitern.
Gerade deshalb liegt dem Bibliophilen an
einem reibungslosen Geschäftsverkehr mit
seinem Antiquar. Je mehr und je deutlicher
Möglichkeiten eines Streites durch genaueste
Festlegung im Usancen-Codex vermieden
sind, um so besser wird es für beide Teile
sein. A. B.


C. G. BOERNER
LEIPZIG C.i., Universitätsstraße 26

VERSTEIGERT
am 11., 12. und i3. NOVEMBER 1980
eine weitere Partie
DUBLETTEN
der graphischen Sammlung der
EREMITAGE
zu Leningrad u. a. staatlicher Sammlungen der Sowjet-Union
ferner Beiträge aus in- und ausländischem Privatbesitz

GRAPHIK ALTER MEISTER
des 15., 16. und 17. Jahrhunderts
MEISTER E. S., SCHONGAUER, MEISTER MIT DEN
BANDROLLEN, MEISTER Lcz, DÜRER, LUCAS VAN
LEYDEN, DIRK VELLERT, HIRSCHVOGEL, LAU-
TENSACK, DEUTSCHE KLEINMEISTER, HOLLAR,
ANONYMERFLORENTINISCHER MEISTER UM1450,
MANTEGNA, GIULIO CAMPAGNOLA, MONTAGNA,
MEISTER MIT DER MAUSEFALLE, MEISTER DER
ENTHAUPTUNG JOHANNES’, DUVET,
REMBRANDT, VAN DYCK, OSTADE
FARBIGE STÄDTEANSICHTEN

ALTE HANDZEICHNUNGEN

Preis des Katalogs 167: 5 RM Telegr.-Adr.: Boernerkunst, Leipzig
 
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